Finanzkrise - Auswirkungen bei Euch (Job, Konsum, etc.)?

  • Eins vorweg: Ich finde den Großteil Deiner Beiträge sehr lesenswert.


    Zitat

    Original geschrieben von derAL
    Aber auch hier finden Zweifler sicherlich genügend Gegenargumente dafür, dass das auch nichts bringt, oder?


    Ich glaube, dass man in den meisten Organisationen einfach zu funktionieren hat. Den meisten Chefs wird es angenehmer sein, wenn der Mitarbeiter einfach stumpf die zugewiesene Arbeit verrichtet als wenn dieser immer nach was Höherem strebt (bei nicht akademischen Berufen umso mehr). Im Zweifel will er dann mehr Geld haben oder ist gleich ganz weg.


    Will sagen, wenn man als Mitarbeiter irgendwann in seiner beruflichen Wohlfühlzone angekommen ist (d.h. ein gewissen Maß an Zufriedenheit entwickelt hat), macht es weniger Sinn, sich außerhalb seines Fachgebietes weiterzubilden; zumal man im fortgeschrittenen Alter sowieso schwerer wechseln kann. Da macht theoretisches, aus Büchern gelerntes Wissen auch keinen Unterschied. Da nimmt man einfach den Kopf runter, hofft, dass man nicht irgendwann rausfliegt und diese Strategie bis zur Rente fahren kann.

  • derAL
    ich finde das was du tust löblich und respektiere das auch. Wenn es dir so gefällt dann erst Recht, aber findest du nicht das bei so einer Lebensweise etwas zu kurz kommt?


    Immerhin heißt das Ding was wir hier alle versuchen zu tun "Leben". Und das Leben sollte man irgendwann auch leben bevor es dafür zu spät ist. Mit 60 hab ich da nichts mehr davon. Und mit 60 verzichte ich auch gerne auf alles Geld der Welt. Dann reichen mit wirklich "paarmarkfünfzig" für Wohnung, Nahrung und sonstigen Kleinkram. ;)


    So etwas wie Freizeit gibt nach meiner Lebensauffassung nicht. Man hat eine gewisse Zeit von der man einen gewissen Teil(!) opfert um sich sein Leben zu finanzieren. Irgendwann sollte auch mal genug, sollte man auch satt sein.

    .:Gate 13:.
    Vor die Wahl gestellt zwischen Unordnung und Unrecht, entscheidet sich der Deutsche für das Unrecht.
    Johann Wolfgang von Goethe

  • Zitat

    Original geschrieben von CK-187
    So etwas wie Freizeit gibt nach meiner Lebensauffassung nicht. Man hat eine gewisse Zeit von der man einen gewissen Teil(!) opfert um sich sein Leben zu finanzieren. Irgendwann sollte auch mal genug, sollte man auch satt sein.

    Das stimmt! :top:

  • Zitat

    Original geschrieben von CK-187 Immerhin heißt das Ding was wir hier alle versuchen zu tun "Leben". Und das Leben sollte man irgendwann auch leben bevor es dafür zu spät ist. Mit 60 hab ich da nichts mehr davon. Und mit 60 verzichte ich auch gerne auf alles Geld der Welt. Dann reichen mit wirklich "paarmarkfünfzig" für Wohnung, Nahrung und sonstigen Kleinkram. ;)


    Dann bist Du später einer der älteren Leute, die als hoffentlich lange gesunder Rentner alle Zeit der Welt haben, aber kein Geld, um diese massige Zeit mit Aktivitäten auszufüllen. Du kannst dann 30 Jahre lang im wesentlichen nur aus dem Fenster Deiner kleinen Wohnung schauen.


    Du bist dann auch einer von denen, welche sich dann keinen Komfort leisten können, um die eine oder andere körperliche Abnutzung bestmöglich zu kompensieren.


    Ob das für jeden erstrebenswert ist, ist noch die Frage.


    Ich kenne auch Rentner, die zu zweit 2 Autos fahren, gesundheitliche Mängel bestmöglich kompensieren (alleine beim Zahnersatz gibt es gewaltige Unterschiede), oft ins Fitness- Studio oder Erlebnisbad gehen, verreisen etc. Alleine mit der Rente wird das nichts ;) .

  • blöd ist nur, wenn man dann mit 55 den herzinfarkt oder krebs bekommt und dann rein garnix mehr davon hat...
    dann freuen sich allenfalls die erben darüber.
    die mischung machts daher...

