Audio CD: Wie am sinnvollsten digital archivieren?

  • Moin moin,


    ich habe aktuell angefangen meine CD Sammlung erneut - und dieses Mal hochwertig - zu digitalisieren.
    Gestartet habe ich mit dem Einscannen der CD-Cover.


    Meine (dumme?) Frage:
    Wie und in welcher Qualität archiviere ich meine CDs sinnvoll?


    Ich teste gerade diverse Dinge und habe festgestellt, das iTunes - wenn die Option "Musikordner automatisch verwalten" doch einiges durcheinander wirft und sich Alben auf denen diverse Interpreten vorhanden sind, z.T. nur noch schwer und händisch zusammensuchen lassen.


    Ist es daher sinnvoller Ordner mit Albumtitel und evtl. ergänzenden Interpreten anzulegen und die Musik explizit jeweils in einen Ordner zu rippen?


    Geht das überhaupt mit iTunes oder empfiehlt sich hier bessere/einfachere Software?


    Und welche Qualität soll ich tatsächlich benutzen?
    MP3s will ich mit 320kb/s verarbeiten; am liebsten wäre mir aber die Archivierung als 16bit, 44,1kHz WAV, da ich dann eine 1:1 Abbildung meiner CD hätte. Nachteil ist bei WAV natürlich die fehlende Tag-Unterstützung; will ja auch nicht überall "Track X" stehen haben.


    Ich möchte eine hochwertige Masterdatenbank erstellen von der aus ich auch etwas schlechtere Qualität (z.B. MP3 256kbit/s) abzweigen kann, um die Musik auf Mobilgeräten nutzbar zu machen.



    Klingt vielleicht etwas merkwürdig aber ich bin wirklich dankbar für sämtliche Tips BEVOR ich die Scheiben rippe und dann hinterher lese "Nee, das hätte ich aber so gemacht!" :p




    Danke.

  • Beim archivieren über viele Jahre (Jahrzehnte) gilt grundsätzlich folgendes: Das Format so primitiv und weitverbreitet wie möglich wählen.


    Das bedeutet: Keine hochgezüchteten Modeformate, sondern Klartext-Formate, die praktisch keinerlei Decoder-Aufwand benötigen.


    Die Profis (TM) drucken digitale Daten auf säurearmen Papier aus und lagern sie in Bleischachteln im Salzbergwerk. Teilweise graviert man sogar Metalltäfelchen und lagert sie ein. Das ist dann ausreichend für tausend Jahre oder mehr.


    Für den Privatmann gilt ähnliches: Das primitivste Format für Audio ist Wav. Dort stehen alle Daten in einer Reihe hintereinander, und jeder, der mehr als nur einen PC einschalten kann wird diese Datei abspielen können, auch noch in zehn oder dreissig Jahren.


    Etwas weniger Platz benötigen die Lossless-Encoder wie Ape oder Flac oder Apple lossless, bewegen sich aber wieder vom Primitiven zum Ausgefuchsten, was in einigen Jahren für kleinere Schwierigkeiten sorgen könnte. Aber es wird sich sicher noch in zehn Jahren jemand finden, der anhand von alten Sourcen noch die drei Formate dekodieren können wird.


    Aufgrund der immer weiter fallenden Speicherpreise würde ich also empfehlen, WAV zu benutzen, oder ein anderes RAW-Format, wo einfach nur die Doppel-Bytes (gennannt Words) für das 16-bittige Audioformat einer CD hintereinanderstehen.


    Auf die verlustbehafteten Encoder wie MP3, Ogg, AAC gehe ich hier nicht ein, auch wenn sie ab einer gewissen Bitrate praktisch verlustfrei codieren, hat das mit einem Archiv nichts mehr zu tun. Siehe auch den Abschnitt "Speicherpreise". In zehn oder zwanzig Jahren wird man sich ärgern, warum man "für die paar GB" Unterschied einen Verlust in kauf genommen hat, wenn die Speichersysteme Faktor 1000 größer sind als heute.


    Und nun zu den wichtigsten Punkten: Redundanz, räumliche Trennung der Backups und Umkopieren auf aktuelle Formate.
    In meinen nun 19 Jahren in der Computertechnik hab ich lernen müssen, dass man 2-3 Kopien vorrätig halten muss, die auch räumlich getrennt gelagert werden, um nicht bei Brand, Wasserschaden oder Diebstahl alles zu verlieren. Eine Kopie liegt daheim, eine auf der Arbeit, und eine z.B. bei den Eltern (natürlich dürfen sich die drei Orte nicht in einem Haus befinden).
    zum Umkopieren: Speichermedien haben eine Lebensdauer von 0-wenige Jahre, egal, was die Rohling-, Festplatten- und Bandfritzen alles versprechen. Deshalb immer wieder prüfen, ob alle drei Backups noch laufen. Sobald sich abzeichnet, dass ein Format aus der Mode kommt (derzeit CD und DVD), kopiert man auf ein neues Medium um.


    Noch ein Punkt zum Schluß, der mir noch einfällt: Ein Backup ist nur ein Backup mit einem Verify, also einem Überprüfungslauf, der zu 100% testet, ob die geschriebenen Daten lesbar und richtig sind.


    Viel Spaß

  • Danke für die ausführliche Antwort.


