"Leiharbeit undercover" - Realität contra Theorie

  • Jetzt mal allgemein gesprochen, ist es wie in allen Lebenslagen, der Mensch neigt zu Übertreibungen. Er hat in der Zeitarbeit deutlich übertrieben. Was früher als alternative und kurzfristige Arbeitskraft anfing ist heute zum dauerbeschäftigen der Zeitarbeitsfirmen geworden.


    Da wir gerade dabei sind: Vivento Customer Service ist eine 100% Tochter der deutschen Telekom. Dort werden überwiegend "billige" Zeitarbeitskräfte eingesetzt, und das schon seit Jahren, die mit durchschnittlichen 7 Euro Brutto leben müssen. Gleichzeitig ist das Unternehmen das Auffangbecken der Telekom-Beamten, die im eigenen Unternehmen unerwünscht sind.


    Dort arbeiten Menschen, die dem Kunden einen tollen Service bieten sollen, aber gleichzeitig nach Feierabend ums nackte überleben kämpfen müssen.


    Ich habe den TV-Beitrag leider nicht gesehen, kenne jedoch die Situation im allgemeinen und finde es absolut pervers, mit welcher einstellung diese Unternehmen wirtschaften. Nach dem Motto: "wenn du die arbeit nicht für diesen Stundenlohn machst, dann kommt eben morgen einer, der es macht"!


    Meine persönliche Meinung: Den Vorständen und Führungsmitgliedern aller beteiligten Unternehmen das Fell über die Ohren ziehen und die Zeitarbeit wieder dort hin bringen, was es im Ursprünglichen Sinn ist, nämlich eine Zeitlich befristete Arbeitskleistung von max. 3 - 6 Monaten!

    Mit freundlichen Grüßen aus Frankfurt

  • Zitat

    Original geschrieben von Daniel_23
    Ich hab mal als Leiharbeiter gearbeitet, sehr lange sogar. Im Prinzip ist es nichts anderes als moderne Sklaverei.


    da hast du recht.die arbeitsämter drängen dich ja auch das du dich bei zeitarbeitsfirmen bewerben tust.
    wenn du das nicht machst wird das geld gekürzt.
    bei den job-börsen in den arbeitsämtern sind doch die personalverleiher zahlenmässig gut vertreten.

  • Zitat

    Original geschrieben von sascha_sz
    da hast du recht.die arbeitsämter drängen dich ja auch das du dich bei zeitarbeitsfirmen bewerben tust.
    wenn du das nicht machst wird das geld gekürzt.
    bei den job-börsen in den arbeitsämtern sind doch die personalverleiher zahlenmässig gut vertreten.


    Das ist genauso pervers. Die wissen um die Situation, denken aber nur daran dich schnell loszuwerden, damit die Quote stimmt!

    Mit freundlichen Grüßen aus Frankfurt

  • Zitat

    Original geschrieben von FRANKFURT
    Das ist genauso pervers. Die wissen um die Situation, denken aber nur daran dich schnell loszuwerden, damit die Quote stimmt!


    nein, nicht wegen der quote, sondern weil der mittagstisch ruft, man sich viel zu erzählen hat und du nur ein störfaktor bist... deswegen juckt es die nicht, wo und als was du dich wo vorstellst / arbeitest.....

  • Ist ja auch kein Wunder, relativ viele Politiker sitzen nebenher in Aufsichtsräten und Verbänden, man muss sich ja nur mal die Litanei der Nebentätigkeiten eines Friedrich Merz ansehen.


    Oder die Sozialdemokraten Clement als Lobbyist der Energiebranche (RWE) und Mitglied des neoliberalen "Konvent für Deutschland", Gerhard Fritz Kurt Schröder, der Ex-Bundeskanzler und "Genosse der Bosse" im Dienste russischer Gaslieferanten, der ehemalige Arbeitsagentur-Chef Florian Gerster als Präsident des neu gegründeten Arbeitgeberverbandes Neue Brief- und Zustelldienste, wo er permanent die unsäglichen Hungerlöhne dieser Branche schönredet - nachdem er zuvor als Arbeitsagentur-Chef dafür sorgen sollte dass Leute mit guten Einkommen in Lohn und Brot kommen... Entweder ein Wendehals - oder einer, der einen von beiden Jobs nicht mit voller Überzeugung gemacht haben kann.


