Besetzte Unis in Deutschland und Österreich

  • Ich bekomme von der Besetzung in Münster rein gar nichts mit. Mag daran liegen, dass im Master inzwischen der Workload so hochgefahren wurde, dass wirklich niemand Zeit dafür hat. Ich fand der Bachelor war schon wesentlich umfangreicher als die ersten 6-8 Diplomsemester, aber die Masterstudiengänge (und da ist meiner keine Besonderheit) satteln nochmal etwas drauf. Da wird einem von einem Professor vor den Kopf geworfen, dass man sich doch mit 70-80 Stunden in der Woche abfinden soll, weil dass ja in den großen Unternehmensberatungen später auch nicht anders sei. Nebenjob? Hobbies? Lernen in eigenen Interessensgebieten abseits des Studiums bzw. der Vorlesungen? Schwer bis nicht möglich alles noch in gesundem Maße zu schaffen. Die Unis werden sich damit keinen Gefallen tun, wenn sie gleichgeschaltete Arbeitsbienen produzieren, die letztendlich weder gelernt haben sich selbst zu organisieren noch für ihre eigenen Ideen einzustehen bzw ihr eigenes Profil zu bilden.


    Ich kann die Grundintention des Streiks verstehen, aber der Weg ist einfach lächerlich und wird rein gar keinen Effekt haben. (Genauso wie die Streiks, Besetzungen gegen die Studienbeiträge). Wenn in großer Anzahl Personen jenseits der 30 streiken, die schon seit gut 9 Jahren an der Uni wohnen, dann entzieht sowas dem Streik etwas die Ernsthaftigkeit.


    Wer was erreichen will, der muss seinen Fachbereich ansprechen und denen Feuer machen. Die Master wurden fast überall von den zuständigen Fachbereichen in Eigenregie (und oft nur bei einem Meeting der Profs) festgelegt. Die Bachelorstudiengänge wurden etwas gewissenhafter geplant und sind nicht sooo schrecklich wie sie oft dargestellt werden.

  • Zitat

    Original geschrieben von _-=voodoo=-_
    ...
    Ich kann die Grundintention des Streiks verstehen, aber der Weg ist einfach lächerlich und wird rein gar keinen Effekt haben ...


    Das sehe ich persönlich etwas anders - auch wenn sich natürlich nicht sofort etwas ändern wird.


    Welchen Weg hältst Du denn für den effektiveren? Mal abgesehen von Diskussionen in den Fachbereichen, die sicher schon geführt wurden. Diese Frage darf doch wohl erlaubt sein ... ich sehe nämlich keinen.


    Schweigen hilft noch weniger und mit Gewalt wird man sicher am wenigsten erreichen.


    Frankie



    Erg.:
    In meinen Augen ist die Beteiligung der Öffentlichkeit Grundvoraussetzung für einen (möglichen) Erfolg. Sicher wird die zuständige Verwaltung letztlich nicht eingestehen, dass die öffentlichen Aktionen zu mgl. späteren Veränderungen beigetragen haben ... das wird auch niemand erwarten dürfen.


    :top: Ich jedenfalls wünsche allen Beteiligten positive Resonanz :top:


    Auch wenn man die nicht schon morgen kübelweise präsentieren kann.

  • Zitat

    Ich kann die Grundintention des Streiks verstehen, aber der Weg ist einfach lächerlich und wird rein gar keinen Effekt haben. (Genauso wie die Streiks, Besetzungen gegen die Studienbeiträge). Wenn in großer Anzahl Personen jenseits der 30 streiken, die schon seit gut 9 Jahren an der Uni wohnen, dann entzieht sowas dem Streik etwas die Ernsthaftigkeit.


    Das ist genau meine Meinung! Ich unterstelle den Studenten wirklich ernsthafte Motive und auch Engagement - aber sobald dann der erste vom AStA mit 23 Semestern Philosophie auf dem Buckel ein Interview zum Thema Langzeitstudenten gibt, dann wird das ganze eben ins Lächerliche gezogen.
    Aber solange von den Studenten keiner zur Wahl geht und der AStA sich mehr oder weniger selber wählen kann, wird sich nichts ändern. DA müsste zuerst mal angesetzt werden.

  • Ich merke schon ... "revoluzzen" ist ein endgültig abgeschlossenes Thema der deutschen Geschichte - und dabei noch gar nicht so lange her.


    Vor diesem Hintergrund ist ein schulmäßiger Studienbetrieb mit genau festgelegten vorgekauten Häppchen dann wohl doch der sinnvollere Weg. Das "Nürnberger-Trichter"-Verfahren wurde ja schon länger als der Stein des Weisen gepriesen. Dieses Thema scheint wohl abgehakt.


    Nur darf es die Politik nun nicht versäumen, die durch den Wegfall der Unis als Gedankenschmiede in der Forschung entstehende merkliche Lücke durch neu zu schaffende Einrichtungen wirksam aufzufüllen. Oder man wird das weite Feld der Forschung vertrauensvoll in die Hände der Wirtschaftsunternehmen legen ... auch das Thema "schlanker Staat" ist ja seit langem ein echter Dauerbrenner.


