Finanzkrise: GM - Kursziel Null Euro

  • Wenn die nicht völlig auf den Kopf gefallen sind, dann hätten sie aber vorhersehen müssen, dass es genau so kommen wird. Von daher denke ich, dass dies durchaus genau so kalkuliert war. Über das "Warum" bin ich mir allerdings auch nicht im Klaren...

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Wie heißt es so schön, Autos kaufen keine Autos. Also nützt das billige Produzieren nichts wenn sich nachher kein Konsument die Ware leisten kann, da sie als Endprodukt nämlich nach wie vor viel zu teuer ist und die Preisentwicklung nicht der Rationalisierung folgt, also man für's gleiche oder weniger Geld mehr vom Produkt bekommt.

    Übrigens: Werksangehörige kaufen die Wagen eh zum Mitarbeiterpreis und wer schlau ist, verkauft sie mit nur einem minimalen Verlust nach 6-12 Monaten als (Halb)Jahreswagen. An denen wird es am wenigsten liegen, wenn weniger Autos verkauft werden ;)

    Zitat

    Bei Computern funktioniert es, man zahlt heute tendentiell weniger als früher und hat dennoch leistungsfähigere Geräte. Warum klappt es beim Automobil nicht?

    Ich kann ja viel von Deiner Meinung nachvollziehen und verstehen. Dass der Weltmittelstand systematisch ausgeblutet wird halte ich in der Tat auch für Fakt. Allerdings ist es hier doch ein wenig komplizierter...


    Wenn Du nicht verstehst, warum Autos gleich teuer bleiben bzw. im Preis sogar steigen statt billiger zu werden und das auch noch mit der Computer-Industrie vergleichst, zeigt das, wie wenig Du von den Internas der Automobilindustrie verstehst oder Ahnung von den Vorgängen dort hast.


    Um aus einem Pentium III einen Pentium IV zu machen, brauchte es grob gesagt weitere Verkleinerung, womit mehr "Kram" auf die CPU gepackt werden konnte. Und man hat lange Zeit die Taktraten hochgeschraubt - also eine Art evolutionärer Prozess. Nehme Bestehendes, optimiere es, beschleunige es, verkleinere es und bau es aus (z.B. zwei Kerne in einem = Dual Core). Die CPUs sind zwar leistungsfähiger geworden, aber an ihren Grundprinzipien hat sich jetzt nix revolutionäres verändert.


    Wenn Du aus dem Astra G den Astra H machst oder aus dem Vectra B den Vectra C startest Du mehr oder weniger bei Null. Das Außenkleid muss komplett neu entworfen werden, die Innenverkleidung muss komplett neu entworfen werden, das Chassis wird meist auch komplett neu konstruiert. Von der Technik im Auto kann einiges übernommen werden, also auch bestehende Teile. Ansonsten wird auch hier der Rest komplett neu konstruiert. Entsprechend brauchen die Hunderte von Ingenieuren für jede Neukonstruktion bei einem Modellwechsel ähnlich viel Zeit - das kostet schon mal Geld. Dann müssen sämtliche Anlagen, welche die Teile im Werk und beim Zulieferer ausspucken umgestellt werden, erstmal für 5 Wagen. So ne Serie von 10 Teilen verbrät auch mehr Geld als die Massenfertigung.
    Noch am ehsten mit Computern lässt sich der Motor vergleichen - da wird probiert, mehr PS aus weniger Hubraum rauszuquetschen bei gleichzeitig weniger Verbrauch und weniger Abgasen - wobei auch das sein Geld verschlingt.


    Bis also die ersten 5 Wagen zusammengebastelt sind, vergehen gerne 3-4 Jahre. Dann müssen die sämtliche Tests bestehen. Klar, da wird auch vorher schon viel im Computer simmuliert. Trotzdem hauen sie einen der 5 Karren am nächsten Tag an die Wand - da ist in 20 Sekunden ein zweistelliger Millionenbetrag futsch :cool:
    Wenn Du da jetzt noch die ganze neue Sicherheits- und sonstige Technik dazu nimmst wird hoffentlich klar, warum die Kisten im Gegensatz zu sonstigen Produktionsgütern nicht billiger werden.


