Verbraucherboykott Nokia?

  • Nur passen so Begriffe wie "ehrenhaft" leider nicht in die Marktwirtschaft, außer es würden alle Konzerne ehrenhaft handeln... es geht rein um Einnahmen, Ausgaben, Rendite, GuV...usw.


    Fockx: sehr guter Beitrag :top:

  • O.k., wir haben jetzt mittlerweile alle gelernt, dass Nokia kaufen verboten ist, weil Nokia als einer (oder sogar der) letze(n) Großkonzerne sich bzgl. Mobiltelefonproduktion unrühmlich aus good old Germany zurückgezogen hat.


    Da stellt sich mir doch gleich die Frage. Von welchem Hersteller darf man denn als Deutscher nun noch ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen ein Mobiltelefon kaufen? Da fällt mir aber dann keiner mehr ein. :confused:


    Es steht außer Frage, dass das, was gelaufen ist, nicht korrekt war. Die Regeln dafür hat nicht Nokia sondern die haben unsere Regierigen aufgestellt! Diese wiederum haben wir in Amt und Würden gebracht.
    Meine Konsequenz ist daher nicht zu sagen, dass ich keine Mobiltelefone mehr von Nokia kaufen werde, sondern ich setze lieber am eigentlichen Übel an und werde die aus meiner Sicht Hauptverantwortlichen einfach nicht mehr unterstützen.


    Der Erfolg dieser Aktion wird weltpolitisch sicher mindestens den gleichen Effekt haben wie am anderen Ende der Kette bei Nokia anzusetzen, nämlich keinen.


    Wir lösen das Problem nicht, es wird immer gewissenlose Regierige und Manager geben, die solche Dinge geschehen lassen und veranlassen/planen. Da nehmen sich die Herren Nokia und BenQ und wie sie alle heißen nichts.

  • Zitat

    Original geschrieben von Fishboneman
    Nur passen so Begriffe wie "ehrenhaft" leider nicht in die Marktwirtschaft, außer es würden alle Konzerne ehrenhaft handeln... es geht rein um Einnahmen, Ausgaben, Rendite, GuV...usw.


    Aber selbstverständlich gehört der Begriff in die Marktwirtschaft, genau so wie Anstand dorthin gehört. Ich halte es da mit meinem ehemaligen Chef Abs, den ich hier im thread bereits zu genau diesem Thema zitiert habe.


    Und wie wir sehen, wird durchaus auch mal ein so genannter Manager wegen unehrenhaften Verhaltens verknackt, und insbesondere freut es mich, dass beispielsweise bei Siemens mittlerweile offensichtlich auch wieder eine Rückbesinnung auf die klassischen kaufmännischen Tugenden erfolgt.

  • Die Gehälter bei Nokia in Jucu sollen vorerst laut Medienberichten zwischen 170 und 238 Euro liegen.


    Kein wunder das wir unrentabel sind !

  • Zitat

    Original geschrieben von ThomasG
    Nun ja, wer selbst nur einen kleinen Teller hat, tut sich naturgemäß am leichtesten damit, von anderen einzufordern, über den Rand zu schauen.


    Es ist hier im thread hinreichend oft nachzulesen, dass es in keiner Weise darum geht, wer wo was produziert. Es geht einzig um das aktuelle Verhalten, das nun einmal schlicht als unehrenhaft bezeichnet werden muss.


    Du weichst meiner Frage aus. Was ist denn jetzt bitte die bessere Alternative?

  • Ich kann im großen und ganzen dem Beitrag von Fockx sehr gut zustimmen.
    Es ist in diesem Thread schon des öfteren angeklungen: selbst wenn (möglicherweise nur durch die Subventionierung) das Nokia-Werk in Bochum bisher noch rentabel gewirtschaftet hat, so ist eine Billigproduktionssparte, wie es die Handyindustrie ist, auf Dauer nicht tragbar im teuren Deutschland. Das ist nun mal so.
    Und wahrscheinlich wäre der Aufschrei nicht viel geringer, wenn alle Mobiltelefone einen Preissprung nach oben hinlegen würden.
    Mir tut es Leid für alle Beschäftigten des Nokia-Werks, die ihre Arbeit verlieren, aber ganz abstrakt gesehen wird mit der Schließung des Werks der "Ich-will-billig-Wunsch" der Konsumenten erfüllt.

