Die Bahn streikt und Deutschland steht still

  • Zitat

    Original geschrieben von galahad13
    Die Frechheit der GDL ist, daß sie meint einen Exklusivvertrag für sich reklamieren zu wollen. Die beiden anderen Bahngewerkschaften haben einen recht guten Vertrag abgeschlossen und sind soweit zufrieden. Nur die im wesentlichen in Ostdeutschland positionierte GDL meint was besonderes zu sein und wesentlich höhere Forderungen durchsetzen zu müssen.


    Und was dazu kommt: Sie vertritt nur eine kleine Gruppe von Bahnangestellten, die wohl meinen was besonderes zu sein. Das Verhalten der in der GDL organisierten Lokführer ist doch eigentlich ein Schlag ins gesicht gegenüber allen anderen Bahnangestellten.


    Erstmal ist die GDL die älteste Gewerkschaft Deutschlands, die gabs schon vor 1900! Hier wird immer so getan, als hätten die sich gestern erst gegründet, um dem Schmiersack Mehdorn die Party zu verderben.


    Sie vertritt im Übrigen die wichtigste Gruppe der Bahnangestellten. Im Bahnbetrieb tut sich wie man ja sieht nämlich absolut garnix, wenn die nicht arbeiten. Wenn Mehdorn, dessen fernbleiben vom Arbeitsplatz keinerlei spürbare Auswirkungen hätte, sich mal eben mehrere hundert Prozent Lohnsteigerung zumutet, dann doch wohl erst recht auch die, die den Laden überhaupt am Laufen halten.


    Es tönt doch aus allen schmierigen Ecken, daß Leistung belohnt werden muss. Wenn alles still steht, dann scheint das wohl die größte Leistung im Bahnbetrieb zu sein, die da bestreikt wird. Warum verdient der Bahnvorstand dann dermaßen viel? Wo doch deren Leistung nachweislich für den Kernbetrieb vernachlässigbar ist. Schließlich "arbeitet" die Chefetage (ihrer Meinung nach), die Züge hingegen bewegen sich nicht.


    Und das die anderen Gewerkschaften Mist gemacht haben, sieht man daran, daß immer mehr zur GDL wechseln.


    Ich finds schon amüsant, daß manche meinen, die Lokführer wären sowas wie Leibeigene des Staates. Das kann man so sehen, wenn es Beamten wären. Man wollte Angestellte und Privatisierung-dann darf man aber nicht jammern, wenn man das Privileg der Streikfreiheit verliert.


    Ich fänds fantastisch, wenn die GDL bis Neujahr durchstreikt!


    Zumal die ganzen Blubberköpfe, die behaupten, es wäre die Wirtschaft durch den Streik bedroht und auch Europa käme in Mitleidenschaft, nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. In Frankreich wird derzeit auch bei der Bahn gestreikt, das scheint aber für Europa völlig schnuppe.


    Nebenbei, wer ordentliche Löhne zahlt und diese auch regelmäßig erhöht, der hat keine streikende Belegschaft.

  • Es ist absolut nervtötend, was da passiert. Keine der beiden Seiten bewegt sich auch nur einen Millimeter, beide schieben den anderen die Schuld zu und nichts tut sich. Unfassbar! Und das sollen erwachsene Menschen sein.

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

  • Und wenn die wirklich wichtigen Leute in den Leitständen streiken dann dreht sich auch kein Rad mehr. Hier eine einzelne Tätigkeit herauszuheben ist völlig fehl am Platze. Mir ist es -aus Kundensicht- egal, mich hat die Bahn eh schon vor Jahren verloren. Mir tun nur die Bahnkunden leid, die unter diesem Streik leiden müssen.
    Und eins ist mal auch klar..Die Bahn ist kein Gefängnis. Keiner MUSS Lokführer sein, wenn es nicht genug Kohle gibt, hey, macht halt was anderes.

    fm4.orf.at
    Wir leben weit über unseren Verhältnissen. Aber noch lange nicht auf unserem Niveau.

  • Zitat

    Original geschrieben von azzkikr
    Die Bahn ist kein Gefängnis. Keiner MUSS Lokführer sein, wenn es nicht genug Kohle gibt, hey, macht halt was anderes.


    Das ist der springende Punkt!


    Man kann streiken aber nicht mit Forderungen jenseits von Gut und Böse!
    Allen denen es nicht passt sollen sich was neues suchen. Oder hätten eben von Anfang an einen anderen Berufszweig gewählt.