    Selbst "Schwester"modelle, die auf der gleichen Plattform aufbauen kosten noch einiges in der Konstruktion. Klar - der Unterboden vom Golf konnte 1:1 übernommen werden, VW hat "nur" noch das hässliche Blechkleid für den New Beatle drum rum gezaubert. Aber auch dafür musste bei Null angefangen werden, dann musste es auf die Golf-Konstruktion drauf passen, ein neues Interior musste her und auch hier brauchte es diverse Erlkönige, an denen getestet und geschraubt wurde, bevor das Viech in die Massenproduktion gehen konnte. Somit wird zwar die Vielfalt breiter und es entstehen Einsparungen, weil xx% an Gleichteilen verwendet werden können - aber für fast jeden verkauften New Beatle haben die Leute dann keinen Golf gekauft - da war nur entweder oder, bzw. es wurden eben Käufer anderer Marken gewonnen. Ob die neuen Kunden dann allerdings genügend waren, damit sich das rechnet sei mal dahin gestellt. Entsprechend mussten auch hier die Gesamtentwicklungskosten auf die verschiedenen Modelle umgelegt werden - der Preis geht also eher hoch.



    Auch fehlt Dir vermutlich der Überblick, wie verflochten die ganzen Zulieferfirmen inzwischen sind. Ich empfehle da wie so oft das "Schwarzbuch VW" von H-J Selenz. Da bekommt man dann zumindest mal einen kleinen Einblick, welche Sachen sich VW und das Land Niedersachsen da so in der Vergangenheit geleistet haben. Wenn Opel jetzt morgen pleite macht, stehen nicht nur die ca. 30.000 Opelaner arbeitslos auf der Straße und leben auf Kosten der Sozialsysteme (wo sie übrigens auch alle nix mehr einbezahlen). Die Zulieferer, die hauptsächlich an Opel liefern gehen also direkt mit den Bach runter. Die Zulieferer, die nur anteilig an Opel liefern verlieren einen Großkunden (mehr als an Opel, VW, BMW, Mercedes, Ford und evtl. noch Porsche gibt's als Kunden nicht ;)), damit bricht Umsatz weg, damit können nicht mehr alle Mitarbeiter weiter bezahlt werden oder noch schlimmer, die Kredite zurückgezahlt werden. Gerade wo die Banken selbstverschuldet mit Argusaugen auf Kreditrückzahlungen gucken, könnten also auch hier Firmen insolvent gehen, obwohl sie auch noch an VW und Mercedes liefern. Und damit übrigens nicht genug: diverse Dienstleister (z.B. Bereich Weiterbildung) hätten auch einen Kunden weniger und damit weniger Einkommen, kaufen vielleicht den nächsten Dienstwagen erst 1-2 Jahre später. Auch die ganze Infrastruktur wird betroffen sein: wenn das Werk und das ITEZ in Rüsselsheim schließen, hockt auch mittags niemand mehr in der Opel-Klause (ok, ich war nie drin, wir haben uns wenn nebenan beim Italiener was geholt :D), es wird weniger in Bäckereien und was weiß ich wo im Umfeld der Werke konsumiert.
    Kurzum: die wirtschaftlichen Folgen bleiben also nicht auf die paartausend Opelaner beschränkt, sondern wirken weit ins Umfeld. Zumal die Autoindustrie eben einer der größten Arbeitgeber in D ist - oder was glaubt ihr, warum wir noch kein Tempolimit haben? (;))



    Für mich zeigt der Fall, dass bei aller Kritik an unserem derzeitigen Wirtschaftssystem mit kurzfristigem Profitstreben, Gier, Verantwortungslosigkeit und Werteverfall auf den obersten Ebenen es der Politik nix bringt nach Grundsätzen oder Prinzipien zu handeln - sondern man eben in den vielen Widersprüchlichkeiten eine pragmatische Lösung finden muss, wo beide Seiten zufrieden mit sein können. Allerdings wird so eine Lösung recht komplex ausfallen und nicht entlang irgendwelcher Blöd- oder Attak-Parolen.



