Kann man einem WoW Süchtigen helfen?

  • Genau zu der Thematik gab es letztens in der ARD einen Bericht.


    Also erst einmal muss ja seine Motivation geweckt werden, warum sollte er sonst aufhören, WoW zu spielen?


    Übrigens hier ein hilfreicher Link. Den Leiter kenne ich persönlich und weiß, dass er gute Arbeit macht! :top:

  • Zitat

    Original geschrieben von wrywindfall
    Genau zu der Thematik gab es letztens in der ARD einen Bericht.


    Kann man hier online ansehen: http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/843812


    Ich weiß nicht, ob der Tipp mit der "Klinik" so gut ist. Ich kann mir vorstellen, dass er - wenn überhaupt - nur mit einem Psychologen drüber reden will. "Klinik" hört sich sich einfach zu "hart" an für einen Süchtigen, der meistens eh eine verharmlosende Wahrnehmung seiner eigenen Sucht hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass er ausgerechnet in Mainz wohnt ist auch eher gering.


    just my 2 Laien-Cents... ;)


    PS: Es gibt ein eigenes Forum zu dieser Thematik, leider weiß ich die Adresse nicht mehr. Dort könnte dir bestimmt auch etwas weitergeholfen werden. Ich finde es übrigens toll, dass du ihn nicht hängen lässt und dich um ihn bemühst. :top:

  • Ich würde mich selbst auch in gewisser Weise als "süchtig" bezeichnen.
    Ich bin auch ein exzessiver Zocker, allerdings FPS und Adventure. Natürlich habe ich mich auch an WOW versucht. Doch tatsächlich finde ich an dem Game nichts, was sich "lohnen" würde. Die Grafik ist im Vergleich zu den meisten Shootern sehr schlicht, das Gameplay ist mir persönlich viel zu eindimensional (ich will, während ich angegriffen werde, selbst entscheiden können, wann und wie ich mich verteidige/blocke...) und linear (erledige Quest XY für Gegenstand/Punkte XY).


    Also vom Hocker gehauen hat es mich nicht.


    Es ist wie bei allen Suchtkranken, denen ihre "Droge" mehr wert ist als alles andere: derjenige muß (von) selbst erkennen, das er süchtig ist und er muß von sich aus Hilfe wollen, bzw. zulassen.


    So hart es auch klingt, aber mit "gutem Zureden" und der hier schon oft angeführten Holzhammermethode erreichst du überhaupt nichts.


    Wende dich nicht ab, aber zieh dich ein wenig zurück. Sei für deinen Freund da, wenn er dich braucht.

    Nachdem die meisten User, die unter supranasaler Oligosynapsie (und auch Morbus Bahlsen) leiden, hier endlich gesperrt worden sind, wage ich mal wieder den einen oder anderen Besuch hier...

  • Also, sich so in das leben anderer direkt einzumischen ist immer ein harter, vielleicht zu harter Schritt.
    Ich hatte ,in einem anderen Kontext, auch mal eine Situation in der jemand meinte alles was ich mache wäre Unsinn und ich sollte die Dinge ändern, und hat auch zu einer dramatischen Methode gegriffen um mich dazu zu bringen.
    Ums kurz zu machen gings mir dadurch nicht besser, sondern erst richtig schlecht, und ich hoffe inständig die Person nie wieder zu sehen.


    Aber das man sich einmischen will wenn jemand offensichtlich Mist baut kann ich nachvollziehen. Besonders da du ihm so nahe stehst. Als wirklicher Freund würde ich auch dazu neigen ihn zum besseren zu zwingen. Denn wenn man erstmal in einem Teufelskreis ist, bruacht man jemanden der einen daraus holt.
    Nur das Problewm ist ob der Betroffene das erkennt oder noch gar kein einsehen hat.
    Ich selber leide unter einer Angststörung, daher kenne ich mich ein bißchen damit aus. Hänge selber in einer hohen Semesteranzahl im Vordiplom, aber ich konnte daran auch nichts ändern. Ich hatte auch keine Kraft dazu. Mann hängt schnell in so einem Rythmus drin in dem man sagt mach ich dann, oder wenn ich wollte könnte ich, aber das stimmt nicht. Ich hab zum Glück selbst den Antrieb gefunden in meinem Leben etwas zu ändern, aber das hat mich auch8 Semester gekostet. Ich hab mir selber schon gesagt du schaffst es nicht mehr und du bekommst nix hin, und hält sich dann an Sachen fest die einem Bestätigung geben(bei ihm Spielen). Bei mir war auch stark das Gefühl da das es für mich eh zu Spät ist und es keinen Sinn mehr macht.