    Mich nervt es in dem Sinne weil die Straßen mächtig voll sind alle PKW Lenker nur gestresst sind und übelst agressiv fahren. So macht mir das LKW Fahren keinen Spaß mehr.

  • Nur mal in aller Kürze:


    Es ist nicht die Bahn, die streikt, sondern die GDL.


    Die GDL hat eine Forderung gestellt, die Bahn hat ein Angebot gemacht. Nun will aber die GDL nicht verhandeln, sondern fordert verhandlungsfähiges Angebot. Warum fordert nun die Bahn keine verhandlungsfähige Forderung?


    So ein Lokführer hat schon eine wahnsinnig große Verantwortung: Ständig schauen, dass er sauber seine Spur hält, dass er die korrekte Höhe über der Schiene einhält, dass er nicht falsch abbiegt, hat Stress weil ihm sein Chef Zeitdruck macht, und er bei der nächsten Polizeikontrolle seinen Fühererschein verliert. Und wieder mal Stau auf dem G7 ist, und auf der Umgehung G81 ein Unfall. Einfach nur lachhaft, siehe Vergleiche mit LKW- und Busfahrern. Ich glaube nicht, dass Lokführer in der Lok übernachten müssen...


    Zur Sache mit dem Überwachen der Strecke: So ein Zug hat bei 130km/h einen Bremsweg von 2km, ich halte bei den meisten Hindernissen auf der Schiene ein Bremsen sogar für den falschen Weg, die Loks bräuchten einfach einen speziellen Rammschutz, und vor den Radkränzen noch einen Schutz gegen kleinere Hindernisse auf den Schienen. Man sollte die kinetische Energie einer 100-Tonnen-Lok nicht unterschätzen. Heutzutage dürften Kameras bei so einer einfachen Aufgabe sogar schon besser sein, und sei es nur, um in der Leitzentrale Alarm auszulösen, und das aktuelle Bild auf den primären Überwachungsmonitor zu schalten.


    Auch andere haben es schon erkannt: Man darf einen Arbeitnehmer nicht danach beurteilen, was er für einen Schaden anrichten kann. Der Hausmeister eines Wasserwerks könnte ja auch den Trinkwasserhahn zudrehen.


    Hans-Jürgen

    kpadinfo - Neues und Interessantes aus der Welt der Einzelportionssysteme

  • Zitat

    Die Frechheit der GDL ist, daß sie meint einen Exklusivvertrag für sich reklamieren zu wollen. Die beiden anderen Bahngewerkschaften haben einen recht guten Vertrag abgeschlossen und sind soweit zufrieden. Nur die im wesentlichen in Ostdeutschland positionierte GDL meint was besonderes zu sein und wesentlich höhere Forderungen durchsetzen zu müssen.


    Die Situation ist ja nun eine andere. Die GDL beschwert sich darüber, dass die Lokführer seit 1994 einen Reallohnverlust von 10 % hinnehmen mussten und ihre Arbeitszeiten gleichzeitig deutlich schlechter wurden. Da aber die DB nur einen TV haben will, verhandelt Transnet/GDBA, die bekanntlich enge Verbindungen zur Bahn haben ( http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/20/0,1872,7104820,00.html ), um nicht zu sagen: die nach diesem ZDF-Bericht quasi Mehdorns Hund sind. Das Ergebnis ist entsprechend. Die GDL, die 80 % der Lokführer und große Teile des sonstigen Fahrpersonals organisiert hat - und das nicht erst seit gestern, sondern seit über 100 Jahren - will daran etwas ändern. Sie kann es aber nicht, weil sie nicht allein mit der DB verhandeln kann, sondern immer an die - aus ihrer Sicht - schlechte Verhandlungsführung der anderen Gewerkschaften gebunden ist. Einzige Lösung aus GDL-Sicht ist der eigenständige Tarifvertrag - und bei dieser Gelegenheit wollen die Lokführer auch ihre Einkommensverluste wieder wettmachen. Da man in Verhandlungen selten mit dem geht, was man am Ende auch rausbekommt, werden 31 % mehr gefordert. Was ist daran verwerflich?! Würden die anderen Gewerkschaften besser verhandeln, wäre die GDL ganz sicher nicht heute im Streik.