    Noch was zum "Opel aus GM herauslösen": netter Versuch, aber die Amis wären schön blöd ihren profitabelsten Unternehmensteil derzeit zu verscherbeln. Wenn überhaupt machen die das nur für einen groooßen Batzen Kohle und dann ist es in der Tat so, dass das ITEZ in seiner jetzigen Form nur bestehen kann, eben weil es weltweit für GM tätig ist. Das ist die andere Seite der Medaille, dass sie (das ITEZ) seit Jahren von GM ausgeplündert werden ;) Um nur 'nen neuen Corsa, Astra, Insignium, Meriva, Zafira und Combo zu konstruieren braucht's keine ca. 9.000 Mitarbeiter.... Und was die Gleichteile-Strategie angeht: ohne Saab und andere GM-Kutschen wäre auch da vieles für Nur-Opels viel zu teuer.

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA
    Übrigens: Werksangehörige kaufen die Wagen eh zum Mitarbeiterpreis


    Wenn man diese Mitarbeiter aber durch Billig-Leiharbeiter ersetzt sind es keine Werksangehörigen mehr - und Geld für ein Auto haben diese Menschen sowieso nicht, auch nicht wenn es "nur" den Mitarbeiter-Preis kostet...


    Zitat

    Original geschrieben von DUSA
    Wenn Du nicht verstehst, warum Autos gleich teuer bleiben bzw. im Preis sogar steigen statt billiger zu werden und das auch noch mit der Computer-Industrie vergleichst, zeigt das, wie wenig Du von den Internas der Automobilindustrie verstehst oder Ahnung von den Vorgängen dort hast.


    Na na na, wir wollen mal nicht persönlich werden! ;) Ich verstehe genauso viel wie du, bewerte die Dinge aber anders.


    Zitat

    Original geschrieben von DUSA
    Wenn Du aus dem Astra G den Astra H machst oder aus dem Vectra B den Vectra C startest Du mehr oder weniger bei Null. Das Außenkleid muss komplett neu entworfen werden, die Innenverkleidung muss komplett neu entworfen werden, das Chassis wird meist auch komplett neu konstruiert. Von der Technik im Auto kann einiges übernommen werden, also auch bestehende Teile.


    Man erfindet aber das Rad nicht neu, Autos haben immer noch ein Lenkrad, 4 Räder, 2-3 Pedale, einen Motor, Türen und Scheiben rundum. "Das bisschen Optik" und Design erklärt es nicht, alle anderen Branchen schaffen es auch fortwährend neue Produkte zu entwickeln ohne eine Preisentwicklung wie in der Automobilbranche hinzulegen. Am Ende wird doch viel aus bestehenden Produktlinien übernommen oder breitflächig in diversen Modellen verbaut.


    Und wenn nicht: dann läuft programmatisch etwas falsch. Dann verrennt sich eine Industrie, die auch Umwelttrends und den Bedarf bisher verschlafen/verkannt hat, auch im Hinblick auf die Organisation ihrer Neuentwicklungen.


    Zitat

    Original geschrieben von DUSA
    Bis also die ersten 5 Wagen zusammengebastelt sind, vergehen gerne 3-4 Jahre. Dann müssen die sämtliche Tests bestehen. Klar, da wird auch vorher schon viel im Computer simmuliert. Trotzdem hauen sie einen der 5 Karren am nächsten Tag an die Wand - da ist in 20 Sekunden ein zweistelliger Millionenbetrag futsch :cool:
    Wenn Du da jetzt noch die ganze neue Sicherheits- und sonstige Technik dazu nimmst wird hoffentlich klar, warum die Kisten im Gegensatz zu sonstigen Produktionsgütern nicht billiger werden.


    Nein, es ist nicht klar. In jeder anderen Branche schaffen es Produzenten neue Produkte mit möglichst effektiven Methoden zu entwickeln, und wenn die Autoindustrie das nicht hinkriegt, geben sie sich keine Mühe oder machen etwas falsch.
    Der Entwicklungssprung zu Nachfolgemodellen ist oft nicht so riesig dass jedes Mal ein komplett neues Auto konstruiert werden müsste. Im Gegenteil sogar, bis auf offensichtliche Veränderungen am Design dürften die wirklichen Neuerungen nur ein paar Prozent ausmachen.
    Wenn man natürlich jeder Schraube neu konstruiert ist klar dass die Kosten exorbitant steigen. Das ist dann aber auch unnötiger Unsinn.