  • Zitat

    Original geschrieben von CK-187
      derAL
    ... , aber findest du nicht das bei so einer Lebensweise etwas zu kurz kommt?


    Immerhin heißt das Ding was wir hier alle versuchen zu tun "Leben". Irgendwann sollte auch mal genug, sollte man auch satt sein.


    Also eines vorneweg. In der Anfangsphase meiner Tätigkeiten habe ich überproportional viel getan. Das ist richtig.


    Nun allerdings, nach dieser Phase, die sich ja für mich gelohnt hat, führe ich ein ausbalanciertes Leben. Ich fahre meistens zwischen um 7:25-07:45 Uhr ins Büro und komme um spätestens 18:00 Uhr nach Hause, ich habe auch kein Problem, auch mal um 17:00 Uhr zu Hause zu sein. Mittags komme ich mit einer halben Stunde klar, es sei denn natürlich, ich gehe mal wohin zum Essen.


    Zu Hause (oder während des Berufsverkehrs mit der Tram) kann ich noch einen kleinen Teil machen, vor allen Dingen Informationen aufnehmen, die für mich beruflich relevant sind. Vielleicht 45 Minuten bei einem leckeren doppelten Espresso in meinem Arbeitszimmer. Nachdem ich das gemacht habe, gehört der Rest meiner Freizeit.


    In dieser Freizeit widme ich mich anderen Dingen. Ich lese das Handelsblatt Live, die Süddeutsche, die Welt und die Bild (alle iPad). Diese vier Zeitungen komplettieren für mich ein ausgewogenes Meinungsbild. Natürlich lese ich nicht jeden Artikel. Oftmals werden ja die gleichen Themen behandelt; interessant sind dagegen die unterschiedlichen Positionen und deren Schnittmenge. Ich würde das eher interessiertes Schmökern nennen. Leitartikel, Position und Gegenpositiom, unterschiedliche Perspektiven auf den Sachverhalt und Schwerpunktthemen lese ich mit Neugierde. Wo ich halt hängenbleibe. Oder ich setze Artikel auf die Merkliste, die mich interessieren. So surfe ich auch das Internet ab.


    Generell würde ich sagen, dass ich einfach ein wissensdurstiger, quasi ein neugieriger Mensch bin.


    Und die besagten 20 Seiten lese ich meistens noch kurz vorher, bevor ich das Licht ausmache.


    Ich empfinde das nicht als Arbeit im klassischen Sinne, auch nicht das Schmökern in Sachbüchern oder im Handelsblatt, auch wenn das natürlich beruflich auch relevant ist.


    Es kommt ja immer darauf an, was man daraus macht, für was man es betrachtet und wie man es einwertet.


    Ihr kennt den Spruch, 'Du lernst nicht für die Schule, sondern für Dich'?


    Ich lese für mich, weil ich erfahren möchte, was auf der Welt passiert, worüber man forscht, was wo auf dem Erdball gerade passiert und wie sich das im geschichtlichen und in anderen Kontexten stellt.


    Im Grunde genommen kann man so durch das Leben gehen:


    > Was ist denn das?
    > Das interessiert mich!
    > Wie war das?
    > Was denkt ...? Weshalb?
    > Was sagen die anderen?
    > ...


    Es ist die Teilhabe an Entwicklung. Daraus entstehen Informationen, Gedankengänge, Fragen und Erkenntnisse. Das formt eigenes Wissen und die Allgemeinbildung. Und das ist auch beruflich nützlich, gerade auch, wenn man es in vielen Berufen mit vielen Menschen zu tun hat, natürlich der eine mehr, der andere weniger.


    Ihr kennt auch die Sprichwörter:


    > 'Wer rastet, der rostet'.
    > 'Wer zum Ursprung will, muss gegen den Strom schwimmen, um zur Quelle zu gelangen; wer aufhört zu schwimmen, treibt mit dem Strom.'


    Lernen ist keine Etappe im Leben. Leider ist das bei vielen so. Schulzeit, Ausbildung und dann kommt die langsam voranschreitende Verdummung (gar nicht doof gemeint), indem das Schulwissen immer mehr durch die lernlose Zeit danach versickert. SuperRTL, die ganzen sinnfreien RealityShows usw. beschleunigen das. Das ist oftmals die wahre nutzlose Zeit, die einen das Leben raubt. Es vernebelt das Leben wie eine Droge und die Jahre vergehen.