    Zitat

    In der heutigen Zeit bekommen LKW Fahrer mit Spesen und 300 Stunden im Monat knapp 2200€ BRUTTO! und das ist noch gut bezahlt. Anfangen tut man heute mit tariflich 1800€ BRUTTO! bei 40h/Woche. (Nahverkehr) Müssen schichten und haben nur Zeitdruck. Hat ein Lockführer Zeitdruck? NEIN!


    Wieso fordern LKW-Fahrer dann nicht mehr Geld? Es steht jedem frei, das zu tun.


    Zitat

    Man kann streiken aber nicht mit Forderungen jenseits von Gut und Böse!


    Wo ist denn der Punkt, den du als zulässig ansähst? So wie ich das verstehe, gab es bei den Lokführern in den letzten Jahren praktisch keine Erhöhungen mehr, stattdessen schieben sie einen riesigen Berg an Überstunden vor sich her und haben mittlerweile Arbeitszeiten jenseits von Gut und Böse.

  • Ich bin überrascht wie gut der Ersatzfahrplan im Raum NRW läuft. Meine Züge waren noch nie so pünktlich wie seit gestern! Die Pendler die mit dem Auto unterwegs sind waren alle auch sehr gut auf die Tage vorbereitet, so dass es heute weniger Staus gab (zumindest bis jetzt) als an einem streikfreien Tag.

  • Zitat

    Original geschrieben von Frank
    Das ist der springende Punkt!


    Man kann streiken aber nicht mit Forderungen jenseits von Gut und Böse!
    Allen denen es nicht passt sollen sich was neues suchen. Oder hätten eben von Anfang an einen anderen Berufszweig gewählt.


    Mich nervt es in dem Sinne weil die Straßen mächtig voll sind alle PKW Lenker nur gestresst sind und übelst agressiv fahren. So macht mir das LKW Fahren keinen Spaß mehr.


    Es steht jedem frei, sich einen Job zu suchen, der mehr Spaß macht. Man hätte besser einen anderen Beruf wählen sollen.


    Zitat

    Mir tun nur die Bahnkunden leid, die unter diesem Streik leiden müssen. Und eins ist mal auch klar. Die Bahn ist kein Gefängnis. Keiner MUSS Lokführer sein, wenn es nicht genug Kohle gibt, hey, macht halt was anderes.


    Eins ist mal auch klar. Der Bahnhof ist kein Gefängnis. Keiner MUSS Bahnkunde sein, wenn es nicht genug fahrende Züge gibt, hey, dann geht doch zu Fuss oder macht halt was anderes.

  • Zitat

    Original geschrieben von pallmall
    Eins ist mal auch klar. Der Bahnhof ist kein Gefängnis. Keiner MUSS Bahnkunde sein, wenn es nicht genug fahrende Züge gibt, hey, dann geht doch zu Fuss oder macht halt was anderes.


    Die Unannehmlichkeiten bzgl. des Personenverkehrs ist eine Sache, der Güterverkehr eine andere..
    Die Wirtschaft basiert heutzutage empfindlich auf einem Just-in-Time Management. Und die Bahn bildet ein fundamentales Glied in der Logistik.
    Im Übrigen ist die GDL/Schell ja nicht mehr auf einen eigenen Tarifvertrag fokussiert, Gehaltserhöhungen bilden jetzt die primäre Forderung.


    Beste Grüsse

  • Zitat

    Die Wirtschaft basiert heutzutage empfindlich auf einem Just-in-Time Management. Und die Bahn bildet ein fundamentales Glied in der Logistik.


    Richtig, und damit macht man sich verwundbar. Es ist nicht naturgegeben, dass die Wirtschaft ihre Lager auf die Transportwege verlegen musste. Man hat es getan, weil es offensichtlich billiger war. Dass das ganze Konzept sofort ohne Reserven zusammenklappt, wenn der Transportweg einmal gestört ist, das wusste man damals bereits. Und dass so etwas durchaus mal passieren kann, ist kaum besonders weit hergeholt. Man nahm es hin. Natürlich muss man dann jetzt jammern, denn man will die Verluste kleinhalten. Kein Wort davon, dass es nicht auf dem Mist der Lokführer gewachsen ist, wenn Unternehmen schon nach zwei Tagen plötzlich die Arbeit einstellen müssen.


    Anderswo auf dieser Welt wird auch gestreikt. Mir jedenfalls kommt es nie so vor, als würden die Menschen dort hungern.

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