Mindestlöhne sinnvoll?

  • Zitat

    Original geschrieben von Siemensanier
    (...) Aber außer in einer engstirnigen BWL Vorlesung(...)


    Die meisten, die in einer engstirnigen BWL Vorlesung sitzen, können allerdings BWL von VWL unterscheiden ;)

  • Zitat

    Die meisten, die in einer engstirnigen BWL Vorlesung sitzen, können allerdings BWL von VWL unterscheiden


    Theoretisch kann jeder Student das wiedergeben, was in seinen Büchern steht. der Kapitalismus hat ja Grundsätze. Die wird er wissen. Demgegenüber stehen Dinge und Auswüchse aus der Praxis, die kann der Student natürlich nicht wissen, denn er studiert ja noch........................ ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von oleR
    Die Bauern fanden die sinkenden Preise dann übrigens so gut, dass sie jahrelang viel zu viel produzierten.



    Schon mal was von der EG-/EU-Agrarpolitik gehört? Gerade dieser Bereich hat(te) wenig mit Angebot und Nachfrage direkt zu tun.



    Das es in der EU Agrarsubventionen gibt, daß weiß ich auch. z.B. für Bergbauern, Landschaftspflege usw. Subventionen gibt es ja in ziemlich allen Bereichen. Trotzdem haben Angebot und Nachfrage Einfluß auf die Preise. Der Staat setzt ja die Preise nicht fest. Am Arbeitsmarkt gibt es ja auch Subventionen wie z.B. Eingliederungshilfen für schwer Vermittelbare. Hartz IV ist auch eine Subvention. Wir haben eine soziale Marktwirtschaft.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Zitat

    Original geschrieben von wswasser
    Das glaubste doch wohl selbst nicht mehr.


    Meiner Meinung nach schon. In unsreren Staat fällt niemand total durch den Rost. Sicher kann man von Sozialransfers normalerweise nicht üppig leben. (Mißbrauchsfälle lass ich mal außen vor) Wir haben keinen Manchester-Kapitalismus und das ist auch gut so. Sicher gibt es auch soziale Ungerechtigkeiten. Absolute Gerechtigkeit ist aber nicht möglich. Sie ist nicht mal definierbar.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard


  • Wie von amikaro80 ja bereits angemerkt, wird derartigen Fragestellungen tatsächlich eher in engstirnigen VWL-Vorlesungen nachgegangen. Das mit dem Praxisbezug ist natürlich immer so eine Sache. In engstirnigen Physik-Vorlesungen wird zum Beispiel häufig der folgende Zusammenhang diskutiert:


    F=-g(M1*M2)/r^2


    Das sieht auf den ersten Blick auch nicht so aus, als hätte es einen besonderen Praxisbezug. Spätestens aber, wenn es Dir einmal in den Sinn kommen sollte, vom Dach zu springen, wirst Du merken, daß dieser theoretische Zusammenhang auch in der Praxis ziemliche Relevanz besitzt und dabei auch vor Freidenkern wie Dir nicht halt macht. Es handelt sich nämlich um das Gravitationsgesetz.
    Ganz ähnlich verhält es sich mit wirtschaftspolitischen Grundzusammenhängen. Die kann man auch ignorieren, sollte dann allerdings auch damit rechnen, daß es irgendwann ein unsanftes Erwachen gibt.


    Was dieFrage betrifft, ob D mit dem schlimmen Rücken aus dem wirtschaftsprozeß herausgenommen werden sollte, so ist das keine ökonomische, sondern eher eine medizinische. Für den Ökonomen wäre dann eher wieder die Fragestellung interessant, wie man nach der Verrentung des D seinen Unterhalt finanziert.


    Die 200€ des Golfklub kommen von außerhalb, aus der großen Stadt (dem Weltmarkt). Dahin verkauft G auch sein Getreide.


    Wie die Golfspieler vor den verarmten Massen geschützt werden könnten ist ebenfalls kein ökonomisches Problem, sondern ein sicherheitstechnisches. Der Ökonom stellt sich eher die Frage, wie man das Wirtschaftssystem ausgestalten sollte um eben diese Verarmung effizient zu verhindern. Wie Du an meinem Beispiel erkennen konntest, sind Mindestlöhne eben kein effizientes Mittel um dieses Ziel zu erreichen.


