Fachhandel vs. Internet

  • Zum Thema Beratung und Geschwätz: So wenig wie ein Baumarkt ein Fachmarkt ist, so wenig ist MM, Saturn, Medimax, und wie alle diese Discounter heißen, Fachmärkte.


    Das sind alles Discounter, die nicht mal Verkäufer haben. Ja, es laufen da Personen rum, die Morgens die Regale füllen, mittags mit Kunden quatschen und Abends vermutlich noch die Toilette reinigen müssen, aber verwechselt diese Leute doch nicht mit Verkäufern, geschweige denn Fachverkäufern.


    Und bei dem, was diese ganzen Discounter bezahlen, werden die auch keine richtigen Verkäufer finden (zumindest niemanden, der was auf sich hält). Wenn man Glück hat, findet man vielleicht zufällig mal jemanden in diesem Märkten, die sich auch privat mit der Materie auskennen.


    Also macht nicht den Fehler, und bezeichnet einen "Wir verkaufen alles"-Markt als einen Fachmarkt!

    "Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben, eine Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben."

  • Zitat

    Original geschrieben von diger
    Zum Thema Beratung und Geschwätz


    Meine Erfahrung ist, wenn Du unbedarft in ein Fach"wasweißichauchimmer" Laden gehst, dann bekommst du geraten, das zu nehmen, was dringend weg muß und viel Geld bringt.


    Gehst Du in einen Laden und Du kennst Dich aus, versucht er es noch viel mehr Dich davon abzubringen. Oder er plappert Dir rhetorisch geschult, das nach, was Du hören willst.


    War gestern wieder bei der Bank! Ich gehe zum "Berater" und sage: "Ich möchte bitte das kaufen!" Ich hatte so maximal fünf Minuten bis zur Unterschrift geplant.


    Aber nein. Er verwickelte mich in ein Bankberatungsgespräch. Alles Flehen, er möge einfach nur den Kaufvertrag ausdrucken war vergebens. Dann wollte er herausfinden, ob das Papier überhaupt für mich geeignet sei. Die direkte Aussage, daß ich keine Angaben zu meiner Anlagestrategie und Vermögenssituation machen werde - alles vergebens. Dann kam er mir mit dem Wertpapiergesetz. Auch mein Angebot er solle auf den Auftrag schreiben "Der Kunde wünschte keine Beratung" - alles verpuffte im Nichts.


    Erst als ich gesagt habe "Sagen Sie mir, ob sie mir das verkaufen wollen! Bei "ja" drucken Sie - bei "nein" gehe ich." war er bereit, das zu tun, um was ich nur 30 Minuten vorher gebeten habe.


    Ein "Berater" ist für mich die überflüssigste Person im Laden, weil sie nur meine Zeit raubt ohne mir einen Mehrwert zu bringen!

  • Den Beratern ist aber nicht uneingeschränkt die Schuld für derartiges Verhalten zu geben. Meist hängt es direkt mit Anweisungen von oben zusammen, möglichst viele Produkte an den Mann zu bringen. Auch eine starke Vernküpfung von Arbeitsplatzsicherheit und/oder Einkommen an die Anzahl verkaufter Produkte führt zu derartigen Auswüchsen.


    Wer noch nie die Konsequenzen der reinen Leistungsgesellschaft in freier Wildbahn beobachten konnte, dem empfehle ich einen Besuch im Bekleidungsgeschäft P&C.
    Nachdem man mindestens einen Verkäufer mit den Worten "Danke, ich schaue nur mal" abwimmeln konnte, in Ruhe ein Teil aussuchen hat und sich auf den Weg zur Kasse macht, schießt spätestens 2 Meter vorm Kassenbereich eine Verkäuferin zwischen den Gängen hervor, reißt einem mit den Worten "ich bringe das für Sie schonmal zur Kasse" die Ware aus der Hand, klebt ihre Mitarbeiternummer auf das Preisschild und verschwindet auf nimmer wiedersehen.

  • Zitat

    Original geschrieben von tobias2k
    Wer noch nie die Konsequenzen der reinen Leistungsgesellschaft in freier Wildbahn beobachten konnte, dem empfehle ich einen Besuch im Bekleidungsgeschäft P&C.


    So ähnlich läuft das bei ATU auch ab (was ich ebenfalls nicht zu einer Fachwerkstatt zählen würde :D )


    Man fährt hin nur damit die Reifen getauscht werden. So schnell kann man gar nicht schauen, da ist die Motorhaube schon auf und der Kerl kommt mit einem gespielten ernsten Gesicht (in einem Film würde jetzt so eine unheilschwängernde Musikkomposition im Hintergund laufen) zurück (die Spezialisten noch mit ein wenig Kopfschütteln) und erzählt dass das Bremsöl unbedingt raus muß (selbst wenn es einen Tag vorher schon gewechselt wurde) das Motoröl ja Uralt wäre und die Batterie nicht mehr lange machen würde....


