Polens Präsident kommt bei Flugzeugunglück ums Leben

  • selbst in den Tagesthemen gestern wurde damit spekuliert das evtl. eine Anweisung an den Piloten gegangen ist doch zu landen.


    Was mich nur sehr erschrocken hat, ist das dies anscheinend in Polen überhaupt kein Problem wäre. Sie wären sogar "stolz" das Ihr Präsident sein Leben für die Gedenkfeier in Katyn riskiert hat. Wenn das wirklich positiv für die öffentliche Meinung in Polen wäre, dann finde ich das sehr bedenklich. Immerhin wurde nicht nur das eigene Leben (des "Befehlsgebers") sondern weitere 95 Leben riskiert und verloren.



    Grüße

  • Es sieht wohl am Ehesten nach einem Problem aus der Sparte "Human factors" aus. Wenn dieses Flugzeug pro Jahr gerade mal 250 Stunden geflogen ist und es 2 Maschinen gab, wird der einzelne Pilot bei geschätzten 3 Besatzungen pro Flieger auf magere 100 Flugstunden kommen. "Reicher Erfahrungsschatz" auf dem Flieger sieht anders aus.


    Nebenbei dürfte es eine besondere Auszeichnung gewesen sein zur Besatzung der Präsidentenmaschine zu gehören, also will auch niemand seine Position gefährden und ist dann eher bereit, sich nicht gegen Entscheidungen/Willen der Staatsführung an Bord zu stellen, vor allem weil in diesem Fall die Elite des Landes zu einem symbolträchtigen Ziel unterwegs war. Sich 2008 gegen eine Landung in Georgien zu entscheiden dürfte noch einfacher gewesen sein als 2010 die Regierungsspitze und oberste Vertreter der Gesellschaft von einer Teilnahme an Feierlichkeiten in Katyn abzuhalten.


    Obendrein hat die Tupolew ein komplexes 4-Mann-Cockpit. Wenn auf diese Leute Druck ausgeübt wird oder allein nur die Situation an sich schon Erfolgsdruck und Tunnelblick produziert, einer im Cockpit wankelmütig wird, z. B. der Navigator unklare Ansagen macht, steht das Problem im Raum. In westlichen Ländern hat man deswegen seit Jahren CRM und CCC etabliert, aber ob das in Polen und dazu beim Militär umgesetzt wird glaube ich eher nicht. Da wird eher eine militärisch-hierarchische Führungsstruktur gelten.


    Dabei stellt sich dann allerdings wiederum die Frage, wer denn tatsächlich die Befehlsgewalt an Bord hatte. Normalerweise trägt die nämlich der Kapitän sobald die Türen der Maschine geschlossen wurden, sogar wenn der Flieger noch am Boden ist - und dieses war ein Passagierflug in Friedenszeiten. Ob es dem polnischen Präsidenten hier zustand einen Befehl an einen ihm unterstellten Offizier zu geben und dieser den auch umsetzen muss...? Wobei das vor Ort sicher nicht ausdiskutiert werden konnte, der Erfolgsdruck an sich wird hoch gewesen sein und wenn er vom Präsidenten oder dem Luftwaffen-Chef gar noch verbal unterstrichen wurde, wird die Crew sich dagegen kaum immun gehalten haben.


    Man stellt sich eher vor nach dem Flug wegen Befehlsverweigerung Ärger zu bekommen als brennend in die Baumwipfel zu krachen, das "Mir ist nicht wohl dabei, aber es wird wohl gut gehen"-Gefühl war offenbar stärker als die Durchsetzungskraft.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Das wird immer mehr eine politische und ebenso eine mediale Angelegenheit, nach den ersten Tagen der Trauer werden wir immer mehr Spekulationen und Statements hören.

  • Re: Re: Polens Präsident kommt bei Flugzeugunglück ums Leben


    Zitat

    Original geschrieben von Anja Terchova
    Ein tragischer Verlust fuer ihre Nation und die Welt waren Jitzchak Rabin und Zoran Đinđić


    Schlimm ist so ein Flugzeugabsturz mit Toten fuer die Angehoerigen natuerlich immer


    Entschuldige mal bitte, aber was haben diese zwei Persönlichkeiten mit Polen zu tun?????


