"Leiharbeit undercover" - Realität contra Theorie

  • Re: Leiharbeit......



    kann ich zu 100% bestätigen, ich sehe das in hannover auch jeden tag, kollegen der verschiedenen zeitfirmen, autovision, wob ag etc,, die erkrankt sind, sogar mit armbrüchen, auf der arbeit erscheinen, da der ach so liebe und gute betriebsrat immer wieder sagt, werdet nicht krank und ihr könnt mit einer übernahme etc rechnen...


    ich finde auch, das man zeitarbeiter, die zb in der produktion eingesetzt werden, gleich dem einem stammwerkers vergütet werden sollte.


    wieso? weil der zeitarbeiter die gleiche arbeit macht, weniger fehlzeiten hat, nicht rummeckert, wenn er mal was anderes machen soll.


    die leute haben einfach die hoffnung auf eine übernahme und werden auch damit ausgebeutet...
    jetzt sollen die wob ag-ler ja einen höheren std-lohn bekommen, aber was habe ich davon, wenn ich nach ein paar monaten entlassen werde? nix.. lieber weniger und dafür eine garantierte übernahme und dann den höhreren std-satz verdienen.


    aber die firmen sind ja profis in sachen künstlichen veränderung der finanzlage / auftragssituation... sobald es um tarifverhandlungen geht, geht es der firma schlecht etc.... ja ne is klar...


    wie gesagt, ich bekomme das seit 6 jahren im werk mit, und mir tun die zeitarbeiter nur leid...

  • Re: Re: Leiharbeit......


    Zitat

    Original geschrieben von Erhan-Hannover
    kann ich zu 100% bestätigen, ich sehe das in hannover auch jeden tag, kollegen der verschiedenen zeitfirmen, autovision, wob ag etc,,


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    Wieviele der Autovisionäre wohl beim WA-Verkauf anklopfen und nach einem Neuen fragen? Wenn es selbst die Stammler kaum noch tun und lieber auf WALeasing ausweichen. Und die Rentner werden im WA Verkauf auch immer weniger. Das diese Art von Arbeitnehmer nicht beim inländischen Konsum nützlich ist, haben die "Anzugträger" durchweg nicht verstanden. Aber wir sind ja Exportweltmeister. Weiters Problem, das was wirklich gefragt wird, kann nur mit utopischen Lieferzeiten bestellt werden. Liegt garantiert nicht an der Flexibilität der Arbeitnehmer, sondern an der unfähigen Planung und fehlenden Flexibilität mancher "Anzugträger".


    Problem wird es dann, wenn durchweg der Konsum als Mutter aller wirtschaftlichen Gänge komplett wegbricht. Selbst das allerorts gelobte China lebt nur von einem, dem Konsum. Da sie aber selbst im Inland kaum kaufkräftige Konsumenten besitzen, suchen sie sie sich dank Globalisierung diese halt anderorts. Lange wird dies Spiel sowieso nicht mehr gut gehen. Von der Schwelle, dass sich die chinesische Wirtschaft durch Inlandskonsum selbst trägt sind sie noch weit entfernt. Und wir machen gerade den Fehler, dass wir diese Schwelle mit den ganzen prekären Arbeitsverhältnissen gerade wieder im Eilschritt rückwärts überschreiten.

  • Ich finde vor allem Erschreckend, wie lächerlich die deutschen Gewerkschaften sind. Alleine vor wenigen Tagen, wo die Volldeppen mit Streik drohen wollten, wo die Firmen eh nen Produktionsstop beschlossen haben.


    Die Drohung der Gewerkschaft war also "Gebt uns mehr Lohn, oder wir zahlen euren Produktionsstop aus der Streikkasse!"-ich könnt kotzen bei soviel strategischer Dummheit! Die lächerlichen Lohnsteigerungsforderungen von 8% mal aussen vor.


    Um ehrlich zu sein hab ich durchaus ein bischen Respekt vor der kommenden Rezession. Die Leute haben seit Jahren jede Kröte geschluckt, weil ihnen Aufschwung versprochen wurde-man hat sie sogar darum gebracht, vorsorgen zu können, wenn kein Aufschwung eintritt. Man kann ja nichts ansparen, wenn der Lohnzuwachs nichtmal ein Drittel der Inflation beträgt.


    Das das noch länger friedlich bleibt, wage ich mehr und mehr zu bezweifeln. Es wird sicherlich keiner mit brennender Fackel und Heugabel vor Ackermanns Haus auflaufen. Aber der Staat ist bedroht, denn er verliert seine Legitimation! Er verkümmert immer mehr zum Schlägertrupp der Finanzelite. Leistet nichts mehr, sondern zieht den Bürgern das Geld aus der Tasche um es denen zu geben, die ihres verzockt haben.