    WAV sehe ich auch als die beste Variante um die Qualität der Audio CDs (sofern sie denn gut aufgenommen sind) beizubehalten.



    Das eigentliche Problem bei der Erstellung der WAV-Dateien sehe ich in der simplen Beschriftung; das ist hier ja nicht so komfortabel wie beispielsweise bei MP3.
    Oder existiert hier ein Trick um auch bei WAV-Dateien den Überblick zu behalten; einen logischen Dateinamen vorausgesetzt ;)


    Ich bin nicht so wichtig, das ich meine Audio-CDs oder Photoalben in Salzbergwerken lagern müsste ...

  • Das Archivieren habe ich auch vor einigen Monaten durchgemacht, und Gott sei Dank habe ichs schon hinter mir ;-) Ist doch ziemlich zeitaufwendig.


    Früher hatte ich alles in 128kbit/s gerippt und auch auf ID3-Tags verzichtet. Damals hatte man halt nicht soviel Speicherplatz zur Verfügung als heute.


    Jetzt mache ich es immer so:


    Rippen mit "Exact Audio Copy" mit "Lame Encoder 3.98". Qualität 320kbit/s (mMn ist der Unterschied zu WAV für das Ohr eines "Normalo" vernachlässigbar)


    Dateinamen von Hand umbenennen und dann mit "MP3tag" taggen im Format:
    %comment% -- %track% - %artist% - %title% - %album%


    comment = CD-Name
    track = Tracknummer
    artist = Artist
    title = Titel
    album = Mixname
    +CD-Cover kommt auch dazu

  • Auch wenn es so aussieht als würdest du wahrscheinlich doch nicht mit iTunes arbeiten, kennst du das Feld "Teil einer Compilation" in den ID3-Tag Einstellungen?
    Wenn dieser Haken gesetzt ist speichert iTunes alle Lieder eines Albums in
    ..../"Musikordner"/Compilations/"Albumtitel"/
    anstatt für jeden Interpreten einen neuen Ordner anzulegen.


    Das funktioniert sogar nachträglich.


    Ansonsten gibt es bestimmt zahlreiche Software die dir eine CD als .wav rippt, vorher in der CDDB nachsieht und dann zumindest Ordner und Dateien entsprechend nach Album und Liedtitel benennt.


    edit:
    Ich weiss nicht ob du mit einem Mac oder Pc arbeitest, aber am Mac kann ich dir das Plugin
    GimmeSomeTune
    dringend ans Herz legen.
    Neben einiger anderer Funktionen findet es mit sehr hoher Trefferquote automatisch hochauflösende Cover und fügt auch die Songtexte in die id3 Tags ein.

  • Ich benutze FLAC, ein freier verlustfreier Codec. Dann rippe ich mit EAC.
    Es hat den Vorteil, das eine wirklich genaue Kopie der CD angefertigt wird, wenn man EAC richtig einstellt.
    Diese Anleitung (englisch) sagt wie's geht: http://blowfish.be/eac/


    Sollte man aus Versehen mal auf andere Freunde archivierter Musik treffen, wird man feststellen, dass derartig gerippte Musik einen sehr hohen Stellenwert hat, weil andere Formate eben keine exakte und verlustfreie Kopie einer CD bieten.


    Mehr auf Deutsch dazu: http://www.audiohq.de/

  • Ich wuerde dir auch zu FLAC raten. Ist ein quelloffener Codec, d.h. du brauchst keine Angst zu haben, dass die Firma dahinter irgendwann Pleite macht. Natuerlich kannst du FLAC auch beliebig mit Tags etc. versehen, damit du die Uebersicht in deiner Musiksammlung behaeltst.


    Zum anderen wird die Musik verlustfrei komprimiert, sodass du nur ca. 60% des Original-Platzes benoetigst.


    Ich rippe schon seit Jahren nur noch in FLAC; Plattenplatz ist billig.

  • WMA Lossless?

    Some experiences only impress you once.
    The special ones do it again and again.



  • Ich möchte das auf dem Mac durchführen.
    Wenn ich iTunes bei JEDER CD das Feld "Teil einer Compilation" auswähle, müsste ich doch dann - wie gewünscht - nur noch einen Ordner pro CD/Album im Ordner ..../"Musikordner"/Compilations/...
    finden, denke ich hier richtig?


    Das wäre natürlich entsprechend einfach und v.a. gewünscht.


    iTunes kann ebenfalls als WAV rippen, ist nur die Frage wie die Dateinamen hinterher aussehen; hier ist wohl Handarbeit gefragt.



    FLAC/MP3/AAC usw. möchte ich nicht nutzen da ich - zumindest zwischen 256kbit/s MP3 und der CD doch einen ordentlichen Unterschied höre - ausser bei (z.T. erstaunlich) schlecht aufgenommenen CDs; da ist es dann auch schon egal ;-)



    Das von Dir erwähnte Zusatzprogamm scheint praktisch zu sein, wird aber nicht benötigt da ich die CD Cover wie gesagt direkt selber einscanne.
    Da habe ich dann meine eigene hochauflösende Qualität.


    Insgesamt lasse ich das Einlesen locker angehen und werde immer mal nach Lust und Laune 10-20 CDs in einem Rutsch bearbeiten, einlesen usw.
    Ich habe ja auch noch ein Privatleben :p

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