Altenpflege daheim durch ausländische Kräfte

  • Re: Altenpflege daheim durch ausländische Kräfte


    Zitat

    Original geschrieben von bastian_S
    Meine Frage ist nun: gibt es hier im Forum schon Erfahrungen mit dieser Art der Altenpflege? Bei google findet man widersprüchliches. Ich hab halt kein so gutes Bauchgefühl dabei, auch weil ich so garnicht abschätzen kann was das bedeutet. Vielleicht ist da für mich auch zu wenig Papierkram dabei...



    Ich habe sowas am Rande in zwei Fällen mitbekommen.
    Wenn erst einmal das richtige Personal gefunden ist, kann das sehr gut und mit Gewinn für beide "Parteien" funktionieren. Legal ist es nur, wenn die Altenpflegerinnen in bestimmten Abständen Deutschland verlassen.


    Das Sozialrecht diskriminiert allerdings die häusliche Pflege. Das heißt, wer seine Angehörigen selbst zu Hause pflegt oder eben pflegen lässt, bekommt dafür weniger dazu bezahlt, als wenn die hilfsbedürftige Person im Altenheim verweilte.


    Beide Damen, in deren Betreuung ich Einblick habe, sind ziemlich vermögend.


    Ich kenne keine Oma mit Durchschnittsrente, die zu Hause gepflegt wird.


    Was die ethischen Aspekt der häuslichen Pflege durch Personen aus Ländern mit sehr viel niedrigeren Durchschnittseinkommen angeht, bin ich unschlüssig.


    Manch' Angehöriger sieht gar keine Wahl, wenn ein alter Mensch partout und oft verständlicher Weise so lange wie möglich zu Hause bleiben will.
    Unser System ist in toto so aus den Fugen, dass es schwer fällt, solche Arbeitsverhältnisse zu bewerten.

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Re: Re: Altenpflege daheim durch ausländische Kräfte


    Zitat

    Original geschrieben von <registered>
    ...


    Was die ethischen Aspekt der häuslichen Pflege durch Personen aus Ländern mit sehr viel niedrigeren Durchschnittseinkommen angeht, bin ich unschlüssig.


    Manch' Angehöriger sieht gar keine Wahl, wenn ein alter Mensch partout und oft verständlicher Weise so lange wie möglich zu Hause bleiben will.
    Unser System ist in toto so aus den Fugen, dass es schwer fällt, solche Arbeitsverhältnisse zu bewerten.


    Schön auf den Punkt gebracht.


    siemensianer


    Natürlich läuft hier etwas schief. Alternative zu den Pflegekräften ist ein Pflegeheim was deutlich höhere Kosten für die Pflegekasse verursacht. Die Betreuung dort ist dann auch noch weniger intensiv.
    Grundsatzdiskussionen zum Gesundheits bzw. Pflegesystem in Deutschland sind hier aber wohl fehl am Platz.
    Natürlich kommt es zu verschiebungen aufgrund der Abwanderung von Fachkräften. Das trifft aber auf andere Dienstleistungen genauso zu.

  • Re: Re: Re: Altenpflege daheim durch ausländische Kräfte


    Zitat

    Original geschrieben von gftu
    Natürlich kommt es zu verschiebungen aufgrund der Abwanderung von Fachkräften. Das trifft aber auf andere Dienstleistungen genauso zu.


