Finanzkrise: GM - Kursziel Null Euro

  • Der Untergang eines eigentlich profitablen Autobauers in dieser Größe wäre eine Katastrophe für DIE deutsche Schlüsselindustrie. Etliche Zulieferer würden mit in die Pleite gerissen, die ganze Branche würde massiv an Kreditwürdigkeit einbüßen und schon allein das würde weitere Zulieferer dem sicheren Tod nahebringen. Das wiederum hätte fatale Auswirkungen für die anderen Autohersteller, die auf ihre Zulieferer angewiesen sind und die für ein laufendes Produkt nicht mal eben beliebig austauschen können.


    Und solche Aussagen wie "da kann der Zulieferer ja an andere verkaufen" sind absoluter Quatsch. Etwas, was mit Mercedes gemeinsam für eine Mercedes C-Klasse entwickelt wurde, kann ich nicht in einen 3er BMW einbauen. Vielleicht kann ich die Forschung und die Grundlagen irgendwann für ein BMW-Produkt nutzen, aber das hilft mir nicht weiter, wenn ich Millionen in ein Produkt investiert habe und dieses nicht mehr verkaufen kann.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Wobei es aber schon auch zahlreiche Teile gibt, die in der Tat crossbrand in verschiedenen Autos von verschiedenen Herstellern in technisch identischer Form zum Einsatz kommen - nur der Typstempel sieht anders aus.


    Zitat

    Original geschrieben von StebuEx
    Dann gehts ja noch weiter mit Garantie und Werkstätten. Bei Opel wird's einen schönen Absatzeinbruch geben nach solchen Nachrichten.


    Naja, das würde zumindest mich nicht weiter jucken - es wäre ja nur ein Firmenwagen; mit diesem Problem müsste sich dann die Leasingfirma auseinandersetzen. ;)

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Der Untergang eines eigentlich profitablen Autobauers in dieser Größe wäre eine Katastrophe für DIE deutsche Schlüsselindustrie.


    Junge, wir leben im Jahr 2008. Die Zeiten der dt. Weltmacht sind vorbei. Am Beispiel Opel: die CR-Diesel kommen von Fiat. Das einzige was daran deutsch ist, ist wahrscheinlich der Papula, den die gelesen haben. Mal ganz so nebenbei: die Autofabriken mit den geringsten Fehlerquoten stehen nicht in Deutschland und auch nicht in Japan. Bescheidenheit war auch mal eine Tugend....


    Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Etliche Zulieferer würden mit in die Pleite gerissen, die ganze Branche würde massiv an Kreditwürdigkeit einbüßen und schon allein das würde weitere Zulieferer dem sicheren Tod nahebringen. Das wiederum hätte fatale Auswirkungen für die anderen Autohersteller, die auf ihre Zulieferer angewiesen sind und die für ein laufendes Produkt nicht mal eben beliebig austauschen können.


    Man kann es auch mal ganz direkt ansprechen: es gibt in Europa Überkapazitäten vom Feinsten, ohne Einschnitte wird es wohl nicht gehen.


    Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Und solche Aussagen wie "da kann der Zulieferer ja an andere verkaufen" sind absoluter Quatsch.


    Du scheinst mein Posting überhaupt nicht verstanden zu haben :rolleyes:

  • Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Der Untergang eines eigentlich profitablen Autobauers in dieser Größe wäre eine Katastrophe für DIE deutsche Schlüsselindustrie. Etliche Zulieferer würden mit in die Pleite gerissen, die ganze Branche würde massiv an Kreditwürdigkeit einbüßen und schon allein das würde weitere Zulieferer dem sicheren Tod nahebringen. Das wiederum hätte fatale Auswirkungen für die anderen Autohersteller, die auf ihre Zulieferer angewiesen sind und die für ein laufendes Produkt nicht mal eben beliebig austauschen können.


    Nur stellen sich hier auch folgende Fragen:


    1) wenn man für den einen - Opel - bürgt, fragen morgen Daimler, BMW, Ford, VW, Audi und Porsche, Aldi, Lidl, KiK, der Kaufhof, o2, E Plus, Hans und Franz auch nach Bürgschaften. Es geht mir jetzt weniger darum wer von denen eine Bürgschaft braucht, sondern um das Prinzip: das man nicht dem einen sagen kann "OK, wir wollen dich retten, wegen all der Arbeitsplätze", und dem nächsten dann antworten "Äh, für dich gibt's aber nichts mehr, wir können ja nicht für jedes marode Unternehmen haften." Wie meint Opel denn begründen zu können dass sie eine Bürgschaft bekommen sollen, während andere, die sie vielleicht auch brauchen, diese nicht erhalten? Weil eins ist klar: der Staat kann jetzt nicht jedes Unternehmen retten...


