NGN schlechter als ISDN ?

  • ich lese gerade im thread "bestehende isdn-infrastruktur ..." von NGN und "echtem" ISDN. darin entsteht bei mir der eindruck, ein next-generation-network-anschluß werde als einem isdn-anschluß qualitativ nicht ebenbürtig angesehen.
    bezieht sich eine solche einschätzung nur darauf, daß isdn im isdn technisch "echter" ist als im ngn simuliertes isdn, oder findet ihr nach erfahrungen als anschlußnutzer oder -einrichter die next generation networks generell noch nicht ausgereift, zumindest (wegen hoher ansprüche an verbindungsqualität und verfügbarkeit) für geschäftliche nutzung ?

    meine Einschätzungen zu VIP-SIM-Nummern und vielen anderen TK-Themen (mit dem Schwerpunkt Beschaffung von TK-Anlagen) gab es seit November 2012 auch auf http://www.telthies.de - wegen Implementierung der DSGVO pausiert dieses Angebot

  • Man muss da trennen. Es ist nicht so, dass VOIP an sich schlecht und problematisch ist. Denn sieht man sich mal um ,dann ist VOIP dort genau dort groß geworden - im Business Sektor, wo VOIP Telefonanlagen schon seit Jahren eingesetzt werden.


    Das Problem aber ist, das solche Großkunden, dann die PSTN Anbindung entweder über klassische ISDN Primärmultiplexe oder direkte IP Glasfaseranbindung realisieren.


    Im Privatkundensegmet soll diese Anbindung aber eben über DSL geschehen. Und da liegt das Problem- DSL ist eben aufgrund der hohen Bitraten und der hohen Frequenznutzung nicht so stabil und störanfälliger als ISDN. Bricht deine DSL Verbindung ein, ist dein Telefon eben auch sofort davon betroffen. ISDN ist da eben stabiler, da ja viel langsamer und nur ein viel niedrigeres Frequenzspektrum genutzt wird auch mit einer viel höheren Reichweite ausgestattet. Das Problem: hierzulande wird nur das DSL Spektrum geschaltet in dem die stabilen und reichweitenstarken POTS/ISDN Frequenzen ausgeklammert werden. Würde man das ändern könnte man IMHO auch notfalls über DSL Technik eine stabile langsame Verbindung herbekommen, die zumindest zum Telefonieren ausreicht.


    Auch ist ISDN z.B, Stromausfall sicher, da der NTBA von der VST versorgt wird. Mit einem notstromfähigen einfachen ISDN Telefon, oder z.B. mit der Starterbox kann man auch bei Stromausfall noch Telefonieren.
    Ist bei NGN mal der Strom weg und das DSL Modem aus, dann geht halt nix mehr.


    Das hausgemachte Problem ist aber wie immer die Billigheimerei der BWLer bei den Telkos. Da wird dann bei den Endgeräten eben an jedem Ct. gespart und u.U. eben billigste Chipsätzte verbaut --> siehe Arcors Modemdesaster.


    Und dann kommt eben das raus , dass z.B. bei Arcor und Alice die Kunden über eine unterirdische Gesprächsqualität klagen
    (paradox: ISDN mit 64kbit wird als "glasklar" empfunden, während man heute am DSL NGN mit vorhandener 16Mbit Bandbreite eine Sprachverbindung bekommt, dass der Anrufer meint man rufe direkt aus einer muffigen Tropfsteinhöhle an- das ist kein Fortschritt), Echos , Verbindungsabbrüche etc.
    Noch viel schlimmer für einen GK: DSL oder VOIP Probleme und Anrufe kommen nicht durch... obwohl alles in Ordnung scheint.


    Auch hat man nicht Wert darauf gelegt den kompletten Dienstumfang von ISDN in den neuen NGN Geräten umzusetzen.So ist z.B. eine verbreitete und simple Anwendung wie EC-Cash bei NGN Anschlüssen bisher nicht möglich. Deswegen werden Geschäftskunden noch immer mit klassischem ISDN versorgt, da man bisher nicht garantieren kann, dass alle vorhandenen ISDN Lösungen, Anlagen und Dienste (Telematik, Datenübertragung etc) bei NGN auch funktioniert.


    Das scheinen einfach alles Kinderkrankheiten zu sein, die durchaus in den Griff zu kriegen wären. Momentan ist man aber eben noch nicht so weit, dass man NGN noch 100% sicher nutzen kann. Früher oder später werden die Telcos und Hardware Hersteller das aber hinbekommen und dann wird NGN bestimmt zuverlässiger Regelfall werden.
    Momentan kann man es aber wohl sein lassen, wenn man sich den Ärger ersparen will und nicht wegen ein paar eingesparten ct auf NGN aufspringen will.



    Ich glaube das da viel an den verwendeten Geräten liegt. Die NGN IADs stellen ja eigentlich nur einen internen S0 Bus zu verfügung- was dann als "falsches ISDN" verschreien ist. Aber eigentlich machen alle herkömmlichen ISDN Telefonanlagen auch nichts anderes bei einem internen S0 Bus. Nur gab es da bisher nie Probleme.
    Auch haben ja AFAIR einige Alice und Arcor geschädigte wohl gute Erfahrungen gemacht, ihre vom Anbieter gestellten IADs durch selbstgekaufte wohl hochwertigere Hardware wie z.b. Fritzboxen zu ersetzen. Allerdings muss man dazu erstmal durch "hacken" die dazu nötigen Einstellungen in Erfahrung bringen.



    Das NGN Problem schein mir also in erster Linie hausgemacht, weil man zu stark auf den Einkaufspreis der Geräte geschaut hat. Wenn man sich mal erinnert wie es bei ISDN war: Damals waren ISDN Geräte sauteuer und wurden erst dann mit zunehmender Erfahrung und Stückzahlen der Firmen immer billiger. Bei NGN hat man den Fehler gemacht, nicht anfangs hochwertig zu beginnen und dann wenn es stabil läuft anzufangen und zu versuchen preislich zu optimieren und billigere Geräte einzusetzen.


    Und trotz des realen Technikfortschitts hat der Konsument einen (gefühlten) Rückschritt:
    -Gesprächsqualität trotz zig mal mehr vohandener Bandbreite oft schlechter als gewohnt
    -Gesprächsaufbau dauert real oder gefühlt länger als bisher
    -->insbesonders: Wegfall des Overlapdial - Obwohl jedem durch das Handy bekannt, am Festnetz störts, dass die Verbindung bei wählen nicht sofort mit Wahl der letzten Ziffer steht. Abhilfen wie Raute anhängen empfindet der Konsument natürlich als lästig weil es vorher auch ohne ging.
    -Notstromfähigkeit
    etc.

  • Ich stimme da webbiller zu. NGN ist technisch noch (lange) nicht ausgereift. Die Gesprächsqualität ist mehr oder minder Glückssache. Und versuche mal über einen NGN-Anschluß (Ausnahme: VoC) zu faxen...

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