Besetzte Unis in Deutschland und Österreich

  • Hamburg ist jetzt seit letzter Woche Mittwoch besetzt. Die Beteiligung schwankt doch sehr, eine Nacht schliefen weit über 100 Kommilitonen im Gebäude (besetzt ist das gesamte Audimax), teilweise sind tagsüber mehrere hundert dort, mitunter aber auch nur 30-40.


    Dass BWL, Jura und Naturwissenschaften massiv unterrepräsentiert sind, kann ich nur bestätigen. Warum?


    Nun, ich könnte auch einfach dem entgegenstellen, dass viele dort einfach "nutzenoptimiert" denken. Natürlich werden die Proteste den heutigen Studenten nichts bringen. Dafür sind sie viel zu schnell wieder weg von der Uni und dafür dauern politische Prozesse zu lange. Punktum. Gleichwohl ist es, dem stimme ich sofort zu, nicht immer einfach, sich mit allen Forderungen zu identifizieren. Häufig kommt alles und nichts zugleich auf die Liste. Das liegt aber eben auch daran, dass dort bestimmte Gruppen einfach stärker vertreten sind, die mitunter Extrempositionen vertreten.


    Ich halte davon abgesehen Bildungs- und Hochschulpolitik für zu relevant, als dass man sich dort heraushalten könnte. Und das über mein eigenes Studischicksal hinaus. Ich sehe keinen Vorteil darin, mich nicht zu beteiligen. Ich bin mit der jetzigen Situation und der Entwicklung der Hochschulpolitik der letzten Jahre nicht zufrieden und bin nicht bereit, diesen Prozess kommentarlos voranschreiten zu lassen. Anderen Studenten sind da vielleicht pragmatischer, haben (noch?!) weniger Zeit, machen an anderer Stelle etwas - gut. Jedem sein Verständnis von gesellschaftlicher Partizipation.


    PS: Dass die Mehrzahl "über 30" ist - eher nicht. Gefühlt 99 % der Beteiligten in Hamburg sind definitiv in der Regelstudienzeit.

  • Zitat

    Original geschrieben von Przemek
    Uni Erlangen-Nürnberg: Audimax in Erlangen besetzt. EWF (Lehrer) und WiSo (BWL, Sozialwissenschaften) erfahrungsgemäß und wie immer ruhig.


    FH Nürnberg auch besetzt (wurde ja aber schon gesagt)!


    ad89: Uni Erlangen-Nürnberg nicht unterfinanziert?! also an der TechFak sicherlich nicht, dahin (oder zu den Medizinern) fließen ja auch meine Studiengebühren, obwohl sie eigentlich bei mir (WiSo) auch Sinn hätten...



    Sorry, kann nur von der TechFak sprechen.. wie es bei euch drüben ausschaut, kann ich leider nicht einschätzen.. :confused:


    Wobei wir in der TechFak auch schon in den Vorlesungen auf den Treppen sitzen müssen.


    Aber das wird sich glaube ich nicht ändern ;)

    Zitat

    Original geschrieben von cyrus69
    Im Prinzip geht es nicht darum, nur ihm mit Respekt zu begegnen, sondern auch dem Typen mit der großen Nase oder dem Mädchen mit der Glatze.

  • Zitat

    Original geschrieben von oleR
    ...
    Dass BWL, Jura und Naturwissenschaften massiv unterrepräsentiert sind, kann ich nur bestätigen. Warum?
    ...


    Wenn ich das richtig verstanden habe, sind die Juristen in Sachen Bachelor/Master weiterhin außen vor. Jedenfalls sind mir keine Bestrebungen bekannt, anderen als den sog. "Einheitsjuristen" mit 2 Staatsexamen den Zugang zur Rechtsanwaltschaft oder zum Richterdienst zu gewähren.


    Rein theoretisch gibt es zwar auch im juristischen Bereich andere Studiengänge ... praktisch dürfte ihnen jedoch kaum Bedeutung zukommen, solange die Front der Einheitsjuristen zusammensteht.


    Oder ist hier eine Entwicklung an mir vorbeigegangen?


    Frankie

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Der Master sollte in meinen Augen das Regelziel sein. Jedem Bachelor mit halbwegs vernüftigem Abschluss muss m.E. die Möglichkeit zum Erwerb des Master eröffnet werden.


    Wenn ich das richtig verstanden habe war ja gerade das Ziel mit dem Bachelor einen ersten berufsqualifizierenden Abschluß zu erreichen und die Studienzeit zu verkürzen. Von daher wäre es arschlos bzw. läuft auf die Frage hinaus: lernt man im Studium Fachwissen oder, vereinfacht gesagt, strukturiert denken.