    2) Wir leben hier nicht im Kommunismus mit Staatsbetrieben, sondern im Turbokapitalismus. Seit Jahren wird der Privatisierung das Wort geredet, jeder ist seines Glückes Schmied, und im Klartext bedeutete das für die große Mehrheit der Bürger Reallohnverluste und soziale Einschnitte. Unternehmen haben sich währenddessen bereichert und satte Gewinne eingefahren, und zwar vom Geld, das bei den Menschen im Land abgezogen wurde.


    Wie schon bei den Banken, die wir stützen müssen damit das Weltfinanzsystem nicht kippt - und wo nach wie vor Leute ihre Spielchen treiben - sollen nun aber ausgerechnet diese Bürger, die selber wenig in der Tasche haben, erneut und zunehmend Unternehmen retten, die sich alleine nicht am Markt halten können.


    Da stellt sich dann einfach die Grundsatzfrage, was für ein Spiel wir hier eigentlich spielen. Wer vor ein paar Jahren ohne Rücksicht auf Verluste Turbokapitalismus gelebt hat, der soll jetzt nicht jammern wenn er die Geister, die er rief, nicht mehr los wird und selber unter die Räder des Systems kommt. Man kann nicht fette Gewinne kassieren und sich an der Gesellschaft bereichern um dann, wenn man die Kurve nicht mehr kriegt, aber zu jammern dass einen diese Gesellschaft mit sozialen Wohltaten retten soll.


    Insofern wird es wirklich höchste Zeit dass eine Grundsatzdebatte losgetreten wird, wie wir uns eigentlich ausrichten wollen. Wie Unternehmen, die jetzt nach Solidarität rufen, zu derselben standen als es um ihre Mitarbeiter ging. Es kann nicht sein dass Opel Leiharbeiter unter miesesten Bedingungen verheizt, diese jetzt rücksichtslos auf die Straße setzt, um dann aber zu erwarten dass die gebeutelten Arbeitnehmer dieses Unternehmen mit ihrem teuren Steuergeld retten sollen.


    Nichts gegen den Willen, Arbeitsplätze bei Opel, Zulieferern und in der deutschen Automobilindustrie generell retten zu wollen, aber dann sollen diese Betriebe auch bitte mal erklären wie sie sich das so vorstellen, woher die Bürger das Geld dafür hernehmen sollen. Denn man hat ihnen ja während des Aufschwungs keine Gewinnbeteiligung ausgeschüttet...

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Printus, ich kann Deine Ansichten nachvollziehen. Ich selbst bin übrigens ein Anhänger der freien Marktwirtschaft, ja im Grunde sogar eines gemäßigten Thatcherismus (falls es das gibt ;)). Deshalb bin auch ich der Meinung, dass in den nächsten Wochen mit Augenmaß vorgegangen werden muss. Es ist keinesfalls sicher, dass GM in die Insolvenz geht. Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht daran, dass das geschehen wird.


    Der Punkt ist aber, dass wir uns in einer ganz ungewöhnlichen Situation befinden und dass der Verweis auf Prinzipien oder Fairness ('Wieso soll der Bürger die Fehler der bösen privaten Unternehmen bezahlen?') nicht immer weiterhilft. Prinzipien wurden bei Lehman Brothers angewandt, und wir haben gesehen, was für ein aberwitziger Fehler es war, Lehman in die Insolvenz zu schicken.


    Daher: Wenn GM doch insolvent werden sollte und Opel in Gefahr geraten würde, für diesen Fall teile ich die Einschätzungen von D-Love. Eine Opel-Pleite wäre nicht nur für die zigtausenden Familien eine Katastrophe, die von dem Unternehmen bezahlt werden. Die Frage ist natürlich, wie die zu verhindern ist. Vielleicht sind da kreativere Lösungen als eine Bürgschaft des Bundes gefragt. Nur besteht das Problem, dass Lösungsmöglichkeiten wie beispielsweise bei der Swiss nach der Pleite von Swissair nur bedingt zur Verfügung stehen, weil die Banken selbst nicht sehr liquide sind.