    Ob eine Tür nun geschwungen oder glattflächig gestaltet wird, ob der Blinkerhebel eckig oder rund geformt wird, das sind im Wesentlichen nur Design-Spielereien, die man nicht 4 Jahre erforschen und testen muss.
    Ein Blinkerelais ist ein Blinkerrelais, sowas ist seit 25 Jahren unverändert.
    Sicher, irgendwann wurde alles erfunden, konstruiert, zur Serienreife entwickelt. Es sind am Ende aber jeweils nur kleine Schritte, die im Laufe der Zeit einfließen. Als z. B. der erste Airbag entwickelt wurde war das eine - meinetwegen auch kostspielige - Innovation, aber seitdem werden die Dinger einfach nur zusammengeschraubt und in jedes Auto eingebaut. Nicht zu vergessen die Stückzahlen, auf die sich die Entwicklungs- und Produktionskosten verteilen...


    Das, was im Vergleich zum Vorgänger an wirklicher Neuentwicklung in einem neuen Fahrzeug steckt, kann nicht so teuer sein dass es die Preisentwicklung im Automobilbau über die Jahre hinweg erklärt - und wenn doch sollten die Hersteller ihre Strategien hinterfragen. Wenn man feststellt dass der Absatz rückläufig ist weil normale Autos für normale Menschen unbezahlbar werden, muss einem doch irgendwann ein Licht aufgehen und die Frage gestellt werden ob man noch richtig agiert...


    Also so oder so, hier unterliegt kein Hersteller unabdingbaren Zwängen, sondern das sind letztlich selbstgemachte Probleme.


    Zitat

    Original geschrieben von DUSA
    Selbst "Schwester"modelle, die auf der gleichen Plattform aufbauen kosten noch einiges in der Konstruktion. Klar - der Unterboden vom Golf konnte 1:1 übernommen werden, VW hat "nur" noch das hässliche Blechkleid für den New Beatle drum rum gezaubert. Aber auch dafür musste bei Null angefangen werden, dann musste es auf die Golf-Konstruktion drauf passen, ein neues Interior musste her und auch hier brauchte es diverse Erlkönige, an denen getestet und geschraubt wurde, bevor das Viech in die Massenproduktion gehen konnte. Somit wird zwar die Vielfalt breiter und es entstehen Einsparungen, weil xx% an Gleichteilen verwendet werden können - aber für fast jeden verkauften New Beatle haben die Leute dann keinen Golf gekauft - da war nur entweder oder, bzw. es wurden eben Käufer anderer Marken gewonnen. Ob die neuen Kunden dann allerdings genügend waren, damit sich das rechnet sei mal dahin gestellt. Entsprechend mussten auch hier die Gesamtentwicklungskosten auf die verschiedenen Modelle umgelegt werden - der Preis geht also eher hoch.


    Jetzt mal ganz einfach mit Menschenverstand: Man verwendet Komponenten in mehreren Fahrzeugen und dadurch wird die Sache teurer anstatt preiswerter? Wenn es so sein sollte - was ich kaum glaube, aber es sei mal dahin gestellt - stimmt die Taktik des Autobauers einfach nicht, weil sowas ist wider jeder Vernunft. Entweder es wird preiswerter - oder ich verzichte auf ein Derivat in Form eines weiteren, ähnlichen Modells. Das ist simpelste "1+1=2"-Mathematik...


    Die "Wir haben in 7jähriger Entwicklungsarbeit ermitteln können dass nach einer Hochrechnung 1+1~1,99867645356 ergibt", im Klartext: "Wir sind uns nicht sicher, aber bauen das KFZ trotzdem, obwohl es zu teuer und für Privatkäufer kaum noch finanzierbar ist", ist jedenfalls Banane. Dass es dennoch passiert will ich gar nicht in Abrede stellen, aber dann ist allerspätestens in dem Moment, wo die ganze Finanzakrobatik nicht mehr aufgeht, der Zeitpunkt gekommen sein Verhalten zu hinterfragen.
    Genauso wie spätestens jetzt begonnen werden muss sich Gedanken über umweltschonende, kleine und effektive Fahrzeuge anstatt Privatpanzer mit zweifelhaftem Nutzen zu machen. Auch hier hat die (deutsche) Autoindustrie die Zeichen der Zeit schon lange verschlafen.


    Zitat

    Original geschrieben von DUSA
    Kurzum: die wirtschaftlichen Folgen bleiben also nicht auf die paartausend Opelaner beschränkt, sondern wirken weit ins Umfeld.


