Mindestlöhne sinnvoll?

  • Zitat

    Original geschrieben von Siemensanier
    Das Experiment "Sozialismus" in östlichen Gefilden ist gescheitert, ohne Zweifel.
    Aber auch da gab es Egoisten, die dieses zur eigenen Machterhaltung missbrauchten. Nur warum soll der Kapitalismus mit genau den gleichen EgoistischenAnsätzen (siehe prof. Sinn) wesentlich längere Zeiträume überbrücken?


    Und unsere bisherige soziale Marktwirtschaft ist auch schon lange nicht mehr überlebensfähig! Nur gönnen wir uns uns den Luxus durch Auslagerung von Produktionskapazitäten (Globalisierung) diese künstlich am Leben zu halten.
    Ohne den Zukauf von menschenunwürdigen Produktionakapazitäten in das System, wäre auch dieses schon lange zusammengebrochen.


    Dann nenn mir mal ein besser funktionierendes System als die Marktwirtschaft? Da fällt auch keiner total durch den Rost, wir haben eine "Soziale Marktwirtschaft" und nicht Manchester-Kapitalismus.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Was du unter Marktwirtschaft verstehst, ist keine, sondern Sozialismus. Alle müssen gleich arm sein, dann ist es gut. Sozialismus ist eine Neidgesellschaft. In der Marktwirtschaft gelten andere Gesetze.


    Prost! :D


    Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Dann nenn mir mal ein besser funktionierendes System als die Marktwirtschaft? Da fällt auch keiner total durch den Rost, wir haben eine "Soziale Marktwirtschaft" und nicht Manchester-Kapitalismus.


    Und dazu reicht das Etikett?

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Zitat

    Original geschrieben von Siemensanier
    Eine Gesellschaft ohne Frisöre würde sehr zottelig aussehen. Daher scheint eine Produktivität dieses Berufsstammes nachweislich zu bestehen.


    Ja, und ich frage mich immer wieso Friseure das nicht schaffen, was andere Handwerker eben doch schaffen: nämlich ihre Preise so zu justieren dass damit genügend Marge erwirtschaftet wird.


    Wenn der Klempner kommt oder mein Auto in der Werkstatt steht zahle ich später auch eine Rechnung, die zum einen den Zeitfaktor der Arbeit und somit die Unkosten des Mitarbeiters wiedergibt, zum anderen Materialkosten und zum dritten anteilig diverse Vorhaltekosten wie Werkzeug, Ladenmiete, etc. abdecken muß.
    In anderen Branchen geht es. Warum nicht bei den Friseuren? Wenn ein Herrenhaarschnitt gewisse Unkosten verursacht muß die Rechnung entsprechend ausfallen, wenn's mit 15 EUR nicht machbar ist kostet der Friseurbesuch eben 20 EUR. Das muß der Kunde hinnehmen, er zahlt in jeder anderen Branche ja auch angemessene Rechnungen.


    Wenn ein paar Leute dann tatsächlich seltener zum Friseur gehen - OK, dann sollen sie das tun. Vielleicht stehen dadurch auch ein paar Friseure auf der Straße, aber dafür verdienen diejenigen, die arbeiten, ein angemessenes Gehalt. Und so gehört es sich auch.
    Ich glaube aber nicht dass dann die Anzahl der Friseurbesuche einbricht, denn die Eitelkeit der Leute ist prinzipiell hoch und wegen etwas höheren Kosten wird kaum jemand ungepflegter herumlaufen wollen. Es wird zwar vielleicht anfangs über die deutlich gestiegenen Preise geschimpft, aber bezahlt werden sie dennoch.


    Ich kenne nun nicht die speziellen Unkosten eines Friseurbetriebs, aber verglichen mit diversen anderen Branchen scheint es mir tatsächlich schwer machbar einen Herrenhaarschnitt, der 10 Minuten Zeit eines Handwerksgesellen erfordert, wo zudem Werkzeug (Scheren, Kämme, et.) erforderlich ist und der Laden unterhalten werden muß, für 15 EUR anzubieten. Eine solche Kalkulation erscheint mir schon auf den ersten Blick kaum realistisch wenn der Mitarbeiter fair bezahlt wird und die üblichen Lohnnebenkosten anfallen.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Dann nenn mir mal ein besser funktionierendes System als die Marktwirtschaft? Da fällt auch keiner total durch den Rost, wir haben eine "Soziale Marktwirtschaft" und nicht Manchester-Kapitalismus.

    Eine Soziale Marktwirtschaft ist ist mittlerweile imho nicht mehr, sondern eine Übergangsform zwischen Sozialer Marktwirtschaft und Manchester-Kapitalismus, wobei immer noch eine weitere Entwicklung richtung Manchester-Kapitalismus gefordert wird. Ob es wirklich dazu kommt, oder man sich doch wieder auf die soziale Marktwirtschaft besinnt ist imho derzeit noch nicht abzusehen.

