Die Bundestagswahl 2009

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Ein genereller Mindestlohn ist absolut überflüssig und auch schädlich da er Arbeitsplätze vernichtet.


    Achso. Deswegen gibt es durchaus eine Menge Länder, wo das funktioniert. Verstehe... :D

    Zitat

    Außerdem ist es nicht Aufgabe des Staates Löhne festzusetzen.


    Warum eigentlich nicht?

    Zitat

    Für was haben wir Tarifvertragsparteien wie Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände um Löhne auszuhandeln und Tarifverträge abzuschließen.


    Grundsätzlich richtig, aber man sieht ja, dass dieses System nicht funktioniert, denn Fakt ist ja nunmal, dass es eine Menge Jobs gibt, die völlig inakzeptabel bezahlt werden.

    Zitat

    Das Problem des Mindestlohnes ist einfach, das man damit einen großen Teil dieser Arbeitsplätze vernichtet


    Wenn damit Arbeitsplätze vernichtet werden, bei denen solche Dumpinglöhne gezahlt werden, dann nehme ich das gerne in Kauf. Nochmal: In solchen Fällen stimmt dann die Kalkulation des Arbeitgebers schlicht und ergreifend nicht. Da ist es mir dann lieber, wenn diese Leute dann direkt Sozialleistungen beziehen, statt für 4 Euro die Stunde arbeiten zu gehen.

    Zitat

    Wenn es nicht möglich ist, einen bestimmten Mindestlohn zu zahlen, kann man nicht einfach sagen die Kalkulation des AG stimmt nicht. Oft läßt diese auf grund des int. Wettbewerbs keine andere Kalkulation zu.


    Wohl kaum. Diese Dumpinglöhne werden in erster Linie im Dienstleistungssektor gezahlt, da gibt es keine internationale Konkurrenz. Putzen, Frisieren usw. muss dann für den Kunden halt einfach etwas teurer sein, wenn für den Arbeitgeber mit den Dumpinglöhnen auch schon kaum was über bleibt - was ich im Übrigen nicht glaube; es dürfte nicht selten so sein, dass die Arbeitgeber durchaus mehr zahlen könnten und immernoch ihren Schnitt machen würden. Sicher nicht immer, aber es dürfte nicht selten so sein. Und das ist dann nichts anderes als Ausbeutung.


    Zitat

    Original geschrieben von _-=voodoo=-_
    Du vergisst hier eins, wenn eine Dienstleistung nun plötzlich 20% mehr kostet, aber dies in der Sicht der Gesellschaft nicht wert ist (so entstehen diese Billiglöhne übrigens), dann wird der Mindestlohnaufschlag in extrem kurzer Zeit durch eine Inflation aufgefressen (sofern es in der Breite eine Einführung von Mindestlohn gäbe).


    Deine Überlegung geht von der Vermutung aus, dass eine Dienstleistung, wenn sie plötzlich 20% mehr kostet, von niemandem mehr genutzt wird. Diese Annahme mag in Einzelfällen zutreffend sein, ist insgesamt aber natürlich Unsinn. Wenn der Frisör 20% teurer wird, werden trotzdem noch fast genauso viele Leute zum Frisör gehen wie vorher. Die Frage, was die Dienstleistung der Gesellschaft Wert ist, stellt sich so nicht, denn in dem Moment, wo sie halt, um bei Deinem Beispiel zu bleiben, 20% teurer wird und auch nirgends mehr für weniger zu haben ist, dann ist das halt so.


    Wäre Deine Überlegung (und das ist natürlich auch das Argument, was von den entsprechenden Ausbeutern gerne genutzt wird) zutreffend, so müssten ja auch alle möglichen Waren, die im Laufe der Zeit immer teurer werden, in den Regalen liegen bleiben, weil die Leute sagen, dass ihnen das Zeug die erhöhten Preise nicht mehr Wert ist. Aber genauso, wie sich die Leute an höhere Preise für Waren gewöhnen, würden sie sich auch an steigende Preise für Dienstleistungen gewöhnen.

