Kein Sitzenbleiben mehr! Schwachsinn?!?

  • Zitat

    Original geschrieben von CLK
    Entschuldige bitte, Elke, dass ich hier deine Aussage als Aufhänger benutze. Aber eben genau diese Fähigkeiten, welche Du ansprichst und die in manchen Schulen gelernt werden, sind absolut schädlich.


    Ich glaube, Du hast mich nicht richtig verstanden.
    1. Werden diese Dinge nicht in *manchen* Schulen gelernt, sondern in jeder Schule und überall dort, wo mehrere Menschen zusammentreffen.
    2. Habe ich mit Absicht Fähigkeiten als Beispiele gewählt, die sowohl positiv als auch negativ sind.
    3. sind "Leute respektieren, richtig einschätzten und unterstützen" nun wirklich keine per se schädlichen Dinge!
    Missbrauchen kann man alles. Aber diese sog. Soft Skills oder Schlüsselqualifikationen sind ein Teil der sozialen Kompetenz, die - völlig zu Recht - auch im Berufsleben wieder einen höheren Stellenwert bekommen.



    Um Dein Beispiel herauszugreifen: Natürlich sollte in der Familie praktiziert werden, andere zu unterstützen. Aber dies kann doch in der Schule aufgegriffen, erweitert und gefestigt werden. Und da bietet sich (das war ja der Ausgangspunkt) Gruppenarbeit zum (ein)üben nun mal auch gut an.
    Und in einer Peer- (Gleichaltrigen)Gruppe können schon auch zwischenmenschliche Dinge noch mal anders gelernt werden, als in der Familie.


    Das passiert natürlich fast unmerklich für die Schüler, eher so nebenbei. Aber wenn ein Lehrer z.B. etwas über Gruppenprozesse weiß, kann er evtl. behutsam steuernd eingreifen. Das nützt dann nicht nur dem einzelnen Schüler oder der einzelnen Schulklasse, sondern im Endeffekt der gesamten Gesellschaft.


    Zitat

    Aber alles ist eine Frage des Geldes, nur warum soll eine solche Nation unbedingt an der wichtigsten Aufgabe sparen und alle verantwortungen von sich weisen dürfen? ... Schließlich sind die Kinder von heute die Zukunft dieses Landes.

    Dem stimme ich voll zu! Mehr und besser ausgebildete Erzieher müssten als Ergänzung zu den traditionellen Lehrern her. Ohne die Arbeit der Lehrer jetzt abwerten zu wollen. Aber es tut wohl Not, dass sie mehr Unterstützung von speziell dazu ausgebildeten Fachleuten (Pädagogen, Erziehern) erhalten.
    Warum Geld eher für Kampfjets, LuftStadtschlösser u.a. augegeben wird, hat wohl auch was mit den Werten in unserer Gesellschaft und mit einer gewissen Kurzsichtigkeit zu tun.


    Aber die Kinder von heute sind die Eltern von morgen. Und somit würde man in die Zukunft unserer gesamten Gesellschaft investieren.
    Ich schätze, wenn man 1-3 Generationen lang konsequent so viel Geld in die Bildung investieren würde, wie wirklich notwendig wäre, könnte man sich danach so einiges (er)sparen (bzw. brächte im Endeffekt weniger Kohle, um den guten Standard zu halten). - Aber das ist ja kein erfolgversprechendes Wahlkampfthema... :-/

  • Zitat

    Original geschrieben von Elke2002
    Ich glaube, Du hast mich nicht richtig verstanden.


    Doch, ich glaube schon dass ich dich verstanden habe. Wie beschrieben habe ich ledigliche deine Begriffe als Aufhänger und Einstieg genutzt, nicht deine Inhalte. Mit denen stimme ich nämlich in meiner Meinung auch überein.