    Ich behaupte, man vergeudet dadurch mehr sinnvolle Lebenszeit, als wenn man diese nutzt, um sich dem eigenen Geist zu widmen. 20 Seiten täglich gegenüber 90 Minuten Germanys Next Top Model, Bachelorette sucht sich einen Stecher oder die Wollnys kaufen sich ein Joghurt oder zehn Leute nehmen zusammen 14,3 Kilo ab (und dann kommt man nach 90 Minuten, entspricht 6,3% Anteil der Zeit eines ganzen Tages bzw. 9,4% der Zeit des aktiven Tages, wenn man 8 Stunden schläft) zu der Erkenntnis, wenn der eine nicht heimlich einen Schokoriegel genascht hätte, wären es 14,5 Kilo gewesen; wow, das sind spektakuläre Erkenntnismomente des sogenannten Lebens). Das sind die Themen, die Deutschland bewegen. Ich bekomme das immer über die Bild mit, um zu erfahren, was Deutschland bewegt, während andere viel wichtigere Themen die Massen gar nicht tangiert. Die 20 Seiten hindern Dich nicht dran, mit der Familie etwas zu machen oder andere Freizeitaktivitäten zu gestalten, auch nicht daran, Dich zu entspannen oder es mal ruhiger angehen zu lassen. Es sind andere Dinge, die das verhindern.

    Aber: Das Leben ist doch dauerhaftes Lernen und nicht das, was ich im Absatz versucht habe, darzustellen. Für einen Selbst. Bewusst für sich selbst entdecken und lernen. Daraus entsteht Selbstbewusstsein. Nicht aus den Wollnys und den Männern vom Schrottplatz. Diese halten die Massen dumm, damit sie funktionieren und keine Fragen stellen, ob das, was sie tun, einen Sinn ergibt und wie am Markt gehaltstechnisch bewertet wird. Die Politik ist dann schuld oder das System. Aber es sind die Zeitdiebe, die ich gerade beschrieb.


    20 Seiten versus 90 Minuten blanker Unsinn: Oftmals handelt es sich um unterschiedliche Wahrnehmungen, die Menschen solche Dinge unterschiedlich bewerten lässt.
    Lebenskrisen sind oftmals auch nur Wahrnehmungskrisen. Denn man nimmt nicht wahr, wo die Chancen liegen, die es immer gibt, wo Risiken umhergeistern. Weil die Ängste und Probleme (die man sich oft nur in den schönsten Farben ausdenkt) uns daran hindern, diese Chancen sehen zu wollen. Und dann kommen die selbsterfüllenden Prophezeiungen (die versemmelte Prüfung, das schlecht gelaufene Bewerbungsgespräch usw.) daraus, die diese eingeredeten Ängste bestätigen und so als unverrückbare Wand festzementieren. Und dann haben wir sie, die Aussichtslosigkeit, die fehlende Perspektive, die Chancenlosigkeit, die 'man-kann-ja-eh-nichts-machen'-Situation, die Resignation.


    Und genau darum ging es mir. Ich kann nicht verstehen, weshalb man immer nur Probleme und Risiken im Fokus hat. Und dabei die Chancen nicht erkennt. Eigentlich ist es das, was traurig macht. Die Menschen haben verlernt.


    Dauerhafte Neugierde, Freude an neuen Erkenntnissen. Der Aha-Effekt. Das selbst sich bewusst sein. Das bin ich oder Du und das ist die Welt, die so und so ist und so funktioniert und in dem Bereich das so oder so macht, aus dem und dem Grund etc. etc.


    Es ist oder das ist DAS NEUE LERNEN.


    Es kommt halt darauf an, ob man mit dem Begriff LERNEN etwas Unangenehmes verbindet.
    Für die einen ist es eine Qual, täglich 20 Seiten zu lesen, um etwas Neues zu erfahren, für andere die pure Freude. Am Anfang ist es ungewohnt, bis man ein Aha-Erlebnis hat (Mensch, das habe ich gewusst) und es sich dann sukzessive weiterentwickelt. Es ist ein Weg und mit jedem Schritt fällt es Dir leichter zu gehen. Und Du wirst die Entfernungen perspektivisch auch anders bewerten.


    Darum geht es. Um Dich. Selbst. Dein Leben. Deine Chance. Das, was Du daraus machst. Und um die Neugier und Freude, die Du dabei hast und entwickelst und wie Du Dich daraus stärkst und Dich entwickelst.