    Die Wahl 2009 wird hochinteressant.

  • Nebenbei fragt man sich auch ob und wie lange China diese Gegensätze noch aushalten wird: einerseits das kommunistische System, andererseits der Turbokapitalismus und die völlig ungezügelte Expansion einiger Unternehmen und Unternehmer sowie der Gegensatz zwischen den wenigen Superreichen in den Städten und der Masse der - bisher noch - Radfahrer und Reisbauern auf dem Land... Auch die chinesische Gesellschaft kann das auf lange Sicht nicht so wegstecken...
    Und solange die Chinesen durch Abkupfern und billig nachbauen westlicher Produkte Geld verdienen hängen sie am "Know-hoff-Tropf" westlicher Vorbilder, aber stellen selber wenig auf die Beine. Aus eigener Kraft läuft dann wenig wenn es hier stagniert. Mit Ramsch und Billigschrott, die man mit eigener Kraft hinbekommt, kann man auf die Dauer auf dem Weltmarkt nicht bestehen.
    Vielleicht kann man ja irgendwann ein paar gut ausgebildete Leiharbeiter nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch zum Arbeitseinsatz nach China schicken... (um den Bogen zum Thema wieder zu kriegen :))

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Insbesondere was die Automobilbranche betrifft, ist es aber auch so, das ist die andere Seite der Medaille, dass dort die Stammbelegschaften sehr, sehr gut verdienen. Nicht falsch verstehen, natürlich ist der Job am Band hart und die wenigsten werden diesen bis zur Rente ausüben können, aber man muss auch mal ganz klar sagen, dass ein Bandmitarbeiter beim Daimler mit Hauptschulabschluss einen Verdienst hat, von dem mancher Ingenieur nicht mal nachts träumen kann. Von den üppigen Bonuszahlungen und sonstigen Leistungen in der Automobilbranche auch mal ganz abgesehen.


    Angesichts dessen ist es aus Sicht der Unternehmen von der reinen wirtschaftlichen Seite sicher auch verständlich, verstärkt auf Leiharbeit zurückzugreifen, da ansonsten viele Standorte in Deutschland möglicherweise nicht mehr wirtschaftlich wären und ganz dicht gemacht würden.


    Natürlich könnten die Automobilhersteller sicher auch mit den Gewerkschaften Regelungen vereinbaren, nach denen neu eingestellte Mitarbeiter nicht mehr zu diesen Konditionen beschäftigt werden müssen, aber dann hat man wiederum die Neid- und Zweilklassenproblematik direkt im Unternehmen. Durch die Leiharbeit kann man diese Problematik und heikle Frage "outsourcen".

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Ich kenne einen Lagerist, der als Zeitarbeiter bei einer Firma arbeitet - Vollzeit und das seit zwei Jahren. Bezahlung: Irgendwas um die 800 € netto! Inkl. Wechselschicht.


    Ca. 1/3 der Belegschaft sind Zeitarbeiter. Perspektive: Gleich null! Würde er nicht noch zuhause wohnen, könnte er sich nix leisten. Einfach weil das Geld nicht da ist. Er hat sich intern schon beworben, aber die Stellen nur sehr sehr wenige fest ein obwohl diese Firma gegen den Trend produziert und super Zahlen hat.


    Ich habe die Reportage ebenfalls gesehen und ich bin froh bisher nicht als Leiharbeiter hab arbeiten müssen. So eine Perspektivlosigkeit und Frustration - da könnte ich mir am Ende des Monats nen Strick nehmen.

    kann gelöscht werden

  • Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Angesichts dessen ist es aus Sicht der Unternehmen von der reinen wirtschaftlichen Seite sicher auch verständlich, verstärkt auf Leiharbeit zurückzugreifen, da ansonsten viele Standorte in Deutschland möglicherweise nicht mehr wirtschaftlich wären und ganz dicht gemacht würden.


    Man muss von dieser unlogischen und einseitigen Sicht aufs wirtschaftliche wegkommen!


    Arbeit um der Arbeit willen macht niemanden satt und darauf läuft es hinaus. Rein wirtschaftlich gesehen müssen wir dann in der Konsequenz zurück zum Selbstversorger mit kleinem Garten, alles andere macht streng wirtschaftlich nämlich keinerlei Sinn.


    Zitat

    dass ein Bandmitarbeiter beim Daimler mit Hauptschulabschluss einen Verdienst hat, von dem mancher Ingenieur nicht mal nachts träumen kann.


    Ja und? Es steht dem Inschenör doch frei, sich mit ans Band zu stellen. Offenbar dann doch zu hart?


    Ingenieure gibts nunmal wie Sand am Meer. Gute Bandarbeiter indes nicht, denn das ist ja "niedere Arbeit". Dementsprechend muss es entlohnt werden.


