Made in Germany

  • Angesichts der neuerlichen Schlagzeilen über Nokia und dessen Absicht die Fertigung zu verlagern, sowie der immer wieder gestellten Aussage das "Made in Germany" als Qualitätsbegriff keine Bedeutung mehr hat wundert mich das Streben des australischen Investmenthauses Goodman schon. Mal abgesehen von der schlechten Zahlungsmoral der Chineses.


    Zitat: http://www.aero.de/Chinesische…_nicht_geleistet_5699.htm
    "Neben LinkGlobal will auch das australische Investmenthaus Goodman am Flugplatz investieren. In Parchim sollen Logistik- und Fabrikationshallen entstehen, um aus China eingeflogene Komponenten in Deutschland zusammenzubauen und mit dem Siegel "Made in Germany" versehen zu können. Diese sollen dann weltweit exportiert werden. Ziel sei es, Parchim auch zu einer Drehscheibe im Handel mit Afrika aufzubauen, indem vor Ort produzierte Güter über den Hamburger Hafen dorthin verschifft werden."


    Etikettenschwindel oder wirkliche Zukunft für nichtakademische Arbeitnehmer in Deutschland?



    Siemensanier


    PS "Made in Germany" ist so wirklich zukünftig bald kein Qualitätsmerkmal mehr.

  • Meines Wissens ist das schon lange so.


    "Made in Germany" garantierte seit Jahren oder Jahrzehnten lediglich die Endfertigung in Deutschland. Wahrscheinlich sogar noch weniger.


    Wenn das jetzt noch dreister wird, könnte man die Hürden für diese Herkunftsbezeichnung natürlich höher setzen.


    Aber ich trau' mich wetten, dass das wieder irgendeine EU-Norm berührt, die wir nicht einfach übergehen dürfen.

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Hmm, ich habe ein Praktikum in einer Firma gemacht, die ursprünglich komplett in D produzierte, seit mehreren Jahren aber ein Werk in China hat. Da wurde mir gesagt, es reicht ein einziger Arbeitsschritt der in Deutschland durchgeführt wird (in diesem Fall ist es die Entwicklung).

  • Wobei ich auch schon ein "Made in China" mit einem zusätzlichen "Designed and Engineered in Germany" gesehen habe. Ist dann immerhin ehrlich.


    Ob aus dem Provinzflugplatz Parchim doch noch was wird, muss man erstmal abwarten.
    Für die Region wäre es sicherlich wünschenswert, die Vorhaben dort betrachte ich aber dennoch eher skeptisch. Aber das nennt sich nunmal Globalisierung.


    Wobei ich auf ein "Made in Germany", zumindest bei Massenware, ohnehin nicht viel gebe.
    Es gibt nach wie vor sehr gute Produkte, die dieses "Siegel" zu Recht tragen und auch den Ansprüchen, die man traditionell damit verbindet, gerecht werden.
    Aber gerade große deutsche Unternehmen fertigen mittlerweile überall, da ist es dann eher der Name, der eine gewisse Qualität erhoffen lässt.
    Wobei ein "Made in Germany" weltweit durchaus noch einen guten Ruf genießt.
    Ob zu Recht oder nicht, sei mal dahingestellt.

  • Die Geschichte des "Made in Germany" kann man u.a. im entsprechenden Wikipedia-Artikel nachlesen. Ursprünglich war es von britischen Behörden zur Abgrenzung gedacht, wurde dann aber als Qualitätsmerkmal interpretiert.
    Einen ähnlichen Wandel hat "Made in Japan" vollzogen. Früher waren das mal billige "Nachahmer"-Produkte, aber inzwischen werden im Elektronikbereich fast nur die hochwertigen Waren in Japan gefertigt. Die Massenproduktion erledigen die japanischen Marken in China oder den ehem. Tigerstaaten.
    Auf meinem im Jahr 2000 gekauften Sony DVD-Player steht "Fabriqué en Malaisie". Als Berliner dachte ich an den Spruch: "Da ham wa die Malaise." :D
    Der DVD-Player ist aber richtig gut und war damals mit 599 DM auch preiswert. Etwas später hätte ich allerdings nur einen Bruchteil ausgeben müssen. :rolleyes:;)
    2004 kam die Meldung, daß die Gewinnspanne für chinesische Fabriken bei der Herstellung von DVD-Playern auf einen Dollar gesunken sei.
    Heise-Meldung dazu
    China Daily bestätigt das und berichtet, daß die Patentgebühren, die ins Ausland gezahlt werden, 20$ betragen. Dementsprechend gibt es Bestrebungen zu mehr Innovationen in China selbst, was leichter gesagt als getan ist.


    Wenn ich allerdings die Berichte lese, wieviele Ingenieure jedes Jahr in China ausgebildet werden und wie ihr Qualifikationsniveau steigt, komme ich doch etwas ins Grübeln wie lange Deutschland seine aktuelle Position noch halten kann, insbesondere mit seinen Schwächen im Bildungssektor. Haben wir in 5 bis 10 Jahren ähnliche Handelsbilanzprobleme wie jetzt die USA?

    Die Revolution (der mobilen Datenkommunikation) frisst ihre Kinder.
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    Mein MMS-Server ist offline.

  • Zitat

    Original geschrieben von lanturlu


    Wenn ich allerdings die Berichte lese, wieviele Ingenieure jedes Jahr in China ausgebildet werden und wie ihr Qualifikationsniveau steigt, komme ich doch etwas ins Grübeln wie lange Deutschland seine aktuelle Position noch halten kann, insbesondere mit seinen Schwächen im Bildungssektor. Haben wir in 5 bis 10 Jahren ähnliche Handelsbilanzprobleme wie jetzt die USA?


