Nachdem ich die letzten zwei Tage mit dem iPad rumgespielt habe, möchte ich hier kurz von meinen Erfahrungen berichten.
Die Haptik: Das iPad fühlt sich sehr hochwertig an und die Verarbeitung ist, bis auf in meinem Fall zwei kleine Kratzer im Alu, perfekt! Das mit den Kratzern ist ein typisches Apple Proble, mein MacBook Pro und MacBook Air hatten auch welche. Zum Glück nicht weiter schlimm, ich frage mich bloß jedes Mal was die mit den Teilen anstellen. :confused:
Ich habe vor dem Kauf zwar oft gelesen, dass es erstaunlich schwer ist, dachte aber, dass mich das nicht stören würde. Dem ist leider nicht so womit ich auch gleich zum ersten großen Kritikpunkt komme: Um es mit einer Hand zu bedienen ist es einfach zu schwer und für zwei Hände zu groß. Ideal wären wohl 7" gewesen, dann hätte man es bequem in beiden Händen halten und mit den Daumen bedienen können. So muss man ständig umgreifen was auf die Dauer anstrengend wird.
Wenn man es quer hält, wird die Tastatur breiter, so dass man die Tasten besser trifft. Zehn-Finger-Schreiber werden wohl nicht auf ihre Kosten kommen, ich denke aber, dass man nach einer kurzen Eingewöhnungszeit damit trotzdem halbwegs zurechtkommen wird. So schnell wie auf einer richtigen Tastatur wird man aber nie werden, aber für kurze Emails oder Facebook Nachrichten wird es sicher reichen.
Ein weiteres Problem ist, dass man das Gerät nicht gescheit ablegen kann. Wenn man es vor sich auf dem Tisch legt, guckt man von schräg unten drauf und man verschiebt es beim Bedienen. Man muss also vornen etwas (z.B. ein Buch) unterlegen, dann kann man recht komfortabel damit arbeiten. Noch angenehmer lässt sich aber damit arbeiten, wenn man auf dem Sofa sitz und das iPad auf dem Schoß hat. Auf dem Rücken liegend, hat man aber wieder das Problem, dass es für eine Hand zu schwer und für zwei zu groß ist. Es ist also nicht einfach eine Position zu finden, in der sich das iPad wirklich gut bedienen lässt.
Ein weiterer wirklich sehr großer Nachteil ist das extrem stark spiegelnde Display. Ich habe selbst ein iPhone und MacBook Pro aber da stört mich das spiegelnde Disply nur sehr selten. Beim iPad muss man aber das Display immer auf volle Helligkeit stellen und einen hellen Hintergrund wählen um überhaupt noch was erkennen zu können! Im Freien habe ich es zwar noch nicht benutzt, aber ich denke da wird es noch deutlich schlimmer sein.
Von den Farben, dem Kontrast und der Blickwinkelabhängigkeit ist es aber eines der besten Displays die ich je gesehen habe! Ich hoffe stark, dass in der nächsten Zeit eine bezahlbare Folie auf den Markt kommt die das Display entspiegelt, so lässt sich nämlich kaum damit arbeiten.
Außerdem habe ich durch das sehr stark spiegelnde Display irgendwie immer das Gefühl, ich würde einen digitalen Bilderrahmen in der Hand halten. Ist nicht schlimm bloß ein komisches Gefühl was sich mit der Zeit aber sicher legen wird.
Nachdem ich jetzt die meiner Meinung nach größten Nachteile genannt habe komme ich zu den Vorteilen: Der Akku hält echt ewig, ich habe heute morgen ca. eine Stunde damit gesurft und er zeigt immer noch 96% an. Das geht dann zwar bald recht schnell runter (besonders präzise ist die Anzeige nicht), aber nachdem ich gestern den ganzen Tag (6-7 Stunden) damit rumgespielt habe, war der Akku am Abend noch bei 60%. Würde also sagen, dass er mindestens doppelt so lange hält wie der von meinem iPhone 3GS (wobei das auch schon 9 Monate alt ist).
An meinem ca. 1 Jahr alten Rechner lässt sich das iPad übrigens nicht aufladen, dafür aber an meinem MacMini von 2007.
Zur Software: Nachdem ich das Gerät mit meinen alten iPhone Apps gesynct hatte, wurde ich erstmal von der Tatsache überrascht, dass die Apps auf dem iPad nicht starten. Das liegt nicht etwa daran, dass sie auf dem iPad nicht laufen würden, nein, Apple hat einfach unterbunden, dass Apps, die im deutschen App Store gekauft wurden, auf dem iPad starten. Ich gehe zwar davon aus, dass sich das mit dem iPad Start in Deutschland ändern wird, es hinterässt aber einen unangenehmen Beigeschmack.
Ich hatte zwar noch einen US Account, da war aber kein Guthaben drauf, so dass ich erstmal nur ein paar kostenlose Apps installiert habe. Leider ist das Angebot an Apps für's iPad bei weitem noch nicht so groß wie für's iPhone und viele Apps sind auch deutlich teurer.
Auch etwas Schade finde ich, dass viele Apps die für das iPhone schon mitgeliefert werden beim iPad fehlen wie Wetter, Aktien, Taschenrechner, Uhr und Voice Memos, so dass man sich Apps von Drittherstellern suchen muss.
Das Betriebssystem an sich reagiert sehr zügig und viele Sachen, die auf einem normalen Rechner fast schon langweilig geworden sind, machen auf dem iPad plötzlich wieder so richtig Spaß wie surfen, Bilder angucken, Google Maps und StreewView usw. Es ist durch das Bedienen mit den Fingern einfach ein ganz anderes Gefühl und z.B. Fotos wirken durch das extrem gute Display nochmal ganz anders. Von der Blickwinkelabhängigkeit war ich positiv überrascht, man kann auch mal zu dritt, vier oder fünft auf dem iPad Bilder angucken und alle sehen noch was.
Gewöhnungsbedürftig ist, dass die Löschen-Taste beim iPad oben und beim iPhone unten ist so dass man sich (wenn man ein iPhone hat) am Anfang noch oft vertippt. Außedem sucht man oft nach Tasten, da die Tastatur sich je nach Eingabefeld ändert, wie übrigens auch die Icons auf dem Homescreen. Im Hochformat ist z.B. die Video App am Anfang der zweiten Reihe, im Querformat ist sie am Ende der ersten Reihe, so dass man die Apps oft erst "suchen" muss.
Fazit: Das spiegelnde Display macht das Arbeit fast unmöglich, das Gerät ist zu groß um es komfortabel mit zwei Händen zu bedienen und zu schwer für eine Hand. Die Displayqualität an sich, die Blickwinkelabhängigkeit und die Akkulaufzeit und das Betriebssystem sind dafür ein Traum, so dass es bei mir gemischte Gefühle hinterlassen hat. Ich hoffe mal, dass es bald eine entspiegelnde Folie gibt und ich eine Lösung für das wie-halte-ich-das-iPad-richtig Problem gefunden habe, denn dann spricht meiner Meinung nach nichts mehr dagegen.
Ich kann aber jedem nur dazu raten es mal in die Hand zu nehmen und damit rumzuspielen. Es ist schon ersaunlich wie viel Spaß es im Grund macht!!
Bilder gibt es hier: klick mich
(Ich habe die Bilder extra so aufgenommen, dass man die Spiegelungen und die Blickwinkelabhängigkeit möglichst gut erkennen kann)