Eins ist doch klar: irgendeine Partei muß zwangsweise umkippen, weil wenn gegen jede noch mögliche Kombination die Aussage irgendeiner Partei steht würde ja gar nix gehen.
Man hat in Hessen gesehen dass der brutalstmögliche Aufklärer Koch jetzt die Quittung für seinen populistischen Wahlkampf, seine unsympathische Art und das ständige Taktieren bekommen hat - und das zu Recht. Das ist so ein Typ, der auch seine Oma verkaufen würde wenn es Stimmen bringt, der sich aber schmierig immer aus allem rausredet und allzu offensichtlich immer nur seinen Vorteil sieht, ohne sich um sein Geschwätz von gestern zu scheren. Das haben die Wähler "goutiert" und mit dramatischen Stimmverlusten zu Recht abgestraft.
Ansonsten wird die Rolle der Linkspartei IMHO völlig verkannt. Dieses Rumgelabere von der Stasi-Partei, den Kommunisten und was hier sonst so getönt wird, geht völlig am Thema vorbei und ist nicht zielführend.
Gerade im Westen zieht die Aussage, dass es sich hier um ein versprengtes Häuflein ewiggestriger DDR-Fans handelt, gar nicht, denn hier gibt es keine Ex-DDR-Funktionäre, die ihre alten Seilschaften pflegen. Weite Teile der Linken sind hier aus der WASG entstanden, in der sich zahlreiche unzufriedene Ex-SPD-Mitglieder versammelt hatten, die sich nach den harten und unsozialen Hartz-Reformen des Herrn Schröder in der SPD nicht mehr heimisch fühlten und eine neue Partei gegründet haben um vor allem soziale Themen in den Mittelpunkt zu rücken. Das hat mit Stasi, DDR und Kommunismus absolut nichts zu tun und das dümmliche Herumgehacke auf solchen Begriffen sollte endlich aufhören. Es stimmt nicht, es wird der Sache nicht gerecht und ignoriert was das Abschneiden der Linken eigentlich sagen will.
Hier geht es ganz klar um die Sorgen der Menschen um ihre Zukunft, um soziale Gerechtigkeit. Den Menschen wurde klar dass die Renten nicht sicher sind, jeder spürt die Reallohnverluste, zugleich gibt es die Mindestlohndebatte und die Managergehälter, den Aufschwung, der bei den Menschen nicht ankommt, und brandaktuell das Heuschreckenbeispiel Nokia, die hier Steuergelder abzocken um 3 Tage später Millardengewinne zu verkünden während die Leute hier auf die Straße gesetzt werden.
Die Sorge um den sozialen Abstieg und die Angst vor der Zukunft haben dazu geführt dass die Menschen eine Protestpartei gewählt haben, die zwar nicht real die Probleme lösen wird, die den anderen Parteien aber Dampf machen wird und als Denkzettel für eine gesellschaftliche Entwicklung dient, die nicht mehr akzeptiert wird.
Genauso ist auch die schlechte Wahlbeteiligung zu interpretieren. Viele Menschen gehen aus Protest und Desillusionierung nicht mehr wählen - das sind die, die nicht mal mehr die Linken gewählt haben, sondern sich inzwischen ganz verweigern.
Was mich wirklich wundert ist dass weite Teile der Politik - aber scheinbar auch hier - nicht erkannt haben wie die Linkspartei zu sehen ist. Es geht nicht darum wie schlau ihr politisches Angebot ist, sondern darum was dahintersteht wenn die Menschen so stark eine Partei wählen, die sich "soziale Gerechtigkeit" auf die Fahne geschrieben hat.
Solange man über die bösen Kommunisten und von Stasi und DDR schwadroniert hat man nicht verstanden was die Wähler hier zum Ausdruck bringen wollen. Das sollte endlich mal zur Kenntnis genommen werden.