Kann nicht "Nein" sagen: Was tun?

  • Ich habe den Eindruck, das Phänomen wird höher gehangen als es in Wirklichkeit ist.


    Wie man an den Beiträgen erkennen kann, handelt es schlicht und einfach um ein normales menschliches Problem, mit dem jeder konfrontiert wird.


    Und da muss man halt auf die Dauer lernen mit umzugehen. Dass man sich hinterher mal ärgert, in einer Situation "ja" gesagt zu haben (und dann irgendeinen Mist an der Backe zu haben) und in einer anderen Situation "nein" gesagt zu haben (und dann vielleicht ein schlechtes Gewissen zu haben) - das gehört halt dazu.


    Das ist Leben.


    Ich bin z.B. auf Anfrage meiner Liebsten schon ein paar Mal mit Schuhe kaufen gewesen, habe "ja" gesagt". Und ihr wisst, was das heißt. ;) Ich hatte null Bock dazu, sie hat sich gefreut, vor allem weil sie weiß wie "gerne" ich das mache. Bin beim Einkauf nicht gestorben, und unserer Beziehung tut es gut, sich mal auf die Bedürfnisse anderer einzulassen.


    Das heißt nicht, dass ich das mit jedem/r oder dauernd machen will. Einfach je nach Situation.

    Zitat

    Original geschrieben von what s up
    Der Schritt zum Psychologen ist doch nur dann notwendig, wenn es mit eigenen Mitteln nicht klappt.


    Eben. So gerne ich unseren zwei Onkels hier und anderen Umsatz gönne: Das kann man auch selbst langfristig in den Griff kriegen, wenn man hinterher weiß: Da oder dort hätte ich anders entscheiden sollen.


    Nicht jedes Problem im Leben bedarf der Therapie. ;)

    Mit Grüßen ...

  • Re: Kann nicht "Nein" sagen: Was tun?


    Zitat

    Original geschrieben von hecke
    Ich habe ein Problem, dass mich schon länger sehr stark belastet.


    [...]


    Haltet mich für krank oder gestört, aber das muss einfach ein Ende haben...:(


    Würde bei solchen Aussagen nicht davon ausgehen, dass es höher gehangen wird als es in Wirklichkeit ist. Das muss der TE aber selbst wissen, ob er es nur so geschrieben hat oder ob es wirklich eine Belastung ist.


    rajenske:
    Das ist ja ein nettes Beispiel, es scheint dich aber psychisch nicht zu belasten, "Ja" gesagt zu haben. Und du nennst den anscheinenden Unterschied zwischen dir und dem TE ja selbst:


    Zitat

    Das heißt nicht, dass ich das mit jedem/r oder dauernd machen will. Einfach je nach Situation.


    Was wäre, wenn du wirklich immer "Ja" sagen würdest.


    Wie gesagt, in meinen Augen kann ein Besuch beim Therapeutennie schaden.

  • Zitat

    Original geschrieben von Kanalratte



    "Ich muss jetzt gehen, dass MUSST Du für mich erledigen" So blöd wie ich bin, mach ich das... aber wenn ich sie mal darum bitte (weil ich mal früher gehen muss), wird das gleich mit "Das kann ich Dir leider nicht abnehmen" beantwortet... Ich will keinen Streit mit ihr haben, da wir uns eigentlich sonst gut verstehen... und ein scheiss Betreibsklima könnte ich überhaupt nicht gebrauchen. Daher akzeptiere ich das so, obwohl es mich innerlich richtig ankotzt.


    ich kriege wut nur durch deine erzählung, lass dich doch nicht ausnutzen

  • Zitat

    Original geschrieben von Jan1981
    ...
    Und Psychos sind darauf spezialisiert, können die Probleme von anderen viel besser lösen ...

    Dem möchte ich heftigst widersprechen: nicht wir lösen die Probleme des Klienten, sondern der Klient selbst löst seine Probleme! Der Therapeut übernimmt lediglich die Rolle der "Reisebegleitung" und [small](wie ich eine lustige Definition finde)[/small] "stellt Fragen, die Deine Ehefrau umsonst gestellt hätte" ;) Wobei die Definition nicht so ganz stimmt, denn "die Ehefrau" wird vermutlich hauptsächlich problemorientierte Fragen stellen, die tiefer in die Problemtrance führen, während hingegen "der Profi" erst das Problem "pacet" [small](um mal einen geilen NLP-Anglizismus in den Raum zu werfen ;))[/small] und dann mit lösungsorientierten Fragen ins "leading" übergeht.



    Ob jetzt die Sache mit dem "ich kann nicht 'nein' sagen" therapiebedürftig ist muss natürlich jede/r selbst entscheiden. (Wobei: der TE hat sich bestimmt so lange nicht mehr gemeldet, weil er noch bei der Bank Kohle holen und auf dem Weg nach Berlin ist :D) Für mich ist das einfach eine "stinknormale" Entwicklungsaufgabe, die einige schnell und leicht bewältigen, andere brauchen eben mehr Lernmöglichkeiten bis sie's geschnallt haben. Der TE ist laut Profil 17 - in dem Alter isses imho normal, dass man auf die Thematik stößt und sich mit auseinander setzt. Und wo er schon erkennt, dass er da seine Schwierigkeiten mit hat, ist das doch der erste gute Schritt :top: Klar hört es sich banal an: im Grunde einfach ein paarmal "Nein!" im eigenen Zimmer üben und dann bei sich bietenden Gelegenheiten mit Freunden und Familie ausprobieren. Zu anfangs werden vermutlich einige erstaunt sein, denn "dass der Typ auch zu nem 'Nein!' fähig ist" kennt man so ja noch gar nicht. Aber es wird mehr und mehr so sein, dass das "nein" genau wie ein "ja" zur Kenntnis genommen wird und dann wird eben beim nächsten Mal neu gefragt. Blöd ist - wie auch schon geschrieben wurde - wenn man mit dem "weiblichen" (;)) "ja, ehm, ne, vielleicht, hm, bla" Geschwurbel anfängt oder mit Rechtfertigungen kommt. Denn dann erkennt der Gegenüber: das "nein" ist nicht sicher und wenn ich ein wenig quengel und probiere bekomm ich bestimmt doch mein "ja". Und dann wird das Geschwurbel nur schlimmer und blöder für alle.