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Zitat

    Original geschrieben von _-=voodoo=-_
    Du vergisst hier eins, wenn eine Dienstleistung nun plötzlich 20% mehr kostet, aber dies in der Sicht der Gesellschaft nicht wert ist (so entstehen diese Billiglöhne übrigens), dann wird der Mindestlohnaufschlag in extrem kurzer Zeit durch eine Inflation aufgefressen


    Keineswegs. Dann passiert das, was Marktradikale wie du an anderer Stelle immer einfordern: nämlich entweder ist eine Dienstleistung ihr Geld wert und der notwendige Preis wird bezahlt. Oder, wenn nicht, fällt sie weg. Das wird aber nur bei Dienstleistungen passieren, die so überflüssig sind, dass sie ihren Preis nicht wert sind und deswegen auf dem Markt auch nichts mehr zu suchen haben.


    Wo wäre sonst die Untergrenze? Wenn man es mal ganz weit treibt, würden Leute andernfalls irgendwann ehrenamtlich arbeiten oder sogar noch Geld mitbringen um arbeiten zu dürfen.
    Ein etwas überzeichnetes Beispiel, aber es besagt eins: entweder wird eine Arbeit fair bezahlt - d. h. sie muss mindestens ihre eigenen Kosten tragen - oder die Dienstleistung ist nicht konkurrenzfähig und hat vom Markt zu verschwinden.


    Ich glaube nicht, dass sehr viele Jobs wegfallen würden und die, die wegfallen, gehören dann schon aus ordnungspolitischen Gründen auch zu Recht vom Markt entfernt. Es wirft doch ein in unserem Wirtschaftssystem zwangsläufiges - und gerade von Leuten deiner Geisteshaltung - vehement vertretenes Prinzip über den Haufen, wenn in einer Marktwirtschaft durch staatliche Beihilfen Dienstleistungen, die sich nicht tragen, sinnfrei subventioniert werden. Wir reden hier ja nicht über notwendige Daseinsvorsorge, kein Mensch erwartet von der Polizei oder der Feuerwehr, dass sie Gewinne einspielen. Bei privaten Dienstleistern ist das aber unumgänglich.


    Zitat

    Original geschrieben von _-=voodoo=-_
    Die letzten, die eine Lohnanpassung bekämen, wenn ihr Geld wieder weniger wert ist, sind die Mindestlohnempfänger.


    Es kann nicht sein, dass Menschen immer weniger Geld in der Tasche haben und inzwischen in Vollzeitjobs nicht mal mehr das Existenzminimum verdienen, damit ihre Kaufkraft verlieren, und der Staat muss dieses durch Aufstockung der Bezüge auf das Lebensminimum ausgleichen. Vor allem weil die staatlichen Leistungen auch von irgendwem bezahlt werden müssen.


    Zitat

    Original geschrieben von _-=voodoo=-_
    Natürlich sind Entwicklungen wie 3 Euro Stundenlohn unter aller Sau, wobei man gerade in Deutschland auf solche Stellen nicht angewiesen ist und der Sozialstaat hier ein äußerst effizientes Druckmittel ggü. solch dubiosen Unternehmern darstellen sollte.


    Hier subventioniert der Staat Unternehmen, die entweder wirtschaftlich nicht tragbare Leistungen anbieten oder gnadenlos so hohe Gewinne abschöpfen, dass die Gehälter der Mitarbeiter vom Steuerzahler finanziert werden müssen.


    So kann das aber nicht laufen. Entweder trägt sich eine Dienstleistung wirtschaftlich - oder sie muss vom Markt verschwinden. In den meisten Fällen wird sie sich problemlos tragen weil der Mehrverdienst der Mitarbeiter im Niedriglohnsektor nicht so hoch ist, dass es besonders stark auf die Endkundenpreise durchschlagen wird. Die Leute werden auch nicht auf Friseurbesuche oder saubere Hotelbetten verzichten wollen. Insofern werden sie dafür auch bereitwillig angemessen bezahlen, vor allem auch weil jeder versteht, dass jeder, der arbeitet, zumindest kostendeckend unterwegs sein muss und sich das am Ende auch nicht sonderlich schlimm auf den Endpreis auswirkt.


