Finanzkrise - Auswirkungen bei Euch (Job, Konsum, etc.)?

  • Das Problem als solches besteht doch schon in jedem nationalen Bankensektor ... mit der EU hat das wenig zu tun.


    Es geht in erster Linie doch darum, dass Verluste von Banken im Investmentsektor nicht auf das gewöhnliche Bankgeschäft durchschlagen dürfen. Eine Pleite des Investmentsektors einer Bank nach bisherigem Muster würde auch alle konservativ denkenden Kunden im Strudel mit nach unten ziehen.


    Werden Bank- und Investmentgeschäft dagegen getrennt, sinkt die Gefahr einer Pleite der Banksparte drastisch - Hilfszahlungen aus Steuergelder sind kaum denkbar.


    Verzockt sich die Investmentsparte der Bank nach einer solchen Trennung, kann man sie getrost in die Pleite rutschen lassen - und zwar ohne Entstehung der Gefahren für den Finanzmarkt, die Grund für die gegenwärtige Bankenrettung aus Steuergeldern waren.


    Das Übel würde sozusagen an der Wurzel gepackt, weil eine Bankenkrise der gegenwärtigen Art überhaupt nicht mehr entstehen könnte. Zunächst hätte solche Maßnahme Auswirkungen auf den jeweiligen nationalen Finanzmarkt ... der dann natürlich auch keine Hilfen von außen benötigt. Der internationale Gesichtspunkt wäre also ein angenehmer Nebeneffekt.


    Frankie

  • Daneben würde ich die Anforderungen für Handelsbuchinstitute bei der Risikoparametrisierung noch wesentlich strenger fassen. Auch am Netting und bei der Berücksichtigung von Diversifikationen könnte man noch strengere Anforderungen stellen. Die Investmentbank bräuchte dann ein wesentlich größeres Risikobudget (Eigenkapitalunterlegung) für spekulative Geschäfte, das auch noch schneller ausgelastet werden würde. Der Händler bekäme deutlich straffere Zügel und wäre bei seinen Aktivitäten schneller am Ende, je mehr risikoreichere Geschäfte er tätigt.


    Auch die Anforderungen an Händler würde ich höher stellen. Da sitzen oftmals junge Leute mit gerade mal 15 Jahren Banklaufbahn seit Beginn ihrer Ausbildung, die zu wenig Markterfahrung haben, aber leider oftmals so von sich selbst überzeugt sind, zu wissen, wie die Finanzmärkze funktionieren. Die deshalb Risiken fahren, die sie nicht (wenn es knallt) im Griff haben, auch wenn sie glauben, sie stünden dort über den Dingen.

  • Die Händler sind nicht das Problem. Das Risikomanagement ist das Problem. Im Endeffekt ist es egal, wieviel Erfahrung jemand hat. Ihm müssen nur Grenzen gesetzt werden und er muss vor allem überwacht werden. Und genau dort liegen die Probleme. Wenn ich mir anschaue, wie teilweise bei Banken überwacht wird, muss ich lachen.

  • Sagt ein Händler? :D


    Wer kommt denn immer mit genialen Ideen aus der Hecke?


    Aber mal Spaß beiseite.


    Ich behaupte, dass viele Produkte, die von den Handelsabteilungen in den letzten Jahren durchgehandelt wurden, oftmals in den Häusern (von beiden Seiten der Linie) gar nicht verstanden oder zu lax behandelt wurden. Und das Problem bestand bzw. besteht teilweise immer noch auf beiden Seiten. Der Handel ist damit nicht frei von Sünde.


    Die Anforderungen werden Jahr für Jahr strenger. Aber reichen sie schon aus? Da kann noch mehr gehen, gerade für Handelsbuchinstitute.

  • Ja, sagt ein Händler, der täglich sieht, was abgeht. Wir lassen unsere Junioren natürlich handeln, schließlich ist es deren Job. Ein Chirurg kriegt irgendwann auch das Skalpell in die Hand. Die Frage ist, wie er in dem Eingehen von Risiko überwacht wird.


    Und Händler, und das habe ich hier bereits vor Jahren in genau diesem Thread geschrieben, sind in den letzten Jahren den Innovationen der Salesdesk und Strucdesks gar nicht hinterhergekommen. Wenn du Schuldige suchen willst, such sie im Vertrieb und in er Strukturierung. Wenn ich ein Produkt nicht verstehe, handel ich es nicht. Kommt Sales vorbei und gibt mir eine Order, führe ich sie lediglich aus. Händler kommen mit neuen Handelsstrategien aber so gut wie nie mit Produktideen daher.


