Finanzkrise bzw. haben die Unternehmen keine Rücklagen mehr?

  • Moin.


    Wenn man die Aktuellen Wirtschaftsmeldungen studiert, dann fällt einem besonders auf das viele Unternehmen nach lediglich einigen Monaten "Auftragsrückgängen" die Luft ausgeht.
    Viele sollen kurz vor der Insolvenz stehen?
    Das kann doch nicht sein das so viele Unternehmen nicht in der Lage sind Rücklagen aufzubauen, um schlechte Zeiten zu überstehen?


    Woran kann das liegen, was ist mit den ganzen Gewinnen passiert, die in den Letzten Jahren generiert wurden?


    Gruss Matchacom.

    Wer mit halb gefülltem Tank die doppelte Strecke fahren will, ist ein Idiot. Wer mit halbem Etat doppelte Ergebnisse erzielen will, ist ein Finanzvorstand.

  • Wenn es Unternehmen gibt, die Dividenden auszahlen, obwohl sie Verluste machen, braucht man sich darüber nichtzu wundern. Da vor allem börsenorientierte Unternehmen nur noch auf ihren Kurs achten und darunter langfristige Strategien aus den Augen verlieren, wundert mich das nicht.

  • Re: Finanzkrise bzw. haben die Unternehmen keine Rücklagen mehr?


    Zitat

    Original geschrieben von Matchacom
    Woran kann das liegen, was ist mit den ganzen Gewinnen passiert, die in den Letzten Jahren generiert wurden?


    Weil es die Gewinne gar nicht in dem Umfang gab, wie man denken sollte. Und wenn es sie gab, wurden sie ausgeschüttet oder investiert, was ja auch Sinn der Sache ist.
    Außerdem geht es bis auf wenige Ausnahmen schon seit Anfang der 90er stetig bergab.....

  • Einen Teil der Gewinne haben sich Manager und Aktienbesitzer eingesteckt. Ein anderer Teil war gar nicht real, weil das Vermögen nur an der Börse erwirtschaftet wurde, ihm aber keine realen Werte gegenüber standen. Wenn das Finanzsystem dann so zusammenbricht wie wir das jetzt hatten, gibt es auch das Vermögen nicht mehr, denn ein großer Teil war nur virtuell vorhanden.


    Ein anderes Beispiel: ich hörte von einem Kunden eines Kunden dass dieses Unternehmen im Sommer in sicherer Erwartung zahlreicher Großaufträge ab Anfang 2009 hochwertige Maschinen geordert hat. Diese Maschinen werden gerade geliefert und müssen dann natürlich bezahlt werden. Aufgrund der Krise bleiben die erwarteten Aufträge jetzt aber aus - und abbestellen oder weiter verkaufen der Maschinen wird nicht gehen, zum einen sind das sehr individuelle Anfertigungen, zum anderen fände sich in diesen Zeiten sowieso kein Käufer.
    So stehen sie also da mit nagelneuen, aber unnötigen und sehr teuren Geräten...


    Andere Unternehmen brauchen Geld um neue Projekte oder Geschäfte vorzufinanzieren - in Erwartung späterer Gewinne. Wenn die Bank aber selber kein Geld hat - oder es nicht herausrückt - kann die Vorschubfinanzierung nicht realisiert werden und das Unternehmen die geplanten Aktivitäten nicht finanzieren. Wenn das aber wichtige Investitionen in die Zukunft des Unternehmens wären...


    So kann in der Krise vielen die Luft ausgehen.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Ausgelutscht..


    Hi.


    Machmal könnte man glauben das viele Unternehmen darauf angewiesen sind, mit "Billig Löhnern" Zeitarbeit, PSA, etc.. zu Arbeiten?
    Man könnte den Eindruck gewinnen das Festanstellungen auch aus Kostengründen bzw Firmenpolitik einfach nicht mehr möglich sind??
    Wenn man sich anschaut das in den letzten Jahren immer nur Verzicht (Lohnverzicht etc..) geübt wurde und massenhaft Gewinne (laut Bilanzen etc..) eingestrichen wurden.


    Dann könnte man Denken das viele Unternehmen von der Hand in den Mund leben?
    Zumindest wenn man den "Gejammere" vieler Unternehmen glauben schenken darf?


    Gruss Matchacom

    Wer mit halb gefülltem Tank die doppelte Strecke fahren will, ist ein Idiot. Wer mit halbem Etat doppelte Ergebnisse erzielen will, ist ein Finanzvorstand.

  • Es gibt viele faire Mittelständler und Kleinbetriebe, die eigentlich nicht so ticken, aber vor allem Großkonzerne, für die nur der kurzfristige Erfolg zählt; ein Manager, der ergebnisabhängig bezahlt wird, hat mehr davon wenn er die Zahlen seines Unternehmens kurzfristig in die Höhe treibt um dann anteilig abzukassieren, als wenn er mit mäßigem Gewinn langfristig plant.


