Da ich seit etlichen Jahren haeufig GPS-Geraete nutze, vor allem im Outdoorbereich, habe ich in den letzten Tagen ausgiebig mit dem GPS in meinem 5320 experimentiert. Dabei ging es mir darum, eine einigermassen realistische Einschaetzung der Leistungsfaehigkeit des integrierten GPS zu bekommen, um eventuell mal mein Outdoornavi zu Hause lassen zu koennen.
Bei der ersten Versuchsreihe hatte ich das A-GPS bei meinem 5230 ausgeschaltet hatte. Das Vergleichgeraet war ein Garmin Oregon 200, ein modernes, kartenfaehiges Outdoorgeraet mit dem Cartesio-Chip. Beide Geraete hatten 24 Stunden vor den Versuchen 45 Minuten Zeit unter freiem Himmel, den aktuellen Almanach herunterzuladen. Die Vergleiche fanden dann unter unterschiedlichen Empfangsbedingungen (unter freiem Himmel, in der Stadt in "Strassenschluchten", im Haus) statt, wobei die Geraete direkt nebeneinander lagen, um moeglichst aehnliche Bedingungen zu garantieren.
Dabei zeigte sich, dass das Nokia nicht nur deutlich laenger als das Garmin brauchte, um einen Fix zu bekommen, sondern auch offenbar deutlich weniger empfindlich ist. Ein Beispiel (unter schlechten Empfangsbedingungen):
Garmin Oregon:
30 Sek.: erster Fix, 5 Satelliten stabil empfangen
2 Min.: 8 Satelliten werden stabil empfangen
Nokia 5230:
30 Sek.: Noch kein Fix, das Geraet "sieht" 4 Satelliten, laedt offenbar noch die Ephemeridendaten herunter
2 Min.: erster Fix, 3 Satelliten werden stabil empfangen
5 Min.: 4 Satelliten werden stabil empfangen, 1 Satellit "schwankt", d.h. der Empfang reisst ab und an ab
Insgesamt habe ich mehr als ein Dutzend derartiger Versuche gemacht, an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Empfangsbedingungen. Die Ergebnisse waren in allen Faellen vergleichbar. Bei freier Sicht auf den Himmel empfingen beide Geraete natuerlich mehr Satelliten, aber auch hier war das Garmin schneller und empfing mehr Satelliten (z.B. 11 gegenueber 8 beim Nokia, wobei das Nokia speziell mit Satelliten am Horizont mehr Schwierigkeiten hatte).
Generell war die Positionsbestimmung beim Garmin (an einem Punkt mit bekannten Koordinaten) genauer als beim Nokia, wobei die Genauigkeit des Nokia staerker schwankte als beim Garmin, in aller Regel aber fuer normale Zwecke absolut hinreichend war. Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Geraeten war, dass das Garmin deutlich unempfindlicher gegenueber Lageveraenderungen war als das Nokia. Wenn man das Nokia bewegt, dabei mit der Hand in die Naehe der Antenne kommt oder die Antenne mit dem Koerper abschirmt, reisst der Empfang kurzfristig ab, waehrend beim Garmin der Empfang nicht abreisst.
Bei eingeschaltetem A-GPS ist das Nokia etwas schneller als ohne, aber immer noch langsamer als das Garmin. An den schlechteren Empfangseigenschaften aendert sich nichts, was allerdings auch nicht verwundern sollte.
Mein persoenliches Fazit ist, dass das integrierte GPS beim 5230 insgesamt gut brauchbar ist, wenn man sich seiner Schwaechen bewusst ist. Bei kritischen Anwendungen wuerde ich immer ein ordentliches 'Outdoorgeraet vorziehen, zumal ein Outdoorgeraet deutlich robuster (wasserdicht!) ist und mit einem Satz AA-Akkus deutlich laengere Laufzeiten hat, das Oregon z.B. laeuft mit einem Satz Eneloops 10 Stunden, bevor ein Akkuwechsel noetig ist. Eine Alternative fuer kritische Anwendungen ist eine gute GPS-Maus, die aehnlich gute Empfangseigenschaften wie ein Outdoor-Navi haben sollte. Aber als "Immer-dabei-GPS" ist das Nokia zweifellos geeignet.
Ich werde in Deutschland A-GPS mitlaufen lassen, um einen schnelleren Fix zu bekommen, ausserdem werde ich dem Geraet regelmaessig Zeit unter freiem Himmel geben, einen frischen Almanach herunterzuladen (mindestens 20 Minuten, besser noch etwas laenger). Im Ausland werde ich das A-GPS abschalten und penibel darauf achten, dass das Geraet einen stabilen Fix hat, bevor ich loslaufe (oder fahre).