    Aber das machen die Mitarbeiter nicht, weil die das so toll finden, oder weil die dafür so viel Geld bekommen. Nein, das machen die, weil die "von oben" die Pistole auf die Brust gesetzt bekommen haben. Und wer nicht genug "Nebenprodukte" andreht, der sollte sich schon mal auf dem freien Arbeitsmarkt kundig machen.


    Und im Grunde sind wir "Geiz-ist-Geil" Kunden daran nicht ganz unschuldig. Dieses "ich brauch keinen Service und keine Beratung" und "hauptsache billisch" führen natürlich zu einem Preisdruck. Nun arbeitet aber niemand für lau, also wird das ganze über andere Wege kompensiert.


    Und ich liebe am Stammtisch immer das gejammer, weil mal wieder eine Lohnkürzung ins Haus steht. Zwei Minuten später dann aber wieder erzählt wird, wie er 5,- EUR bei einem 2000,- EUR Plasma gespart hat, weil er einen noch billigeren Händler gefunden hat.


    Vielleicht sollten wir uns alle mal ans eigene Näschen packen!

    "Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben, eine Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben."

  • Dasselbe Verhalten gibt es übrigens auch bei Wöhrl. ;)


    Richtig nervig ist das Ganze auch in beliebigen Postfilialen, wo die Mitarbeiter Faber Lotto, Postbank Girokonten, T-Mobile Verträge und anderes Gedöns an den Mann bringen müssen.


    Ich gehe da schon ungern rein, aber wenn ich mal Briefmarken o.ä. brauche oder ein Paket aufgebe, läßt es sich nicht vermeiden.
    Mittlerweile versuchen es die meisten bei mir nicht mehr - gottlob... :rolleyes:




    :) MTT :)

    Multae causae sunt bibendi...

  • "Kann ich Ihnen helfen?" oder "Sie kommen zurecht?" sind sowieso die allerdümmsten Fragen, die ein VK stellen darf. Das lernt man eigentlich auf jeder vernünftigen Verkaufsschulung. Das ist für den potentiellen Käufer eigentlich oft das Signal "schnell weg hier, da ist ein VK, dem schrecklich langweilig ist und der mir auf die Nerven gehen will".


    Der Trend geht auf jeden Fall zum Direktgeschäft Hersteller -> Kunde, natürlich vor allem online oder eben in Brand Stores. Das Internet macht die Zwischenebene der Händler immer obsoleter.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Die bekannten Großhändler, bei denen Elektronikläden einkaufen, bringen es auf etwa 45.000 Artikel. Die Auswahl an Notebooks liegt permanent im Bereich 400-500. Wie soll ein Verkäufer da spezielle Details von Waren haben, die er nicht zufällig selber gut kennt?


    Der Punkt ist aber: der übliche TT-Leser ist jung, dynamisch, Technik-affin und hat sich vorher über die in Frage kommenden Produkte schlau gemacht. Klar kann ein Verkäufer da schwer gegen ankommen, denn der weiß natürlich im Zweifel weniger Details als der Kunde, der sich mit seinem gewünschten Gerät beschäftigt hat.


    Es gibt aber immer noch Leute, die das erste Handy, den ersten PC oder ohne jede Ahnung ein Notebook haben wollen. Die interessiert nicht irgendein technisches Detail, nicht ob der Chipsatz X im Benchmark gegen Y 1,24343% mehr Leistung brachte, sondern die wollen fair gesagt bekommen was überhaupt für sie in in Frage kommt und worauf man achten muß. Denen ist dann auch egal ob sie Gerät A oder B kaufen, Hauptsache das Ding kann alles, was sie möchten und der Preis ist in Ordnung.


    Dieser Kunde will wissen was eine Handykamera taugt und ob es ein Kabel gibt um die Pics auf den PC zu bringen oder ob man sonstwie herumfummeln muß, wodurch es für sie kompliziert wird.


    Diese Kunden wollen nicht 3 EUR sparen wenn sie einen Drucker kaufen, aber vom Verkäufer gesagt bekommen dass die Hersteller den Geräten keine Kabel mehr beilegen und man dieses dazu kaufen muß. Das sagt ihnen im Netz nämlich niemand.


    Klar sind viele hier keine Kunden, die Beratung brauchen. Aber es gibt eben auch die anderen, denen es nicht um hinterletzte Details geht, sondern eine grundlegende Beratung, jemand, der sie an die Hand nimmt und dafür sorgt dass sie am Ende etwas bekommen, was ihren Vorstellungen entspricht.


    "Consultative Selling" ist das Stichwort. Das bietet im Netz keiner.


    Vielleicht habt ihr manchmal auch eine etwas verquere Vorstellung davon was ein Verkäufer können muß. Wer kann denn heute ernsthaft ALLE Handytarife kennen, alle Handys mit Ausstattung und Werten...? Dazu ist der Markt doch viel zu komplex.