    Zitat

    Original geschrieben von aikhoch
    [...]
    Was mich nur sehr erschrocken hat, ist das dies anscheinend in Polen überhaupt kein Problem wäre. Sie wären sogar "stolz" das Ihr Präsident sein Leben für die Gedenkfeier in Katyn riskiert hat. Wenn das wirklich positiv für die öffentliche Meinung in Polen wäre, dann finde ich das sehr bedenklich. Immerhin wurde nicht nur das eigene Leben (des "Befehlsgebers") sondern weitere 95 Leben riskiert und verloren.
    [...]

    Mag zwar übertrieben sein, aber man muss hiebei sehr darauf achten, um was es geht. Katyn hat einen besonders hohen Stellenwert in Polen - vor allem deshalb, weil man sich damit allen gelassen fühlte und Unterstützung eher bescheiden war. Erst drei Tage zuvor hat sich Putin zu einem Kniefall bewegen lassen und auch nur "so viel wie nötig". Der richtige Weg ist zwar eingeschlagen, aber diese Wunde sitzt Tief. Das sich gerade der polnsiche Präsident nicht verspäten durfte lag irgendwie auf der Hand, aber man sollte auch vernünftig handeln...aber wie Printus schrieb: "Man stellt sich eher vor nach dem Flug wegen Befehlsverweigerung Ärger zu bekommen als brennend in die Baumwipfel zu krachen, das "Mir ist nicht wohl dabei, aber es wird wohl gut gehen"-Gefühl war offenbar stärker als die Durchsetzungskraft.".

    # ...

  • Re: Re: Re: Polens Präsident kommt bei Flugzeugunglück ums Leben


    Zitat

    Original geschrieben von cellphones
    Entschuldige mal bitte, aber was haben diese zwei Persönlichkeiten mit Polen zu tun?????

    Das waren Personen die fuer ihr Land und die ganze Welt ein Verlust waren. Fuer Polen koennte man Lech Wałęsa und Aleksander Kwaśniewski dazu zaehlen, aber leben ja ja Gott sei Dank noch.


    Lech Kaczyński faellt eher in die Kategorie Jörg Haider

  • Für Ihr Land sicherlich, für die Welt möglicherweise. Den serbischen Politker kenn ich nciht, also alss ich den außen vor. Ändert nichts an der Sache, dass die zwei mit dem Unfall nichts zu tun haben, also "unwichtig" sind - sonst könnte man die Liste schön mit anderen erweitern.


    Zitat

    Lech Kaczyński faellt eher in die Kategorie Jörg Haider

    Die Aussage ist deutlich übertrieben. Wenn man sich die polnische Geschichte anschaut, dann kann ich dazu nur den Spiegel zittieren

    Zitat

    Selbstzufrieden hatten sich die Deutschen eingerichtet mit dem kleinen, vermeintlich schwachen Nachbarn, hatten sich zu Polens Fürsprecher beim EU-Beitritt gemacht und geglaubt, damit sei ausreichende Buße getan für die Verbrechen der Nazis. Doch plötzlich sahen sie sich einer polnischen Regierung - Jaroslaw war mittlerweile Premier - gegenüber, die sich nicht mit Sonntagsreden und "Versöhnungskitsch" (so der einstige Botschafter Janusz Reiter) abspeisen ließ.


    "Im Westen haben einige wohl gedacht, Polen habe keine eigenen Interessen mehr, sondern würde sich einfach der Meinung anderer anschließen. So ist es auf keinen Fall", donnerte Lech Kaczynski damals im SPIEGEL-Gespräch.


    Artikel: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,688250,00.html


    Wird zwar nicht jedem passen, ist aber so und deshalb passt Deine Aussage überhaupt nicht hierher rein...

    # ...

  • Wenn es dich beruhigt, auch Nicolas Sarkozy, Gordon Brown, Horst Köhler, Angela Merkel wären für das Land kein Verlust, weil das was sie machen und gemacht haben auch jemand anders machen koennte


    Leute die fuer ihr Land, Europa und die Welt wirklich unersetzlich und ein grosser Verlust sind, die sind viel seltener

  • Wenn es Dich beruhigt - auch diese Leute würde ich für einen Verlust halten, da sie immer noch amtierende Politiker sind ;)


    Zitat

    Leute die fuer ihr Land, Europa und die Welt wirklich unersetzlich und ein grosser Verlust sind, die sind viel seltener

    Das stimmt schon in gewisser Weise, aber für das betroffene Land stellt es meistens einen Verlust dar. EU bzw. "Welt" sieht die Sache sicherlich anders aus ;)

    # ...

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