    Zitat


    Mehr und besser ausgebildete Erzieher müssten als Ergänzung zu den traditionellen Lehrern her. Ohne die Arbeit der Lehrer jetzt abwerten zu wollen. Aber es tut wohl Not, dass sie mehr Unterstützung von speziell dazu ausgebildeten Fachleuten (Pädagogen, Erziehern) erhalten.


    Sicher hast du da nicht unrecht. Aber gehört Erziehung nicht in die Familie? Was dort in den ersten 6 Jahren bevor die Kinder in die Schule gehen schon z.T. verbrochen wurde kann in den wenigen Schulstunden nicht so einfach nachgeholt werden. Meiner Meinung nach (leider auch der teuerste Weg) brächte eine Erziehung der Eltern wie man Kinder erzieht mehr. Allerdings wäre das auch mit einem zu großen Eingriff in die Privatsphäre der Eltern verbunden, also auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Bliebe wohl als Ausweg nur eine Verbesserung der frühkindlichen Förderung, also Ausbau der Kindergärten und -tagesstätten. Vor allem personell müsste auch dort -neben den Schulen- einiges getan werden. Aber natürlich hast du Recht: Pädagodik, Methodik und Didaktik gehören zu einem guten Unterricht dazu. Und das ist nicht umsonst oder billig zu haben.



    Zitat

    Aber die Kinder von heute sind die Eltern von morgen. Und somit würde man in die Zukunft unserer gesamten Gesellschaft investieren.
    Ich schätze, wenn man 1-3 Generationen lang konsequent so viel Geld in die Bildung investieren würde, wie wirklich notwendig wäre, könnte man sich danach so einiges (er)sparen (bzw. brächte im Endeffekt weniger Kohle, um den guten Standard zu halten). - Aber das ist ja kein erfolgversprechendes Wahlkampfthema... :-/


    Volle Zustimmung meinerseits. Aber auf welchem Niveau Wahlkampf geführt wird sieht man ja leider gerade am aktuellen beispiel sehr gut. Wobei auch dort das Thema "Mehr Geld für Schulen" immer wieder einfließt (oder soll man sagen: verheizt wird?), nur getan wird nach der Wahl leider nichts weil dann ja mal wieder die Kassen leer sind.


    Aber, dass die Kassen leer sind, ist nu wieder als Endergebnis auf das hier diskutierte Problem mit zurück zu führen. Der Hund beißt sich sprichwörtlich selbst in den Schwanz. Oder wie TV Kaiser es so schön zu sagen vermochte: Ein Teufelskreis...


    In Wissen und Bildung zu investieren würde bedeuten, in die Zukunft zu investieren. Statt dessen wird, wenn Geld da ist, dieses z.T. sinnlos verpulvert. Erinnert mich z.Bsp. an die Zebrastreifen in Sindelfingen. Dieses geld wäre in Bildung wesentlich besser angelegt gewesen und könnte heute Früchte tragen.

    Bunt ist das Dasein und granatenstark! Volle Kanne, Hoschi.


    PS: CLK sind meine Initialen, haben auch nichts mit dem Auto zu tun. Gruß, Christian!

  • Zitat

    Original geschrieben von CLK
    Doch, ich glaube schon dass ich dich verstanden habe. Wie beschrieben habe ich ledigliche deine Begriffe als Aufhänger und Einstieg genutzt, nicht deine Inhalte. Mit denen stimme ich nämlich in meiner Meinung auch überein.

    Achso, dann war das wohl ein Missverständnis... :)


    Zitat

    Sicher hast du da nicht unrecht. Aber gehört Erziehung nicht in die Familie?

    Ja, natürlich. Aber erstens nicht ausschließlich und zweitens würde ich noch zwischen Erziehung und Bildung unterscheiden.



    Zitat

    Was dort in den ersten 6 Jahren bevor die Kinder in die Schule gehen schon z.T. verbrochen wurde kann in den wenigen Schulstunden nicht so einfach nachgeholt werden.