    Die bestehenden Besitzverhältnisse an den Produktionsfaktoren werden von Ökonomen in der Regel als gegeben angenommen. Allenfalls die Wirtschaftsgeschichte als Randdisziplin der Wirtschaftswissenschaften beschäftigt sich mit dieser Frage. Die Verteilung des Eigentums an Produktionsmitteln ist für Ökonomen insofern nicht allzu interessant, da man durch geeignte staatliche Maßnahmen auch ohne eine Umverteilung der Produktionsfaktoren fast jede beliebige sekundäre Einkommensverteilung erreichen kann. Daß dem in der Praxis dann allerdings häufig politische und juristische Widerstände entgegenstehen, bestreite ich durchaus nicht. Prinzipiell interessiert Ökonomen die Fragestellung, welche personelle Einkommensverteilung eine Gessellschaft anstrebt, überhaupt nicht, sondern es wird angenommen, daß diese Frage politisch entschieden wird. Der Ökonom fragt sich dann, wie diese politisch angestrebte Einkommensverteilung möglich effizient umgesetzt werden kann.


    Ein "Gesetz von Angebot und Nachfrage" gibt es in den Wirtschaftswissenschaften nicht, das ist ein Ausdruck aus der Umgangssprache. Allerdings untersuchen Ökonomen die Fragestellung, wie sich im Zusammenwirken von Angebot und Nachfrage auf einem Markt ein Preis bildet und welche Gütermengen zu diesem Preis gehandelt werden. Und sie untersuchen auch, welche Wirkungen es hat, wenn ein Preis etwa staatlicherseits über oder unter seinem markträumenden Niveau festgesetzt wird. Ich verrate wohl nicht zuviel, daß diese Wirkungen i.d.R. nicht besonders wünschenswert sind. Deshalb sträuben sich den meisten Ökonomen bei den Worten Mindest- oder Höchstpreise einfach die Nackenhaare. Das gilt für den Arbeitsmarkt genauso wie für jeden anderen Markt.
    Was den Getreidepreis betrifft, so wird der nicht etwa von den Dorfbewohnern garantiert, sondern ich bin davon ausgegangen, daß er sich in der von mir beschriebenen Höhe am Weltmarkt gebildet hat und daß unser Dorf viel zu klein ist, um durch seine eigenen Produktionsentscheidungen auf diesen Weltmarktpreis Einfluß zu nehmen. In der Analyse "kleiner" offener Volkswirtschaften ist dies eine Standartannahme der Wirtschaftswissenschaften. Die Untersuchung "großer" Volkswirtschaften, die definitionsgemäß in der Lage sind, den Weltmarktpreis zu beeinflussen ist, ungleich komplexer und würde hier tatsächlich den Rahmen sprengen.

  • Zu deiner Beispielrechnung, Du hast leider eine realistischere vergessen.




    A: 1200€
    B: 400
    C: 400
    D: 400


    G: 3200€


    Denn G hat heutzutage nur noch 1 festen Angestellten, den er vergleichsweise ordentlich bezahlt, alles andere wird mit staatlicher Unterstützund zur geringbeschäftigung geregelt. warum also feste Stellen schaffen, wenn so der "gewinn" maximiert werden kann. Schön ists, daß G anschließend Schützenkönig seines Dorfes und Karnevallsprinz wird. Kann ert sich ja jetzt locker leisten, diese gesellschaftlichen Zusatzkosten. Eventuell absetzen oder im örtlichen Rotaryclub spenden. Vielleicht springt für diese gesellschaftliche Glanzleistung ja noch ein Bundesverdienstkreuz am bande raus. man weiß es leider nicht.


  • Gut, nehmen wir an, es gibt keine Gewerkschaft und G ist in der Lage, die Löhne für 75% seiner Arbeiter auf die Hälfte des Existenzminimums, also 400€ zu drücken.
    Jetzt kommt wieder S ins spiel und verteilt um. er hat wieder die Möglichkeit entweder Mindestlöhne plus ALGII für die Arbeitslosen einzusetzen oder eine Einkommenssteuer zu erheben undderen Aufkommen in form von kombilöhnen auf die Arbeitnehmer zu verteilen.


