Island am Abgrund?

  • Da das Thema in nächster Zeit wohl weiter an Brisanz gewinnen wird mache ich doch einen extra Thread auf.


    Vor wenigen Stunden hat Geir Haarde, der isländische Regierungschef folgendes von sich gegeben:


    Zitat

    Es könnte zu riskant für uns sein, den Banken unseres Landes eine Rettungsleine zuzuwerfen. Deshalb ist es eine realistische Möglichkeit, dass die isländische Wirtschaft zusammen mit den Banken untergeht.

    Quelle: handelsblatt.com


    In einem dramatischen Appell ans Volk erklärt er:


    Zitat

    If there was ever a time when the Icelandic nation needed to stand together and show fortitude in the face of adversity, then this is the moment. I urge you all to guard that which is most important in the life of everyone of us, protect those values which will survive the storm now beginning.

    Quelle: Prime Minister's Office (Adress to the Nation)


    Isländische Finanzaktien sind vom Handel ausgesetzt, die Währung ist im freien Fall. Importgüter drohen knapp zu werden. Die beiden großen Banken Kaupthing Edge (die auch in Deutschland durch Zinsdumping viele unwissende Kunden gewinnen konnte) sowie Glitnir stehen offenbar kurz vor dem Kollaps. Financial Times und Handelsblatt melden, Island könnte der Bankrott drohen.


    Die nächsten Tage dürften ereignisreich werden. Wollen wir das beste für die Isländer hoffen.

    »Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave« (Aristoteles)

  • Ich würde jetzt nicht sagen das die Kaupthing Egde Bank unwissende Kunden gelockt hat, den deren Einlagen sind zumindest bis 20.887€ zu 100% abgesichert.


    Was Island betrifft würde ich aber hoffen das es nicht so dramatisch kommt. Immerhin hat sich die isländische Krone heute wieder erholt.

  • Diese berühmten € 20.887 stehen aber irgendwie schon seit Monaten auf deren Homepage, obwohl sie in isländischen Kronen festgelegt sind (die ja bekanntlich stark gefallen ist). Wenn es hart auf hart käme sind es wahrscheinlich deutlich weniger. Außerdem ist "gesichert" in solchen grenzwertigen Situationen auch immer relativ. Wenn der Staat Pleite ginge brächte die Sicherung wohl auch nix mehr.


    Desweiteren kommt hinzu, dass man sich ggf. wohl in Island um die Einlagensicherung bemühen müsste. Das sind nicht zu vernachlässigende Kosten...


    Ein Indiz, dass es um die Kaupthing echt schlecht steht ist 1. der Markteintritt in Deutschland an sich (sind offenbar auf "Kleinmist" wie deutsche Kleinanleger angewiesen) und 2.) die Zinserhöhung neulich, wo doch alle anderen Banken tendenziell eher wieder leicht runter sind mit den Zinsen.

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  • Ja, ich drücke Island auch die Daumen, dass dieses sympathische und kleine Land es schafft, aus der Krise herauszukommen. Im Sommer hatte Island schon mal bei den anderen skandinavischen Ländern zwecks Unterstützung im Notfall vorgefühlt, wenn ich das richtig erinnere. Darauf müssten sie im Notfall zurückkommen - und ich vermute auch, dass die 'nordic connection' im Notfall funktionieren würde.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.

  • Wie ist denn das mit der Sicherung? Ich habe mal gelesen, dass im Zweifelsfall die anderen Banken eines Landes für die berühmten 20.000 Euro aufkommen müssen. Im Falle Islands wäre das ja nicht mehr viel wert.

  • Da scheint allerdings auch einiges im Argen zu liegen. Wie auf Spiegel Online zu lesen weist die Bilanzsumme der drei großen isländischen Banken zusammen einen Wert auf, der dem 10fachen(!) des isländischen Sozialproduktes entspricht. Wenn die über den Jordan gehen, wird das wohl böse für das Land enden.

  • Schmidt, das trifft leider ungefähr zu. Die isländischen Banken sind in den vergangenen Jahren sehr stark gewachsen und zu Global Playern geworden. Auf die latente Gefahr, die sich für das Land daraus ergibt, hat die Isländische Zentralbank schon vor ein paar Monaten hingewiesen. Fairerweise muss man sagen, dass die Isländer selbst mit Subprime-Produkten recht wenig zu tun hatten. Aber angesichts der Tatsache, dass die Banken sich gegenseitig kein Geld mehr leihen und nun akut sehr viel Geld Richtung Irland unterwegs ist, kommen die Isländischen Banken in große Probleme, die das ganze Land mit sich reißen könnten. Ich bin gespannt, ob und wann die dänische Zentralbank eingreift.

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  • Überraschung: Nicht wie von mir erwartet die Dänen, sondern die Russen kommen den Isländern zur Hilfe.


    http://www.sedlabanki.is/?PageID=287&NewsID=1869


    Das ist erstaunlich, Russland hat ja selbst mit genügend Problemen im Rahmen der Finanzkrise zu kämpfen. Aber vielleicht ist das Ganze ja auch noch eine Art Nachklapp zum Kalten Krieg - ist doch schön, wenn man sich Einfluss sichern kann im traditionell pro-amerikanischen Island, das über große und wichtige Ressourcen verfügt.

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  • Heute beherrscht das Thema tatsächlich bereits alle ersten Seiten der großen Zeitungen...

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