    Noch weiter ins Umfeld wirkt aber wenn Grundprinzipien der Marktwirtschaft über den Haufen geschmissen werden.
    Bei den Banken ging es noch darum ein System zu stabilisieren, von dem der ganze Wirtschaftskreislauf abhängt. Da konnte die Politik nicht anders als einzugreifen. Ärgerlich genug...
    Bei Opel - und allen anderen Unternehmen, die sich mit derselben Berechtigung zu Wort melden könnten - handelt es sich aber um einen Marktteilnehmer, der ohne Gefahr für das Gesamtsystem ausscheiden kann und muss, wenn er keine konkurrenzfähigen Waren anbieten kann oder sich verspekuliert (wozu ich den Abfluss von Geld Richtung GM zähle).


    Wie will die Politik erklären dass man Opel hilft, für andere Unternehmen - bis hin zur kleinen 1-Man-Show - aber nicht mehr bürgt?
    Das Argument der wirtschaftlichen Folgen stimmt immer und überall, auch die Insolvenz eines Ein-Mann-Betriebs hat wirtschaftliche Konsequenzen für alle Anbieter, bei denen dieser eine nun nicht mehr (oder nur noch in geringem Maße) konsumiert.



    Zitat

    Original geschrieben von DUSA
    Für mich zeigt der Fall, dass bei aller Kritik an unserem derzeitigen Wirtschaftssystem mit kurzfristigem Profitstreben, Gier, Verantwortungslosigkeit und Werteverfall auf den obersten Ebenen es der Politik nix bringt nach Grundsätzen oder Prinzipien zu handeln - sondern man eben in den vielen Widersprüchlichkeiten eine pragmatische Lösung finden muss, wo beide Seiten zufrieden mit sein können.


    Und genau da komme ich zu komplett gegensätzlichen Schlüssen: zum einen wird man Zufriedenheit auf allen Seiten nie erreichen, bestenfalls Kompromisse, mit denen alle halbwegs leben können.


    Zum anderen ist die Politik jetzt gerade gefordert nach Grundsätzen und Prinzipien zu handeln, denn sie verliert sich sonst in Einzellösungen, die nicht vermittelbar sind. Man kann nicht dem einen Dinge geben, die dem anderen vorenthalten werden, in einer Demokratie muss klar sein dass für jeden gleiche Regeln gelten.


    Zitat

    Original geschrieben von DUSA
    Noch was zum "Opel aus GM herauslösen": netter Versuch, aber die Amis wären schön blöd ihren profitabelsten Unternehmensteil derzeit zu verscherbeln.


    Wie man als Schweizer weiß: "Chasch nit z'Füfi und z'Weggli hä." ;)
    (Du kannst nicht gleichzeitig den 5 Räppler und die Semmel haben wollen.)


    Entweder ist Opel bereit das Seine zu tun um Lösungen zu finden, wenn erforderlich durch Ablösung von GM, wenn sich die Politik und die Bürger schon zu Hilfsmaßnahmen und Eingriffen in den freien Markt entschließen (entgegen ordnungspolitischer Bedenken). Oder man bleibt unbeweglich, aber dann kann man nicht erwarten dass der deutsche Steuerzahler das "weiter wie bisher" absichert.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Wie will die Politik erklären dass man Opel hilft, für andere Unternehmen - bis hin zur kleinen 1-Man-Show - aber nicht mehr bürgt?
    Das Argument der wirtschaftlichen Folgen stimmt immer und überall, auch die Insolvenz eines Ein-Mann-Betriebs hat wirtschaftliche Konsequenzen für alle Anbieter, bei denen dieser eine nun nicht mehr (oder nur noch in geringem Maße) konsumiert.

    Wie hat denn Russenmafia- Gazprom-Gerhard die Sache Holzmann erklärt?


    Da ging es auch anderen schlecht und trotzdem musste man sich an diesem Unternehmen profilieren.

    Abenteuer o2 - der Netzbetreiber ohne Netz

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Wenn man diese Mitarbeiter aber durch Billig-Leiharbeiter ersetzt sind es keine Werksangehörigen mehr - und Geld für ein Auto haben diese Menschen sowieso nicht, auch nicht wenn es "nur" den Mitarbeiter-Preis kostet...

