ZitatOriginal geschrieben von Grenztruppjäger
Das Problem an einer Berufsarmee ist tatsächlich das oben angesprochene "Unterschichtenproblem", gerade in den Mannschaftsdienstgraden.
Man könnte es natürlich wie im BGS (heute BPOL) machen, und diese einfach abschaffen, da ist der "Mann in der Gruppe" so bezahlt, wie ein Hauptfeldwebel in der Bundeswehr.(ist heute aber auch Polizei, der Kombattantenstatus wurde 1994 aufgehoben - So ist es übrigends auch in der KSK, mit dem Einstiegsdienstgrad - da ist, glaube ich Einstiegsdienstgrad nach der Ausbildung Feldwebel).
Das muss man dann als Staat und Bürger aber auch wieder bezahlen wollen/müssen.
Fraglich ist aus meiner Sicht, ob Landesverteidigung wirklich auch heute eine ungefragte Funktion ist.
Russland hat seit Herbst wieder rund um die Uhr atomar bewaffnete Langstreckenbomber in der Luft (Kam sogar in der Tagesschau)! Das hatten sie 1992 eingestellt. Da frage ich mich doch glatt, wozu?
Das "Unterschichtenproblem" kann ich in diesem Maße eigentlich nicht erkennen. Natürlich benötigt man in den entsprechenden Verwendungen Personal mit einer guten technischen Ausbildung, technische Spezialisten. Aber das ist ja nicht alles. Gerade in einer Zeit, in der die künftigen Aufgaben der Truppe häufig im Bereich der asymmetrischen Kriegsführung liegen dürften, braucht man ja insbesondere in den Mannschaftsdienstgraden wohl eher "Männer der Tat" als studierte Philosophen. Nicht unbedingt der Soldat ist der beste, der immer am meisten nachdenkt.
Und selbst im Offizierscorps halte ich die extreme "Verakademisierung" für äußerst bedenklich. Gerade auch in den unteren und mittleren Offiziersrängen scheint mir der klassische Typus des Truppiers im besten Sinne schon viel zu sehr durch eine Art von Militärtechnokraten verdrängt worden zu sein. Man darf Offiziere nicht zu reinen Verwaltungsbeamten im technischen Dienst machen, sonst hat man keine Armee mehr, sondern eine Art bewaffnetes THW. Aber vielleicht ist ja genau das auch politisch gewollt, denn das häufig beschworene "Unterschichtenproblem" scheint mir eher Ausdruck einer tiefverwurzelten Angst unserer politischen Funktionseliten vor einer Berufsarmee zu sein, in der sie insbesondere das Entstehen eines Corpsgeistes fürchten wie der Teufel das Weihwasser.
Was die Landesverteidigung betrifft, so ist diese sicherlich nicht obsolet geworden, allerdings erwartet doch n iemand mehr ernsthaft große Panzerschlachten im Fulda-gap so wie man sich das noch in den 80er Jahren vorstellte. Auch eine ernsthafte neue Bedrohung seitens Rußland vermag ich eigentlich nicht zu erkennen, die von Dir beschriebenen Vorgänge sind wohl eher militärpolitisches Muskelspiel angesichts einer amerikanisch-polnisch-tschechischen Provokation. Es gibt heute viel zu viele gemeinsame Interessen, in Europa stehen sich keine antagonistischen Ideologien mit gegenseitigem Vernichtungswillen mehr gegenüber. Der ideologisch-weltanschauliche Überlebenskampf wird heute gegen den militanten Isalm geführt, nicht mehr gegen den Kommunismus.