ZitatOriginal geschrieben von Weihnachtsmann
Ich bin weder ein "zu Guttenberg-Fan" wie Bernbayer noch so hasserfüllt ihm gegenüber eingestellt wie HappyDay [...]
Ich möchte nur klarstellen, dass ich Guttenberg durchaus nicht hasse.
Ich verspotte ihn, weil ich nichts von solch eitlen, sich selbst inszenierenden Blendern halte, für die der Freiherr m. E. durchaus repräsentativ steht. Da ist meinerseits deutlich mehr Verachtung für den Typus im Spiel, den Guttenberg verkörpert, als für den Menschen Guttenberg an sich. Denn den kenne ich persönlich nicht und habe auch gar kein Interesse daran, ihn näher kennenzulernen. Ich will also gar nicht abstreiten, dass unter der aalglatten, haargegelten Politiker-Schale mit dem aufgesetzten Kamera-Lächeln und Medien-Charme ein menschlicher Kern steckt.
Allerdings frage ich mich allmählich jenseits aller Polemik, in welcher Welt der Freiherr eigentlich lebt, dass er offenbar immer noch nicht begriffen hat, dass sich die Plagiatsvorwürfe gegen ihn nicht in ein paar Tagen einfach in Luft aufgelöst haben werden.
Es ist mir unbegreiflich, warum er nicht endlich mit der Wahrheit herausrückt, nämlich dass entweder er oder ein "Ghostwriter" hemmungslos Copy&Paste betrieben, weil ihnen einfach nichts besseres einfiel, um 400 Seiten Text zu füllen. Schließlich steht für ihn, ob er es nun begreifen will oder nicht, mehr auf dem Spiel als ein Doktortitel. Es geht um seine Glaubwürdigkeit, denn von seinem Ruf als offener, transparenter Klartext-Sprecher hat er bislang ja gelebt. Ich glaube, dass es der Mehrheit der Wähler bis zu den Plagiatsvorwürfen nicht einmal bewusst war, dass Guttenberg überhaupt einen akademischen Titel trägt (trug?). Verzichtet Guttenberg auf den Titel, wird ihm das vermutlich eher noch Sympathien einbringen, nach dem Motto "wenigstens gibt er zu, dass er Mist gebaut hat, das macht ihn menschlich." Mit dem derzeitigen "Eiertanz," einerseits stereotyp zu wiederholen, die Dissertation sei kein Plagiat, aber andererseits kein Wort der Erklärung abzugeben, warum auf mittlerweile 240 von etwa 400 Seiten (nur Textseiten, die Gesamtzahl von über 470 Seiten ergibt sich aus Inhaltsverzeichnis, Text und Anhang) in erheblichem Umfang aus anderen Werken stammende, aber nicht kenntlich gemachte Zitate zu finden sind, kann er doch nicht allen Ernstes hoffen, die Sache aussitzen zu können.
Bislang haben nur wenige Guttenbergs Rücktritt als Minister gefordert. Die Mehrheit scheint dagegen für ein Verbleiben des Freiherrn im Amt zu sein. Dazu wäre es allerdings dringend erforderlich, dass er endlich reinen Tisch macht, die Wahrheit sagt und auf seinen ohnehin erschummelten Doktortitel verzichtet. Ansonsten könnte ihn diese Sache tatsächlich so sehr beschädigen, dass er selbst, wenn er im Amt bliebe, zu einer dauerhaften Belastung für die Regierung im allgemeinen und die Bundeswehr im besonderen würde.