Kein Sitzenbleiben mehr! Schwachsinn?!?

  • Schöner Beitrag, webbiller.
    Das sehe ich auch so.


    Zitat

    Original geschrieben von webbiller
    Sowas geht nur dann wenn man den Unterricht umstrukturiert und vom Frontalen wegkommt. Offene Lernformen sind dazu nötig, die es dem Lehrer ermöglichen in einer Schulstunden Schüler auf verschiedenen Niveaus zu fordern. Und wer heute in eine Grundschule geht und mal den "frisch gebackenen" Grundschullehrern über die Schulter schaut,erkennt das sich hier schon einiges getan hat und es wirklich funktioniert, während nebenan die altgedienten Frontalunttericht anno 19irgendwas fähren :p.


    Genau. Die Krux liegt in der Lehrerausbildung und in der Unterfinanzierung von Bildung allgemein. Das sagen sogar (selbst-)kritische Lehrer.
    Die Grundschullehrer gelten tatsächlich als besonders progressiv. Das mag aber auch damit zusammenhängen, dass gerade Studenten gymnasialer Lehrämter nur eine vergleichsweise oberflächliche Ausbildung in Pädagogik genießen.


    Obwohl das sicher auch wieder von Bundesland zu Bundesland verschieden ist.

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Zitat

    Original geschrieben von rajenske
    Wer dumm ist, ist aggressiv? Oder umgekehrt? :flop:


    So ganz aus der Luft gegriffen ist diese Behauptung nicht, denn wer nur einen geringen Wortschatz und nie gelernt hat, sich sachlich verbal zu äußern/verteidigen und zu reflektieren, muss seinen Gefühlen andersweitig Luft machen.
    Es gibt sicher Menschen, die einfach von Natur aus eher zu Aggressivität neigen als der Durchschnittsbürger, aber bei den meisten davon sollte das durch eine entsprechende frühzeitige Erziehung & Bildung soweit in den Griff zu bekommen sein, dass sie später keine "Gefahr" für die Bevölkerung darstellen und auch selbst mehr vom Leben haben.
    Lässt man hingegen solche Leute von Anfang an (auch) in der Schule links liegen, weil sie eh nix "taugen" oder zuviel Arbeit machen, braucht man sich nicht wundern, wenn sie dann als Teenies die Überwachungskameras in den U-Bahn Stationen auf Trapp halten.


    Zitat

    Original geschrieben von webbiller
    Auch kommen Konzepte wie z.B. altersgemischte Klassen also z.B.1+2 relativ gut an. ...


    Das ist an einer mir bekannten Montessori*-Grundschule Standard, allerdings vermutlich nur, weil dort auch eine bestimmte Quote an Schülern, die normalerweise in die Förderschule müsste, integriert wird. Es sind immer (fast immer?) 2 Lehrer anwesend und die Schüler müssen auch nicht unbedingt 2 Jahre in der Stufe verbringen, sondern können bei Bedarf ein Jahr ranhängen oder (vermute ich) ein Jahr überspringen. Dadurch, dass viel Gruppen- und Freiarbeit stattfindet, müssen die Schüler eben nicht alles im gleichen Tempo lernen - die guten haben dadurch weniger Leerlauf und die langsameren weniger Frust.
    Wer schon mal einer kleinen Gruppe aus unterschiedlichen Klassenstufen Nachhilfe gegeben hat, weiß, dass diese Art von Unterricht dem Lehrer deutlich mehr abverlangt als der typische Frontalunterricht, bei dem sich manche Schüler gar nicht erst trauen, nachzufragen, wenn sie was nicht verstanden haben.


    * Als krasses Gegenbeispiel ist mir eine normale Grundschullehrerin mit Montessori-Zusatzausbildung bekannt, die deutlich größere Probleme damit hatte, dass nicht alle ihre Schüler im Gleichschritt lernten. :rolleyes:

    j(oke)phone? Ich lass mich nicht verA(e)pplen!
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  • Re: Kein Sitzenbleiben mehr! Schwachsinn?!?


    Zitat

    Original geschrieben von Patrick333
    Habt ihr schon gehoert, die Schulbehoerden wollen das Sitzenbleiben abschaffen, egal wieviele 5en und 6en jemand auf dem Zeugnis haben wird!


    Diese geplante Neuregelung kommt für mich leider einige Jahre zu spät! :D
    Ich musste seinerzeit ein Schuljahr doppeln.