    Genau. Aber dazu gäbe es ja auch Kindergärten etc. Die wenigsten Kinder sind heute die ersten 6 Lebensjahre (viele werden auch schon mit 5 eingeschult) ausschließlich zu Hause.


    Zitat

    Meiner Meinung nach (leider auch der teuerste Weg) brächte eine Erziehung der Eltern wie man Kinder erzieht mehr.


    Da bin ich der Meinung, dass das nicht möglich ist. Leute, sie selber keine vernünftige Erziehung genossen haben, können bestimmte Werte und Eigenschaften einfach nicht weitergeben. Und je älter Menschen sind, desto schwieriger ist es, sie in solch grundsätzlichen Sachen zu ändern.
    Neu erlernte Muster werden im Alltag wieder ganz schnell 'vergessen', selbst wenn der Wille da ist.
    Und es gibt Dinge, die kann man ganz einfach als Erwachsener nicht mehr lernen, wenn sie in der eigenen Kindheit versäumt wurden. Da beißt sich die Katze dann wieder in den Schwanz.
    Natürlich kann man Eltern unterstützen und sollte ihnen alle möglichen Hilfen anbieten (auch so, dass sie sie annehmen [können]).
    Aber meiner Meinung nach ist bei vielen das Kind schon so in den Brunnen gefallen, dass nur noch Externe (mit)helfen können.


    Zitat

    Bliebe wohl als Ausweg nur eine Verbesserung der frühkindlichen Förderung, also Ausbau der Kindergärten und -tagesstätten. Vor allem personell müsste auch dort -neben den Schulen- einiges getan werden.


    Ja. Was ich auch richtig finde, ist die regelmäßige Pflichtuntersuchung beim Kinderarzt (der auch die psychische Entwicklung überprüfen sollte), damit *rechtzeitig* eingegriffen werden kann.

  • Zitat

    Original geschrieben von schmidt3
    Ich bin ehrlich gesagt nicht mehr so genau informiert, wie es heute geregelt ist. Als ich angefangen habe zu studieren, gab es noch die ZVS (Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen) und dort wurden die unterschiedlichen Abiturdurchschnittsnoten in den verschiedenen Bundesländern jedes Semester neu gewichtet. D.h. eine schlechtere Abiturnote etwa aus Bayern war soviel wert wie eine bessere aus Bremen. Insofern wurde dieser Punkt durchaus berücksichtigt.


    ZVS spielt imho nur bei den traditionellen Unistudiengängen wie Medizin, Jura und Theologie ne wichtige Rolle.


    Viele andere Unistudienplätze wie z.B. BWL und Ingeneurswisseschaften werden zum Teil über ZVS und zum Teil von den Hochschulen selber vergeben.


    Studienplätze moderner Unistudiengänge wie z.B. Mediendesign, Vermarktungsmanagment, ... sowie alle FH-Studiengänge werden ausschliesslich direkt von den Hochschulen vergeben.


    ZVS ist sowiso unbeliebt da man nie weis wo die einem hinstecken würden, deshelb ist eine Bewerung bei den Hochschulen generell beliebter.


    Und dort gibt es bei Unistudiengängen nur 2 NC Schnitte (dt. Hochschulreife und vergleichbare ausländische Abschlüsse) und bei FH-Studiengängen 3 NC Schnitte (dt. Fachhochschulreife, dt. Hochschulreife, vergleichbare ausländische Abschlüsse).