    Dass ausgerechnet eine SPD-Regierung einen zweigleisigen Arbeitsmarkt aufgebaut hat, wo inzwischen Lohndumping und Sklavenartige Zustände legal sind mag in der Tat gesellschaftlich unerfreulich sein.
    Bei Dir klingt es allerdings so, als wären bei Opel nur noch Leiharbeiter im Werk beschäftigt ;) Mir hingegen liegen keine Zahlen vor, wie viel Prozent die Leiharbeiter an den im Werk (bzw. in den Werken) Beschäftigten ausmacht - ich tippe aber, dass es immer noch eine Minderheit ist.

    Zitat

    Na na na, wir wollen mal nicht persönlich werden! ;) Ich verstehe genauso viel wie du, bewerte die Dinge aber anders.

    Das sollte auch kein persönlicher Angriff sein :)
    Wenn ich allerdings Deine (hier jetzt nicht mehr zitierte) ellenlange Argumentation durchlese bleiben mir nur zwei Schlüsse:
    1. In allen Autokonzernen der Welt arbeiten in den Entwicklungsabteilungen und auch in den zugeordneten Controllingabteilungen Stümper und Vollidioten, die für jedes neue Modell Millionen durch den Ofen pusten. Sie warten dringend auf Deine Bewerbung, damit Du da endlich was dran änderst.
    -- oder --
    2. Es gibt gute Gründe, warum bei einer Neuentwicklung so viel Geld verbraten wird und Deine Argumentation ist zum Großteil Käse.


    Zitat

    Man erfindet aber das Rad nicht neu, Autos haben immer noch ein Lenkrad, 4 Räder, 2-3 Pedale, einen Motor, Türen und Scheiben rundum. "Das bisschen Optik" und Design erklärt es nicht, alle anderen Branchen schaffen es auch fortwährend neue Produkte zu entwickeln ohne eine Preisentwicklung wie in der Automobilbranche hinzulegen.
    ...
    Wenn man natürlich jeder Schraube neu konstruiert ist klar dass die Kosten exorbitant steigen.
    ...
    ..., das sind im Wesentlichen nur Design-Spielereien, die man nicht 4 Jahre erforschen und testen muss.

    Doch noch mal paar "Highlights", die ich kurz kommentiere ;) Es wird natürlich nicht jede Schraube neu konstruiert und auch das Rad nnicht neu erfunden. Auch am Blinker-Relais wird nicht 4 Jahre lang geforscht. Es wird geforscht, wo denn nu jede der vielen Schrauben hin müssen, wie die Roboter die Karrosserie zusammenschweißen (nachdem "das bisschen Design" vom Holzmodell bis zu größeren Vorarbeiten fertig ist), die Statik und Gewichtsverteilung muss neu gebastelt werden, Zulieferer wie Hella müssen die Scheinwerfer umkonstruieren, damit sie außen bündig abschließen und räumlich müssen sie innen nicht anderen Teilen im Weg sein usw usw.


    Werden Häuser eigentlich billiger? Die werden doch schon seit Jahrtausenden gebaut und müssten kaum mehr was kosten? Halt ein bisserl ne andere Raumaufteilung, aber sonst? Beton, die Steine, Dämmmaterialien usw. müsste bei der Massenproduktion doch auch inzwischen im Centbereich liegen. Warum kost' dann sich ne neue Hütte hinstellen je nach Größe so ein Arsch voll Kohle? ;) Nur mal so als Beispiel...


    Mein Tipp: mach mal ne Werksführung beim Hersteller Deiner Wahl, da bekommt man wenigstens etwas Einblick. Wobei Du da nur die Produktion mitbekommst, nicht die Konstruktion (die geschieht im Hochsicherheitsbereich, wo Kamerahandys auch den Businessleutchens mit ihren schicken Armani-Anzügen abgenommen werden ;)).

    Zitat

    Jetzt mal ganz einfach mit Menschenverstand: Man verwendet Komponenten in mehreren Fahrzeugen und dadurch wird die Sache teurer anstatt preiswerter?

    In der Produktion wird es billiger, richtig. Trotzdem muss auch die Entwicklung und Konstruktion des - um bei meinem Beispiel zu bleiben - New Beatle bezahlt und im Verkaufspreis wieder reingeholt werden. Entsprechend ist die Rechnung wie sie ist und nicht "och, wir verwenden 60% gleiche Teile im Golf und im Beatle, da können wir für beide Fahrzeuge ja den Preis um 20% senken".