    Ganz extrem fällt mir eigentlich ständig die katastrophale Rechtschreibung deutscher Jugendlicher auf, übrigens auch hier wieder in diesem Thread.
    Dabei ist es manchmal so einfach, gar nicht wird gar nicht zusammen geschrieben, "Standard" und "hältst" sollten ebenfalls bekannt sein, na ja.......


    Man vermutet auch oftmals einen Migrationshintergrund bei vielen Menschen in diesem Lande, einfach nur aufgrund ihrer desolaten Ausdrucksweise. Und dann stellt sich heraus, dass sie "urdeutsch" sind.

    Ich habe dem Teufel meine Seele verkauft und jetzt sind wir beide ein wenig aufgeregt...!

  • Zitat

    Original geschrieben von webbiller
    Alle schlafen,einer spricht das nennt man Frontalunterricht.
    Genau davon will man wieder weg. Jeder der sich durchs Gymnasium geschlängelt hat, hat viele Sachen gehört, auswendig gelernt, in der Prüfung zu Papier gebracht .... und wieder vergessen. Alle die mal Nachhilfeunttericht gegeben haben können vermutlich zustimmen, dass sie erst in dem Moment, wo sie versucht haben es einem anderem (noch dümmeren :p) beizubringen und zu erklären, es erst vollständig und dauerhaft verstanden haben.

    Das kann man nicht abstreiten, aber trotzdem hat der Frontalunterricht auch einen Vorteil. Nämlich das man relativ viel Wissen in relativ kurzer Zeit vermitteln kann.


    Dadurch zu lernen, etwas in der Gruppe gemeinsam zu machen, ist zwar wesentlich intressanter und man behält die Ergebnisse länger im Kopf, aber man braucht für die gleichen Inhalte wesentlich mehr Zeit.


    Um das im grossen Stil zu machen müsste man entweder die Inhalte reduzieren (ist auch nicht gut, weil dann das Wissensnievau insgesamt sinkt) oder die Unterrichtszeiten verlängern (ist auch nicht gut, weil dann die Schüler noch weniger Freizeit haben und es ausserdem auch mehr kostet).


    Realschule und Gymasium könnte man imho schon gut zusammenlegen, weil da das Schwierigkeitsnivau zwischen Realschule+Fachoberschule und Gymnasium nicht so unterschiedlich ist.


    Aber zu den Hauptschulen (von M Klassen abgesehen) ist der Niveauunterschied imho zu gross um sie gemeinsam mit Schülern welche die Hochschulreife anstreben unterrichten zu können.


    Aber irgendwie muss man trotzdem für Durchlässigkeit des Bildungssystems sorgen, was wohl das grösste Problem ist.

  • Zitat


    So ganz aus der Luft gegriffen ist diese Behauptung nicht, denn wer nur einen geringen Wortschatz und nie gelernt hat, sich sachlich verbal zu äußern/verteidigen und zu reflektieren, muss seinen Gefühlen andersweitig Luft machen.


    Auch mit geringem Wortschatz kann man seinen Gefühlen Luft machen. Und das passiert auch, hingegen kommt es oft genug vor, dass gebildete Menschen mit großem Wortschatz ihre Gefühle zurückhalten. Jedoch wirken sie evtl. erst mal angepasster und unauffälliger.


    Eine Gleichsetzung von aggressiven und "dummen" Menschen im Gegensatz zu gebildeten Menschen halte ich für grotesk, wirklichkeitsfremd und menschenverachtend.


    Zitat

    Es gibt sicher Menschen, die einfach von Natur aus eher zu Aggressivität neigen als der Durchschnittsbürger, aber bei den meisten davon sollte das durch eine entsprechende frühzeitige Erziehung & Bildung soweit in den Griff zu bekommen sein, dass sie später keine "Gefahr" für die Bevölkerung darstellen und auch selbst mehr vom Leben haben.


    Menschen/Schüler mit psychischen Problemen gibt es quer durch alle Gesellschafts- und Bildungsschichten. Zudem ist aggressives Verhalten nicht unbedingt durch Bildung zu bekämpfen.


    Du nennst selbst das Stichwort "Erziehung", darauf kommt es an - und das hat ja nicht nur etwas mit Intelligenz zu tun.


    Von Natur allein entsteht selten aggressives Verhalten, Ursachen sind z.B. fehlende Wertschätzung, negative Erlebnisse und - jetzt kommt's: fehlende Perspektiven.