    Ich denke das könnte durchaus passieren. Es wird bestimmt auch weiterhin Bereiche geben wo sich Deutschland behaupten kann, diese werden aber immer geringer.
    Neulich habe ich ein Artikel gelesen über die Globalisierung. Deutschland hat in Bezug auf die Bildungspolitik um das höfflich auszudrücken eine nette Ohrfeige bekommen. Das haben unsere Politiker ziemlich verpennt. Selbst Bundesländer die sonst so " hoch angesehen sind " wie Bayern & Baden-Württemberg sind im Internationalen Vergleich extrem schlecht.


    Mal schauen wo wir in 5 bis 10 Jahren sind. Fakt ist: Im Osten ist eine extrem starke Bewegung die man hier nicht unterschätzen sollte.


    mfg

  • Zitat

    Original geschrieben von Chevygnon
    Wobei ich auch schon ein "Made in China" mit einem zusätzlichen "Designed and Engineered in Germany" gesehen habe. Ist dann immerhin ehrlich.


    Mir ist ein "Assembled in Jamaica of US-made parts" oder so ähnlich in Erinnerung. Stand vor knapp 20 Jahren in einem in den USA gekauften Kleidungsstück.
    Aber ob in Deutschland ein "In Deutschland aus in China hergestellten Einzelkomponenten zusammengeschraubt" so gut ankommen würde? :D

    j(oke)phone? Ich lass mich nicht verA(e)pplen!
    Finger weg von Smobil! O-ton Smobil: Ihre smobil SIM-Karte ist unbegrenzt gültig. Ihr smobil Guthaben ist unbegrenzt gültig. Trotzdem werden Simkarten kommentarlos deaktiviert!

  • Das wir bei Low-Cost Produkten den Chinesen nicht die Butter vom Brot nehmen können, ist klar. Bei qualitativ hochwertigen Produkten könnte das aber durchaus anders aussehen. Konkret denke ich da z.B. an hochwertige Digitalkameras oder Mobiltelefone. Bereiche, in denen deutsche Firmen kaum noch etwas oder gar nichts mehr zu melden haben.


    Aber über die private Wirtschaft wird das wohl nicht funktionieren (Stichwort Gewinnmaximierung). Vielleicht ist es daher an der Zeit, dass der Staat mal wieder ein paar Investitionen tätigt :)

  • Zitat

    Original geschrieben von tobias2k

    Aber über die private Wirtschaft wird das wohl nicht funktionieren (Stichwort Gewinnmaximierung). Vielleicht ist es daher an der Zeit, dass der Staat mal wieder ein paar Investitionen tätigt :)


    Tut er das nicht? Also eine 3000 m Landebahn mit vollen Flugrechten und flight-Infrastruktur. Für 30 Mio € ist das schon als Subventionierung anzusehen.
    Ein schicker Tiefwasserhafen. ...


    Ist ja hinlänglich bekannt, dass die Frachtraten aus Deutschland bzw. der EU heraus im freien Fall sind. Volle Schiffe kommen an, aber was fährt wirklich heraus? Also die "qualitativen" Komponenten platzsparend in den Flieger gepackt. Dann in Deutschland in die voluminöse Verpackung geschoben. Der Kunde kauft ja schließlich gerne viel Volumen. Und der Afrikaner freut sich noch darüber, dass "made in germany" draufsteht.


    Nette globaler Handel mit ausschließlich Gewinnern:
    - Die Aisiaten (Chinesen) bauen zu Bedienungen, die ihnen die Arbeit erst ermöglicht.
    - Die Europäer (Deutsche) verpacken.
    - Die Afrikaner, Mittel- u. Südamerikaner fahren nicht mehr nur Autos aus "good old germany" sondern werden an dessen Qualitätsanmutungen weiter herangeführt.
    - Die Australier haben den Deal finanziert und machen somit ihre Rendite.
    - Habe ich jemanden vergessen? Die USA wollen da ja nunmal nicht mitspielen, denn bei denen müßte ja weiterhin "made in Asia" draufstehen, selber schuld diese Spielverderber.



    Siemensanier


    PS: Aber die USA riegeln sich ja auch nach Mexico mit einer Mauer ab, da sind wir Europäer doch viel fortschrittlicher, wir haben die europäische Mauer ja ohne wenn und aber zur Erweiterung unserer Märkte eingerissen, und sind zukünftig eben nicht mehr Export- sondern Verpackungsweltmeister. Es lebe die wertschöpfungsarme Dienstleistungsgesellschaft "Made in Germany" "Made in EU".

  • Zitat

    Original geschrieben von Siemensanier
    Tut er das nicht? Also eine 3000 m Landebahn mit vollen Flugrechten und flight-Infrastruktur. Für 30 Mio € ist das schon als Subventionierung anzusehen.
    Ein schicker Tiefwasserhafen. ...

    Mit Investitionen meinte ich staatliche Unternehmen im produzierenden Gewerbe.
    In Deutschland lassen sich sicher, trotz höherer Löhne und Lohnnebenkosten, Gegenstücke zu technisch hochwertigen Artikeln wie Apple iPhone oder Nikon D400 entwickeln und produzieren. Sicher nicht mit dem Gewinn, der bei einer Produktion in China & Co. anfällt, ein paar Euro pro Stück sollten sich aber auch hier realisieren lassen.


    Ein paar mehr oder minder prestigeträchtige Namen sollten wir ja noch haben. Im Kamerabereich z.B. Pentacon.

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