Quelle-Aus: Was machen die anderen besser?

Fakt ist: Quelle war sehr früh im Netz. Otto und Neckermann funktionieren, obwohl die genauso das angeblich angestaubte Versandhaus-Image haben. Quelle war immer das größte, "beste" Versandhaus, jeder hier hat seine Kindheitserinnerungen. Ergo: es liegt nicht am mangelnden Internetauftritt (das habe ich auch nie geglaubt, obwohl es in den Medien permanent behauptet wird) und auch nicht am Konzept, denn die Konkurrenz hält sich nach wie vor am Markt.

Bereits ab 45+ nutzen verhältnismäßig viele Menschen kein Internet und wenn doch, dann aber nicht unbedingt um online zu bestellen. Die Leute werden aber 80 Jahre alt und insofern spricht Quelle, selbst wenn es uns Jungen angestaubt erscheinen mag, eine riesige Alterspanne von Menschen in der 2. Lebenshälfte an.
Keiner Rentnergeneration ging es besser als der jetzigen und die haben in der Summe richtig viel Geld. Die Menschen werden immer älter, also kaufen die Leute auch viel länger ein, auch bei Quelle.

Es ist auch nicht jeder so markengeil wie manche hier. Ganzen Rentnergenerationen ist es herzlich egal, welches Label auf der Turnhose aufgedruckt steht und Preise vergleiche die auch nicht wirklich.

Insofern gibt es nach wie vor einen ausreichenden Kundenstamm für Häuser wie Quelle. Ich sehe 2 banale Gründe für den Niedergang:

Wenn die Banken in die Krise kommen, wird es für Häuser, die Kreditkäufe als wichtiges Standbein sehen, eng. Factoring bedeutet hohen Bedarf an Bank-Engagement, das aber schlechter geworden ist. Da entstehen Engpässe.

Der andere wesentliche Faktor ist schlichtweg Missmanagement. Man hat mit Karstadt und Arcandor die viel diskutierten Probleme gehabt und Geld verbrannt. Irgendwann scheitert sowas.

Unter dem Strich finde ich das Internet oder die Eigenmarken absolut überbewertet. TT-User sind keine Quelle-Käufer (in der Masse). Dafür lebte Quelle um so mehr von der nicht Internet-affinen Klientel, die keine teuren Labeks braucht.

Bankenkrise und vor allem Manager-Fehlentscheidungen (wieder mal! :mad: ) haben Quelle das Genick gebrochen. Alles andere ist Gelaber.

Zitat

Original geschrieben von Printus
Es ist auch nicht jeder so markengeil wie manche hier. Ganzen Rentnergenerationen ist es herzlich egal, welches Label auf der Turnhose aufgedruckt steht und Preise vergleiche die auch nicht wirklich.

Naja, so kann man aber nicht verallgemeinern.

Fakt ist: Noch nie ging es Rentnern so gut wie heute. Das heißt auch, daß die Mehrheit über Mittel verfügt, die durchaus zum "genießen" gedacht sind. Was für die jüngeren "markengeil" ist, - ist für Rentner "sehr gute Qualität", "sehr gut verarbeitet" "sehr schick" und "man muß sich ja etwas gönnen". Es geht also bei Retnern nicht nur darum ein "Label" zu kaufen, sondern vielmehr um "die Zeit läuft uns davon" und "man gönnt sich ja sonst nichts". Man sollte also die Kaufkraft und das Qualitätsbewußtsein der Rentner nicht unterschätzen.

Man kann sicherlich viel mutmaßen und hinterher sind wir ohnehin alle schlauer. Warum ich persönlich dort nichts kaufe: Zu teuer, zu wenig Auswahl, z.T. Ramsch und zu wenig Service (z.B. 0180-Nummer).

Auch wenn's ein wenig Off Topic ist, woher weißt du so genau wie gut es den Rentnern so geht?

noch nie zeitung gelesen oder nachrichten gehört..?

dann lies mal die statistiken, zb gehören 15 Prozent der Rentner zu den oberen 20 Prozent der Einkommensreichen, allerdings ist es schwer zu verallgemeinern und mit quelle hat das wenig bis gar nichts zu tun...

die diskussion um schlechte preise und onlineshop mag in teilen stimmen, der löwenanteil für das quelle aus liegt am missmanagement..

Zitat

Original geschrieben von Lichterglanz
Auch wenn's ein wenig Off Topic ist, woher weißt du so genau wie gut es den Rentnern so geht?

http://www.destatis.de
Wobei es natürlich vorallem auf die 'Bestandsrentner' zutrifft- die 'Neurentner' der letzten Jahre stehen inzwischen oft schlechter da.
Und "Noch nie ging es Rentnern so gut wie heute" muss auch nicht bedeuten, daß es der arbeitenden Bevölkerung finanziell nicht noch besser gehen kann.

Ich finde bei Arcandor (und damit auch Quelle) absolut unverständlich, daß die gute Frau Schickedanz (samt Familie und ihren Finanzberater/-verwaltern) offensichtlich seit Jahren die Lage des Unternehmens nicht richtig erkannt haben (genauso wie auch Sal. Oppenheim dies letzten Herbst anscheinend nicht getan hat). Da wurde noch mal auf Pump die Aktienmehrheit organisiert, als es dem Konzern schon dreckig ging. Aber die Mehrheitseigentümer haben das Management weiterwursteln lassen...
Wie man so hört soll auch intern nie richtig 'aufgeräumt' worden sein- sprich obwohl große Unternehmensteile veräußert bzw. ausgelagert wurden, sind die Strukturen und Mitarbeiterzahlen bei Quelle wohl bis Anfang 2009 nie wirklich angepasst worden.