    Das sind mitnichten alles Fachkräfte. Es sind nicht alle in Alten-/Krankenpflege ausgebildet. Das Argument von Simensianer trifft also mal wieder nicht zu (wie so häufig -finde ich-, wenn es um soziale Vorstellungen geht).
    Es geht darum, dass eine Person bei einer älteren leicht pflegebedürftigen Person mit einzieht und sich um den Haushalt und leichte Pflegetätigkeiten kümmert, da Angehörige durch räumliche Trennung oder wenig Zeit hierzu nicht in der Lage sind.
    Zeigt mir eine deutsche Person (es muss keine Fachkraft sein), die freiwillig einen solchen Job annimmt, bei der sie quasi 24/7 arbeitet und dies für einen Lohn von 1000-1500 Euro. Wir nehmen ja nicht einem Land, in dem der Lohn niedriger ist, als bei uns die benötigten Pflegekräfte weg, so dass dieses Land gezwungen ist Pflegekräfte aus Ländern zu "improtieren" die ein noch geringeres Lohnniveau haben.
    Hier einen Protektionismus zu fordern, dass solche Tätigkeiten nur durch deutsche, ausgebildete Pflegekräfte vollzogen werden dürfen ist falsch! Wie weit soll das gehen? Darf ich dann irgenwann nur noch die Pflegekraft aus meinem Dorf nehmen, die 10.000€ im Monat fordert, obwohl im Nachbardorf nur 7.000€ verlangt werden? Nehme ich dem Nachbardorf damit die günstigen Pflegekräfte weg, wodurch dieses gezwungen ist in Nachbarnachbardorf sich nach günstigen alternativen umzusehen?


    In meinen Augen ist es einfach eine für den zu betreuenden würdige Art der Pflege, die auch bezahlbar ist.
    Ich will später nicht in einem Altersheim mit anderen alten Menschen zu "lustigen" Nachmittagen gezwungen werden. Da bin ich lieber in meinen vier Wänden und bestimme doch fast selber, was ich wann und wie mache.

  • Hallo zusammen,


    danke für die Antworten. Wir würden mit etwa 1200-1300€ rechnen, das ist aber eigentlich schon fast zuviel. Auch angesichts der Tatsache, dass bei einem Pflegeheim der Zuschuss durch die Krankenkasse höher ausfällt.


    Mir ging es primäer um Infos ob hier schon Erfahrungen vorliegen und die hab ich erhalten. Danke nochmal!


    bs

  • Also, bei meiner Ferienarbeit in einer Tagespflege habe ich auch diese Möglichkeit der Altenpflege mitbekommen. Eine Dame hatte eine Polin zuhause.
    Ich muss leider sagen, diese Polin war mit der Patientin, sehr dement, ca. 100kg, Pflegestufe 3, äußerst überfordert. Die vom Pflegedienst gepflegten Patienten waren sehr viel besser gepflegt!
    Also, ich würde sagen, es kommt auf den individuellen Fall drauf an, aber bei Pflegestufe 2 oder 3 würde ich vieleicht lieber einen Pflegedienst mit einem Ansprechpartner vor Ort wählen!

  • Re: Re: Re: Re: Altenpflege daheim durch ausländische Kräfte


    Zitat

    Original geschrieben von PhilipK-Obh
    Das Argument von Simensianer trifft also mal wieder nicht zu (wie so häufig -finde ich-, wenn es um soziale Vorstellungen geht).
    Es geht darum, dass eine Person bei einer älteren leicht pflegebedürftigen Person mit einzieht und sich um den Haushalt und leichte Pflegetätigkeiten kümmert, da Angehörige durch räumliche Trennung oder wenig Zeit hierzu nicht in der Lage sind.


    In meinen Augen ist es einfach eine für den zu betreuenden würdige Art der Pflege, die auch bezahlbar ist.



    wer ist denn Simensianer mit den häufigen falschen sozialen Vorstellungen? :rolleyes:


    Ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch eine würdige Art, wenn die potenzielle Mitbewohnerin ihre Kinder in der Heimat der im Heimatland lebenden Oma übergibt und hier Geld verdient. Bekommt ja auch eine Flatrate.


    Vielleicht ist es einfach auch nur ein übersteigertes Verlangen, bis zum eigenen Ende in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben. Zumindest wenn dies nicht auf familiärer Basis garantiert werden kann.


    Selbst praktiziere ich übrigens folgenden Fall. Kombination aus externer und interner Pflege. Die externe Pflege wird durch den Versicherungsanteil gedeckelt. Die interne Pflege, also der familiäre Anteil, läuft quasi unentgeldlich und jeder ist sich darüber im Klaren, dass es ohne diesen Anteil so nicht laufen könnte. Selbst die auf die Pflege angewiesene Person.


    Eine hier sog. Litauerin war nie auch nur im Ansatz eine Alternativoption.


