ZitatOriginal geschrieben von diger
Wenn der Kunde nicht mehr bereit ist, für Service zu bezahlen, dann bekommt der Kunde eben auch keinen mehr.
Nein, das stimmt so nicht. Erstens widerstrebt es mir dass du Ursache und Wirkung verdrehst. Zwar bestimmt das Konsumverhalten der Verbraucher durchaus auch das Angebot, aber kein Kunde wünscht schlechten Service und falsche Beratung. Wenn du also argumentierst das die Kunden selber schuld seien ist das einfach Quatsch.
Vielmehr ist es doch so dass die Anbieter ihre Manpower in die Konstruktion komplizierter Kundenfallen-Verträge investieren, bei denen den Käufern im Kleingedruckten irgendwelche Sonderregeln untergejubelt werden. Schau dir mal die seitenlangen, klein gedruckten Auflagen und Fußnoten eines beliebigen 08/15-Mobilfunkvertrags an oder die letzte Seite der Kundenprospekte!
Würde man stattdessen ganz einfache, transparente Verträge mit klaren Kostenstrukturen anbieten, könnte man die Mitarbeiter zur Kundenbetreuung einsetzen und würde Fehler vermeiden, denn dann bekommen Kunden nicht irgendwelche Auskünfte über 25 Fußnoten, die sich bei Problemen dann anders darstellen als bei Vertragsabschluß erklärt wurde.
ZitatOriginal geschrieben von diger
Schau Dich doch mal hier im Forum um. Sobald ein Artikel nur einen hauch teurer ist, als beim billigsten Verramscher, gehen doch schon regelrechte Hasstriaden los. Ob da vielleicht einer bei war, der ggf. einfach nur mehr Service bietet, diese Frage stellt sich dann gar nicht mehr.
In vielen Fällen ist es ja gar nicht so. Ich kann bei einem TT-Händler X oder einem TT-Händler Y kaufen, d. h. ich zahle Geld und die schicken mir die Ware. Wo ist da der Service? Es ist einfach nur eine einfache Bestellung und da nimmt der einem dem anderen nichts. Der Unterschied - und deswegen kaufe ich bei TT-Händlern - ist dass ich einen seriösen Geschäftspartner erwarte und nicht bei einer fremden, womöglichen dubiosen Quelle kaufe. Das ist mir dann auch ein bisschen wert und es muss nicht exakt der Preis aus einer Preissuchmaschine sein. Nur fragt sich natürlich wieviel es wert ist... Denn der Händler ist ja dennoch nicht mein persönlicher Freund, sondern wir wollen beide nur ein Geschäft zum beiderseitigen Nutzen machen: ich kriege einen guten Preis, er einen Kunden, der sonst vermutlich anderswo gekauft hätte.
Ich will damit sagen: das Service-Argument zieht wenn ich bei einem lokalen Händler vor Ort tatsächlich mehr Beratung, Klöhnschnack, ein Gerät anschauen zu können, Kulanz bei einem Defekt, geboten bekomme als bei einem Online-Kauf. Wenn ich aber im Netz kaufe ist nicht viel mit Service, weil dass ich korrekt behandelt werde und Standards wie eine möglichst zügige Lieferung, ein fairer Preis etc., sowas setze ich vorraus.
Sind wir schon so weit dass solche Selbstverständlichkeiten inzwischen als "besonderer Service" gelten weil der Normalfall unzuverlässige Anbieter sind?
ZitatOriginal geschrieben von diger
Von daher würde ich hier die Schuld ganz klar beim Konsumenten sehen.
NEIN! Zwar sind auch die Kunden Marktteilnehmer, die das Angebot beeinflussen. Aber gehen wir weg vom theoretischen Modell und machen es mal praktisch, dann muss ich als Einzelner mich mit dem Angebot arrangieren, das es gibt. Ich kann nur das kaufen und zu den Konditionen, die mir der Handel bietet. Und es ist insofern nicht meine Schuld wenn das Angebot nicht stimmt!
Klar, ich bin Teil der Konsumenten-Masse und kann durch Äußerungen und Kaufverhalten einen ganz kleinen Teil zum Marktgeschehen beitragen, natürlich bietet "der Handel" das an, was "die Konsumenten" wollen und was sich gut verkauft. Aber im Kleinen - und ich bin nun mal ein realer Mensch und keine statistische Größe - muss ich nehmen was ich geboten bekomme oder hinnehmen dass meine Bedürfnisse nicht befriedigt werden.
Wie erklärst du dir sonst den Schrott, den z. B. die Mobilfunker an Hardware (sieh' dir mal die Verarbeitung eines aktuellen Nokias an...) und "Software" (was die Kunden von der Zuverlässigkeit der Mobilfunkanbieter halten wurde hier ja mehr als deutlich klar gemacht) anbieten?
Zu behaupten dass die Kunden das so wünschen find' ich ziemlich hart am Wind, denn das wünschen sich die Kunden so garantiert nicht. Und die Preise im Mobilfunk sind ja nun auch nicht so spottbillig dass das die Misstände erklärt. Eher zocken hier, wie in unserer Wirtschaft allgemein weit verbreitet, auch wieder einige Profiteure mächtig ab, und da versickert das Geld. Hast du dir mal die Gewinne von Nokia z. B. angeschaut? Wie man vor diesen Ergebnissen argumentieren kann dass ein Werk in Deutschland geschlossen werden müsse weil es zu teuer sei, ist abenteuerlich. Hier drückt ein Konzern immer höhere Gewinne zugunsten weniger Profiteure durch, und das zu Lasten der Bevölkerung und der Kunden, denn die Kundschaft hat sich nicht gewünscht dass Bochum geschlossen wird, und billiger wurden die Telefone dadurch auch nicht. Eher ist es so dass die Spitzenmodelle inzwischen teilweise mehr Geld kosten als ein voll funktionsfähiger Gebrauchtwagen mit 2 Jahren TÜV...
Das wünscht sich so kein Kunde, und er ist daran auch nicht schuld!