    An deiner Stelle würde ich ihm die Möglichkeit zu entscheiden geben, das nimmt auch den Druck von dir. Treff dich zu einem wirklich ernsten Gespräch mit ihm und sag ihm das er sich im Laufe des nächsten Semesters( das ist eine längere Zeitspanne) mal mit einem Experten, oder vielleicht erstmal mit einem Psychologen treffen soll, der wird auch schnell erkennen das in seinem Lebens- und Tagesablauf was nicht stimmt. Er soll sich also mit dem Thema auseinandersetzen. Gib ihm ein paar Unterlagen in die Hand, eine Liste mit Telefonnummern, biete ihm an ihm zu helfen und mach ihm klar das es jede Situation ändern kann und es ihm nicht peinlich sein soll.


    Damit würde ich ihn ruhig Nerven, also jede Woche drauf ansprechen, und ihm klar machen das du dich mit Ablauf des Semesters an seine Eltern wendest damit die den Geldhahn zumachen.


    Das mit dem Geld ist zwar die härteste Lösung, aber bei einem Freund von mir hats geholfen. Der war 6 Semester nicht an der Uni weil er die Nächte durch gezockt hat. Ein halbes Jahr hat er sich noch gewehrt dagegen, hat sich als Tagelöhner genug verdient um Essen Strom und Miete zu bezahlen und hat weiter nur gezockt. Dann hat er aber ein einsehen gehabt.


    Hoffe ich konnte dir ein bißchen helfen

  • Zitat

    Original geschrieben von Sebastian
    Wenn seine Eltern sich wirklich 16 Semester hinhalten lassen, um das Vor(!)diplom hinzubekommen, scheint mir das Problem auch irgendwo auf ihrer Seite zu liegen. Vielleicht lassen sie sich diesen Mist nur allzu gern verkaufen, um den Problemen nicht ins Auge sehen zu müssen.

    Das ist zu 100% richtig. Allerdings steht dahinter auch eine längere Geschichte, die diesen Umstand zumindest teilweise erklärt. Darauf näher einzugehen, würde den Rahmen des Threads jedoch sprengen.


    Zitat

    All das ist eine Zwickmühle, das ist klar. Aber die Frage ist, ob ausgerechnet Du derjenige sein sollst/kannst, der ihn rettet.

    Für mich geht es nicht allein um die Frage seiner Rettung. Es steht auch eine Entscheidung für mich im Raum. Jedesmal, wenn wir ein Treffen ausmachen, fahre ich mit der Hoffnung dahin, das mich mein alter Kumpel erwartet, mit dem man über Gott und die Welt reden kann. Stattdessen werde ich fast die ganze Zeit über mit irgendwelchen WoW Informationen überschüttet, mit denen ich nichts anfangen kann und die mich auch nicht interessieren. Auch wenn es sentimental klingen mag, auf dem Heimweg bin ich immer enttäuscht darüber, dass es irgendwie nicht mein Freund war, den ich getroffen habe. Gleichzeitig ärgere ich mich jedesmal über mich selber, wie ich doch nur so naiv sein konnte, zu hoffen, dass sich die Gespräche diesesmal um was anderes als WoW drehen könnten.
    Das muss sich unheimlich kitschig anhören, triffts aber recht gut.




    Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Das wird aber sicher kein einfacher Weg. Denn wenn er damals schon nicht zufrieden war es er Schüler war und seine Peer Group auch Schüler waren und heute dann feststellen muss das seine Bekannten von damals ihr Studium erfolgreich beendet haben und seit Jahren im Berufsleben stehen und evtl. Familie haben, und er noch nichtmal das Vordiplom dann kann das durchaus ne Kriese geben.

    Es gibt kurze Momente, in denen seine Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation recht offensichtlich wird. Diese Augenblicke sind jedoch nur von kurzer Dauer. An der jetzigen Situation ist er aber definitiv nicht unschuldig. Schon vor Jahren habe ich ihm Alternativen (Uni wechseln, Fach wechseln, Ausbildung machen) nahegelegt, ohne das von ihm auch nur eine näher in Betracht gezogen worden wäre.



    Zitat

    Und da hier die Sucht extrem ausgeprägt ist und auch schon extrem lange andauert, würde ich auch sagen das du allen oder intern im Freundeskreis allein nichts machen könnt. Denke da muss auf jeden Fall professionlle Hilfe durch Suchtexperten her, evtl. auch eine Selbsthilfegruppe.