    Wie kann man von solchen Leuten erwarten dass sie sich tatsächlich für das Volk einsetzen? Das geht doch gar nicht, allein schon wegen der diversen Interessenkonflikte. Wer im oberen Management von Unternehmen Posten bekleidet kann schlechterdings unmöglich zugleich Interessen der Arbeitnehmer und auch noch als Politiker Interessen des Staates vertreten.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Das System hinter der Mauer (aus Westsicht) ist größtenteils daran gescheitert, dass die Bevölkerung zwar Geld (inform von fiktiven Individualvermögen) besaß, jeoch die Regale leer waren. Man also seine Bedürfnisse dann doch nicht decken konnte. Das System vor der Mauer (aus Westsicht) wird daran scheitern, das zwar die Regale überquellen, eine signifikante große Masse daran aber nicht mehr partizipieren können. Da ihnen schlicht und einfach ihr Anteil am Gesamtvermögen, das Geld, fehlt.


    Der "richtige" Weg müsste also irgendwo in der Mitte liegen. Ja, wieder Mitte, nicht "neue Mitte". Aber warum probiert es keiner? Der Punkt der Mitte wird übrigens eindeutig nicht zwischen Standpunkten von SPD und CDU, um es mal national zu beschreiben, definiert, sondern auch dadurch, dass eine Linke dabei Berücksichtigung findet. Gehören sie doch wegen des Scheitern des Teils hinter der Mauer eindeutig zu dieser Findung.


    Nehmen wir doch mal die alljährlich aufkeimende Diskussion um Erntehelfer.
    Es wird verlangt, dass jemand eine körperlich anspruchsvolle Arbeit leistet, ohne ihm eine langfristige Perspektive zu bieten, nicht einmal einen Ansatz dazu. Denn es sieht doch so aus. "Im Winter brauchen wir dich nicht. Am Besten man würde dich einfrieren." Verlangt wird dieses von Entscheidungsträgern, die sich selbst dank üppiger Ansprüche nach Ausscheiden, Abfindungen und Pensionsansprüchen, ein mehr als üppiges eigenes Polster leisten. Genau dieses Polster aber bei anderen für nicht notwendig erachten. Für den jetzigen Lückenbüßer, dem osteuropäischen Kurzzeitarbeiter, gibt es übrigens durchaus eine Perspektive aus diesem prekären Arbeitsverhältnis. Er kann von dem temporär erwirtschaftetem Verdienst durchaus bei seinen eigenen Bedürfnisansprüchen in seiner Heimat über die Runden, über den Winter kommen.


    Ändern wir mal das Modell. Ich stelle jemanden dauerhaft als Erntehelfer und Landhelfer ein. Dauerhaft bedeutet 12 Monate pro jahr. Er bekommt Gehalt, auch 12 Monate im Jahr. Wird aber eventuell dafür nur 8 Monate im Jahr arbeiten können, aber eventuell dann auch mehr als 40h/ Woche arbeiten wollen. Hat er doch eine Perspektive. Ich persönlich kenne genug Leute die sagen: "Arbeiten, aber bitte nicht im büro, ich brauche Luft. Problem am Modell:. Eine privatwirtschaftlich geführte Unternehmnung wird bei diesem Geschäftsmodell wohl nicht genug Gewinn erwarten. Sonst gäbe es schon einen Anbieter. Also muß der Staat ran, die Gemeinschaft. Eine Abteilung, eine Tochterunternehmnung, der Bundesagentur für Arbeit die dies Modell organisiert. Wie schon gesagt, Problem an diesem Geschäftsmodell, kein Unternehmer kann mittels eines solchen Modells sich seinen Q7 erwirtschaften. Aber genau dies muß der Staat doch auch gar nicht, es würde doch schon eine schwarze Null reichen. Rote zahlen würden die ungewollte Subventionierung von Unternehmnungen bedeuten. Die Nutznießer, die Ausleiher, müßten eventuell etwas mehr, als heute für den rumänischen Erntehelfer, bezahlen. Viel mehr, glaube ich nicht. Muß ja der Q7 nicht mehr mit bezahlt werden.
    Und auch nicht die brach liegende Arbeitsleistung in der Volkswirtschaft.