    Fall1: Mindestlohn + ALGII für Arbeitslose:


    Nehmen wir an, S legt den Mindestlohn auf 1200€ fest. Was passiert? D´s Wertgrenzproduktivität liegt wieder unter dem Mindestlohn und G entläßt ihn. Dann haben wir folgende primäre Einkommensverteilung:


    A: 1200€
    B: 1200€
    C: 1200€
    D: 0€


    G: 1200€


    In unserem Sozialstaat muß nun eine Einkommensteuer eingeführt werden um die 800€ ALG für D zu finanzieren. Der allgemeine Steuersatz der dafür nötig ist beträg 16,6%. Dies ergibt folgende sekundäre Einkommensverteilung:


    A: 1000€
    B: 1000€
    C: 1000€
    D: 800€


    G: 1000€


    Fall 2: Einkommensteuer und Kombilöhne


    Schön, damit ist da größte soziale Elend beseitigt. Jetzt die Alternative. S läßt die Mindestlöhne weg, alle akzeptieren den niedrigen Marktlohn und S erhebt stattdesseneine allgemeine Einkommenssteuer in höhe von 68,75%, die dazu führt, daß G den gleichen Gewinn macht wie bei Mindestlöhnen und ALGII. Das Steueraufkommen verteilt S dann gleichmäßig auf die Arbeitnehmer. Als sekundäre einkommensverteilung erhält man dann:


    A: 1337,5€
    B: 1087,5€
    C: 1087,5€
    D: 1087,5€


    G: 1000€


    Du siehst, auch hier ist eine Kombination aus Einkommenssteuern und Kombilöhnen einem Mix aus Mindestlöhnen und ALGII als Instrument der Einkommensumverteilung überlegen.

  • Hört sich ja prima an. Was ich aber dazu vergessen hatte zu sagen ist, daß B-D sowieso schon arbeitslos sind und als Erntehelfer 400 Euro nebenbei verdienen dürfen.
    das ist ja praktisch schon gegeben, hat also keinen Einfluss auf G und seine Einnahmen/die Gemeinde. Diese Erntehelfer für diesen tarif wird es auch nach der Einführung ders Mindestlohnes geben, denn anders sind Spargelernte nicht realisierbar. Was ich damit eigentlich sagen wollte, diese Möglichkeit nutzt im übertragenen Sinne nicht nur G und seine Landwirtschaft, sondern viel wichtiger, der Wachschutz oder der Elektriker, der 1 festen Angestellten hat und den Rest mit - zugegebenermaßen höher besoldeten Leiharbeitern - regelt. Und das ist es, worum es geht, es kann nicht sein, daß diese leriharbeitervermittler wie Pilze aus dem Boden schießen und für 6 Euro Jobs anbieten dürfen, gefördert durch das A Amt. Da hört irgendwann der Spaß und das Verständniss auf. Wie ich schon mal sagte, die mehreinnahmen durch höherbezahlte Arbeit finanzieren dem Staat die 3 zusätzlichen arbeitlosen Wachleute und Putzfrauen, die eh nur jeweils mit 400 Euro arbeitslosengeld ins Budget schlagen. Von daher steht einem Mindestlióhn m.M nichts, aber auch gar nichts im Wege.


    Das wird uns nicht als Exportweltmeister oder was auch immer betreffen, da das alles bereiche sind, die nicht betroffen sind.



    Übrigens. das Bauhauptgewerbe hat so etwas. Schadets dem? nein. Denn gebaut wird immer.


    Ok, dann stimmen die 3200 nicht ganz, denn G muß natürlich für diese Leute einen gewissen Satz abführen.


  • Du "übersiehst", dass G ja so gut wie keine Steuern zahlt, da er ja alles mögliche abschreibt und die Gewinne ja eh bei seiner Handelsgesellschaft in einem Niedrigsteuerland anfallen. Somit zahlen dann nur A-D die Zeche (=die Steuern).

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!