Etwas mehr als ein Jahr ist es in diesen Tagen her, dass ich mein erstes iPhone bekam. Früher wäre das kein Grund zur Veranlassung gewesen - das entsprechende Gerät hätte ich nach dermaßen langer Zeit schon längst nicht mehr gehabt, und dazwischen wären x andere durch meine Finger gegangen. Das iPhone aber liegt immer noch vor mir. Zeit also, ein Résumé zu ziehen, was im letzten Jahr passiert (oder vielmehr nicht passiert) ist, und warum (nicht).
Nachdem ich dem Importhype hier im Forum ein paar Wochen zugesehen hatte und den ganzen Rummel zunächst nicht verstand, konnte ich dann irgendwann doch nicht mehr widerstehen. Ich schloß mich dem Hype an - und habs bis heute nicht bereut. Das Ganze war ein Abenteuer, wie es in diesem Bereich bis dato kaum ein anderes gab. Zur Umgehung des Simlocks gab es in der Anfangszeit eine Bastelanleitung für einen Eingriff ins Gerät - einen Physischen wohlgemerkt. Einige bekamen das spurlos hin, andere eher nicht. Als ich mein erstes Gerät erhielt, gab es bereits Softwaremethoden zum Entsperren. Mit dem heute bekannten pwnage'n hatte das aber wenig zu tun. Nix mit GUI, drei Mal klicken, machen lassen und fertig. Damals musste man mit Kommandozeilen umgehen und Befehle manuell eintippen können. War nicht jedermanns Sache.
Auch am Telefon-Treff ging der Hype nicht spurlos vorbei. Tatenlos schaute das Team monatelang dem losen Treiben der iPhone-User zu, die straflos über Entsperrungsaktionen debattierten - und das, wo doch derartige Themen immer tabu waren (und immer noch sind). Erstaunlich spät erst bemerkten dies offenkundige Neider und bemängelten im A/K, warum die das dürfen und andere nicht - zu diesem Zeitpunkt war der entsprechende Thread im "Andere Geräte" schon -zig Seiten lang. Mittlerweile hat das iPhone sein verdientes eigenes Unterforum bekommen - was dazu führte, dass sich die Jünger anderer Geräte benachteiligt fühlten und ein ums andere Mal ein eigenes Forum für HTC- oder wasauchimmer für Geräte forderten. Forderungen, dem das Team bis heute mit Teflon-Effekt begegneten.
Anfangs dachte ich noch, das Ganze wäre ein Hype wie jeder andere; einer, der - auch für mich - alsbald wieder vorbei sein würde. Heute, ca. 1 Jahr später, weiß ich, dass das iPhone für viele seiner Besitzer die Handywelt für immer verändert hat. Nichts ist mehr so, wie es mal war. Dabei hat es durchaus nicht an Versuchen gemangelt, dem Hype - und somit dem Gerät - den Rücken zuzukehren. Immer mal wieder keimte der Wunsch auf, wieder ein "richtiges Handy" zu haben, eines mit Funktionen, die vorher selbstverständlich waren und die das iPhone aus unerfindlichen Gründen nicht mitbringt. Sowas Profanes wie z.B. das Übertragen eines Bildes via Bluetooth.
Während dieses Jahres habe ich mehrere andere Handys gekauft - aber keines davon behalten. Darunter normale Handys, klassische SmartPhones und vermeintliche iPhone-Konkurrenten wie das HTC Touch Diamond. Eines war dabei relativ frühzeitig klar: Tasten gehen gar nicht mehr. Ich kann mit einem Handy mit klassischer Tastatur und klassischer Menüführung über ein Steuerkreuz definitiv nichts mehr anfangen. Nie mehr - weder heute noch irgendwann in Zukunft. Und noch etwas anderes wurde klar, wenn auch deutlich später: Touchscreen ist nicht gleich Touchscreen. Die Bemühungen von anderen Herstellern, das Bedienkonzept des iPhones zu kopieren, sind in einigen Fällen (wie eben z.B. beim Touch Diamond) vom Ansatz her ja gar nicht mal so verkehrt. Aber: Man kann sich kaum vorstellen, wie frappierend der Unterschied zwischen einem Touchscreen ala iPhone und einem ala Touch Diamond ist. Während das eine aus Glas besteht und bereits auf eine leichte Berührung reagiert, besteht das andere aus Plastik und muss, weil es von der zugrundeliegenden Technik her eigentlich auf Stiftbedienung ausgelegt ist, kräftig gedrückt werden, bevor es reagiert. Vom Anfassgefühl ganz zu schweigen. Das ist einfach nicht dasselbe. Die Bedienung ist einfach nicht dieselbe, selbst dann nicht, wenn ein Touch Diamond das Apple-OS hätte.
