Wie der DFB mit kritischem Journalismus umgeht: Der Vorfall Zwanziger ./. Weinreich

  • Ich eröffne hier mal einen Thread über einen Vorfall, der schon seit einiger Zeit durch verschiedene Blogs wandert und so langsam hochkocht - aber ohne dass sich die etablierte Presse rührt, obwohl der Vorgang an sich meines Erachtens ungeheuerlich ist.


    Was ist aber nun passiert?
    Hier nun eine sehr stark gekürzte Version der Geschichte:
    Der freie Sportjournalist Jens Weinreich hat vor einigen Monaten im Rahmen einer Berichterstattung über DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger diesen als "unglaublichen Demagogen" bezeichnet. Ob zu Recht oder nicht, sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Zwanziger gefiel diese Titulierung nicht wirklich, er klagte am Landgericht Berlin gegen Jens Weinreich - und verlor.
    Zwanziger konnte das wohl ebenso verschmerzen wie schon die ursprüngliche Bezeichnung, er klagte nochmals gegen Weinreich, diesmal am Kammergericht Berlin. Und er verlor wieder.
    Was nun?
    Zwanziger bzw. der DFB kündigten an, abermals gegen Weinreich klagen zu wollen, diesmal am Landgericht Koblenz. Warum in Koblenz, weiß wohl nur der DFB.
    Aber nur am Rande, Dr. Theo Zwanziger war früher Verwaltungsrichter am Oberverwaltungsgericht in Koblenz sowie Regierungspräsident in Koblenz.
    Dann liess der DFB die Klage doch noch fallen und änderte seine Taktik.
    In einer Pressemitteilung, in der mehrfach und offensichtlich die Unwahrheit verbreitet wird und die augenscheinlich das Ziel hat, Jens Weinreich zu diskreditieren, soll ebendieser quasi kaltgestellt werden. Empfänger dieser PM (mit offenem CC-Verteiler) waren die Spitzen der deutschen Sportpolitik, Bundestags-Politiker, Sportfunktionäre wie DOSB-Präsidenten Thomas Bach, Journalisten und viele mehr.


    Wer viel viel Zeit hat, kann sich mal das durch das alles durchwühlen, für den Anfang hier ein Mitschnitt aus dem Deutschlandfunk, der ziemlich treffend ist:
    http://jensweinreich.de/?p=1811 (Dauer 8:42)


    Weinreich selbst hat die ganze Geschichte von Anbeginn an fast minutiös geblogt und hat hier einen kleinen Wegweiser aufgestellt:
    JW: Webweiser durch den Lügendschungel
    http://jensweinreich.de/?page_id=1780


    Die Original-Pressemitteilung des DFB, kommentiert von Jens Weinreich:
    http://jensweinreich.de/?p=1722
    http://jensweinreich.de/?p=1746


    Interessant auch die bisherigen Beiträge im Blog von Stefan Niggemeier, der das ebenfalls seit langem verfolgt:
    Theo Zwanziger als Schießdudenfigur
    Theo Zwanziger als Schießdudenfigur (2)
    DFB: Diffamieren statt Klagen
    Die Lügen des DFB
    Die Lügen des DFB (2)



    Vielleicht öffnet das dem einen oder anderen die Augen über die Arbeitsweise des DFB und dessen Auffassung, wie man mit kritischen Stimmen umgeht. Und warum in den klassischen Print- und Onlinemedien bisher kaum etwas über diesen Vorgang zu lesen ist.

  • Wirklich interessant. Mal ne andere Frage, da ich kein Fußball-Freak bin: wie bekannt ist der Jens Weinreich? (Der Name sagt mir nichts)

    Dodge This!
    Rules of Acquisition: Free advice is seldom free. [Nov2011-Marke7000 // Nov2012- Marke 8000 // Inventar-Status seit Januar 2012-Juchu]

  • Das ist schon starker Tobak, allerdings doch nicht wirklich verwunderlich in einer Gesellschaft, wo der, der meint die Macht zu haben, eigentlich alles kann. Kostet nur 5 Mark. was mich nur verwundert ist, daß Blöd nichts wuste. Oder ich habe mal was verpasst :rolleyes:

  • Re: Wie der DFB mit kritischem Journalismus umgeht: Der Vorfall Zwanziger ./. Weinreich


    Zitat

    Original geschrieben von Carsten

    ...
    Vielleicht öffnet das dem einen oder anderen die Augen über die Arbeitsweise des DFB und dessen Auffassung, wie man mit kritischen Stimmen umgeht. Und warum in den klassischen Print- und Onlinemedien bisher kaum etwas über diesen Vorgang zu lesen ist.


    Der DFB kann da aber nur als exemplarisches Beispiel stehen!
    Die Arbeitsweisen ähneln sich in vielen Bereichen.


    Wie hieß es doch eben. "das Blöd nichst wusste"


    Vielen waren die direkt live Übertragungen von PKs anfänglich ein Dorn im Auge. Warum wohl? Für mich heute einer der wenigen noch halbwegs brauchbaren medialen Verwertungen.