  • Sozialismus und Kapitalismus sind sehr eng verwandt miteinander.


    Beim Sozialismus reagiert von Anfang an einer über das ganze Volk. Beim Kapitalismus ist es etwas spannender da der eine erstmal sich die Macht erkämpfen muss, um dann mit seinem Kapital über die Gesellschaft zu regieren.

  • wswasser:


    Zitat

    Das Briefgeschäft ist in der Hinsicht nicht so einfach zu betrachten, da die Post das Monopol besitzt, weil sie keine Steuer zahlt.


    Die Post zahlt natürlich Steuern. Nur sind ihre Briefdienstleistungen von der Umsatz(!)steuer befreit. Im Gegenzug muss sie Post in jedes noch so entlegene Kaff zustellen. Für über 80 % der Briefsendungen ist der "Nachteil" Mehrwertsteuer zudem gar keiner, weil diese Briefe von Firmen geschickt werden. Und für die ist Mehrwertsteuer nichts weiter als ein durchlaufender Posten.


    Zitat


    Was passiert also wenn die Chefin verdonnert wird mehr Gehalt zu zahlen:
    Entweder sie schmeißt eine Angestellte raus und macht weniger Umsatz weil sie nicht mehr so viele Kunden bedienen kann oder
    Sie erhöht die Preise um die Gehälter zahlen zu können weswegen die Kunden dann schreien und wegbleiben weil es zu teuer ist.


    Das würde heißen, dass die Leute lieber mit langen Haaren durch die Gegend laufen, statt 3 EUR mehr für den Haarschnitt auf den Tisch zu legen?


    Zitat

    Die Arbeitspflicht setzt natürlich voraus, dass ein Jeder auch eine Möglichkeit erhält seiner Berufung nachzukommen.


    Wo ist der Sinn einer Arbeitspflicht?


    Zitat

    Und da wären wir schon beim Stichwort der Mindesarbeitsplatzzahlen für eine okonomisch sowie ökologische funktionierende Volkswirtschaft. Denn dieses steht im direkten Zusammenhang mit der notwendigen Arbeitspflicht eines Jeden.


    Nochmal: Warum soll jeder arbeiten müssen? Zur Information: In diesem Land gibt es jetzt bei 82 Mio. Einwohnern weniger als 40 Mio. Erwerbstätige.


    Zitat

    Es gibt aber auch Arbeit dich sich nur bis zu einer bestimmten Höhe des Lohnes rechnet, da kann man nicht einfach diesen Lohn durch den Staat künstlich hochsetzen.


    Das ist schlicht eine Scheindebatte, da sie nur für eine Minderheit der betroffenen Arbeitsplätze relevant ist. In einer Marktwirtschaft ist es schlicht Ziel eines Arbeitgebers, die Arbeitnehmer so billig wie möglich zu bekommen. Da wir derzeit - und keiner der Wirtschaftswissenschaftler geht davon aus, dass sich das je in den nächsten Jahren ändern wird - mehrere Millionen Arbeitslose haben, ist das Angebot jedenfalls an gering qualifizierter Arbeit deutlich höher als die Nachfrage. Entsprechend die Löhne im Keller. Das führte jedenfalls in den vergangenen Jahren aber eben nicht dazu, dass das Angebot an Arbeit so stark zunahm, dass sich ein Gleichgewicht einstellte. Nicht im Ansatz! Da der Staat noch schön in den Markt durch Subventionen (die nötig sind, wollten wir die Leute nicht unter der Brücke sehen) und die Arbeitsmarktpolitk eingreift, lassen sich immer niedrigere Löhne realisieren. Die meisten betroffenen Arbeitsplätze sind in Bereichen, die man auf jeden Fall braucht. Briefzustellung, Sicherheitsdienste usw. Wo diese Menschen jetzt arbeiten, tun sie das nicht, weil sie so billig sind! Höhere Lohnkosten müssten im Zweifelsfall schlicht auf die Preise umgelegt werden. Dann zahlen die für die Arbeitskraft, die sie nutzen - und nicht die Allgemeinheit via ALG-II-Aufstockungen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Ja, und ich frage mich immer wieso Friseure das nicht schaffen, was andere Handwerker eben doch schaffen: nämlich ihre Preise so zu justieren dass damit genügend Marge erwirtschaftet wird.
    ...



    Gute Frage, für mich liegt der Grund in der persönlichen Haushaltsführung eines jeden Verbrauchers verborgen. Schon lange findet da eine Umverteilung und Umbewertung der eigenen Ausgaben statt. Begründet ist diese Umverteilung darin, dass der persönliche Haushalt schon lange nicht mehr reicht die individuellen Bedürfnisse eines jeden zu befriedigen. Einzelne Posten, und hier besonders die des täglichen Bedarfs, wurden mittels des "Aldi-Phänomen" beginnend Anfang der 80'er zunehmend unterbewertet. Und hierzu zählt nunmal auch das FriseurHandwerk. Es gab auch hier Aldis die es dem Verbraucher ermöglichten an dieser Ausgabenseite zugunsten beispielweise der steigenden Medienausgaben zu sparen. Der real gestiegende Haushaltsbedarf wurde somit vorrübergehend kompensiert.