    Ein guter Fachhändler nimmt sich aber Zeit und berät den Kunden in Dingen, die im Netz nicht greifbar sind, und das wird von vielen Kunden geschätzt. Es setzt natürlich vorraus dass den Kunden nichts angedreht wird, sondern es wirklich darum geht sich durch Kompetenz, Service und Fairness auszuzeichnen.


    Dieser Händler konkurriert aber auch nicht mit MM, Saturn oder dem Internet, denn er hat gar nicht das Bestreben andere über den Preis auszustechen. Sondern er spricht Kunden an, die nicht zu viel bezahlen wollen, aber bereit sind einen fairen und vielleicht leicht höheren Preis als im Netz zu zahlen um dafür einen persönlichen Ansprechpartner zu haben.


    Wie gesagt, die TT-Community wird gerade bei Handys und Elektronik nicht unbedingt auf den Rat von Fachhändlern angewiesen sein. Aber wenn man mal über den Tellerrand schaut - wer z. B. Klamotten kaufen möchte (und keine Freundin hat :D) kann nur im Laden eine Beratung bekommen was ihm steht und was nicht. Natürlich muß man dazu erstmal einen Laden mit kompetentem Personal finden, aber wenn das der Fall ist bekommt man dort einen Mehrwert, nämlich gesagt was einem steht. das gibt's im Netz einfach nicht...


    So geht es älteren Leuten wenn der erste Computer oder das erste Handy angeschafft werden soll - und die sind froh dass es Fachhändler gibt.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Printus,


    vor allem gibt es viele, die NACH dem Kauf noch Service, bzw. Hilfe brauchen. Sei es, weil bei einem PC irgend ein gekauftes Zubehörteil nicht will, oder weil für den Anschluß der Spülmaschine noch irgend ein Adapter hinter dem Durchlauferheitzer angeschlossen werden muß.


    Da versagen doch die ganzen Internethändler auf ganzer Linie und die meisten Discounter ebenso. Einige stellen die Geräte ja noch auf, aber wenn zum Beispiel ein Adapter für den Anschluss des Abwasserschlauches einer Waschmaschine gebraucht wird, winken die ab.


    Und da kann normalerweise der Fachhandel glänzen (wie schon mal gesagt, gibt es natürlich auch hier leider schwarze Schafe).


    Und schaut euch doch mal hier allein im Forum um. Voll von "jungen, dynamischen, Technik-affinen" Usern. Aber wenn man sich so manche Threads anschaut, hätte ich klar die Empfehlung gegeben, mal eben ein paar Euros mehr zu zahlen, und sich im Fachhandel helfen zu lassen. Sei es, weil der UMTS Stick nicht am Notebook will, oder man nicht mit der Bedienung des Handys zurecht kommt.


    Viele wissen zwar, was sie wollen und können auf eine Beratung verzichten. Aber viele stehen danach auf dem Schlauch.

    "Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben, eine Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben."

  • Also meine Multimedia und Elektronik Sachen eigentlich NUR im Internet.


    Kleidung nur in Online Versandhäusern. Außer ein oder zweimal im Jahr wenn es wirklich gute Rabatte in den Läden gibt zu Räumungen kaufe ich auch im Laden ein.


    Medikamente brauche ich äußert selten und kaufe ich in der Apotheke. Denn wenn ich sie brauche dann sofort und nicht morgen oder zwei Tage später.



    Es ist nicht nur ein Grund des Geldes sondern auch hinsichtlich Zeit und Nerven.


    Wenn ich Online Kleidung bestelle geht das relativ schnell. Ich habe nach Erhalt dann 14 Tage Zeit die Sachen anzuprobieren und was ich nicht möchte dann zurück zu schicken (ca 80% geht zurück bei mir).
    Ich spare mir dadurch Zeit, Gedrängel, dummes gelaber von Verkäufern.


    Man muss dazu sagen, dass ich mehr auf dem Land wohne und deshalb ca 20km zu anständigen Geschäften, Einkaufszentren fahren müsste.

  • Zitat

    Original geschrieben von diger
    Zum Thema Beratung und Geschwätz: So wenig wie ein Baumarkt ein Fachmarkt ist, so wenig ist MM, Saturn, Medimax, und wie alle diese Discounter heißen, Fachmärkte.


    Das sind alles Discounter, ...




    Discounter sind es ganz gewiss nicht, da sind manche kleiner Händler noch billiger als die großen Elektroniksupermärkte.


    Fakt ist aber mal unabhängig davon:


    Heute wird über Preis gekauft, nicht zuletzt aufgrund der Verbreitung des Internetes, zumal ich mich sehr gut über dort über Produkte informieren kann.
    Auch die Wirtschaftlichen Verhältnisse sorgen für diese Geiz ist Geil Mentalität.

    "Ein Prolet ist, wer von anderen ausgebeutet wird. Ein Großbürger ist, wer andere ausbeutet. Ein Kleinbürger ist, wer sich selbst ausbeutet."(Martin Walser)

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