  • Es geht hier doch nicht darum, dass Nokia Stellen abbaut. Es geht darum, dass sich ein Konzern, der im letzten Jahr einen Gewinn von 16 Milliarden euro erwirtschaftet hat in Deutschland 60 Mio Euro an Subventionen abstaubt und sich anschließend ins Auslandverp*sst, weil er da billiger produzieren kann.
    Wenn es wirklich einen wirtschaftlichen Grund gäbe, würde die Sache auch nicht so hohe Wellen schlagen, aber das ist einfach nur Profitgier und mehr nicht.


    NAch dem ähnlichen VErhalten der Deutschen Bank vor einigen Jahren (Milliardengewinne und daraufhin Stellenabbau), habe ich mein Konto dort, was ich seit über 10 Jahren hatte, dicht gemacht und mir eine neue Bank gesucht.
    Wenn ich in Zukunft ein Handy kaufe, werde ich bei gleichwertigen Geräten sicherlich auch das nehmen, was nicht von Nokia ist. Ob das bei Nokia jamend merkt ist mir eigentlich egal, aber ich halte es nicht für richtig alles einfach so hinzunehmen.

  • Zitat

    Original geschrieben von ThomasG
    Aber selbstverständlich gehört der Begriff in die Marktwirtschaft, genau so wie Anstand dorthin gehört. Ich halte es da mit meinem ehemaligen Chef Abs, den ich hier im thread bereits zu genau diesem Thema zitiert habe.


    Und wie wir sehen, wird durchaus auch mal ein so genannter Manager wegen unehrenhaften Verhaltens verknackt, und insbesondere freut es mich, dass beispielsweise bei Siemens mittlerweile offensichtlich auch wieder eine Rückbesinnung auf die klassischen kaufmännischen Tugenden erfolgt.


    er sollte zwar in die marktwirtschaft gehören ;) aber im endeffekt passt er insbesondere bei großunternehmen nicht dazu, ist leider nun mal so. bei kleinen privaten firmen ist natürlich noch eher ehrenhaftigkeit gegeben.


    und das mit urteil ist auch ein hinkender vergleich, in den usa gibt es soviele merkwürdige urteile (die ganzen kuriositäten kennen wir ja alle) und auch dein genanntes beispiel zeigt nur die unberechbarkeit der us-amerikanischen justiz... und ist wohl nicht auf deutschland und die eu projezierbar

  • ThomasG


    Du kommst also von der dt. Bank....
    Wie wäre es denn, wenn "ihr" Euch mal auf die alten Tugenden besinnt und Unternehmen, besonders KMU, fördert?! Warum ist denn ein Unternehmen auf solch tolle Quellen der Außenfinanzierung wie Shareholder und irgendwelche ABC-Equity-Buden angewiesen? Die meisten Banken wollen kein Risiko eingehen und finanzieren dann lieber solch einen Investoren anstatt selbst mal Kredite zu verteilen. Im Übrigen bestehen Deutschland und die dt. Wirtschaft nicht aus der Handvoll DAX-Unternehmen mit ihren glänzenden Bürotürmen sondern aus 2 Mio. kleiner oder größerer Unternehmen, die den Großteil der Menschen beschäftigen, den Großteil der Ausbildungsplätze anbieten und zu über 2/3 des BIP's beitragen. Aber solche Angelegenheiten sind ja "peanuts", um die sich keine Bank kümmert.
    Es wird schon seinen Grund haben, warum wir hier den niedrigsten Anteil an Selbständigen in Europa haben.

  • Nokia wird nicht boykottiert, weil sie die ökonomisch sehr verständliche Entscheidung getroffen haben, einfache Arbeiten dort zu erledigen, wo es günstig ist und wo auch Nokias Zulieferer sich ansiedeln wollen und können. Das ist traurig, aber wäre langfristig ohnehin nicht zu ändern gewesen.


    Nokia wird vielmehr boykottiert, weil sie bei dieser Gelegenheit eine Abwesenheit von Verantwortungsbewusstsein, Anstand und Mitgefühl demonstriert haben, die geradezu erschreckend ist. Handys verkaufen sich nun einmal auch sehr stark über das Image, und wenn das Management sich derart konträr zu diesem Image ("Connecting People" !) verhält, dann muss man sich nicht wundern, wenn es Schaden nimmt. Wie groß der Schaden ist, bleibt noch abzuwarten, ich hoffe er ist groß genug, dass die Botschaft auch ankommt.


    PS: Es ist im Übrigen auch eine Illusion zu glauben, damit bliebe Nokia wenigstens der EU erhalten - in ein paar Jahren werden sie in ein noch günstigeres Land ausweichen. Hoffentlich haben sie dann gelernt, wie man dabei trotzdem Respekt vor den eigenen Mitarbeitern demonstrieren kann.

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