Aber das hat es nicht, und das kommt natürlich erschwerend hinzu. Die iPhone-Wannabees aus der Windows-Mobile-Welt versuchen, mit OS-Aufsätzen wie TouchFlo das zugrundeliegende WM-OS zu verstecken, schaffen dies aber natürlich nur teilweise. Zu oft muss man dann eben doch noch in die althergebrachten WM-Menüs rein, wo es dann mit der Fingerbedienung ziemlich schnell ziemlich mau aussieht. Microsoft hat hier noch viel Arbeit vor sich, wenn man ein dem iPhone-OS ebenbürtiges Produkt auf den Markt werfen will.
Aber die Unterschiede gehen so oder so über die Displaytechnologie oder das verwendete OS hinaus. In der Tat punktet ein Touch Diamond, ebenso wie andere vergleichbare Geräte, mit vielen Dingen, die einem iPhone einfach fehlen. Hier kann man eben z.B. wieder problemlos Bilder (oder wasauchimmer) via Bluetooth übertragen. GPS zusammen mit bewährter Software ist dem Google Maps - Unsinn auf dem iPhone 3G natürlich haushoch überlegen. Viele kleinere und größere Dinge gibt es, die dem iPhone abgesehen, und die anderswo selbstverständlich sind. Aber als iPhone-Nutzer hat man etwas gelernt, das ebenso bemerkenswert wie offenkundig ist: Die allermeisten dieser Dinge sind im täglichen Betrieb eines Handys dermaßen unwichtig, dass sie durch das geniale Konzept des Gerätes mehr als aufgewogen werden. Ein Bild übertragen muss man alle paar Tage oder Wochen mal - wenn überhaupt (und es ist ja nicht so, dass man beim iPhone keine Bilder übertragen könne; es ist halt nur nicht so einfach). Aber das Bedienkonzept eines Handys wirkt sich JEDES MAL aus, wenn man es in die Hand nimmt und verwendet.
Und deswegen führt für mich, ebenso wie für viele andere iPhone-User, kein Weg mehr an diesem Teil vorbei. Selbst meine Frau ist dem Hype erlegen und hat eins. Sie kennt sich inzw. im Appstore und in Cydia (dort insbes. im Themes-Bereich) fast besser aus als ich - DAS ist spooky... :eek:
Natürlich ist nichts in Stein gemeißelt. Ein wie auch immer gearteter iPhone-Nachfolger könnte für mich ebenso in Frage kommen wie ein Gerät eines anderen Herstellers, wenn es all das (und mehr) mitbringt, was ich am iPhone schätzen gelernt habe. Damit ist klar, dass dies definitiv kein Windows-Mobile-Gerät der aktuellen Generation sein wird, ebensowenig wie ein Android-Handy in der derzeit vorgestellten Form oder irgend ein anderes derzeit bekanntes oder absehbares Gerät. Und das iPhone 3G war für mich persönlich schon mal kein adäquater Nachfolger. UMTS brauche ich aufgrund meines Nutzungsprofils nicht, und GPS dank Navi-Festeinbau im Auto ebenfalls nicht. Was ich dagegen brauche, ist das Anfassgefühl eines iPhones 2G mit Metallrückseite. Daher geht der 3G-Hype nun garantiert an mir vorbei.
Der Hype der ersten Tage hat sich inwzischen natürlich gelegt. Waren die iPhone-Importeure der ersten Stunde noch Helden, die über gefestigte Computergrundkenntnisse verfügen mussten, um das Teil überhaupt verwenden zu können, ist der Kauf eines iPhones heute nichts Besonderes mehr. Ich persönlich habe mir natürlich trotzdem einen Hauch der damaligen Anarchie bewahrt. Nach wie vor verwende ich ein SIM-entlocktes und gejailbreaktes 2G-iPhone mit meiner Firmen-SIM-Karte, also ohne T-Mobile-iPhone-Vertrag. Apples Appstore hat mit mir trotzdem schon fast 20 Euro Umsatz gefahren - da ham'se mich also von hinten durchs Auge dann doch noch gekriegt...