  • Zitat

    Original geschrieben von schmidt3
    Darüber, daß es in Deutschland in der Bildungspolitik nicht darauf ankommen darf, was das Kostengünstigste ist, besteht zwischen uns sicherlich kein Dissens. Wogegen ich mich wehre, ist der Versuch, aus der Schule Leistungsdruck und Wettbewerb vollständig verbannen zu wollen. Wo sonst sollten Kinder und Jugendliche lernen damit umzugehen. Damit will ich durchaus nicht reinen Paukschulen nach japanischem Muster das Wort reden. Aber solide Wissensvermittlung zumindest in solchen elementar wichtigen Fächern wie Deutsch, Mathematik und Englisch muß ganz klar im Vordergrund stehen. Ohne diese kann man heute in kaum einem Beruf mehr bestehen.
    Und es hilft leider auch nicht darauf zu achten, wie sehr sich jemand angestrengt, wie Du es weiter oben angeregt hast. Denn das will später niemand mehr wissen. Späteststens im Berufsleben zählt nicht mehr das subjektive Bemühen, sondern ausschließlich das objektive Ergebnisse. Es hilft den Heranwachsenden nichts, wenn man sie bis zum Abitur oder besser noch bis zum Ende des Studiums vor der "harten Realität" beschützt, der Praxisschock ist anschließend nur um so härter. Ein gesundes Maß an Leistungsdruck muß es auch schon in der Schule geben, das ständige Herunterfahren der Anforderungen ist der gänzlich falsche Weg. Sonst endet es nämlich irgendwann wirklich so:


    http://www.kreb-dadi.de/unterh…download/PISA-Analyse.pdf



    Es ist meiner Meinung auch gar nicht sinnvoll und angedacht den Leistungsdruck durch Aufgliedeung in Leistungskurse gänzlich von den Schultern der Schüler fernzuhalten. Denn so finde ich, hat jeder Schüler bevor er die Schule mit einem Abschluss verläst, seine Leistung innerhalb einer Leistungsprüfung nachzuweisen. Und dann kann es durchaus schon vorkommen, das einer nach 10 oder 11 Jahren Unterricht seine Reifeprüfung ablegt, der andere aber vielleicht erst nach 13. Aber über genau festzusetzende Regeln müßten sich andere Sachverständige als wir hier den Kopf zerbrechen. So muß dann aber auch akzeptiert werden, wenn einer nicht eine entsprechende Leistung innerhalb einer vorgegeben Zeit (Zwischenprüfungen) erbringt, so rückt ein entsprechender hochwertigere Schulabschluß halt in unerreichbare Ferne.



    Siemensanier


    PS: Wer will schon einen 40jährigen Schüler der noch für das ABI büffelt ;)

  • Ach Leute. Mal meine Erfahrungen:


    Ich durfte die 7. Klasse wegen einer 6 in Latein wiederholen. Alle anderen Noten waren mindestens 4. Mit der Wiederholung änderte sich bei meinen schulischen Leistungen kaum etwas, meine Einstellung der Schule gegenüber verschlechterte sich noch. Entsprechend wäre ich abermals sitzengeblieben, diesmal aber wegen anderer Fächer, bei denen ich mich im Vergleich zum Vorjahr noch verschlechterte. Ich langweilte mich schlicht ohne Ende, den Großteil des Stoffs kannte ich schließlich schon irgendwo her - und Latein war mir weiterhin egal. Ich sah das Sitzenbleiben eher als dümmliche Bestrafung denn als Ansporn.


    Erst in der 9. Klasse wurden meine Noten besser und letztlich habe ich an dieser Schule noch Abitur mit einer 1 vor dem Komma gemacht.


    Wer mit "Grundlagen" kommt - das war in Latein furchtbar egal, weil dieses Fach jedenfalls zu meiner Zeit in der Oberstufe ersatzlos abgewählt werden konnte und schon vorher ich nicht der einzige war, der sich durch den Unterricht mogelte. Dank einer "4" bekam ich problemlos das Latinum - mit Lateinkenntnissen nahe null. Man muss nur wissen, wie man sich durchmogeln kann.


    Derweil saßen bei uns im Jahrgang noch Schüler, die nach eigener Aussage und bestätigt von den leider eher kläglichen Aufgabenlösungen den gesamten Mathestoff ab der Mittelstufe nicht mehr richtig verstanden hatten. Das blieb letztlich durchweg konsequenzenlos, weil diese Schüler sich nicht so dämlich anstellten und wenigstens immer eine 5 in Mathe bekamen. Diese Note ließ sich damals jedenfalls noch mit einer 3 in einem anderen Hauptfach ausgleichen.