    Und auch die Chinesen werden sich vielleicht bereitfinden, die in Deutschland entstehenden Ausfälle aufzufangen. Denn dem, der es immer noch nicht verstanden hat, sei versichert: Abgucken war gestern - auch in China.


    Frankie

  • Zitat

    Ich merke schon ... "revoluzzen" ist ein endgültig abgeschlossenes Thema der deutschen Geschichte - und dabei noch gar nicht so lange her.


    Wieso siehst du das so finster? Die Studenten kommen zwar spät aus ihren Löchern...aber sie kommen ;) Im Grunde hätten die Proteste schon vor einigen Jahren stattfinden müssen, als dieser ganze Blödsinn eingeführt wurde.


    Wenn das "normale" Studentenvolk den "normalen" AStA nun noch von den Kameras wegzerrt, dann kann`s was werden.

  • Zitat

    Original geschrieben von Bino-Man
    Wieso siehst du das so finster? Die Studenten kommen zwar spät aus ihren Löchern...aber sie kommen ...


    Meine Kritik bezog sich nicht auf die Studenten selbst, sondern auf die hier im Thread verbreitete Meinung, dass man solche öffentlichen Aktionen besser lassen solle, weil sie ohnehin nichts bringen werden.


    Zitat aus einem Beitrag:
    "Ich kann die Grundintention des Streiks verstehen, aber der Weg ist einfach lächerlich und wird rein gar keinen Effekt haben. (Genauso wie die Streiks, Besetzungen gegen die Studienbeiträge)."


    Und diese Einstellung halte ich für bedauernswert ...


    Frankie

  • ah...ok :)


    Wie auch immer man dazu steht: Sie haben es in die Tagesschau geschafft und das ist schonmal `was wert.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Und diese Einstellung halte ich für bedauernswert ...


    Versteh ich nicht ganz. Ich war längere Zeit in der Hochschulpolitik in Münster aktiv und hab ziemlich genau gesehen wie das abläuft. Viele Aktionen dienen dort auch nur der eigenen Karriere in einer gewissen Partei. Ausserdem muss ich sagen, dass man mit den meißten Dozenten absolut gut über solche Themen reden kann und dieser Weg schon in vielen Fällen in unserem Studiengang gegangen wurde. Es ist ja nun nicht so, dass diese Langzeitstudenten konkrete Vorschläge hätten. Die Probleme der Umstellung sind Studiengangspezifisch zu lösen und nicht mit der Gießkanne über die ganze Uni.

  • Uni Erlangen-Nürnberg: Audimax in Erlangen besetzt. EWF (Lehrer) und WiSo (BWL, Sozialwissenschaften) erfahrungsgemäß und wie immer ruhig.


    FH Nürnberg auch besetzt (wurde ja aber schon gesagt)!


    ad89: Uni Erlangen-Nürnberg nicht unterfinanziert?! also an der TechFak sicherlich nicht, dahin (oder zu den Medizinern) fließen ja auch meine Studiengebühren, obwohl sie eigentlich bei mir (WiSo) auch Sinn hätten...

  • Zitat

    Original geschrieben von _-=voodoo=-_
    Versteh ich nicht ganz. Ich war längere Zeit in der Hochschulpolitik in Münster aktiv ... Viele Aktionen dienen dort auch nur der eigenen Karriere in einer gewissen Partei ...


    Dass Aktionen von politisch engagierten Studenten (zugunsten der Studentenschaft) natürlich auch der eigenen Karriere in einer Partei dienen können bzw. sollen, halte ich für völlig legitim. Was spricht dagegen?


    Wenn es dem Volke denn nützlich ist ... und wer sonst sollte künftig etwa Regierungsverantwortung übernehmen? Ein per Nürnberger Trichter oder Stopfrohr mit Einheitsbrei befüllter Bätscheler? :p


    Frankie


    Erg.:
    Weiß hier eigentlich jemand, ob auch an der HHU Düsseldorf oder der benachbarten FH irgendwelche Aktionen laufen?


    Erg.2:
    Nix gegen den Bachelor als solchen ... der Gedanke dahinter macht durchaus Sinn. Nur leider ist das, was in Deutschland als Bachelor verkauft wird, in meinen Augen eine einzige Mogelpackung. Und das nicht etwa studiengangspezifisch sondern -übergreifend.


    Und wenn es im Verhältnis zu den Bachelor-Abschlüssen wirklich nicht genügend Master-Studienplätze gibt, muss man das umgehend ändern oder dieses neue System wegen mangelhafter Umsetzung wieder einstampfen. Keineswegs darf der Masterstudiengang zum Luxusgut werden. Der Master sollte in meinen Augen das Regelziel sein. Jedem Bachelor mit halbwegs vernüftigem Abschluss muss m.E. die Möglichkeit zum Erwerb des Master eröffnet werden.

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