    Zitat

    Genauso wie spätestens jetzt begonnen werden muss sich Gedanken über umweltschonende, kleine und effektive Fahrzeuge anstatt Privatpanzer mit zweifelhaftem Nutzen zu machen. Auch hier hat die (deutsche) Autoindustrie die Zeichen der Zeit schon lange verschlafen.

    Verfehlte Modellpolitik der Hersteller iss aber nu ne ganz andere Baustelle, oder?


    Zitat

    Noch weiter ins Umfeld wirkt aber wenn Grundprinzipien der Marktwirtschaft über den Haufen geschmissen werden.
    Bei den Banken ging es noch darum ein System zu stabilisieren, von dem der ganze Wirtschaftskreislauf abhängt. Da konnte die Politik nicht anders als einzugreifen. Ärgerlich genug...

    Was (mir) auffällt: Du argumentierst aus (D)einem Wertesystem heraus und somit in gewisser Weise moralisch. Dass die Werte im Kapitalismus in eine ungesunde Richtung laufen, brauchen wir hier nicht diskutieren (das machen wir schon in zig anderen Threads, ich sach nur 'Die Linke' :D), zumal wir da eh ähnlicher Meinung sind.

    Zitat

    Das Argument der wirtschaftlichen Folgen stimmt immer und überall, auch die Insolvenz eines Ein-Mann-Betriebs hat wirtschaftliche Konsequenzen für alle Anbieter, bei denen dieser eine nun nicht mehr (oder nur noch in geringem Maße) konsumiert.

    Es macht leider einen Unterschied, ob der Kleinbetrieb mit 10 Mann von nebenan in die Insolvenz geht, oder ob 50.000 auf einen Schlag ihren Job verlieren...
    Übrigens: die Höherqualifizierten im ITEZ hätten vermutlich zu 80% innerhalb von 3-6 Monaten einen neuen Job mit vermutlich ähnlichem Gehalt. Der "kleine Mann/Arbeiter" vom Band hingegen wird zu einem Großteil erstmal für die ihn vorgesehene Röhre gucken. Traurig, aber so isses nu mal.

    Zitat

    Zum anderen ist die Politik jetzt gerade gefordert nach Grundsätzen und Prinzipien zu handeln, denn sie verliert sich sonst in Einzellösungen, die nicht vermittelbar sind.

    Sie sind imho deshalb nicht vermittelbar, weil sie sich nicht in eine Blöd-Schlagzeile bringen lassen. Und weil die Zusammenhänge so komplex sind, dass sie viele Leute leider nicht verstehen (wobei ich nicht sagen will, dass ich da alles verstehe). Und mit Prinzipienreiterei kommt man da glaub eh nicht weit.
    Und ach ja: schon heute ist es möglich nach deutschem Aktienrecht, die Handlager z.B. bei den Banken persönlich verantwortlich zu machen. Man braucht nur klagen. Dumm nur, dass weder Du und ich Klage einreichen dürfen, dazu ist nämlich afaik nur der Aufsichtsrat berechtigt. Und hocken da nicht auch Leute von der Gewerkschaft mit drinne, die - so war es mal gedacht - den einfachen Arbeiter repräsentieren sollen? Wo bleiben also die ganzen Klagen gegen die Bankenvorstände, die qua Amt die Verantwortung für die (Ver)Zockereien haben?

    Zitat

    Entweder ist Opel bereit das Seine zu tun um Lösungen zu finden, wenn erforderlich durch Ablösung von GM, wenn sich die Politik und die Bürger schon zu Hilfsmaßnahmen und Eingriffen in den freien Markt entschließen (entgegen ordnungspolitischer Bedenken).

    Du scheinst - auch in vorigen Postings - zu überschätzen, was bzw. wieviel Opel innerhalb des GM-Konzerns zu melden hat ;) Das ist ungefähr wie wenn man nem muslimischem Mädel sagt, dass sie doch selber dran blöd ist, wenn sie nicht von zu Hause wegläuft, weil sie in ner "Familiendiktatur" lebt... Die können zwar den Schnabel aufmachen, entschieden wird aber seit jeher in Detroit und dann heißt es Fresse halten. "Selbst schuld" rufen verkennt die Zwänge, die in so einem System numal bestehen...