    Fazit: Das derzeitige System ist IMO schlicht für den Arsch. Ich habe ein Jahr verloren, einige meiner Mitschüler von damals kann man mit Mathe nur jagen. Nötig wäre eine Differenzierung der Leistungen mit entsprechender Betreuung. Aber darauf können wir lange warten, wenn im Schulbereich weiter gespart werden soll und die Schulzeit stattdessen mit unausgereiften Konzepten wie G8 verkürzt wird.


    PS: schmidt3, vor dem Sozialismus brauchst du dich im Bildungsbereich jedenfalls nicht zu fürchten. Es ist Fakt, dass der Bildungsstand kommunistischer Länder mit dem kapitalistischer Systeme mindestens mithalten konnte bzw. kann.

  • Zitat

    Original geschrieben von oleR

    Fazit: Das derzeitige System ist IMO schlicht für den Arsch. Ich habe ein Jahr verloren, einige meiner Mitschüler von damals kann man mit Mathe nur jagen. Nötig wäre eine Differenzierung der Leistungen mit entsprechender Betreuung. Aber darauf können wir lange warten, wenn im Schulbereich weiter gespart werden soll und die Schulzeit stattdessen mit unausgereiften Konzepten wie G8 verkürzt wird.


    PS: schmidt3, vor dem Sozialismus brauchst du dich im Bildungsbereich jedenfalls nicht zu fürchten. Es ist Fakt, dass der Bildungsstand kommunistischer Länder mit dem kapitalistischer Systeme mindestens mithalten konnte bzw. kann.



    Naja so unterschiedlich können eben Praxiserfahrungen sein. So wie du, und wie ich schon vorher einmal erwähnte, habe auch ich eine Klasse wiederholt. Und Zufälle gibt es, es war ebenfalls die 7. . Nur ist bei mir relativ zeitnah der Knoten geplatzt. Wobei der Auslöser hierfür wohl der Wechsel des Klassenlehres gewesen sein dürfte. Zum Streber bin ich zwar nie mutiert, aber zum Schulvertreter des neu initiierten Kreisschülerrates. Und schon damals , als ein Fach noch Arbeit Wirtschaft (AW) hies habe ich schon beim Lehrer, mit meinen der Norm nicht immer konform gehenden Überlegungen, angeeckt. Was sogar dahin führte, das er eine einfache Frage stellte, auf der nach seiner Lehre auch nur eine Antwort möglich war, ich als Schüler diese aber verweigerte. Wir sahen uns einmal ca. 20 min Auge in Auge an nach dem er diese Frage im Frontalunterricht stellte und der Satz fiel: "Ich weiß, das einer von euch die Antwort weiß, und die will ich jetzt von ihm hören." Und wenn nicht irgendwann die Pausenklingel geläutet hätte, würden wir uns heute wahrscheinlich noch Auge in Auge anschauen. Meine Mitschüler hatten zumindest währendessen 20min Freizeit.


    Ich glaube nicht, dass es wirklich immer Angst vorm achso bösen Sozialismus ist. Eher die konservative Angst vor Neuem und Veränderungen. Und da ist schnell mal die Keule des versagenden Sozialismus hervorgekramt.