    Ob die Entwicklung " Wirtschaftsrecht FH" an Dir vorbeigegangen ist weiß ich nicht, aber die Leute scheinen in Unternehmen recht beliebt zu sein.


    Fakt ist auf jeden Fall, daß man bei der derzeitigen Lage keine Leute mehr mit Mitte 20 als Abbrecher oder Vordiplomer aka Bachelor unter die Leute bringen sollte, denn die werden heftigste Probleme auf dem Arbeitsmarkt haben. Wahrscheinlich wäre die beste Investition erstmal eine vernünftige Studienberatung, dann könnte man schon mal die Ressourcenverschwendung reduzieren.

  • Zitat

    Original geschrieben von StebuEx
    Wenn ich das richtig verstanden habe war ja gerade das Ziel mit dem Bachelor einen ersten berufsqualifizierenden Abschluß zu erreichen und die Studienzeit zu verkürzen.
    ...


    Ich hab ja nicht geschrieben, dass jeder Bachelor seinen Master machen muss, sondern dass jedem die Möglichkeit hierzu eröffnet werden muss (so er denn will). Bei der angeblich zwar nicht existierendenen - aber irgendwie doch vorhandenen - Gruppe derer, die trotz "vollständigen" Studiums mit brauchbarem Abschluss schon keine Anstellung finden, wird sich zeigen, inwieweit der Bachelor sich als Abschluss durchsetzen wird. Das hängt sicher auch von der Qualifikation der Absolventen ab. Und was der Abschluss taugt, wird wohl erst die Zukunft zeigen.


    Zitat

    Original geschrieben von StebuEx
    ... bzw. läuft auf die Frage hinaus: lernt man im Studium Fachwissen oder, vereinfacht gesagt, strukturiert denken.


    Tja ... bei dem von den protestierenden Studenten angeprangerten Schulsystem ist mir nicht klar, wie die Studierenden dabei die bisher im Studium vermittelte - auch wissenschaftliche - Denkweise erlernen sollen ...


    Zitat

    Original geschrieben von StebuEx
    ...
    Ob die Entwicklung " Wirtschaftsrecht FH" an Dir vorbeigegangen ist weiß ich nicht, aber die Leute scheinen in Unternehmen recht beliebt zu sein.
    ...


    Ich hatte ja geschrieben, das ich solche Studiengänge durchaus kenne. Begegnet ist mir von den Absolventen aber noch nie jemand, da ihnen der Zugang zu den klassischen juristischen Bereichen definitiv verwehrt wird. Der Wirtschaftsjurist (FH) soll meinen Infos nach im Wesentlichen eine Art BWL-Studium sein, bei dem man im Bereich BWL einige Teile des BWL Lehrplans gestrichen und durch juristisches Grundwissen ersetzt hat ... also eine Art Halb- bis Dreiviertelwissen in beiden Studiengängen. In den Unternehmen, die ich kenne, sind sie mangels tatsächlichen Einsatzes wohl eher nicht so beliebt. Mir ist auch nicht wirklich klar, wo man sie neben dem/den meist ohnehin vorhandenen Juristen bzw. Betriebswirt(en) einsetzen soll.


    Nun ja, vielleicht gibt es hier im TT ja einen, der bereit ist, sein Arbeitsfeld kurz zu erläutern. Interessieren würde mich das schon. In meinen Augen gehört der alte Zopf des Einheitsjuristen ohnehin abgeschnitten. Denn gerade bei den Juristen sehe ich Modernisierungsbedarf. Doch eben dieser Bereich wird bei jeglicher Reform weitestgehend ausgespart.


    Frankie

  • Zitat

    Original geschrieben von Bino-Man
    Im Grunde hätten die Proteste schon vor einigen Jahren stattfinden müssen, als dieser ganze Blödsinn eingeführt wurde.