    Genau das ist mein Plädoyer. Wagt den ersten Schritt. Alle Dinge sind schwer bevor sie leicht werden. Viele andere haben das geschafft; dann könnt Ihr das auch.


    Das Leben ist ein Versuch. Wir versuchen es, zu leben.
    Aber wie wir es versuchen, können wir in Selbstverantwortung wählen.
    Wir geben uns selbst Antworten, wie wir leben wollen.
    Also erhöhen wir doch die Wahlmöglichkeiten, dass wir das auch können.
    Denn eine Wahl ist besser, als keine. Und zwei Wahlmöglichkeiten besser als eine.
    Schaffen wir diese Wahlmöglichkeiten. Indem wir aktiv wählen, wie wir leben wollen.
    Und nicht fremdbestimmt. Nicht durch den Staat, durch 'das System' oder den Wollny-Zeitfresser-Shows.


    Diese Message wollte ich geben. Ich wollte Perspektiven aufzeigen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Goyale
    Dann bist Du später einer der älteren Leute, die als hoffentlich lange gesunder Rentner alle Zeit der Welt haben, aber kein Geld, um diese massige Zeit mit Aktivitäten auszufüllen. Du kannst dann 30 Jahre lang im wesentlichen nur aus dem Fenster Deiner kleinen Wohnung schauen.


    97 Jahre zu werden und die ganze Zeit geniessen koennen halte ich fuer relativ unwahrscheinlich.


    Denke wenn man 80 Jahre wird ist das schon ein guter Durchschnitt. Wovon man aber oft die letzten 5-8 Jahre im Pflegeheim sitzt, und dann dort auch das Leben trotz Geld nicht mehr geniessen kann.


    Zum "Ruhestand geniessen" bleiben dann eher nur 5-10 Jahre je nachdem wie lange man arbeitet. Aber selbst da hat man schon erste Gebrechen und kann nicht mehr soviel machen als wie wenn man jung war.


    Finde es schon sinnvoller sein Leben eher zu geniessen wenn man jung ist. Auch wenn man natuerlich nicht so leben sollte als gaebe es kein morgen.

  • @ Anja


    Das erzähl mal Udo Jürgens der mit 80 mal eben auf Europa Tournee geht und anderthalb Monate lang (fast) jeden Abend auf der Bühne abrockt


    Meine Oma ist übrigens 94 geworden und ihr Spruch war immer: Bevor ich ins Altenheim gehe, falle ich lieber Tod um - und genau so war es dann auch.


    Wenn ich es irgendwie schaffe, möchte ich auch einfach Tod umfallen bevor ich in irgendwelchen Pflegeghettos jahrelang dahinsieche. Aber wirklichen Einfluss auf diese Entscheidung zu haben hat wohl auch viel mit Glück zu tun

  • Zitat

    Original geschrieben von SAR
    Wenn ich es irgendwie schaffe, möchte ich auch einfach Tod umfallen bevor ich in irgendwelchen Pflegeghettos jahrelang dahinsieche. Aber wirklichen Einfluss auf diese Entscheidung zu haben hat wohl auch viel mit Glück zu tun


    So wünsche ich mir das auch! Aber das ist sicherlich der Wunsch von jedem. Wer will nicht bis zu seinem letzten Tag das Leben wirklich leben?

  • Zitat

    Original geschrieben von Anja Terchova Denke wenn man 80 Jahre wird ist das schon ein guter Durchschnitt. Wovon man aber oft die letzten 5-8 Jahre im Pflegeheim sitzt, und dann dort auch das Leben trotz Geld nicht mehr geniessen kann.


    Zum "Ruhestand geniessen" bleiben dann eher nur 5-10 Jahre je nachdem wie lange man arbeitet. Aber selbst da hat man schon erste Gebrechen und kann nicht mehr soviel machen als wie wenn man jung war.


    Finde es schon sinnvoller sein Leben eher zu geniessen wenn man jung ist. Auch wenn man natuerlich nicht so leben sollte als gaebe es kein morgen.


    Klar kannst Du sagen "mit 75 bin ich senil, und mit 80 tot, und ab 75 brauche ich kein Geld mehr".


    Dann beschwere Dich aber nicht, wenn Leute wie derAL und ich (welche vorsorgen) es sich als Rentner gut gehen lassen können (und wie Leni Riefenstahl unseren 100. Geburtstag auf den Malediven feiern), während Du wegen Geldmangel in Deiner kleinen Wohnung den ganzen Tag RTL2 schaust ;) .

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