    Wie viel kostet denn z. B. ein Hotelzimmer mehr, wenn das Zimmermädchen dort korrekt bezahlt wird? Deren Anteil an den Gesamtkosten des Zimmers ist nur ein kleiner Posten in einer ganzen Liste von anteiligen Posten, die der Gast mit seinem Zimmerpreis abdeckt.


    Zitat

    Original geschrieben von _-=voodoo=-_
    Du propagierst eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik als gescheitert, die nachfrageorientierte Politik ist aber schon vor langer Zeit als wenig effektiv angesehen worden.


    Die Selbstheilungskräfte des Marktes haben zuletzt immer weniger funktioniert, offenbar regelt er sich in manchen Bereichen inzwischen nicht mehr selbstständig durch Angebot und Nachfrage. Der Staat muss dann eingreifen um die Spielregeln zu definieren, sonst klappt es nicht mehr.
    An manchen Stellen passiert das ja auch, man schmeißt Milliarden in eigentlich nicht überlebensfähige Banken, in volkswirtschaftlich sehr heikle Abwrackprämien - und wenn es um die Menschen geht, soll der Staat nicht in der Lage sein, adäquate Arbeitsbedingungen durch entsprechende Gesetze herzustellen? Das ist ein schlechter Scherz...


    Der Erfolg der Linkspartei ist doch keine aus sich selbst geborene Entwicklung wie der Urknall, sondern selbstverschuldetes Ergebnis einer politischen Landschaft, in der sich die Verhältnisse konsequent zu Ungunsten weiter Teile der Bevölkerung verschoben hatten.


    Nicht einlösbare Versprechen macht gerade jede Partei, manche erdreisten sich sogar, nahezu nichts zu versprechen (CDU) und sind trotzdem vorne dabei. Die Menschen wählen ihre Präferenz also nicht primär wegen der "glaubwürdigen" Wahlversprechen, sondern es ist ein Lager- und Richtungswahlkampf. Und da die Arm-reich-Schere immer drastischer aufging, zunehmend viele Menschen in prekären Verhältnissen leben müssen und nur einige wenige am anderen Ende der Skala in immer maßlosere Verhältnisse abdriften, ist die logische Folge ein entsprechend gutes Ergebnis für die Linkspartei.


    Wenn ich mir z. B. die Angst vom Bernbayer vor einer "DDR reloaded" oder einer Auferstehung des Sozialismus durchlese, sagt mir das, dass er hier eigentlich nur irrationale Ängste hat - oder Polemik schürt. Weil sachlich ist es Nonsens anzunehmen, dass wir mit der Linkspartei auf dem Weg in den Sozialismus wären.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Wenn ich mir z. B. die Angst vom Bernbayer vor einer "DDR reloaded" oder einer Auferstehung des Sozialismus durchlese, sagt mir das, dass er hier eigentlich nur irrationale Ängste hat - oder Polemik schürt. Weil sachlich ist es Nonsens anzunehmen, dass wir mit der Linkspartei auf dem Weg in den Sozialismus wären.


    Welcome to the United States of Germany! In den USA wird ja genau diese Polemik momentan derart breit praktiziert das einem Angst und Bange wird (zwar im Zusammenhang mit der dortigen Gesundheitsreform, aber die Argumente sind die selben).

    "A day without laughter is a day wasted." - Charlie Chaplin


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  • Manchmal habe ich den Eindruck, daß man mit möglichst langen Postings inkl. möglichst vieler Zitate den Gesprächspartner gerne versucht, verbal und massenmäßig zu "erschlagen". Das löst i.d.R. nur eine Lawine von immer massigeren Postings aus.
    Drückt doch bitte das, was Ihr sagen wollt, etwas knapper und ohne allzu viele Zitate aus. Sonst wird man irgendwann von der Last der Postings regelrecht erdrückt!
    Ich habe das ganz früher auch "gerne" gemacht, aber es ist bald nicht mehr lesbar.