    Später bin ich auch nur deswegen zum Bund gegangen, um mir ein aussagefähiges eigenes Bild über diesen Verein machen zu können. Dieses praktische Studium blieb mir beim Sozialismus jedoch verwehrt. Erfahrung mit Sitzenbleiben konnte ich selber sammeln, ebenfalls mit dem Bund, aber mit Sozialismus? Zumindest in meiner eigenen Familienhistorie. Ich brauche nur nach München ins "Deutsche Museum" zu fahren, um einen Teil meiner eigenen Familiengeschichte zu finden (Nein die hat nichts mit Siemens zutun auch wenn mein Nick daran anlehnt). Und dieser Vorfahre war bestimmt kein Sozialist. Eher erfolgreicher Unternehmer zumindest bis das wirtschaftliche Umfeld umkippte.
    Erst kippte das wirtschaftliche Umfeld, dann kamen die Nationalsozialisten, dann die Sozialisten bzw. Kommunisten. Bestimmt ein schweres Schicksal für einen Kapitalisten dieses mit anzusehen. Oder zu sehen wie seine AN's mitmal Bomben oder Autobahnen bauen. Zumindest konnte er seinen eigenen Hintern retten, und das sogar ohne Mitläufer zu werden, oder vielleicht sogar nur deswegen. Aber eben nicht die unzähligen Hinterteile seiner ehemals Dienenden. Eigentlich müßte ich doch genau deswegen die größte Abneigung gegen teiweise vielleicht sogar sozialistische Ansätze pflegen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Weil ich aus "eigener" Erfahrung ansehen konnte wie schnell aufgebautes Vermögen bei instabilen gesellschaftlichen Umfeld wegbricht. Und dieses nicht nocheinmal erleben möchte. Beim ersten Mal konnte einiges "gerettet" werden, wie wird es aber beim nächsten Mal sein?



    Wer nicht bereit ist Neuerungen zu akzeptieren oder gar voranzutreiben kann sein Schaffen früher oder später im Museum betrachten. Und so ist es ebenfalls mit unserem Bildungswesen, um dann mal wieder zum Thema zurückzukehren.
    Denn so wie es im Moment läuft gehört es ins Museum, und zwar nicht als positiv Beispiel.



    Siemensanier

  • Also mit Kopfschütteln muss ich immer lesen das die Erziehung in der Familie bleiben sollte. Aus gutem Grund heissen Kindergartenbetreuer Erzieher und mit dem Beginn der Schulzeit hört die Erziehung nicht auf. Erzogen wird ein Mensch zu jeder Zeit und an jedem Ort und eben nicht nur zuhause oder ausschliesslich in der Schule. Ich hatte 1990 mit Beginn des Gymnasiums einen der weiter oben beschriebnen "Altlehrer", zwar ohne Anzug aber mit entsprechenden konservativen Ansätzen und reichlich Berufserfahrung. Er bestand als einziger darauf das zu Beginn des Unterrichts die gesamte Klasse aufsteht und sich begrüßt. Er war der einzige Lehrer der an der Sache festgehalten hatte und wurde meistens als alter Sack verspottet.
    Ein paar Jahre später begegneten wir uns an einem anderen Gymnasium wieder, wo ich auch regulären Unterricht bei ihm hatte und was für eine Überraschung, auch dort musste ich aufstehen.
    Was ich aber heute zugestehen muss, ist das ich nicht nur viel fürs Leben gelernt habe, sondern das er zeitgleich in der Position als Schulleiter den Laden im Griff hatte . Jede Stunde nahm er sich die Zeit und schaute bei jedem Schüler ob er die Hausaufgaben gemacht hatte und stichprobenartig die Qualität. Versuchte man den Aufgabe der Vorwoche nochmal vorzulegen, gab es eine kurze Minute nach dem Unterricht unter vier Augen mit einer klaren Ansage das man als Schüler ihn betrügen würde mit sowas wenn er auf der anderen Seite sich die Arbeit macht mit der Unterrichtsvorbereitung (nein, er recyclte keine Klausuren in anderen Jahrgängen, wir hatten das geprüft) und nicht einfach nur ein Anschiss. Zudem machte er über jeden Schüler, in jeder Stunde Notizen über die einzelnen Leistungen und griff sofort ein wenn Leistungsabfälle abzusehen waren die Hintergründe hatten (wie o.g. Scheidung). Natürlich war der Tonfall hart und das verlangte Leistungspensum echte Arbeit, aber er brachte den Schülern nicht nur Lernstoff, sondern auch soziale Kompentenzen bei. Sei es nur Respekt vor Arbeitgebern und allgemeines Verhalten. Die Schule selber war in der Regel verdammt sauber, weil das Verschmieren von Tischen mit Eddingstiften mit einer halben Stunde Terpentin am Nachmittag und einer klaren Ansage geahndet, genau wie die Unfähigkeit den Mülleimer zu treffen bei einem Dauerproblem ein sauerstoffreicher Nachmittag mit dem Müllsack wurde. Dafür wurde man aber auch von der Lehrer-/Schulseite respektiert und konnte nicht nur mit seinen Problemen jederzeit kommen, sondern bekam für Schülerprojekte, die vorgetragen wurden in der Regel immer die benötigten Mittel wenn es tragbar war.