    Und da sind wir wieder beim Thema: Schüler, für die in unserer Gesellschaft wenig Perspektive geboten werden (ab in die Hauptschule), stehen ihr oft ohnmächtig gegenüber - je nachdem äußert sich das auch in Aggressivität. Übrigens oft auch in Verlust der Motivation. Die übrigens durch Sitzenbleiben selten wiederkommt. Motivieren geht anders. Schüler brauchen ein Ziel. Wer ein Ziel hat, lernt viel besser.


    Ich erlebe das tagtäglich und behaupte mal zu wissen wovon ich rede.


    Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Das kann man nicht abstreiten, aber trotzdem hat der Frontalunterricht auch einen Vorteil. Nämlich das man relativ viel Wissen in relativ kurzer Zeit vermitteln kann.


    Anders: Man hat das Gefühl, man könnte relativ viel Wissen in relativ kurzer Zeit vermitteln. In bestimmten Fällen macht Frontalunterricht durchaus Sinn, aber oft genug nicht. Es zählt, "was hinten rauskommt", was Schüler später wissen und können. Wo wenig Eigenaktivität ist, lernt man weniger.


    Aber zum Thema Frontalunterricht und Entwicklung der Unterrichtsformen hat webbiller schon einiges geschrieben, was ich unterstütze.


    Grüße, Öle

    Mit Grüßen ...

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    ... aber trotzdem hat der Frontalunterricht auch einen Vorteil. Nämlich das man relativ viel Wissen in relativ kurzer Zeit vermitteln kann.

    Ja, ich bin heute wirklich dankbar, dass ich die detaillierte Zusammensetzung vieler Atome, diverse Kriege mit allen Einzelheiten und Kurvendiskussionen lernen durfte. Hat mir in meinem bisherigen Leben echt viel gebracht, dieses Wissen...
    Wie das mit *mir* und *meinem* Leben zusammenhängt, durfte ich mir dann in denkerischer Schwerstarbeit selber zu Hause zusammenklamüsern. :rolleyes:


    Zitat

    Dadurch zu lernen, etwas in der Gruppe gemeinsam zu machen, ist zwar wesentlich intressanter und man behält die Ergebnisse länger im Kopf, aber man braucht für die gleichen Inhalte wesentlich mehr Zeit.

    Der Mensch (ganz besonders der junge Mensch) lernt *ständig* neue Inhalte!
    In der Gruppenarbeit vielleicht nicht so viel 'Stoff', aber davon brauchen wir eh nicht alles, was in einem Universallexikon steht, sondern die Kinder können ganz andere Dinge lernen, die ich z.T. für wichtiger erachte, als bloße Fakten.
    Gerade, wenn zu Hause keine idealen Bedingungen vorherrschen, mit den Kindern wenig gesprochen wird, keine guten Vorbilder da sind, kann die Beschäftigung in der Gruppe bestimmt das eine oder anderen Defizit im sozialen Verhalten reparieren.


    Dass 'Wissen' immer mit Faktenwissen und nicht etwa mit Weltwissen, Benehmen, sozialer Kompetenz, Empathie, Recherchefähigkeit, Abstraktionsvermögen, Differenzierungsfähigkeit, Flexibilität, Motivationsfähigkeit, Selbstdisziplin, Verantwortungsbewußtsein, Moral, Urteilsvermögen, halt *Bildung* im weitesten Sinne, verstanden wird, liegt wohl auch an dieser komischen Schulform, wie wir sie bisher haben.


    Ich wäre für sehr viel mehr interdisziplinäreren Unterricht und für Philosophie als Pflichtfach für alle. - Da würden die Schüler mehr für und über *ihr* Leben und das Miteinander-Leben lernen als wenn sie alle Einzelheiten der Photosynthese auswendig können.


    Babys lernen beim Hören klassischer Musik viel über Mathematik. Sie kennen zwar keine Formeln, aber 'wissen', was Strukturen sind. Dies hilft ihnen in ihrem gesamten weitern Leben in verschiedenen Bereichen. - Warum soll das bei (Grund)Schülern anders sein?!


    Was nützt es mir, wenn mein Gehirn angefüllt mit diversten Dingen ist, aber ich nicht weiß, wie ich die Suchmaschine richtig verwende und die Ergebnisse einzuschätzen habe?!

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Das kann man nicht abstreiten, aber trotzdem hat der Frontalunterricht auch einen Vorteil. Nämlich das man relativ viel Wissen in relativ kurzer Zeit vermitteln kann.