    Die Arbeitskraft des Bandarbeiters ist eben teurer. Mit hundert Bandarbeitern und einem Ingenieur ist eben mehr zu holen, als mit hundert Ingenieuren und einem Bandarbeiter.


    Zitat

    Durch die Leiharbeit kann man diese Problematik und heikle Frage "outsourcen".


    Kann man eben nicht, wenn die Leute in der gleichen Halle nebeneinander arbeiten.

  • Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Insbesondere was die Automobilbranche betrifft, ist es aber auch so, das ist die andere Seite der Medaille, dass dort die Stammbelegschaften sehr, sehr gut verdienen. Nicht falsch verstehen, natürlich ist der Job am Band hart und die wenigsten werden diesen bis zur Rente ausüben können, aber man muss auch mal ganz klar sagen, dass ein Bandmitarbeiter beim Daimler mit Hauptschulabschluss einen Verdienst hat, von dem mancher Ingenieur nicht mal nachts träumen kann. Von den üppigen Bonuszahlungen und sonstigen Leistungen in der Automobilbranche auch mal ganz abgesehen.


    Bei Opel wird Tarif bezahlt. Ganz wenige Lohngruppen bekommen noch ca. 13-80€ über Tarif im Monat. Mehr nicht.
    Und diese paar übertariflichen Euros sind bei der nächsten Tarifrunde Geschichte da jede Erhöhung voll auf übertarifliche Zahlungen angerechnet wird.

  • Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Angesichts dessen ist es aus Sicht der Unternehmen von der reinen wirtschaftlichen Seite sicher auch verständlich, verstärkt auf Leiharbeit zurückzugreifen, da ansonsten viele Standorte in Deutschland möglicherweise nicht mehr wirtschaftlich wären und ganz dicht gemacht würden.


    Nein, das ist eine Milchmädchenrechnung. Wir sind zwar Exportweltmeister, der im Vergleich zum Euro massiv gestiegene Dollar unterstützt das auch, aber das deutsche Problem ist die sowieso fehlende Binnennachfrage, die sich bei einer Rezession noch extremer verschlechtern wird. Im Klartext: die Leute hier haben zu wenig in der Tasche weil sie nicht ausreichend bezahlt werden um zu konsumieren.
    Wer nur Geld hat um nicht zu verhungern hält damit zwar den Aldi am leben, aber alle anderen Konsumbranchen verdienen nichts mehr. Gerade die Automobilbranche ist hier ganz vorne dabei: wovon sollen die Leute denn noch Autos kaufen wenn sie froh sind überhaupt satt in einer warmen Wohnung zu sitzen?


    Insofern ist das ein Hamsterrad, in dem es sich totläuft: Die Autobranche jammert dass die Umsätze einbrechen, aber die Umsätze brechen ein weil die im Unternehmen tätigen Leiharbeiter kein Geld haben um Autos zu kaufen...


    Wer in Deutschland wirtschaftlich und qualitativ hochwertig produzieren will muss seine Arbeitnehmer auch zu fairen Konditionen beschäftigen und ausreichend bezahlen, sonst funktioniert das ganze System nicht.


    Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Natürlich könnten die Automobilhersteller sicher auch mit den Gewerkschaften Regelungen vereinbaren, nach denen neu eingestellte Mitarbeiter nicht mehr zu diesen Konditionen beschäftigt werden müssen, aber dann hat man wiederum die Neid- und Zweilklassenproblematik direkt im Unternehmen. Durch die Leiharbeit kann man diese Problematik und heikle Frage "outsourcen".


    Also zum einen kann outsourcen keine Lösung sein weil das Problem damit ja nur zu verlagern versucht wird, aber es ist ja nicht weg. Und es ist schon dreimal nicht weg weil die Arbeitnehmer ja nicht aus dem Unternehmen verschwinden, sondern weiterhin an denselben Fließbändern stehen, die gleiche Arbeit machen. Sie stehen nur in einem schlechteren und unsichereren Beschäftigungsverhältnis und bekommen weniger Geld.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Ich hab mal als Leiharbeiter gearbeitet, sehr lange sogar. Im Prinzip ist es nichts anderes als moderne Sklaverei.


    Friss oder Stirb, mach das was ich dir sage oder geh. So läuft es, nicht anders.
    Sicher gibt es einzelne Fälle wo das anders ist, ist aber zu selten. Und der Verdienst? lol. Ich hatte knapp 800 raus bei 40h/Woche, zuletzt auf dem Bau. Das schlimme ist, daß die Löhne (glaube ~7€) per tollen Manteltarifvertrag festgelegt sind, wo sicher jeder Chef dran hält. Ist ja so vorgegeben. :rolleyes:

    grrr...Wenn das doch einmal klappen würde...

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