    Damit will ich nicht nur sagen das ich das Glück hatte an einer guten Schule mein Abi zu verbocken, sondern die Lösung bei den Lehrern ansetzen muss, die schliesslich der Multiplikator sind und das nicht nur mit finanziellen Mitteln sondern auch dort mit stetiger "Erziehung". Es ist einfach so das viele Lehrkörper sich den Problemen nicht mehr stellen wollen und lieber ihre Zeit absitzen, weil es keinen Unterschied für ihr macht. Warum sollte ein Lehrer egal welche Leistung er hat unkündbar sein und seine Bezüge alle paar Jahre steigen, weil er eignetlich nur anwesend ist.

  • Zitat

    Original geschrieben von BuBubaer
    Also mit Kopfschütteln muss ich immer lesen das die Erziehung in der Familie bleiben sollte.


    Dieses sage ich wohl, weil ich daheim noch eine Erziehung in diesem Sinne genossen habe. Sicherlich wird auch im Kindergarten und in der Schule erzogen. Aber was im Elternhaus nicht beigebracht wird in der Erziehung, kann später schlecht bis gar nicht nachgeholt werden.


    Ich meine damit nicht die soziale Kompetenz und andere weiche Faktoren des Lernens. Sondern vielmehr die Grundlagen wie Ehrlichkeit, Respekt und Fleiß. Wenn diese Sachen nicht im Elternhaus vermittelt werden und als Werte gelten sehe ich hier ein Problem welches durch einfachen Unterricht nicht gelöst werden kann.


    Dass Gruppenfähigkeit, Förderung einzelner Talente usw. auch in den Kindergäten und danach in den Schulen vermittelt werden sehe ich ebenso als notwendig an. Aber ohne eine gewisse Grunderziehung geht es eben nicht, und diese wird vom Elternhaus gesteuert.


    Ich (auch als Vater) finde es schrecklich, wenn immer alle Verantwortung auf die Kindergärten/Schule abgewälzt werden. Auch ich trage eine Verantwortung meiner Tochter gegenüber, ihr etwas mit auf den Weg zu geben um einigermaßen gut durch die Welt zu kommen. Ich will nicht, dass meine Tochter durch Gangstaz lernt, was Respekt bedeutet. Ich will nicht, dass sie der Meinung ist, mit Lügen und Betrügen besser voran kommen zu können. Ich will nicht, dass sie nach einem Abschluss zu Hause bleibt weil der Staat ja alles bezahlt.


    Sicherlich ist das meine sehr subjektive Sichtweise. Aber wir leben nunmal nicht in einem Staat, der uns das Denken abnimmt (zum Glück). Wenn manches Elternteil mal bei der Erziehung des eigenen Kindes mehr Zeit und Kraft investieren würde, würde einiges besser laufen in der Zukunft dieser Kinder.

    Bunt ist das Dasein und granatenstark! Volle Kanne, Hoschi.


    PS: CLK sind meine Initialen, haben auch nichts mit dem Auto zu tun. Gruß, Christian!