    Du glaubst das nicht? Dann lese ein paar Bücher über die Krise. Dort wirst du nachlesen können, dass die meisten Händler einfach nur den Kopf geschüttelt haben, als es um den Handel bestimmter Produkte gegangen ist.

  • Wer legt denn die Anlagestrategie bzw. die Handelsstrategie/Risikostrategie fest bzw. wer ist an ihrer Entwicklung beteiligt? Wer bzw. welche Gruppen erarbeiten sie?


    Der Handel war immer außen vor; hatte nie was zu melden, war nur bedingungsloser Erfüllungsgehilfe, hat nur das gemacht, was er musste, hielt sich meinungtechnisch immer raus und war deshalb absolut unschuldig? Die Boni nannte man intern wohl auch 'Schweigegeld'. Da kommen einen ja fast die Tränen ...


    Nur mal rein interessehalber: Wie alt sind Eure 'Junioren', wie alt Eure Senioren (zu denen Du Dich vermutlich zählst)?

  • Die Strategien werden von Händlern bzw der Gruppe von Höndlern getroffen. Es ist aber nicht so, wie du weiter oben beschrieben hast, dass Händler Produkte entwickeln bzw "erfinden". Das einzugehende Risiko wird (sollte) vom Risikomanagement eingegrenzt. Händler haben kein Mitsprachrecht, wenn es um etwas wie VaR und andere Risikoparameter geht. Natürlich kann ein Händler mit dem Risikomanagement diskutieren, was seiner Meinung nach eine akzeptable Größe wäre. Die Entscheidung liegt aber beim Risikomanagement.


    Absolut unschuldig mit Sicherheit nicht, jedoch bei weitem nicht so schuldig wie der Vertrieb und die Strukturier. Wie gesagt, lies mal "The Big Short" oder ähnliches. Du wirst schnell erkennen, dass eine Vielzahl von Händlern gar nicht wusste, was sie dort kaufen/verkaufen sollten - im Auftrag von Vertrieblern wohlgemerkt. Dass sich Händler weggeworfen haben, weil sie selber die Produkte nicht verstanden haben, Kunden aber immer weiter handeln wollten. Die hohen Boni basieren auf dem Bild/Ask.


    Junioren kommen von der Uni oder haben ein paar Jahre Berufserfahrung, also meistens im Alter von 25-30 Jahre. Senior kannst du je nach Erfolg nach 6-8 Jahren werden.

  • Zitat

    Original geschrieben von autares
    Junioren kommen von der Uni oder haben ein paar Jahre Berufserfahrung, also meistens im Alter von 25-30 Jahre. Senior kannst du je nach Erfolg nach 6-8 Jahren werden.


    Mal ehrlich: Ich würde persönlich kein Vermögen einem 25-30jährigen zur Verwaltung anvertrauen. Dafür halte ich die Berufs- aber auch die allgemeine Lebenserfahrung für zu gering.


    Wieviel komplette Börsenzyklen haben die schon durchlebt? Waren die bei Phasen stark steigender Zinsen / Crashsituation bereits live dabei oder halten diese für solche Fälle nur theoretisches Wissen vor? Und an der Stelle war und bin ich einfach skeptisch.


    Natürlich fängt jeder mal klein an. Aber jahrelang z. B. bei einem Trend richtig zu liegen (z. B. jahrelange Zinsrückgänge, die Kurszuwächse zur Folge haben), weil der halt läuft und läuft und läuft ist für mich kein Zeichen von Erfolg. War der Erfolg nun Können oder Glück? Die Frage ist, wie erfolgreich sie sind, wenn es in andere unerwartete Richtungen überspringt? Reagieren sie richtig, erkennnen sie die Veränderung etc.? Oder sind sie so erfolgsverwöhnt, dass sie zu sehr an ihre Sicht der Dinge glauben? Was nützen einem dann z. B. 6% jährliche Rendite, wenn im 10 Jahr 50% weg sind?


    Einem Senior würde ich schon eher -jedoch auch mit der gebotenen Vorsicht; siehe oben- zuhören.


    Aber kehren wir wieder nach dem Abstecher zurück zum Thema.


    Das Risikomanagement/Risikocontrolling ist seit der Finanzkrise ein regelrechter Wachstumsmarkt mit interessanten Perspektiven.

  • Äh....Junior ist quasi Auszubildener. Wie willst du bitte Senior werden, wenn du kein Junior warst und Erfahrungen sammeln konntest?


    Edit:
    Und Trader - und ich meine mich zu erinnern, dass wir das an anderer Stelle hier schon einmal erwähnt haben - ist was anderes als ein Vermögensverwalter/Portfoliomanager. Einem Trader vertraust du sowieso nie Vermögen an.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!