    Und im übrigen geht es ja wenn um Bürgschaften, weil die Banken dafür nicht mehr grade stehen wollen. Klar müssen auch hier Vereinbarungen getroffen werden. Aber es geht ja nicht drum, Opel jetzt Steuergelder auf's Firmenkonto zu überweisen - das find ich einen großen Unterschied.

  • "GM-Chef Rick Wagoner hat auf dem Kapitol argumentiert, man brauche nur einen Überbrückungskredit, dann werde alles wieder gut: "Was uns jetzt Probleme bereitet, sind nicht unser Produktportfolio, unser Geschäftsplan oder unsere Langfriststrategie." Man habe alles richtig gemacht. Schuld sei die Kreditkrise. Den meisten Kongressabgeordneten stieß diese Haltung sauer auf. "Sie wollen von uns Medizin für selbst zugefügte Wunden", donnerte Senator Christopher Dodd.


    ...


    Wagoner hat bei den Kongressanhörungen kein Wort darüber verloren, dass Produktlinien eingeschläfert werden könnten. Ebenso wenig hat er den versammelten Washingtoner Politikern erklärt, warum Toyota für seine 20 Prozent Marktanteil landesweit mit 1500 Händlern auskommt, während der nach Absatz gleich große GM-Konzern 7000 benötigt."


    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,591566,00.html



    Muss man mehr sagen? GM is going down, das steht für mich fest.

    "A day without laughter is a day wasted." - Charlie Chaplin


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    Original geschrieben von DJ Wisdom
    Muss man mehr sagen? GM is going down, das steht für mich fest.

    Dass dort in der Tat hauptsächlich Pappnasen in den obersten Etagen arbeiten, wird Dir auch der kleinste Mitarbeiter in Rüsselsheim, Bochum und Eisenach sagen können ;) :D


    Bei allem Käse, die der Herr vor dem Kongress los lässt: ob die Amis es sich wirklich vom Prestige her leisten wollen, den einst größten Automobilhersteller untergehen zu lassen, will ich erstmal sehen.
    Ford steht noch am besten da, nach der "Hochzeit im Himmel" ist Chrysler nach der Scheidung nun irgendwo zwischen Vorhölle und Hölle angekommen - wo sich inzwischen auch GM eingefunden hat. Wenn letztere zwei dicht machen, bleibt als einziger amerikanischer Hersteller Ford übrig und der Präsident sowie die Senatoren müssen zukünftig mit einem deutschen Mercedes, BMW oder Audi bzw. einem japanischem Toyota durch Washington kutschiert werden. Soviel Schmach wird glaub auch der wirtschaftsliberalste Abgeordnete nicht aushalten :p :D und sie werden irgendeine Art von Plan aushecken, wie sie GM und Chrysler zu zwingen können mit dem Staatsgeld ihre Modellpalette umzustricken und sich den Marktgegebenheiten wenigstens ein Stück anzupassen. Von daher ist da das letzte Wort imho noch nicht gesprochen und es bleibt spannend... ;)

  • Was mich ein bischen stutzig macht:
    Jeder Wirtschaftsheini (Dudenhöfer) der meint er müßte etwas erzählen betont das Geld bei einer Bürgschaft nicht nach GM USA abfließen dürfte.
    Viel mehr Gefahr sehe ich hier in Osteuropa. Geld könnte Richtung Osten abwandern damit die hier kaputt gemachten Arbeitsplätze dort noch durch eine deutsche Bürgschaft subventioniert werden.

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    ...sondern der Chef zeichnet sich auch durch sehr fairen Umgang mit seinen Mitarbeitern und vielen positiven Ideen für Projekte in Bonn aus.


    Naja da kann man arg drüber Streiten ob die Ideen und Projekte positiv sind. Ich wohne in der Nähe von Bonn und bekomme jeden morgen den Bonner General-Anzeiger, sehe also was der Typ alles anstellen will.
    Generell ist sein Engagement echt super, aber als er dann meinte er will nen Zoo aufmachen und den der Stadt schenken, habe ich ihn schon für etwas verrückt gehalten. Jetzt noch die Sache mit Opel - der Typ ist meiner Meinung nach einfach größenwahnsinnig.


    Aber seine Ideen sind zugegebenermaßen nicht die schlechtesten...

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