    naja, auch vor der Einführung gab es schon aktive Studierendenvertreter. Aber leider war der Tenor der Studierendenschaft häufig derselbe, wie der in diesem Thread. Ich selber war gewählter Vertreter im Fachschaftsrat, Studierendenparlament und ASTA. Inkl. der ganzen zusätzlichen Ämter, die man sich sonst noch aufschwätzen läßt.
    Nach sieben Semestern hatte ich mein Diplom (Regelstudienzeit waren sechs).
    Und diese unsägliche Mär vom Langzeitstudenten, der dies nur aus Faulheit etc. ist. Leider kenne ich keine wirkliche
    Untersuchung dazu, aber 85% der Langzeitstudierenden die ich kennen gelernt habe, waren dies nicht freiwillig. Die haben i.d.R. kein Bafög erhalten, und keine zahlenden Eltern gehabt, so das sie eben "nebenher" sehr viel Buckeln mussten. Oder sie hatten Kinder, oder haben Geschwister etc. versorgt.
    Und der Rest, der hat es halt wirklich verpeilt. Aber was soll's? Ich persönlich gönne jedem ein vernünftiges Studium, in dem er in seinem Tempo für sich und sein leben lernen kann. Aber ich gehörte auch damals schon zu einer aussterbenden Rasse, und ein sehr großer Teil der Studierendenschaft hat mehr Struktur und Vorgaben gefordert, weil er sich ohne Kontrolle und Stundenplan überfordert gefühlt haben :rolleyes: .
    Somit sind die Forderungen doch eingetreten. Denn wir als damaliger ASTA wurden mit unserer gegenteiligen Meinung mit nur ca. 10% der Stimmen der Studierendenschaft bestätigt.


    greetz


    edit: apropo, ich bin ja gerade an der Fernuni Hagen immatrikuliert, aber da merke ich auch nichts von den Protesten ;)

  • Zitat

    Der Master sollte in meinen Augen das Regelziel sein.


    95% der Absolventen kommen mit dem Bachelor für den Rest ihres Berufslebens aus. So war es zumindest vor >10 Jahren, als ich meinen B.Sc. in England gemacht habe. In allen angesächsischen Ländern scheint das so zu sein. Einen Master macht man dann auch eher später mit einigen Jahren Berufserfahrung. Für eine akad. Karriere hingegen steht einem meistens direkt der Weg zum Ph.D. offen, der dann aber auch seine 5 Jahre dauern kann inkl. Mitarbeit am Institut.


    Bologna sollte ja vor allem das Ziel haben, die überlangen Studienzeiten in den Griff zu bekommen. In London sitzen die 22jährigen Absolventen auf den gleichen Plätzen wie sie von 25jährigen und noch älteren in Deutschland oder Österreich ausgefüllt werden und das ist eine große Verschwendung von Geld und Zeit. Wir haben zB für Informatik eine Mindeststudiendauer von 5 (!) Jahren in Österreich, das ist krank, für eine derart umfassende Ausbildung gibt's im ganzen Land eine Handvoll Jobs.


    Wobei das beste System noch immer Österreich hat, wo man in vielen Fachrichtungen (IT, Chemie, Hoch- und Tiefbau, E-Technik) schon mit 19 fertig ausgebildet ist. Nicht nur ich habe es genossen, als noch-18-jähriger das gleiche Gehalt zu bekommen wie >25jährige Uni-Absolventen, auch meine Schüler heute profitieren noch immer davon. Einen Bachelor kann man später noch nebenbei dazumachen, aber gebracht hat es kaum mehr was, vor allem nicht vom Geld, da zählt Erfahrung weit mehr als irgendwelche Diplome.


    Allgemein wäre eine allgemeine Reduktion der Studentenzahlen notwendig. Wir haben ja eine absurde Überproduktion in den überlaufenen Fächern wie BWL, Jura, PoWi, SoWi,... wir haben Doppel-Absolventen (Jura und BWL) ja schon auf besseren Sachbearbeiterjobs sitzen, promovierter Physiker auf 1000€/m. Forschungsstellen und Juristen, die an Telefonhotlines sitzen. Dagegen fehlen Pflegekräfte, Handwerker und Ingenieure. "Generation Praktikum" trifft ja nicht die Handwerker und Facharbeiter, das trifft ausschließlich Akademiker, weil es viel mehr davon gibt als Arbeitsplätze. Gegen diese Fehlsteuerung muß man noch weit mehr tun als die paar € Studiengebühren und die Zulassungsbeschränkungen.


    Zum Wirtschaftsjuristen: Banken zB haben früher ihre Rechtsabteilung im Retail-Bereich mit Azubis bestückt, die über die Jahre ein paar Kurse gemacht haben. Für das Eintreiben von notleidenden Privatkrediten braucht's ja nicht viel viel, ein paar Takte aus dem BGB, ZPO und Kleinigkeiten, für Klagen und Anträge auf Vollstreckung gibts Formbriefe bzw. heute .dot-Templates und ein bischen Bankwissen, das man ideal aus der Banklehre eh schon hat (was ist ein Konto, Valuta, Überziehungsrahmen...). Da reichen ein paar Wochen Ausbildung, jahrelanges herumstudieren ist der overkill. Daß wir dort heute teilweise promovierte Juristen sitzen haben, tlw. sogar noch mit einem Dipl.-Kfm. dazu, liegt einfach daran, daß sie verfügbar sind und wenig kosten, aber die langweilen sich damit zu Tode. Aber solche Jobs sind die Masse. Von 100 Jobs in der Rechtsabteilung braucht man 95 Sachbearbeiter mit jur. Grundkenntnissen (2 Wochen Schulung) und 5 bei Gericht zugelassene RAs.