    Nach ein paar Jährchen verkrümmelt sich der Mitarbeiter, was dann aus der Firma und den Mitarbeitern wird, interessiert nicht mehr weil dann ist der Verursacher ja längst mit sattem Gewinn über alle Berge.


    Personalkosten sind in Deutschland ein extremer Faktor weil vor allem die Lohnnebenkosten so teuer sind. Also kann man hier mit Einschnitten in den Gehältern besonders viel "herausholen" - und in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und Einschnitten in den sozialen Leistungen durch Hartz V gibt es einen hohen Druck auf Arbeitnehmer, sich auch mit einem kleinen Gehalt (anstatt gar keinem und nicht zum Überleben reichenden Transferleistungen) irgendwie über Wasser zu halten.


    Und immer, wenn einer für wenig arbeitet, gibt es einen anderen, der es für noch ein bisschen weniger anbietet...


    Wenn nun aber Arbeitnehmer wenig verdienen können sie folglich auch wenig ausgeben; das wiederum schmälert die Einkünfte der Wirtschaft, und mit dem Argument "die Zeiten sind schlecht, der Konsum stagniert" wird dann wiederum gerechtfertigt dass weitere Lohneinbußen stattfinden müssten.


    In diesen Teufelskreis geraten dann zwangsläufig auch Unternehmen, die eigentlich willig wären ihre Mitarbeiter fair zu bezahlen, aufgrund der Marktsituation aber tatsächlich keine besonders üppigen Gehälter zahlen können.


    Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen bedürfte es schon mal eines gesetzlichen Mindestlohns um sicher zu stellen dass jemand, der arbeitet, dafür auch ein korrektes Gehalt bekommt, von dem er mindestens leben kann. Des weiteren müssten potente Unternehmen beginnen nicht nur kurzfristige, hohe Gewinne für die Aktieninhaber und das Management zu erwirtschaften, sondern das Unternehmen auf langfristigen, gebremsten Wachstumskurs zu bringen - und vor allem auch zu verstehen dass die Mitarbeiter zum wichtigsten Kapital eines Unternehmens gehören.


    Das sind keine leidlichen Kostenfaktoren, die die höchsten Unkosten verursachen, sondern die besten Erfolgsgaranten eines Unternehmens, die man mit fairen Arbeitsbedingungen und ordentlicher Bezahlung hegt und pflegt.


    Solange das aber von skrupellosen Geschäftemachern und schlechten Politikern ignoriert wird, sieht es leider so aus wie es aussieht, in Deutschland.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Marktsituation







    Moin...


    Zitat

    In diesen Teufelskreis geraten dann zwangsläufig auch Unternehmen, die eigentlich willig wären ihre Mitarbeiter fair zu bezahlen, aufgrund der Marktsituation aber tatsächlich keine besonders üppigen Gehälter zahlen können.


    Nur wo endet das dann, wenn die Mitarbeiter selbst bei Vollzeitbeschäftigung nicht davon Leben können?


    Zitat

    Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen bedürfte es schon mal eines gesetzlichen Mindestlohns um sicher zu stellen dass jemand, der arbeitet, dafür auch ein korrektes Gehalt bekommt, von dem er mindestens leben kann.


    Wo wir wieder am Anfang wären!
    Ich Persönlich kann diese "Unternehmensstrategien" menschlich nicht nachvollziehen, es geht einfach nicht.


    Wie zum Henker soll sich denn im Inland ein vernünftiger Bedarf bilden.
    Wenn lediglich nur Interesse aber keine ausreichende Kaufkraft vorhanden ist?
    Wenn man dieses Szenario auf das Ausland Projeziert, dann stellt sich doch irgendwann die Frage:


    Wer soll das ganze Zeug dann überhaupt noch kaufen, wenn die Arbeitende Bevölkerung Global gesehen immer weniger Verdient?
    Künstlichen bedarf per Langfristige/Mittelfristige/Kurzfristige Verbindlichkeiten zu schaffen, funktioniert nicht auf Dauer.


    Wie man ja derzeit mehr als deutlich sehen kann!


    Gruss Matchacom

    Wer mit halb gefülltem Tank die doppelte Strecke fahren will, ist ein Idiot. Wer mit halbem Etat doppelte Ergebnisse erzielen will, ist ein Finanzvorstand.

  • Re: Marktsituation


    Zitat

    Original geschrieben von Matchacom
    Wer soll das ganze Zeug dann überhaupt noch kaufen, wenn die Arbeitende Bevölkerung Global gesehen immer weniger Verdient?
    Künstlichen bedarf per Langfristige/Mittelfristige/Kurzfristige Verbindlichkeiten zu schaffen, funktioniert nicht auf Dauer.


    Man könnte auch sagen, es wird viel zu viel angeboten. Nun findet halt eine (Markt-)Bereinigung statt. Desweiteren gibt es auch eine äußerst unangenehme Wahrheit: Millionen von Menschen werden auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr benötigt. Das will niemand zugeben, also werden daraus auch keine entsprechenden Konsequenzen (Bildung/Sozialversicherung etc.) gezogen.


    Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Einen Teil der Gewinne haben sich Manager und Aktienbesitzer eingesteckt.


    Dagegen spricht ja auch nichts, schließlich ist das Unternehmen Eigentum der Aktionäre. Ich hab den Eindruck, hier wird das Pferd von hinten aufgezäumt. Fakt ist jedenfalls, daß kein Aktionär kurzfristig & "zu viel" Geld (Dividende) aus "seinem" Unternehmen absaugt, weil er ja selbst am Fortbestand des Unternehmens und damit an folgenden "Gewinnen" interessiert ist. Das ist ein Märchen.Sorry. Hätte kein Aktionär bei der Unternehmensgründung sein Geld investiert, hätte es das Unternehmen und seine Arbeitsplätze erst gar nicht gegeben. Als Unternehmer zahlt man Steuern für die Allgemeinheit und deren Inanspruchnahme - dummerweise ist aber das Gleichgewicht gestört, der Staat kommt mit dem Geld nicht hin....

  • Global kann man das so nicht sehen, da spielen in vielen Ländern andere Einflüsse größere Rollen. Aber es wäre ja schon mal ein guter Anfang wenn es bei uns besser liefe.


    Solange Politiker ihr Amt mehr als Nebenerwerb begreifen, ansonsten aber in diversen Aufsichtsräten und als Berater unterwegs sind, haben sie natürlich nur begrenztes Interesse daran solche Entwicklungen gegenteilig zu beeinflussen.


    Den Mindestlohn z. B. gibt es in den meisten europäischen Staaten, wir sind eine Ausnahme, wo es ihn noch nicht gibt. Und dass obwohl wir das finanzstärkste Land in der EU sind. Gleichzeitig wird ein großes Theater darum gemacht ob wir einen Mindestlohn brauchen und ob das finanzierbar ist, oder ob es zu mehr Arbeitslosigkeit führt.


    Es ist einfach lächerlich dass über sowas diskutiert werden muss, dass nicht sofort klar ist dass wir als eines der reichsten Länder der Erde uns blamieren und schämen sollten, wenn wir es nicht schaffen Menschen, die arbeiten, so zu bezahlen dass sie von ihrem Verdienst in dieser Gesellschaft leben können.


    Nicht nur dass die Argumente gegen den Mindestlohn Nonsens sind, es geht hier auch um eine ordnungspolitische Maßnahme: klar zu definieren dass Arbeit so bezahlt werden muss dass man damit sein Leben finanzieren kann. Stattdessen lassen wir es zu dass immer mehr Beschäftigte trotz Vollzeitstelle von ihrem Gehalt nicht leben können, dadurch als Aufstocker in die entwürdigende Situation von Bittstellern gebracht werden, und die Allgemeinheit zahlt das Lohndumping indem wir diesen arbeitenden Menschen immer noch wesentliche Teile des Lebensnotwendigen zahlen müssen.


    So kann es aber nicht laufen; entweder ein Job trägt sich auch mit fairer Bezahlung, oder er ist überflüssig. Sollte dadurch jemand seine Stelle verlieren, macht das finanziell nur einen graduellen Unterschied, denn derjenige hatte ja offenbar keine bezahlbare Arbeit und musste eh schon von uns, der öffentlichen Hand, über Wasser gehalten werden.


    So, wie es im Moment läuft, finanzieren wir das Lohndumping skrupelloser Unternehmen und Geschäftemacher.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Re: Re: Marktsituation


    Zitat

    Original geschrieben von StebuEx



    Dagegen spricht ja auch nichts, schließlich ist das Unternehmen Eigentum der Aktionäre.


    Dagegen spricht dann nichts wenn das Unternehmen diese Gewinne realistisch abwirft und alle Fixkosten (dazu gehören auch korrekte Gehälter für alle Mitarbeiter) gedeckt sind. Wenn ein Unternehmen aber um 2, 3 Prozent wächst kann der Aktionär nicht 25% Rendite bekommen.


    Moralisch wäre auch zu definieren wie "Erfolg" definiert wird und wann ein Manager entsprechende Prämien verdient hat. Wenn die Einsparungen durch Entlassungen und vermehrten Einsatz von billigeren Arbeitskräften erwirtschaftet wurden, ist das zum einen schlechter Stil und zum anderen kein redlicher Gewinn, für den man den Manager loben kann.


    Ansonsten identifizieren sich große Aktienanleger nicht mit IHREM Unternehmen, sondern handeln nur zur persönlichen Gewinnoptimierung mit Wertpapieren. Da gibt es keine Bindung zu irgendeinem Unternehmen.
    Wenn du das Bild irgendwelcher Kleinanleger vor Augen hast: die haben nur Peanuts-Beträge und sparen auf das Alter, aber die mischen nicht in Größenordnungen mit, in denen es wirklich um etwas geht.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

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