Geld anlegen

  • Zitat

    Original geschrieben von Goyale
    Ein ETF wäre bei einer angestrebten Anlage in Aktien insgesamt eine gute Idee :top: ...


    Jein:


    - mMn ist es ein geeignete Produkt für jemanden, der sich damit auch gut auskennt. ETF's haben ggü. aktiven Fonds gewisse Vorteile. Aber auch Nachteile. Aus Anlegersicht hat das Produkt z. B. keine Absicherung (Downside Protection) nach unten. Das kann in schwachen Phasen ggü. einem aktiven Mandat unvorteilhaft sein. In Bullenmärkten -kurzum in bestimmten Marktphasen- mag das im Umkehrschluss ein Vorteil sein, weil sich das Produkt relativ nahe am Vergleichsprodukt (Benchmark, z. B. ein Index) orientiert und damit wenig Abweichungen (Tracking Error) hat. Auch gibt es bei einem passiven Produkt weniger Restriktionen als bei einem aktiven Mandat (z.B. 100% Abbildung des Index versus maximale Gewichtung eines Einzeltitels bei aktiven Mandaten).


    - Aber, und das ist ein Warnhinweis, gibt es neben vollabbildenden ETF's auch synthetische ETF's, die einen Index nicht 1:1 abbilden, sondern durch völlig andere Produkte nachbilden. Und daraus können höhere Risiken erwachsen.


    Letztlich geht es bei der Anlage um folgendes Kernthema:


    Bin ich zur richtigen Zeit -möglichst zeitlich gut vor vielen anderen- mit einem (einigermaßen) passenden Produkt an der richtigen Stelle? Wer diese Anforderung einigermaßen erfüllt, wird auch gute Renditen erzielen. Egal ob mit ETF's oder aktiven Mandaten. Nun ja, wenn ein Markt eine kräftige Dynamik nach oben entwickelt, wird der Anleger in beiden Fällen eine akzeptables Ergebnis erzielen. Relativ sicher ist aber auch: Der Anleger wird bei beiden Anlagealternativen niemals die Vor- und Nachteile perfekt handhaben bzw. für sich vollends nutzen können, als dass die Performance langfristig so signifikante Unterschiede entwickeln wird. Im Zweifel scheitert es dann in der Netto-/Rückwärtsbetrachtung an den Transaktionskosten oder am Timing des Ein- und Ausstiegs. Die Renditeunterschiede sind demnach in der Praxis eher dem Zufall geschuldet oder der gut gewählten Zeitperiode des Werbeprospekts. Formal und theoretisch sollte ein ETF in Bullenphasen ein aktives Mandat locker qua Konstruktion schlagen können.


    Es ist eher eine philosophische Fragestellung der 6 steilen Thesen (nenne ich jetzt mal so), welche sich da auftut.


    1. Verschwörungstheorie: Der Fondsmanager ist immer schlechter als der Markt, da er ein Versager ist. Realität: Das hat eher etwas mit der Anlagestrategie (z. B. Investieren auf Basis eines implementierten Trendfolgemodell; letztlich auch ein Absicherungsgedanke, der aber auch unerwünschte Nebeneffekte beinhaltet) oder den gesetzten Restriktionen zu tun (Liquiditätsquote, die gehalten werden muss, Begrenzung der Gewichtung etc.). Pfeifen sind natürlich nie auszuschließen, auch klar.
    2. Selbstüberschätzung: Der Laie ist immer besser als der 'Profi' (gut das stimmt auch nicht immer umgekehrt), schließlich kann das ein Versuchsaffe bei seiner Titelauswahl mindestens auch so gut.
    3. pauschale Banditen-Theorie: aktive Investmentfonds verlangen für eine angebliche 'Nichtleistung' eine 'Übergebühr'
    4. gefühlte Transparenz: bei synthetischen ETF's wage ich dies zu bezweifeln
    5. Ausblendung der tatsächlichen Transaktionskosten: neben der reinen Transaktionskosten, (Eigen-)Aufwand, Verwaltung, etc.
    6. das Champions-League-Gefühl: Ich spiele keine Kreisklasse, sondern mache das, was große Adressen tun. Die sind aber in der Regel informierter.


    Disclaimer: Ich bin weder Freund noch Gegner von klassischen Fonds oder ETF's. Ich rege lediglich an, die Gedankengänge bei Anlage-Überlegungen mit einfließen zu lassen. Im Sinne von 'es gibt keine perfekte Anlage, sondern lediglich Produkte, welche mehr oder weniger zu meinen Anlagepräferenzen gut passen'. ;)

  • Alles richtig (und die 6 Thesen gefallen mir auch sehr gut), aber...


    ... wie schaut denn deine aktuelle Anlagestrategie aus?