    Die Mehrzahl von Jounrnalisten und Medienschaffenden werden den guten alten Grundsatz "beiße niemals die Hand die dich füttert" auch weiterhin beherzigen. Zumindet solange, bis man erkennt, dass die Hand kein Futter mehr liefert oder liefern kann. Dann friest man sie auf, und sucht sich eine Neue.

  • Theo Zwanziger war schon immer ein Strippenzieher, da kann man gern mal einige seiner Parteikollegen fragen.
    Er wirkt zwar nach außen hin sehr smart, ist aber abgebrüht ohne Ende und hinterfurzig.

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  • Zitat

    Original geschrieben von Thorpat
    Es ist aber schon erstaunlich (oder besser gesagt erschreckend) warum bisher sowenig darüber in den Medien zu lesen war.

    [Verschwörungsmodus AN:] Ist schon klar, schließlich ist die Presse"freiheit" schon lange nicht mehr das Papier wert, auf dem sie gedruckt steht. Und das die Medien (größtenteils) gekauft sind, sollte - gerade bei diesem Beispiel - eigentlich jedem klar sein. [Verschwörungsmodus AUS]


    Ich kenne mich auch nicht mit Fußball aus, gebe ich zu. Aber es wundert mich wirklich nicht. Schließlich kann man mit viel Geld und v.a. als ehem. Richter alles entweder unter den Teppich kehren (lassen) oder halt ans Licht bringen, wenn irgendwas, bzw. irgendwer nicht mehr so funktioniert, wie er/es soll.

    Nachdem die meisten User, die unter supranasaler Oligosynapsie (und auch Morbus Bahlsen) leiden, hier endlich gesperrt worden sind, wage ich mal wieder den einen oder anderen Besuch hier...

  • Zitat

    Original geschrieben von Quindan
    [Verschwörungsmodus AN:] Ist schon klar, schließlich ist die Presse"freiheit" schon lange nicht mehr das Papier wert, auf dem sie gedruckt steht. Und das die Medien (größtenteils) gekauft sind, sollte - gerade bei diesem Beispiel - eigentlich jedem klar sein. [Verschwörungsmodus AUS]


    das hat alles nicht unbedingt mit Verschwörungstheorie zu tun.
    Gab es nicht gerade, ebenfalls beim DFB, diesen Akkreditierungswahn?


    Man ist ein große Familie, oder sollte ich besser sagen eine dumme Schafherde. Und in der Gemeinschaft ist eben meist kein Platz für das schwarze Schaf der Familie.


    Schau dir nurmal die Familie die im Haus der Bundespressekonfezenz wohnt an.
    Auch wenn es vielerorts Familienstreitigkeiten gibt, man fühlt sich dennoch irgendwie zusammengehörig und verpflichtet. Egal wie schlecht das Futter ist.

  • Re: Re: Wie der DFB mit kritischem Journalismus umgeht: Der Vorfall Zwanziger ./. Wei


    Zitat

    Original geschrieben von Sliders
    wie bekannt ist der Jens Weinreich? (Der Name sagt mir nichts)

    Der breiten Öffentlichkeit ist er wohl nicht bekannt. Wie das in Journalistenkreisen aussieht, weiss ich nicht, ich bin keiner.
    Mir ist der Name bzw. sein Blog seit Olympia 08 ein Begriff.

    Zitat

    Original geschrieben von Siemensanier
    Wie hieß es doch eben. "das Blöd nichst wusste"

    Das Blatt wird wohl als letztes drüber berichten. Wer Bild liest, wird gezielt desinformiert, nichts anderes. Soll aber jetzt nicht das Thema dieses Threads werden. ;)

    Zitat

    Original geschrieben von Siemensanier
    Die Mehrzahl von Jounrnalisten und Medienschaffenden werden den guten alten Grundsatz "beiße niemals die Hand die dich füttert" auch weiterhin beherzigen. Zumindet solange, bis man erkennt, dass die Hand kein Futter mehr liefert oder liefern kann. Dann friest man sie auf, und sucht sich eine Neue.


    Grundsätzlich hast Du leider recht, aber einige Redaktionen beginnen langsam aufzuwachen. Bleibt zu hoffen, dass andere noch nachziehen werden.
    Und gäbe es nicht dieses ominöse Internet, wüsste noch immer niemand etwas vom Treiben des DFB.

  • Der DFB ist eine Art Kartell dem man möglichst nicht an das Bein pinkeln darf, sonst werden eben die Gegenmittel ausgepackt. Ob legal oder nicht.


    Ich kann mich noch gut an die letzte Rede eines Bernhard V. in Mainz erinnern, die er mit dem Satz "Gott schütze Rheinland Pfalz" beendet hat und die nicht gesagten Wort "vor ...." nach diesem Satz dürfte auch Theo Zwanziger beinhaltet haben.


    Ich den Sturz eines Ministerpräsidenten damals als Student und freier Mitarbeiter einer Tageszeitung gut mitbekommen.

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