Aber der Effekt war doch überall derselbe: man verzettelt sich an der Börse und mit eigenartigen Finanztransaktionen, die eigentlich gar nicht mehr verstanden wurden. Ob es Frau Schickedanz, Frau Schaeffler oder "Herr Ratiopharm" waren, die "Gier frisst Hirn"-Mentalität führte dazu, dass ein funktionierendes Unternehmen nicht solide geleitet wurde und alles war gut, sondern man hat sich in Fusionen, Gesellschaften, Firmenübernahmen, Anteilen hier und da, Spekulationen usw. versucht. Dabei sind viele auf Berater hereingefallen weil sie die Deals überhaupt nicht verstanden haben, aber natürlich am Ende den Kopf hinhalten. Zu Recht, muss man allerdings auch sagen.

Wenn die wackligen Finanzkonstruktionen dann zusammenbrechen zieht der eine Laden den anderen mit und die komplette Verstrickung wird in den Abgrund gezogen. Und das ist bei der Weltwirtschaftskrise passiert, daher haben alle möglichen Unternehmen plötzlich blöd aus der Wäsche geschaut.

Quelle/Karstadt/Arcandor, Schaeffler/Conti, Porsche/VW, GM/Opel, fallen mir als Beispiele spontan ein. Große Deals, wo Manager die Geschäftspolitik auf extreme Gewinne durch irgendwelche Schachzüge ausgerichtet hatten, die mit dem eigentlichen Kerngeschäft nichts zu tun haben. Das wurde nicht mal "nur nebenbei" erledigt, sondern straflich vernachlässigt. Also schwanden Kunden oder die Produkte waren nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Es interessierte aber nicht, weil das Geld verdiente man ja durch Spekulation.
Man saugt Geld aus dem einen Unternehmen um die Gewinne eines anderen extrem zu steigern.

Es musste irgendwann aber zusammenbrechen weil immer, wenn der eine riesige Gewinne macht, muss ein anderer entsprechende Verluste machen.

Gelernt hat man daraus nichts, es geht auf den Finanzmärkten weiter wie vor der Krise. Der nächste Knall wird irgendwann kommen, ganz sicher. Dann nur noch wesentlich schlimmer als beim letzten (also diesem) Mal.

Zitat

Original geschrieben von Printus
Große Deals, wo Manager die Geschäftspolitik auf extreme Gewinne durch irgendwelche Schachzüge ausgerichtet hatten, die mit dem eigentlichen Kerngeschäft nichts zu tun haben. Das wurde nicht mal "nur nebenbei" erledigt, sondern straflich vernachlässigt. Also schwanden Kunden oder die Produkte waren nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Die Sache mit dem Kerngeschäft ist ein äußerst heißes Eisen mein Bester.
Man kann die besten Produkte anbieten und trotzdem kauft sie niemand, weil man den tatsächlichen Bedarf des Kunden nicht kennt.
Die Zeiten, in denen irgendein vordergründig plausibler Kaufgrund vorliegt sind längst vorbei. Nehmen wir mal Douglas, die Parfümeriebude. Auf den ersten Blick könnte man meinen, Kerngeschäft ist alles was mit Düften zu tun hat. Das ist aber falsch, denn im Vordergrund steht das Parfüm als Geschenk. An sich selbst und an andere. Und aus genau diesem Grund gehört die Buchhandelskette Thalia zu Douglas. Bücher sind größtenteils Geschenke, die das Leben schöner machen und keine realisierten Literaturlisten von Vorlesungsskripten o.ä. Außerdem können sie so in jedem Einkaufscenter 2 Geschäfte betreiben, die nicht in direktem Wettbewerb miteinander stehen. Kerngeschäft ist also kein Parfümvertrieb, sondern sozusagen Wunscherfüllung und das zieht gänzlich andere Konsequenzen nach sich.

Zur Buchhandlung Thalia ein sehr lesenswerter Artikel in der süddeutschen Zeitung:
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/487972

Im Radio kam das bei Quelle so ne Art Ausverkauf stattfindet, alle Waren bis zu 70 % billiger.

Wollte mir jetzt die Canon d500 im Internetshop holen, wenn die nur 50 % billiger wäre wärs schon ein Schnäppchen, nur im Internetshop steht die zum Normalpreis, gucke ich falsch?

Nicht das mich die Quelle Insolvenz nicht erschüttert, aber man nimmt was man kriegen kann! Sorry...

Gruß,
Andreas

Etwas OT, aber Karstadt gehört zum gleichen Konzern

Bei Quelle hat mein Vater damals meinen C64 bestellt; für 698,- Mark. Das waren noch Zeiten...

Ausserdem kaufte ich früher gerne bei Karstadt ein. Dort gab's einfach alles.
Doch neulich wollte ich für eine Bekannte in Deutschland einen Geschenkgutschein von Karstadt schenken. Da ich in der Schweiz wohne, dachte ich kein Problem, wozu gibt es das Internet. Doch leider war es nicht möglich obwohl ich mit meine Karstadt-Mastercard bezahlen wollte. Meine Nachfrage bei Karstadt führte zu folgender Antwort:

Zitat

Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir nicht in das Ausland liefern.
Sowohl die Liefer- als auch die Rechnungsadresse müssen in Deutschland
liegen.
Für Ihr Verständnis bedanken wir uns im Voraus.

Wer so unflexibel reagiert und Geld aus dem Ausland verschmäht hat es nicht besser verdient*. Bei Amazon konnte ich übrigens problemlos einen Gutschein bestellen.

*=Es tut mir Leid für die Mitarbeiter, die täglich versuchen ihr Bestes zu geben. Sie haben die Entscheidung nichts in Ausland zu verkaufen nicht getroffen.