    Nachdem ich etwas im Internet gegooglet habe, komme ich zum gleichen Ergebnis.
    Ihn zum Besuch zu eines Experten zu überreden, dürfte komplett unmöglich sein, schließlich ist er ja der festen Überzeugung, nicht von dem Spiel abhängig zu sein.


    So traurig wie es ist aber wenn ich ihn vor die Wahl stellen würde, sich zwischen der Konsultierung eines Experten (bzw. mit dem Spielen aufhören / die Spielzeiten reduzieren) oder der Kündigung der Freundschaft zu entscheiden, dann würde ich ganz klar verlieren :(




    Zitat

    Original geschrieben von Quindan
    Wende dich nicht ab, aber zieh dich ein wenig zurück. Sei für deinen Freund da, wenn er dich braucht.

    Nachdem ich hier eure zahlreichen Meinungen zu diesem Thema gelesen habe (Danke hierfür!), werde ich diesen Vorschlag in die Tat umsetzen.
    Erst wenn er selbst erkannt hat, dass keine Gilde der Welt eine echte Freundschaft ersetzen kann, werde ich den Kontakt wieder intensivieren. Gerade in Hinblick auf das kommende Addon wird bis dahin wohl noch eine ganze Weile vergehen. Schließlich gilt es ja erstmal 10 Figuren hochzuleveln, neue Instanzen zu erkunden und und und ....
    Ich denke mal, diese Variante wird auch für mich die beste Lösung sein. Im jetzigen Stadium können wir beide eh nicht so viel miteinander anfangen.

  • Zitat

    Original geschrieben von ThaFUBU
    Er muss von heute auf morgen aufhören !
    Er hat genug Jahres seine Lebens verschwendet!


    Sowas klappt aber meist nicht, ausser derjenige fast selber den Entschluss dazu (z.B. wegen einer Beziehung oder Nachwuchs), aber in dem Fall halte ich das für ausgeschlossen.


    Ich denke WoW ist nun seine zweite Welt, und wenn man ihn diese zweite Welt jetzt gewaltsam wegnehmen würde könnte das äusserst kontraproduktiv sein. Davon angefangen das er evtl. auf die Freundschaft garnichtsmehr hält und so unkontrollierbar wird bis zu Selbstmordversuchen im Einzelfall.


    Ansonsten würde ich zu Süchten generell folgendes sagen: Die Sucht ist nie das eigentliche Problem, sondern ein (falscher Weg oder falscher Versuch) etwas kompensieren zu wollen oder sich vor etwas flüchten zu wollen.


    Wenn man nur durch kalten Entzug versucht die Sucht zu bekämpfen, wird der Betroffene entweder früher oder später Rückfällig oder er begibt sich in irgendeine andere Sucht.


    Langfristigen Erfolg kann man nur haben wenn man das Problem erstens erkennt und zweitens auch lösen kann. Meist ist es möglich aber manchmal auch nicht. Es hängt immer davon ab was das Problem ist und was für eine Erwartungshaltung der Betroffene vom Leben hat.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Sowas klappt aber meist nicht, ausser derjenige fast selber den Entschluss dazu (z.B. wegen einer Beziehung oder Nachwuchs), aber in dem Fall halte ich das für ausgeschlossen.


    Bei allem Respekt, das sehe ich anders. wir reden hier von einem erwachsenen (!) Mann, der mit 29 nichts, rein gar nichts vorzuweisen hat. Eine langjährige kuschelige Therapie nach dem Motto, "na woran liegt's denn" kostet ihn weitere x Jahre ohne daß er auch nur einen einzigen Schritt beruflich weiterkommt.
    Die extrem cold-turkey-Variante, von der ich gesprochen hatte, hatte in einem mir bekanntem Fall (natürlich begleitet von sehr heftigen Anfangreaktionen, da ebenfalls hardcore-Gamer) letztendlich noch zu einem vollbefriedigendem Examen geführt - von zwei Punkten ausgehend eine sehr ordentliche Steigerung ;)


    Die Aussage, daß dieser Schritt der einzige war, der ihn zurück in dei Realität geführt hatte und er durch den Wegfall des virtuellen Fluchtpunkts gezwungen war, sich mit einer äußerst desolat-deprimierenden Lage zwangsweise tagtäglich auseinandersetzen, kam im Verbund mit einem "Danke" übrigens vom Ex-Betroffenen.

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