    Von daher mein Tipp: sich einfach vornehmen, öfter dann "nein" zu sagen, wenn man es auch so meint. Und die Selbst-Suggestion sollte statt "Ich will nicht ständig 'ja' sagen" positiv formuliert "Ich will öfters/wenn mir danach ist "nein" sagen" heißen! ;)

  • Gut gesagt, Herr Kolleesch, aber das Wort heißt "paced"! :D


    Und natürlich ist das eine der Entwicklungsaufgaben im Leben, nämlich zu lernen, sich abzugrenzen und eben auch einmal "nein" zu sagen. Das ist ja vor allem wichtig, um ein Bewußtsein von sich selbst (=Sebstbewußtsein) zu erlangen. Und dies bedeutet nicht, im anderen Extrem zu verweilen, denn sich nur noch abgrenzen zu müssen ist auch nicht so das Wahre... All das braucht nämlich Jahre lange Erfahrung und die braucht eben etwas Zeit! ;)


    Obwohl, hier:


    Zitat

    Original geschrieben von autares
    Ich wäre vorsichtig mit der KK und Psychologen. Kann schnell nach hinten losgehen. Auch wenn das Problem nicht gravierend erscheint, zumindest momentan, weiss man nie, was daraus wird.


    hat wohl Jemand eine merkwürdige Erfahrung gemacht. Also bitte Vorsicht vor mir! ;)

  • Nein nein nein


    Hecke Du bist ein Versager und sag jetzt bloß nicht Nein.
    Frag dich einfach jedesmal ob es Dir nützt wenn Du ja sagst oder ob der andere dich nur ausnutzt. Das Leben ist ein geben und ein nehmen, Wem Du hilfst den bittest Du auch um Hilfe und sagt er zweimal nein dann reiß ihm das Herz raus und lach teuflisch mit einem irren Blick.
    Danach gehst Du wieder zur Tagesordnung über und vergißt was passiert ist.
    :D

  • Zitat

    Original geschrieben von wrywindfall
    Gut gesagt, Herr Kolleesch, aber das Wort heißt "paced"! :D

    Ick hab halt ein deutsches "t" hinten dran gehängt, damit es nicht ganz so sehr nach Anglizismus ausschaut (und womöglich noch im entsprechenden Thread als schlechtes Beispiel landet) :p :D



    Aber noch was anneres:
    Einmal hat das "Nein"-Sagen was mit Abgrenzung und den eigenen Bedürfnissen zu tun. Dann gibt es auch den Fall, dass Leute einfach überall dabei sein wollen und Angst haben, egal wo was zu verpassen. So lange die Bilokalisation noch nicht erfunden ist (auch wenn ich diverse Leute kennen, die schon ihr Leben lang dran arbeiten ;)), muss jeder lernen Prioritäten zu setzen. Und Alternativen, gegen die man sich entscheidet, sterben zu lassen. Auch das will gelernt sein und es berührt ja auch, dass unser Hiersein nur endlich ist und wir Begrenzungen unterliegen. Ich kann nu mal nicht gleichzeitig mit Kumpels Party machen *und* endlich mal Zeit für mich vor der Stereoanlage verbringen und dort zur Ruhe kommen. Eine der beiden Optionen wird sterben müssen. Ok, Experten machen es dann so, dass sie an einem Abend 5 Partys besuchen und mehr "on the road" und unter Zeitdruck sind als auf einer der Partys eine gute Zeit zu verbringen. Nur wenn die ehrlich sind: sie waren überall und im Grunde nirgends - denn qualitative Zeit wo verbringen bedeutet auch, die Uhr Uhr sein zu lassen. Auch hier gibt's was zu lernen, ohne vorher zu wissen, was das genau ist...

  • Ein Jahr lang in einem Inbound-Callcenter arbeiten hilft. Am Ende macht es richtig Spaß, Kunden auf dreiste Forderungen ein selbstbewusstes "Nein." zu entgegnen.
    Wirkt sich auch super aufs Privatleben aus.

    Wer nichts wird, wird Wirt.

  • Also kleiner Tipp aus der allgemeinen Lebenserfahrung heraus.


    Es macht es auch manchmal einfacher ein nein gleich zu begründen, so dass man das warum betont, also nicht nur "Nein, keine Lust", sondern "Nein, keine Lust mehr, weil hab ich schon oft genug gemacht und es kann auch mal ein anderer" oder "Nein, mir gefällt das nicht"


    Damit bist Du Dir gegenüber ehrlicher und den anderen auch. Ist zwar immer noch nicht leicht, aber man vermeidet so eher den Schritt des ersten Nachhakens.


    Eine nicht ganz ehrliche Alternative wäre, sich erstmal in Ausreden zu flüchten, von wegen "Nein, ich hab schon was vor" oder "Nein, ich fühl mich nicht so gut", ruhig auch mal kurzfristig, einfach um mal zu merken, dass auf der anderen Seite auch Akzeptanz für ein Nein vorhanden ist.. sollte man aber so eher nur für den Lerneffekt anwenden ;)

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