    Alternativen zu Altenpflegeheimen sind durchaus gegeben. Wenn ich mir alleine eine Pflegekraft (oder Mitbewohnerin :rolleyes: ) nicht leisten kann, dann muss ich durch eine WG Organisiation diese Kosten halt auf mehrere Schultern aufteilen. Genau dies praktizieren Studenten doch auch schon über Jahrzente, scheint also zu funktionieren :D. Wenn wir schon den Anspruch definieren, wir sollen ein lebenlang lernen.


    Warum eigentlich Protektionismus? Der Freizügigkeit von Arbeitskraft widerspreche ich ja nicht. Dann aber zu den üblichen Bedingungen am Ort der Arbeitserbringung. Und dies kann sich bei objektiver Betrachtung eben nur eine wirkliche Minderheit leisten.


    Aber ich habe ja mal wieder überhaupt keine Ahnung.



    Siemensanier


    PS Frage an den TE: Die "angemeldeten" Minijobs der bisher tätigen Arbeitskräfte werden sicher ersatzlos gestrichen oder? Und der vorgehaltene Altenheimplatz durch Alternativmaßnahmen ja auch nicht besetzt. Oder irre ich in der Annahme?



    EDIT: Falsch ist übrigens die Annahme, dass es mir um die Abwanderung von Fachkräfte geht. Sondern einzig darum, auf welcher Basis die dann eingesetzten Arbeitskräfte vergütet werden. Und hier sind dann Weissrussen vielleicht für die Litauer noch grad so bezahlbar!

  • lazybee: weiterer vorteil eines Pflegedienstes: man kann Sachleistungen beanspruchen. Bei einer "Polin" bekommt man, bzw. die zu pflegende Person, nur Pflegegeld.
    Z.b. bei Stufe 3: Sachleistung (professionelle Pflege): 1.470 Euro, Pflegegeld 675 Euro.

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  • Re: Re: Re: Re: Re: Altenpflege daheim durch ausländische Kräfte


    Zitat

    Original geschrieben von Siemensanier



    PS Frage an den TE: Die "angemeldeten" Minijobs der bisher tätigen Arbeitskräfte werden sicher ersatzlos gestrichen oder? Und der vorgehaltene Altenheimplatz durch Alternativmaßnahmen ja auch nicht besetzt. Oder irre ich in der Annahme?


    Bin mir jetzt nicht ganz sicher, was Du mir hier unterstellst, aber die Putzfrau ist angemeldet und die Pflegekraft wird ganz normal über einen Pflegedienst bezogen. Also kein Grund für Gänsefüßchen. Und ja, die werden dann gestrichen aber nicht ersatzlos, dafür käme ja dann die ausländische Pflegekraft.


    Was das Altenheim angeht: naja, bisher hat meine Oma dort nur eine Kurzzeitpflege und die wird sie auch machen, einfach um sich das Altenheim mal anzusehen. Ansonsten hat das Altenheim hier so oder so keinerlei Probleme leerstehende Zimmer neu zu besetzen. Uns wurde während der Suche immer wieder mitgeteilt: wir sind voll, sie müssen warten.


    Und ja, so gesehen irrst Du mit Deiner Annahme und ich würde Dich doch bitten in Zukunft solche Unterstellungen zu lassen. Stelle ja auch keine Behauptungen mit Gänsefüßchen auf.


    Was den Vorschlag der WG angeht: wo ist das Unterschied zur Polin für 1000€? Du zahlst einer Polin 1000€ für eine pflegende Person. Oder einer Deutschen 3000€ für 3 Personen. Zwar dreifaches Gehalt, aber auch dreifacher Aufwand. Verbunden mit der zusätzlichen Fahrerei zwischen den Wohnungen der pflegenden Personen, da diese ja daheim bleiben wollen. Unterm Strich bekommt sie dann am Monatsende zwar mehr Geld, aber hat auch die dreifache Arbeitsbelastung. Ob das besser ist?


    Das mit der Pflege in der Familie ist ja schön und gut. Aber wenn unterm Strich nur eine Person zur Pflege da ist, die auch noch teilweise arbeiten muß, dann wirds eng.


    bs

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