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

  • Mindestlöhne vernichten selbstverständlich auch im Dienstleistungssektor Arbeitsplätze. In diesen Bereich wandern die zwar in der Regel nicht ins Ausland, aber die werden dann halt durch Schwarzarbeit reduziert oder manche Dienstleistung kann nicht mehr angeboten werden. Mann muß sich eben entscheiden, will man Niedriglöhne aufstocken oder man nimmt in Kauf das viele davon wegfallen und die betroffenen Mitarbeiter ganz dem Steuerzahler zur Last fallen. Alles andere ist Wunschdenken.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • bernbayer: Darf ich fragen - bist Du Arbeitnehmer oder Arbeitgeber?


    Arbeitsplatzverlagerung ins Ausland im Dienstleistungssektor wird wohl nicht in dem Maße passieren. Schwarzarbeit ist ein Problem, ja, aber das zeigt uns ja auch, dass der Bedarf an der Dienstleistung grundsätzlich da ist. Wenn sich der Durchschnittsbürger aber die Dienstleistung irgendwann nicht mehr leisten kann, dann muss man fragen warum? Liegt's am eventuellen Mindestlohn oder liegt's vielleicht am System an sich?
    Es ist doch überall gleich: Da gibt es ein paar, die verdienen sich eine goldene Nase und die anderen "darunter" schufften für deutlich weniger.
    Sag mir: Warum ist die Arbeit eines Managers in Deutschland u. U. bis zu 1000 mal so viel Wert, wie die eines seiner Angestellten? Woher kommt denn dieser Maßstab?


    Niemand würde sich beschweren, wenn entsprechender Vielverdiener dann auch persönlich haften müsste, aber dem ist ja hier nicht so, also, warum und weshalb darf sich ein Manager immer um ein Vielfaches mehr an Gehalt zahlen, als er seinen Angestellten zustehen würde und wenn die Karre an die Wand gefahren wurde, auch noch mit hohen Abfindungen aus dem Amt verabschieden?
    Der kleine Angestellte hingegen bekommt mit dem betriebsbedingten Kündigungszettel nur die Anfahrtsbeschreibung zur ARGE, wenn er Glück hat, dann sogar noch ein bisschen Abfindung, aber niemals soviel, dass es für die nächsten 5 Jahre zum fürstlichen Leben reichen würde.


    Und genau das ist das Problem: Die Einen "sorgen" dafür, dass die Anderen arbeitslos werden. Während die Einen sich aber ein fürstliches Leben von ihrem nicht verdienten (<- die Bedeutung des Wortes ist klar?) Geld machen, dürfen die Anderen ausbaden, was die Einen den Anderen eingebrockt haben.

  • Wunderbar, kommt genau das dabei heraus, was ich wählen wollte. :top:
    Wobei eigentlich schon bei der Auswahl der Fragen klar ist, wer wie entsprechend dazu steht und so jeder, der sich mit den Programmen beschäftigt, sowieso automatisch das auswählen könnte, wofür "seine" Partei steht.

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

  • Zitat

    Original geschrieben von checkito
      bernbayer: Darf ich fragen - bist Du Arbeitnehmer oder Arbeitgeber?


    .


    Ja ich bin Arbeitnehmer. Angestellter im öffentlichen Dienst, wenn du es genau wissen willst.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Zitat

    Original geschrieben von Jochen
    Wunderbar, kommt genau das dabei heraus, was ich wählen wollte. :top:
    Wobei eigentlich schon bei der Auswahl der Fragen klar ist, wer wie entsprechend dazu steht und so jeder, der sich mit den Programmen beschäftigt, sowieso automatisch das auswählen könnte, wofür "seine" Partei steht.


    Naja, wer sich mit dem Wahl-o-mat bescheissen will kann das gerne machen.


    Ich habe jede Frage so beantwortet, wie ich es für richtig halte und das Ergebnis hat mich in meiner Wahl ebenso bestätigt wie auch in meiner Abneigung gegen die SED Nachfolge-Partei :)

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