    Und so ist das auch in anderen Fachbereichen: diplomierte Informatiker, die Pimperlprogramme schreiben, für die man vor 20 Jahren einen Programierkurs gemacht hat (3 Monate), diplomierte BWLer mit Spezialisierung HR, die Textbausteine zusammenklicken und Anrufe für den Personalchef entgegen nehmen, diplomierte Kommunikationswissenschafter an der Rezeption einer Unternehmensberatung und ähnliche Scherze, absurd.


    Zitat

    Why should a student put herself through four years of college and several years of postgraduate work in order to acquire academic credentials with hardly any monetary value? These days jobs that require only six or twelve months of vocational training -- paranursing, carpentry, household maintenance (a profession that has taken over much of the housework that used to be done by unpaid spouses), and so on -- pay nearly as much as one can expect to earn with a master's degree, and more than one can expect to earn with a Ph.D


    http://mit.edu/krugman/www/BACKWRD2.html


    das was Prof. Krugman da sagt, das muß noch mehr in das allgemeine Bewusstsein sickern. Die Wirtschaft ist immer arbeitsteiliger geworden. Die meisten Jobs erfordern nur ein paar Monate Ausbildung, dafür wird man die mehrmals im Leben machen müssen. Das jahrelange herumstudieren wird (wieder) nur wenigen Forschern vorbehalten sein, die tatsächlich neues im jeweiligen Fachgebiet herausfinden. Was übrigens auch für Ärzte gilt: daß ein promovierter Mediziner bei uns den ganzen Tag rumsitzt und gegen Grippe impft, ist idiotisch, das macht anderswo eine Pflegekraft mit etwas Zusatzausbildung.

  • Zitat

    Original geschrieben von kkrammer
    Und so ist das auch in anderen Fachbereichen: diplomierte Informatiker, die Pimperlprogramme schreiben, für die man vor 20 Jahren einen Programierkurs gemacht hat (3 Monate),...


    Programmierkurs und Informatikstudium sind aber zwei gänzlich unterschiedliche Sachen. Vor 20 Jahren mag man auch ganz ohne Programmieren durch ein Informatikstudium gekommen sein. Den Mist der "Ich hab mal nen Programmierkurs"-Generation musste man auch recht schnell abschreiben, da dort Konzepte zur Wiederverwendung, klaren Strukturierung und Effizienz leider nicht Teil des Kurses war :D


    Was ich damit sagen will: Natürlich ist das Studienwissen in den meißten Jobs nicht wirklich 1:1 nutzbar, dennoch bleibt Anwendungswissen vielleicht ein Jahrzehnt "aktuell", akademische Ausbildungen zielen aber auf etwas anderes ab als zu sagen: "Hey, ich kann Java, C++, xyz". Ein Bachelorstudium unterscheidet sich grundlegend von Ausbildungen in dem Bereich (sollte es zumindest). Auch heute bestehen die meisten Jobs für Akademiker nicht aus stupidem: "Gib mir A und B und dann kommt C raus".
    Natürlich kann das alles auch jemand ohne Studium leisten, aber es ist teilweise schon sehr hilfreich etwas schon einmal im Ansatz gehört zu haben und es nur wiederholen zu müssen. Der Bachelor als Regelabschluss ist in einigen Fächern in Ordnung, in anderen Fächern ist es allerdings ein Witz, weil die Grundlagen schon kaum in diese 6 Semester passen.
    Brauche ich den Stoff aus meinem Masterstudium nochmal? Vermutlich nicht, aber Deutschland ist momentan noch etwas abschlussgeil und daher sieht man nur ein Diplom/Master als vollwertiges Studium an obwohl ein Bachelor tatsächlich das gleiche leisten könnte. Ein verschulter Bachelor ist nicht unbedingt der Fehler, sondern diese Verschulung in den Master weiter zu tragen.

  • Zitat

    Original geschrieben von kkrammer
    ...
    Allgemein wäre eine allgemeine Reduktion der Studentenzahlen notwendig ... undsoweiterundsofort ...