  • Zitat

    Original geschrieben von CLK
    Aber was im Elternhaus nicht beigebracht wird in der Erziehung, kann später schlecht bis gar nicht nachgeholt werden.
    ...
    Ich (auch als Vater) finde es schrecklich, wenn immer alle Verantwortung auf die Kindergärten/Schule abgewälzt werden.


    Da kann ich nur zustimmen. Wenn ein Kind mit ~6 Jahren eingeschult wird, dann ist es mit der Erziehung zu spät- viel zu spät. Schule sollte ja eigentlich nur lehren und nicht erziehen. Doch das wird wirklich immer mehr den Lehrern zugeschoben- die dann natürlich für das lehren weniger Zeit übrig haben.Wenn in jeder Klasse, in jedem Jahr, in jedem Fach jeder Lehrer erstmal ein viertel Jahr braucht um sich Respekt zu verschaffen um als "Führungskraft" akzeptiert zu werden , dann ist da was faul. Ganz davon abgesehen, das es unmöglich ist 30 Kinder gleichzeitig zu erziehen. Erziehen ist vermutlich die kräfte- und nervenzehrendere Aufgabe.


    Auch ist es für Lehrer oft Wahnsinn mit welchen Eltern sie konfrontiert werden. Wenn beispielsweise ein Grundschüler einen Verweis per Post, "abfängt" und krakelig unterschrieben abgibt, der Leher wütend die Eltern einbestellt und die dann nur das Kind für die Fälschung in Schutz nehmen -"ach der gute wollte ja bestimmt nur dass wir uns nicht Sorgen machen". Tja was soll man da als Lehrer machen? Also heiße Ohren gabs bei mir wirklich sehr sehr selten, aber sowas wäre definitiv ein Fall dafür gewesen -mit Recht.


    Auch ist es unglaublich, dass es Kinder gibt denen Mami noch in der 4 Klasse die Büchertasche bis vors Klassenzimmer trägt und noch klein Mäxchen die Schuhe binden muss. Und in der Pause? Da muss dann die Lehrerin die Schuhe binden... ach wie gut das es ja den Klettverschluss gibt -es lebe der Fortschritt :p
    Meine Eltern haben mich im letzen Frühjahr/Sommer alleine in den Kindergarten gehen lassen- warum auch nicht, wenige Wochen später muss ich das ja auch zur Schule schaffen.


    Zitat

    ...
    Wenn manches Elternteil mal bei der Erziehung des eigenen Kindes mehr Zeit und Kraft investieren würde, würde einiges besser laufen in der Zukunft dieser Kinder.


    Wobei einfach viele Eltern überfordert sind, weil sie selbst nicht wissen was Erziehung ist. Und das ist kein alleiniges "Unterschichten" Problem wie es der unregelmäßige Konsum der Super Nanny gerne vorgaukelt -es sind höchstens die Probleme unterschiedlich. Die einen prügeln und schreien weil die Eltern keine klaren Grenzen und Konsequenzen ziehen , die anderen zicken, bocken weil Mami ihnen jeden noch so teuren Wunsch erfüllt und bisher alles nach Ihrem Kopf gegangen ist.


    Wenn es um Erziehung geht, glaube ich der Staat sollte viel mehr tun. Das Jugendamt muss weg vom "wir sperren deine Kinder ins Heim" Image, wo sogar ein Akademikerpaar Herzklopfen kriegt und die Türen verrammelt. Ich denke, grade im Hinblick auch die Vernachlässigungsfälle der letzten Jahre, sollte das Jugendamt hunderte von "Supernannys" einstellen die in regelmäßigen Abständen bei den Familien auf nen Kaffee vorbeikommen und einfach als Ratgeber vom Babybaden bis Pubertät fungieren können und den Eltern zeigen das sie jederzeit unbürokratisch auch mal Hilfe in Erziehungsfragen bekommen können. Wenn man Supernanny & Co sieht, sieht man das ein Blick in die Familie und ein paar wirklich simple Tips&Regeln oft vieles in die richtigen Bahnen lenken kann bevor das Chaos ausbricht.

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