    Dies System könnte auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden. Die Bundesagentur als alleinig berechtigte Zeitarbeitsfirma. Der Staat, die Gemeinschaft, hat solange es noch eines, nämlich Arbeitslose gibt, von einem Gut zuviel, von Arbeitsleistung. Brauch ich als Unternehmung diese Leistung, so kann ich sie mir von der Gemeinschaft für beispielsweise max. 6 Monate ausleihen. Und dies sogar zu beispielsweise 80% des Tariflohnes eines fest beschäftigten, dies ist der möglicherweise geringeren Produktivitätim vergleich zum Vollbeschäftigten geschuldet. Danach kann ich diese fest übernehmen oder der Gemeinschaft zurückgegeben. Klingt zwar jetzt etwas hart. Individuelle Arbeitsleistung als Teil der Gemeinschaft zu bezeichen, aber so ist es doch. Eine Kröte gäbe es übrigens auch für die Arbeitnehmer bei diesem Modell. Bekannter Kündigungsschutz, da im Grunde nicht mehr benötigt, wäre eine Auflage von Gestern.


    Da sich ja aber leider weder der Politiker noch der Unternehmer mittels eines solchen Modells, wie bereits erwähnt, von anderen einen Q7 erwirtschaften lassen könnte, darf es das einfach nicht geben.


    Meine Vision: Angestellt bei der Gesellschaft, ausgeliehen an einen Unternehmer der meine Arbeitsleistung nur temporär nutzen möchte.



    Siemensanier


    PS: Andere Kröten wie Arbeitspflicht für jeden Teilnehmer der Gesellschaft, Begrenzung des individuellen privaten Vermögens, sind natürlich auch noch Punkte, die Umsetzung finden müssten. Bevor es jedoch hierzu kommen wird, muss unser jetziges Wirtschaftsystem wohl erst entweder von innen heraus zusammenbrechen (Finanzkrise) oder durch externe Gewalteinwirkung, was die unmenschlichste aller Reformmöglichkeiten wäre, zugrunge gehen. Leider versteht es der Mensch, das er als Individuum Teil einer Zweckgemeinschaft ist, wohl nicht anders :( :( :(

  • Zitat

    Original geschrieben von ocb
    Ja und? Es steht dem Inschenör doch frei, sich mit ans Band zu stellen. Offenbar dann doch zu hart?


    Und welchen Sinn ergibt das, wenn der Ingenieur mit am Band steht? Vielleicht auch gleich noch der Einkauf, der Vertrieb, die Putzfrau und die Buchhaltung!?


    Zitat

    Original geschrieben von ocb
    Ingenieure gibts nunmal wie Sand am Meer. Gute Bandarbeiter indes nicht, denn das ist ja "niedere Arbeit". Dementsprechend muss es entlohnt werden.


    Dass Bandarbeit niedere Arbeit wäre hast Du behauptet, es gibt auch Leute, die die Arbeitsleistungen anderer respektieren.
    Ich verstehe übrigens nach Deiner Logik nicht, wieso es den Bandarbeiter im Gegensatz zum Ingenieur besonders qualifizieren und auszeichnen soll, dass er (mit Deinen Worten) "niedere Arbeit" verrichtet....


    Und dass es Ingenieure wie Sand am Meer gäbe ist Unsinn, offensichtlich kennst Du die Lage am Markt nicht, denn das Gegenteil ist der Fall.


    Zitat

    Original geschrieben von ocb
    Die Arbeitskraft des Bandarbeiters ist eben teurer. Mit hundert Bandarbeitern und einem Ingenieur ist eben mehr zu holen, als mit hundert Ingenieuren und einem Bandarbeiter.


    Tut mir Leid, aber das hört sich für mich alles ein wenig danach an, dass Du glaubst, dass nur harte Arbeit "richtige" Arbeit sei...

  • Leider hat nicht zuletzt Rot/Grün unter Don Clemento die Zeitarbeit gefördert .
    u.A.Grenzen bezüglich der Ausleihdauer wurden gekippt .


    Dazu hat mit die Zumutbarkeitsgrenzen für Arbeitslose quasi Abgeschafft
    was dazu führt, das auch Sch... Jobs insbesondere bei der ZA zumutbar sind.


    Ob sich die Firmen die auf Zeitarbeiter verstärkt setzen einen Gefallen tun, dürfte stark bezweifelt werden
    denn irgendwann bekommt jeder der Betroffenen mit, das er oft nur veralbert wird und die Konsequenz in schlechter Arbeitsleistung etc. mündet.