    Das, was kkrammer hier und in der Folge schreibt, hatte ich auch immer gedacht ... und dabei festzustellen geglaubt, dass ich bundesweit der einzige bin ...


    Und jetzt sind wir schon zwei.


    Der Rest - zu dem ich auch die politisch Verantwortlichen zähle - verbreitet in Form gebetsmühlenartiger Parolen in Funk, Fernsehen und Printmedien wirklich überzeugend die These, dass die Zahl der zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze sich proportional zu steigenden Absolventenzahlen der Hochschulen verhalten wird. Dem Schüler und seinen Eltern wird glaubhaft und erfolgreich vermittelt, ein Studium sei so ziemlich der einzige Garant für einen Arbeitsplatz. Vor diesem Hintergrund muss auch der Umstand, dass der Wasserhahn mangels zur Verfügung stehenden Handwerkers weiterhin tropft, natürlich hinter das überragende volkswirtschaftliche Interesse auf steigende Studentenzahlen zurücktreten.


    Ich muss zugeben, dass ich in der Überzeugung ein Geisterfahrer zu sein, inzwischen auch gewendet habe. Dadurch halte ich meine Fahrtrichtung zwar immer noch nicht für richtig, die Gefahr eines Zusammenstoßes sinkt dennoch drastisch ... :rolleyes:


    Nicht, dass ich als Folge irgendwann ausgerechnet mit krammer zusammenstoße ... :p


    Frankie

  • An Universitäten - jedenfalls in Deutschland - wirst du im Regelfall nicht für konkrete Anwendungen ausgebildet. Niemand bringt dir hier bei, wie man Mahnbescheidformulare ausfüllt oder in C++ programmiert. Das ist gar nicht der Sinn von Universitäten.


    Allgemein ist die reine wirtschaftliche Verwertbarkeitsbetrachtung von Bildung der völlig falsche Weg. Was Du da willst, ist nichts weiter als die völlige Unterordnung menschlicher Gesellschaft unter kurzsichtige wirtschaftliche "Zwänge". Wir brauchen Menschen, die nur programmieren, also bilden wir sie nur zu Programmierern aus. Wir brauchen keine Sozialwissenschaftler, also streichen wir da massiv Studienplätze. Wir brauchen mehr Ingenieure, also müssen wir da mehr Geld investieren. Wir brauchen insgesamt weniger Akademiker, darum streichen wir da eben Geld. Als wenn Bildung allein in Verbindung mit Wirtschaft gesehen werden kann.


    Was ist das ohnehin für eine Logik? Bildung gehört m.E. schlicht zu einem Menschen und dessen Entfaltung. Ohne deine Bildung bist du nichts. Eine rein wirtschaftliche Verwertungslogik reduziert einen Menschen auf ein wirtschaftliches Gut wie einen Sack Mehl.


    Zitat

    dass die Zahl der zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze sich proportional zu steigenden Absolventenzahlen der Hochschulen verhalten wird.


    Das kann ich den Medien nicht entnehmen. Die Logik ist eher, dass in den "unteren" Ausbildungsgängen die Zahl der potentiellen Stellen massiv einbrechen wird, wohingegen Akademiker tendenziell mehr gebraucht werden. Das heißt nicht, dass es nicht auch zuviel Akademiker geben könnte, wenn deren Zahl stärker ansteigt als die der Stellen. Haben wir ja heute bereits in einigen Fächern. Im Zweifelsfall drücken Akademiker dann aber mitunter einfach geringer Qualifizierte weg.


    Zitat

    dem Schüler und seinen Eltern wird glaubhaft und erfolgreich vermittelt, ein Studium sei so ziemlich der einzige Garant für einen Arbeitsplatz.


    Das ist dann die Folge daraus.


    Zitat

    Vor diesem Hintergrund muss auch der Umstand, dass der Wasserhahn mangels zur Verfügung stehenden Handwerkers weiterhin tropft, natürlich hinter das überragende volkswirtschaftliche Interesse auf steigende Studentenzahlen zurücktreten.


    Es fehlt in Deutschland an qualifizierten Handwerkern? Unsinn.


    Käme es so, würden sicherlich Akademiker einfach zum Handwerker. Attraktiver als ein elender Praktikumsmarathon dürfte das auf so manchen handwerklich begabten Absolventen erscheinen. Und die fachspezifischen Dinge holt er sich dann eben im 6-Monats-Schnellkurs. Punktum. Oder meinst du etwas anderes?

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