    Was man auch nicht vergessen darf: Wenn nun bei einer Insolvenz von Opel 28.000 Arbeitsplätze mehr oder weniger sofort wegfallen würden und Zulieferbetriebe in Schwierigkeiten kommen, möglicherweise Kurzarbeit anmelden oder sogar selbst in die Insolvenz gehen müssen, dann ist das nicht nur mit einer dramatischen Lage für 28.000 Familien verbunden, mit der Situation von Kindern, von Jugendlichen, von jungen Erwachsenen, deren Studium vom Vadder bezahlt wird, der bei Opel arbeitet. Nein, eine solche Pleite kostet dem Land nicht nur perspektivisch, sondern auch kurzfristig eine ganze Menge Geld: Arbeitslosenunterstützung, fehlende Einnahmen von Sozialversicherungsbeiträgen und jede Menge Ausfall an Steuergeld, um nur ein paar Punkte zu nennen.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.

  • Nicht Opel sollte man Pleite gehen lassen, sondern GM. Leider geht das nicht so einfach...


    Seit Jahren lutscht GM die deutsche Tochter Opel aus - da werden munter Gewinne und Verluste bzw. Ausgaben- und Einnahmenposten zwischen den Standorten hin- und hergebucht, gerade wie es steuerlich oder politisch passt :mad: Beispiel Meriva: die Entwicklung fielen in Rüsselsheim als Kosten an, die Einnahmen wurden in Spanien verbucht. Auch heute werden viele Entwicklungskosten im Rüsselsheimer ITEZ/ITDC (das Entwicklungszentrum) gebucht, womit Opel Deutschland jede Menge Ausgaben hat. Nur sind die Entwicklungen eben dann doch für andere Märkte und Marken, womit die Einnahmen aus den entwickelten Produkten wo anderst gebucht werden. Kein Wunder also, wenn Opel "wenig profitabel" ist :rolleyes: Fakt ist leider, dass GM ohne das Rüsselsheimer ITDC schon vor Jahren pleite gemacht hätte. Da werden seit Jahren gute Mitarbeiter (in der Tat "Humankapital") abgezogen und in die Welt geschickt, um Werke hochzuziehen oder wo anderst für GM Entwicklungsarbeit zu machen. Das sind dann auch nochmal Kosten, die gar nirgends auftauchen: in Rüsselsheim wird in den Mitarbeiter investiert und wenn er sich richtig lohnt, arbeitet er in Japan, USA oder sonstwo. Denn mit die besten Köpfe sind wohl auch für GM die Deutschen.


    Im Grunde gehört Opel aus GM herausgelöst, die nach Rüsselsheim gebuchten Kosten und Verluste gehören wieder nach Detroit zurückgebucht. Dann kann GM bleiben wo der Pfeffer wächst bzw. die Amis können gucken, ob sie dieses marode Unternehmen, was völlig falsch am Markt vorbeiproduziert (und genau damit auch Opel seit Jahren in die Produktstrategie reinredet - ein deutscher Manager kann gar nicht besser wissen, was auf dem europäischen Markt gefragt ist als ein Yankee aus Übersee :rolleyes: ) im Inland noch irgendwie erhalten bekommen. Saab kann dann noch zusehen, welche Verträge sie mit Opel behalten wollen und entweder sie ordnen sich unter oder die Schweden sollen auch alleine sehen, wie sie glücklich werden.


    Opel alleine wäre inzwischen längst wieder in den schwarzen Zahlen. Die Autos sind besser als ihr Ruf und auch wenn sie nicht ganz so viele Autos verkaufen, könnten sie sich trotzdem in Europa bzw. überall außerhalb der USA halten. Oder wenn wir schon bei Wunschträumen sind: Opel würde mit Sicherheit auch in USA gut verkauft, wo die Amis keine großen Spritsäufer mehr wollen. Zu einem Großteil kämpft Opel bis heute mit den Folgen der Neunziger, wo die Amis sie nicht haben machen lassen und ihnen einen Lopez ins Unternehmen gesetzt haben.



    Leider wird das alles nicht so kommen, denn die Manager in Detroit mögen zwar blöde sein, aber so blöde sind sie denn doch nicht: da würde ja eine Tochter wegfallen, der man faule Eier unterschieben und wo man jede Menge Entwicklungswissen rausziehen kann.