    Würde mich wirklich interessieren, zumal du schon das ein oder andere schon (implizit) ausgeschlossen hast.

  • Vielleicht etwas überraschender, als man das vermuten mag:


    Ich bin derzeit überwiegend in der 'Anlageklasse der zukünftigen Möglichkeiten' investiert. Frei, flexibel, vertraglich ungebunden und ohne Kündigungsfristen und/oder Ausstiegshürden:


    Liquidität


    Kostet fast nix, ist so herrlich einfach und langweilig (die Benchmark für Sicherheit, der Deutsche Staat, 'verlangt' für ein Jahr dagegen immerhin -0,75% > https://www.boerse-stuttgart.d…rvices/zinsstrukturkurve/).


    Wenn es mal kräftiger knallt (was ja immer wieder vorkommt, so auch in den letzten Jahren) oder mir ein 'gefallener Engel' über den Weg läuft, dann mache ich mal was. Und das reicht mir in Bezug auf die Rendite in der Regel völlig aus. Und ich sage das als von der Materie nicht weit entfernter Zeitgenosse.


    'Schnell der Markt einen lehrt, dass man wird öfter belohnt, wenn man nicht so viele Forderungen stellt, anderen am Ende (des schnell fahrenden Zuges) auch gerne etwas übrig lässt und nicht alles für sich alleine beansprucht. Bemerkt der Markt Deine Demut und Zurückhaltung, er wird Dir gnädig gestimmt sein'. Das in etwa würde Yoda dazu sagen ...


    ;)


    P.S.: Die implizite Zurückhaltung ist eher der Marktphase/-Situation/Gesamtgemengelage geschuldet

  • Zitat

    Original geschrieben von jof
    Gegenthese: wer viele Immobilien hat, kann bei Berufsunfähigkeit von den Einnahmen leben, und kann sich die (teuren) Raten für die BU sparen, und stattdessen noch ein paar Immobilien kaufen und abbezahlen.

    Dafuer braucht es dann aber schon sehr viele Immobilien und man muesste richtig reich sein.


    Man kann ja nicht die ganzen Mieteinnahmen entnehmen sondern hat auch Kosten fuer die Immobilien und muss Ruecklagen halten. Und selbst braucht man auch noch die Krankenversicherung.

  • Mein Vorschlag:


    Wird das Geld vor der Zurruhesetzung nicht benötigt, empfiehlt es sich, nicht belegte Jahre in der Deutschen Rentenversicherung nachzuversichern. Zum einen ist die Rendite traumhaft (jedenfalls im Vergleich zu den Alternativen) und eine evtl. Erwerbsminderungsrente würde auch höher ausfallen (und das ganz ohne Gesundheitsprüfung).


    Im Übrigen sehe ich immer noch Gold als alternative Anlageform, wenn das Kapital langfristig nicht benötigt wird.


    Wer aktuell noch Rendite machen will, muss eingetretene Pfade meiden ... die Situation von Anleihen und Aktien sieht DerAL schon richtig.

  • Geht halt auch nur wenn man Fehlzeiten in der Rentenversicherung hat. Am besten geeignet für eine Geldanlage in der gegenwärtigen Nullzins-Phase scheint mir da immer noch ein breit gestreuter Aktienfonds zu sein.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Geht halt auch nur wenn man Fehlzeiten in der Rentenversicherung hat.


    Nö.
    Geht auch als Ausgleich für Abschläge.

    Beste Grüße
    W.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Wird das Geld vor der Zurruhesetzung nicht benötigt, empfiehlt es sich, nicht belegte Jahre in der Deutschen Rentenversicherung nachzuversichern. Zum einen ist die Rendite traumhaft (jedenfalls im Vergleich zu den Alternativen) und eine evtl. Erwerbsminderungsrente würde auch höher ausfallen (und das ganz ohne Gesundheitsprüfung).

    Denke das kommt drauf an wie alt man ist.


    Wenn man noch 30-40 Jahre bis zur Rente hat, weis man nie wie oft sich bis dahin die Rentenformel noch aendert und was dann wirklich rauskommt.


    Und selbst wenn es sich rechnerisch lohnt fragt es sich wieviel man davon dann hat. Weil auch wenn es sich lohnen sollte, dann kommt wohl erst deutlich jenseits der 70 in die Gewinnzone. Und ob man dann noch viel davon hat?

  • Zitat

    Original geschrieben von 7650w
    Nö.
    Geht auch als Ausgleich für Abschläge.


    OK. Geht aber bestimmt nicht mehr wenn jemand schon die Regel-Altersrente bezieht. Sinnvoll wäre das in diesen Fall ohnehin nicht, da man nicht weiß wie lange man die Rente noch genießen kann.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

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