    Kleine Ahnung wielange dein Haarschnitt durchschnittlich im Monat dauert. Aber im Grunde müßte man bereit sein, wenn der Haarschnitt z.B. eine halbe Stunde dauert, für diesen auch den Gegenwert einer durchschittlich halbstündigen Produktivitätsstunde hinzulegen. Und hier wären nun unsere Statistiker gefragt, abzuklären was die Volkswirtschaft durchschnittlich in einer halben Produktionsmann- bzw. Frau- Stunde erwirtschaftet. Leider berücksichtigt die Marktwirtschaft keinen Ausgleichsfaktor zwischen überlebensnotwendigen Bedürfnissen und solchen des persönlichen Statuszuwachses.

  • Zitat

    Original geschrieben von oleR

    Wo ist der Sinn einer Arbeitspflicht?


    Nochmal: Warum soll jeder arbeiten müssen? Zur Information: In diesem Land gibt es jetzt bei 82 Mio. Einwohnern weniger als 40 Mio. Erwerbstätige.



    Die Arbeitspflicht ist auch eher als eine durchschnittlich zu leistende Lebensarbeitsleistung anzusehen. Ich habe an einer andere Stelle schon einmal erwähnt, dass wir im grunde durch Rationalisierung von Arbeitsprozessen in einer Zeit angekommen sind, bei der der durchschittliche Arbeitnehmer ganze 8,5 h Stunden pro Woche Arbeiten müßte und dieses nichteinmal ein Erwerbsleben lang Die Gesellschaft aber nicht an Lebensstandard verlieren würde. Abgesehn mal davon, dass wir nicht mehr von unnützen CallCentre Agents usw belästigt werden würden. Zahlen / Studien bzw Quellen die die genannten 8,5 h belegen werde ich hier nicht veröffentlichen. Nur als Beispiel: Mir reicht ein Briefzusteller, der mich täglich besucht, auch sehe ich nicht wirklich 3 Discounter die mich mit Nahrung versorgen als Überlebenswichtig an. usw. usw.



    Arbeitspflicht ist vielleicht als Wort falsch gewählt. Arbeitsleistungserbringung in Form von Produktiv- bzw. Dienstleistung zur Erfüllung allgemeiner und individueller Bedürfnisse. Falls dir diese Formulierung besser gefällt.


    Und nicht zu vergessen. Viele werden erst dann neben der Erbringung der gesellschaftlich notwendigen Arbeitsleistung Ihrer eigentlichen Lebensberufung nachgehen können. Was die Gesellschaft zusätzlich um vieles bereichern wird.

  • Zitat


    Die Arbeitspflicht ist auch eher als eine durchschnittlich zu leistende Lebensarbeitsleistung anzusehen. Ich habe an einer andere Stelle schon einmal erwähnt, dass wir im grunde durch Rationalisierung von Arbeitsprozessen in einer Zeit angekommen sind, bei der der durchschittliche Arbeitnehmer ganze 8,5 h Stunden pro Woche Arbeiten müßte und dieses nichteinmal ein Erwerbsleben lang


    Zusammenhang? Ich verstehe deinen Gedankengang nicht.


    Zitat

    Zahlen / Studien bzw Quellen die die genannten 8,5 h belegen werde ich hier nicht veröffentlichen.


    Sind die geheim?

  • Zitat

    Original geschrieben von oleR
    Zusammenhang? Ich verstehe deinen Gedankengang nicht.



    Sind die geheim?



    Kurz und Gut,


    eine Gesellschaft bzw. jedes einzelne Individuum muß Arbeit erbringen, um zu überleben!


    Das Individuum geht selber auf die Jagd oder sammelt seine Nahrung selber zur Sicherung seines Überlebens.


    Eine funktionierende Gesellschaft verteilt die zum Überleben der einzelnen Gesellschaftsmitglieder notwendige Arbeit gleichmäßig auf die Mitglieder der Gesellschaft auf. Was zur Folge hat, das ein jedes Mitglied dieser Gesellschaft eine Arbeitspflicht zum Wohle dieser hat.


    Diese notwendige Arbeitsverteilung sagt jedoch nichts über die Form aus, in der diese Gesellschaft soziologisch organisiert ist!


    Nun verständlich?



    Eine Quelle zu der angegeben Zahl von 8,5 h/w kann ich nicht veröffentlichen, da sie nicht mein geistiges Eigentum ist. Ich habe jedoch innerhalb einer Arbeitsgruppe auf diese Quelle zugriff . Nur eines kann ich sagen "Top Secret steht nicht auf der Studie."

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