    Noch ein paar oft genannte Argumente
    /////////////////////////////////////////////////


    Zeitarbeit schafft Jobs
    Nur sind das Jobs die sonst normale Firmen geschaffen hätten


    Warum niedrigere Löhne für Leihkeulen ?
    In anderen Ländern wie den Niederlanden erhalten Leiharbeiter mehr Geld als die Festangestellten, als Ausgleich für die erhöhte Flexiblität, wieso nicht in Deutschland


    Wegen dem Kündigungsschutz gibt es so viele Leiharbeiter
    Heute kann -bei Neueinstellungen die Probezeit bis 2 Jahre bestehen

    "Ein Prolet ist, wer von anderen ausgebeutet wird. Ein Großbürger ist, wer andere ausbeutet. Ein Kleinbürger ist, wer sich selbst ausbeutet."(Martin Walser)


  • Moin...


    kann jetzt nur für das Werk sprechen.
    Habe einige Zeit am 5 Zylinder gearbeitet, einige meiner Bandkollegen waren und sind Ingenieure.
    Weshalb?


    Weil es zuviele davon gibt!
    Genauso wie es zuviele Techniker, Meister, etc im Werk gibt.
    Es gibt einfach nicht genug langfristige Stellen für diese Positionen.


    Was denn gemeinen "Bandaffen" angeht, gibt es einfach nicht genug die bei Hohen Stückzahlen auch 100% Qualität abliefern können bzw. das Tempo Dauerhaft halten können.


    Es ist ein Irrglaube, das jemand diesen Job nach ein paar Stunden Einarbeitung bei jedem Tempo beherrscht.



    Gruss Matchacom


    PS.
    Selbst denn Azubis wird die Produktion "schlechtgeredet" mit Aussagen wie:
    Ihr müsst Hier Leider (Produktion) erstmal durch bis ihr in eine Fachabteilung kommen könnt!
    Nur sind die freien Stellen in den Fachabteilungen mehr als Rar.
    Oder anders, die Fertigen Azubis werden z.t. wie kleine "götter" behandelt, können nach drei Jahren Ausbildung noch nicht mal mit einem Gewindeschneider umgehen.


    Im Prinzip wird das was das "Brot" bringt "verteufelt" bzw. gemieden wie Arschkrebs.
    Nur wer soll die Arbeit dann machen?


    Die Leiharbeiter?

    Wer mit halb gefülltem Tank die doppelte Strecke fahren will, ist ein Idiot. Wer mit halbem Etat doppelte Ergebnisse erzielen will, ist ein Finanzvorstand.


  • Die Problematik, dass Techniker und Meister keine ihrer Qualifikation entsprechenden Stellen finden ist mir auch aus meinem Arbeitsumfeld bekannt. Zumal es dort häufig so ist, dass man als gelernter Schlosser oder Zerspaner neben der Arbeit in Abendschulform diese Qualifikation erwirbt, und danach nicht den "Absprung" auf eine höher qualifizierte Position schafft.


    Was Ingenieure angeht, so mag das eine Besonderheit bei Euch im Werk sein, dass da so viele Ingenieure am Band stehen. Möglicherweise ist diese Arbeit ja auch tatsächlich so gut bezahlt, dass sich das für manch einen lohnt.
    Mal ganz abgesehen davon, dass ein Ingenieur nicht unbedingt automatisch gut für diese Arbeit qualifiziert ist, da würde ich lieber einen Schlosser einstellen.


    Man kann auch nicht alle Ingenieure hinsichtlich der Arbeitsmarktlage über einen Kamm scheren. Ich spreche von Maschinenbauern, die sich wirklich keine Sorgen um ihre Arbeitsmarktperspektive machen müssen, das sieht z.B. bei Bauingenieuren sicher anders aus. Noch schlimmer bei anderen Fachrichtungen, so arbeitet bei uns z.B. ein Garten- und Landschaftsbauingenieur als Prüfer in der Qualitätssicherung, aber das sind wohl eher unübliche "Karrieren", und Einzelfälle als Beispiele lassen sich immer finden.



    Zitat

    Original geschrieben von Matchacom
    Was denn gemeinen "Bandaffen" angeht, gibt es einfach nicht genug die bei Hohen Stückzahlen auch 100% Qualität abliefern können bzw. das Tempo Dauerhaft halten können.


    Es ist ein Irrglaube, das jemand diesen Job nach ein paar Stunden Einarbeitung bei jedem Tempo beherrscht.


    Wie Du sicher gelesen hast, habe ich nichts anderes behauptet, meine Antwort bezog sich auf den zitierten Beitrag.

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