    Dadurch zu lernen, etwas in der Gruppe gemeinsam zu machen, ist zwar wesentlich intressanter und man behält die Ergebnisse länger im Kopf, aber man braucht für die gleichen Inhalte wesentlich mehr Zeit.


    Das ist richtig. Es ist ebenso falsch ausschließlich auf offene Formen zu setzen wie z.B. bei Montessori wie nur auf Frontalunterricht zu beharren. Es zählt wohl der "goldene Mittelweg", also eine Mischung/Abwechslung der unterschiedlichen Formen. Wie ich schon schrieb, zur Einführung neuer Themen z.B. in Mathe, ist es zielführender Frontal zu arbeiten, das einüben ist z.B. in offenen Formen besser möglich. Auch gibt es Facher auf dem Gym, die ich mir persönlich schwer anders als Frontal vorstellen kann z.B. Geschichte- was nicht heißt das es nicht anders geht.


    Richtig ist, das es für den Leher wesentlich anstrengender ist offene formen vorzubereiten und zu betreuen, als 45 Minuten Frontalvortrag abzureißen.
    Im Gespräch mit Grundschullehrern war ich sehr erstaunt zu hören, das es idR problemlos möglich ist die Schüler so zur freier Arbeit zu motivieren, dass sie lange konzentriert an ihren durchaus schwierigen Aufgaben arbeiten und sogar den Pausengong überhören bzw. darum bitten doch die Pause ausfallen zu lassen um weiterzumachen. Sowas kann ich mir fast nicht vorstellen, daran denkend wie man selber doch täglich den Sekundenzeiger verfolgte um mit lautem Gejohle in die Pause zu drängen. :rolleyes:


    Wie gesagt, nicht in allen Fächern ist so etwas umsetzbar. Aber in vielen Fächern in denen die Information kompakt ist, aber das verstehen und einüben viel Zeit in Anspruch nimmt(Sprachen,Naturwissenschaften,Mathe), ist ein "neuer" Weg oft vielversprechend und weil viel effektiver auch im Grunde "zeitsparender". Nur leider oft unvereinbar mit einem auf die Sekunde genau durchgeplanten Stundenplan.



  • Dem kann ich mich nur 100%ig anschließen.


    Aber eine Hoffnung bleibt mir. Wir Leben im Jahr 2008 heutiger Zeitrechnung. Und vieles was Schule angeht entstand in einem sehr kleinen Zeitraum dieser Zeitrechnung. Also muß die Innovationsfähigkeit wahrscheinlich im Bildungswesen hoch sein, was auch so eigentlich zu erwarten sein sollte. Außer sie wird durch wirtschaftliche Zwänge ausgebremst.

  • Zitat

    Original geschrieben von Elke2002
    Ja, ich bin heute wirklich dankbar, dass ich die detaillierte Zusammensetzung vieler Atome, diverse Kriege mit allen Einzelheiten und Kurvendiskussionen lernen durfte. Hat mir in meinem bisherigen Leben echt viel gebracht, dieses Wissen...
    Wie das mit *mir* und *meinem* Leben zusammenhängt, durfte ich mir dann in denkerischer Schwerstarbeit selber zu Hause zusammenklamüsern. :rolleyes:


    Natürlich muss man das alles nicht bis ins Detail könne, aber ein bestimmtes Grundwissen muss man von jungen Menschen einen Schulabschluss anstreben schon erwarten.


    Und wie ein Atom so aufgebaut ist, was es mit dem 30-Jährigen Krieg so auf sich hatte und was Steigung und Krümmung einer Funtion bedeutet gehört imho schon dazu.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Natürlich muss man das alles nicht bis ins Detail könne, aber ein bestimmtes Grundwissen muss man von jungen Menschen einen Schulabschluss anstreben schon erwarten.


    Und wie ein Atom so aufgebaut ist, was es mit dem 30-Jährigen Krieg so auf sich hatte und was Steigung und Krümmung einer Funtion bedeutet gehört imho schon dazu.


    Das bestreitet ja auch niemand. Natürlich muß ein Grundwissen vermittelt werden. Aber auch die Fähigkeit aus dem 30 jährigen Krieg eigene Schlüsse zu ziehen. Ebenso die Kreativität, das bohrsche Atommodell als Anschauungsmodell zu verstehen, es aber nicht unbedingt als 100%ige Abbildung der Wirklichkeit zu verstehen. Zumindest solange bis es einer von uns mal mit eigenen Augen zu Gesicht bekommen hat.

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