Woher kommen die Schlieren am Weinglas?

  • Zitat

    Original geschrieben von DrSchwob
    Das meinst du also wirklich ernst? :eek:


    Glycerin ist im Wein als "Schlierenbildner" zwar bekannt, aber verboten - siehe den Weinpanscherskandal Ende der 80er oder Anfang der 90er. Glycerin ist sicherlich nicht gerade gesund und wird daher garantiert nicht mehr ungestraft zugesetzt. Ich konnte zwar seltsamerweise in drei verschiedenen Chemikalienkatalogen keine Gefahrenhinweise und Sicherheitsratschläge (R- und S-Sätze) zu Glycerin finden, aber es wird damals schon seinen Grund gehabt haben, dass es als Zusatz verboten wurde: das lag bestimmt nicht nur an der "verfälschten Optik" des Weines.


    Gruß vom Schwob :)


    Ja, das meinte ich wirklich ernst!


    Zitat

    Wenn ich das von der letzten Weinprobe noch richtig in Erinnerung* habe, entsteht Glycerin beim Vergärungsprozess, wenn Weinhefe beigesetzt wurde. Also ein "gewollt natürlicher" Vorgang, da so der Wein vollmundiger werden soll.


    So ist es! Während des Gährungsprozesses werden die Zuckermoleküle unter dem Einfluß von Hefeenzymen zu Äthylalkohol abgebaut. Doch aus dem Zucker entsteht u.a. auch (das ungiftige!) Glyzerin, das den Wein "rund" (vollmundig) macht, zu Körper und Fülle beiträgt und eine leichte Süße vermittelt.



    DrSchwob: Ich dachte, Du bist der Chemiker hier?!


    Gruß, handy-andy

  • Das Thema Glycerin hat sich ja nun inzwischen als echter Disqualifizierer meinerseits erwiesen. :D


    Aber ich bezweifle, dass Glycerin wirklich ursächlich mit den Schlieren zusammenhängt: wie gesagt, Schnaps und z.B. Baileys (was ja beides wohl kaum Glycerin enthält) haben sie ja auch, und gestern fiel mir noch was anderes auf, das dagegen spricht:


    Pustet man leicht ins Glas, das diese frischen Schlieren zeigt, die sich ja zu kleinen Rinnsalen formen, verschwinden sie!


    Also haben die Schlieren und Rinnsale bestimmt etwas mit dem Verdunsten von Flüssigkeiten zu tun, da beim Anpusten eines Flüssigkeitsgemisches ja immer die flüchtigere Komponente zuerst verdunstet. Und wenn diese "weggepustet" ist, verändert sich wohl auch die "Fließeigenschaft" drastisch [Ist an diesem Ansatz irgendwas falsch? :rolleyes: ]. Nun hat Glycerin aber einen höheren Siedepunkt als Wasser, nämlich 120 Grad Celsius; das heißt, beim Pusten würde eher das Wasser verdunsten, was aber aus Laborerfahrung extreeem langsam geht und nie und nimmer in einem Bruchteil einer Sekunde bei Raumtemperatur merklich stattfindet. Wasser ist nunmal mit das am schwierigsten zu entfernende Lösungsmittel, das wir in der Chemie kennen: man kann es kaum im Vakuum abziehen, es hat wegen der Wasserstoffbrücken einen recht winzigen Dampfdruck und auf 100 Grad zum "Wegkochen" zu erhitzen, lässt andere Substanzen vorher verdampfen oder sich zersetzen. Und das höher siedende Glycerin wird ja kaum vor dem Wasser verdunsten - siehe dessen Siedepunkt, der ja auch Aussagen über die Leichtigkeit der Verdunstung zulässt. Also muss vermutlich doch der Alkohol für die Schlieren verantwortlich sein; er siedet ja auch schon bei 78 Grad Celsius, würde also vor dem Wasser verdunsten und kommt auch wirklich in allen schlierenden Getränken vor. Aber eine so richtig runde Lösung ist das auch noch nicht: es muss doch eine Erklärung für die auffällige Dynamik der Mischung am Glasrand geben. Any ideas? Oder bin ich mit meiner "Verdunstungstheorie" völlig auf dem Holzweg?


    Gruß vom Schwob :)

    Wenn Du etwas gut kannst, ist es Zeit, etwas Neues zu lernen.

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