    Was die Bürgschaft angeht: Deutschland sollte ganz genau gucken, ob sie es schaffen nur Opel abzusichern und nicht noch die Schweinereien von GM. Was sehr schwierig werden dürfte, denn wie da welche Posten innerhalb des Weltkonzerns hin- und hergebucht werden wird sich kaum kontrollieren lassen. Ich geh zwar schwer von aus, dass der amerikanische Staat für sorgen wird, dass sie da drüben ihre noch verbleibende Automobilindustrie retten werden. Nur bei GM geh ich von aus, dass sie so viel wie es nur geht von den Lasten in andere Länder schaffen werden und die Leute sowie den ggf. einspringenden Staat dort bluten lassen werden. Und da sollten sich Bund und Länder hier nicht an der Nase rumführen lassen, auch wenn die zigtausend direkten und indirekten Arbeitsplätze wichtig für Region und Land sind.

  • DUSA und printus: ihr habt beide recht, das ist richtig interessant das alles zu lesen :top:


    wenn man opel aus gm rauslösen könnte, wäre im prinzip doch nur ein käufer nötig, der ein entsprechendes angebot macht... vielleicht wär das ja für unsere freunde aus zuffenhausen was :D;)

  • DUSA


    Ich sehe das genauso, hast meine volle Zustimmung. Opel müsste wieder in deutsche Hände kommen, dann wären die mit Sicherheit ruck zuck wieder in den schwarzen Zahlen.


    Das dies nicht so einfach möglich ist, steht auf einem anderen Blatt.

  • Das eigentliche Problem ist doch nicht, ob man die Opelanten nun Pleite gehen lässt oder sie von Steuerzahler päppeln lässt (soviel Sozialismus hat der pöse Lafo nie versprochen, wie heute "vom Markt" dreist eingefordert wird).


    Das Problem ist doch, dass das Problem nicht gelöst wird, wenn man Opel nun subventioniert. Die Leute haben weder Lust noch Geld, nen Opel zu kaufen. Nun sollen sie die Produktion direkt für die Schrottpresse auch noch subventionieren, haben dadurch noch weniger Geld und können vielleicht nichtmal mehr nen gebrauchten Opel kaufen bzw. je nach Lohnklasse überhaupt noch einen PKW unterhalten.


    Wenn Opel keinen Superspritsparer in der Schublade versteckt hat, dann sind die doch so oder so erledigt. Als Kompromiss könnte Opel auch ein oder zwei gut laufende Modelle drastisch im Verkaufspreis senken, um dem Kunden wider Willen (das wär ja quasi jeder Bürger, der irgendeine Form von Steuern errichtet-ironischerweise zahlen die jammernden Autobauer teils seit Jahren real gerechnet keine Steuern) ein bischen entgegen zu kommen.


    Sollte das aber ohne Gegenleistung seitens Opel über die Wupper gehen, dann ist die Demokratie in diesem Land ernsthaft gefährdet.


    Ich bin der Meinung, Opel muss im Mindesten die Verpflichtung abgeben, keine Leiharbeiter mehr zu beschäftigen, auch schlecht vermittelbare Leute einzustellen und vor allem etwaige Gewinne direkt wieder an den Staat zurückzuüberweisen, bis das Rettungspaket finanziell wieder ausgeglichen ist. Passiert das nicht, das ganze Ding verstaatlichen. Bezahlen tuts der Staat ja eh schon, dann kann ers auch besitzen.


    Wer da "Aber das ist ja Kommunismus" gröhlt, der darf dann eben keine staatliche Unterstützung einfordern-ganz einfach. Entweder freier Markt oder eben nicht. Mal hüh, mal hott funktioniert nicht und ist den Bürgern auch nicht mehr länger vermittelbar.

  • Ich weiß gar nicht, warum hier immer mit Kommunismus verglichen wird. Kommunismus wäre, den Laden einfach par ordre de mufti von GM zu enteignen, komplett zu verstaatlichen und dann noch das deutsche Management zu enteignen. Aber ok, warum eigentlich nicht? Das hat zwar schon mal nicht funktioniert, aber wenn das, was wir im Moment versuchen, ja offenbar auch nicht funktioniert, dann versuchen wir's halt doch nochmal so herum... :D

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

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