ZitatOriginal geschrieben von ChickenHawk
Vergleiche zu anderen Berufen mit ähnlicher Qualifikation sind durchaus angebracht um ein realistische Bild dessen zu vermitteln was man eben mit so einer Qualifikation durchschnittlich an Gehalt erreichen kann.
Aber Vergleiche hinken immer, vor allem weil es keinen wirklich vergleichbaren Job gibt. das funktioniert vielleicht wenn man Internisten mit Orthopäden vergleicht, aber Lokführer zu Einzelhandelskaufmann oder sowas ist immer schief weil die Arbeitsbedingungen ganz andere sind.
Letztlich denke ich aber dass es, Vergleich hin oder her, generell jedem freisteht das Maximale für sich herausholen zu wollen. Wenn andere das nicht so können weil sie austauschbarer sind oder aus anderen Gründen nicht dazu in der Lage sind - dumme Sache, aber das kann kein Grund sein warum jemand, der die Möglichkeiten hat, schon vorher abdanken und geringe Forderungen stellen soll. Außerdem wurde ja schon erklärt dass sich die Forderungen auch relativieren wenn man sie mal hinterfragt.
ZitatOriginal geschrieben von ChickenHawk
Denn sonst könnte im Prinzip ja jeder Berufszweig sagen, dass die eigene Familien planung und sonstige materiellen Wünsche durch den eigenen Job nicht finanzierbar seien weswegen man dringend mehr Gehalt bräuchte. Man kann sich und seine (Familien)Pläne eben soweit verwirklichen wie es der eigene finanzielle Spielraum zulässt und wenn man sich für einen Job entscheidet weiß man auch vorher wie die Entlohnung dafür ist. Wer gleich von Anfang an deutlich mehr verdienen will muss halt schauen in wie weit die persönlichen Voraussetzungen dafür ausreichend sind.
Genau das passiert ja auch und erklärt warum die Geburtenquote in Deutschland so katastrophal ist. Kinder sind eines der größten Armutsrisikos in Deutschland und wenn man sich anschaut wieviele Kinder geboren werden, und wie die Kinderarmut in Deutschland ist muß diese Gesellschaft sich schämen. Und nicht nur das - es führt zu vielen Problemen, die daraus zukünftig entstehen weil die Gesellschaft überaltert. Schaut man sich dazu mal an wo die Kinder geboren werden... das sind dann nämlich relativ oft auch noch ausgerechnet nicht Akademiker-Familien, sondern eher prekäre Verhältnisse. Und die "leisten" sich dann aber gleich eine ganze Sozialwohnung voller Kinder...
Wir nehmen es zwar als gegeben hin und denken nicht philosophisch darüber nach. Aber lass' dir mal auf der Zunge zergehen dass auf höchster politischer Ebene inzwischen über einen gesetzlichen Mindestlohn diskutiert wird! Ich meine, welcher Wahnsinn geht denn in diesem Land ab wenn der Gesetzgeber inzwischen dafür sorgen muß dass Menschen, die arbeiten gehen, dafür einen Lohn bekommen, von dem sie leben können müssen!
Und es kommt ja noch "besser": in den meisten Ländern rundum gibt es einen Mindestlohn und es funktioniert. Hier glauben viele Politiker dass es angeblich nicht funktionieren soll... und dass obwohl wir zu den reichsten Ländern Europas gehören.
Inzwischen ist es soweit dass selbst die polnischen und rumänischen Erdbeerpflücker nicht mehr hier, sondern anderen Ländern arbeiten gehen weil die Löhne hier zu gering sind.
Wenn man das mal durchdenkt - das ist doch irrwitzig und wahnsinnig!
ZitatOriginal geschrieben von ChickenHawk
Und was die Pilotenkiste angeht: Ja es ist theoretisch auch möglich eine ATPL Lizenz ohne Abitur zu machen, wenn man sie denn selbst bezahlt (ca. 50.000 €) nur das können in der Praxis wohl den wenigsten und einen Kredit dafür gibt es auch nicht einfach so weil eben diese Absolventen im Vergleich zu ihren Kollegen die von einer Airline ausgebildet wurden auch nicht immer die besten Berufschancen haben.
Das ist aber hauptsächlich ein finanzielles Problem, weniger eines des fehlenden Abiturs. Bei der Lufthansa, die in der Tat das Abi als Zugangsvorraussetzung fordert, fallen gute 90% der Bewerber in der FQ, einer Art Assessment Center, durch (hurra, ich war auch dabei...). Dort geht es allerdings weniger um die rein fachlichen Vorraussetzungen, sondern LH sucht einen bestimmten Typ Mensch. Nicht, weil das der einzige oder beste charakterliche Background für eine Arbeit im Cockpit ist, sondern letztlich nur weil LH es eben so will. Sehr viele der "Durchgefallenen" haben dann aber bei anderen Airlines durchaus gute Chancen und kommen unter.
Hinderlich ist hier, wie du richtig schreibst, hauptsächlich der Geldfaktor weil ein frei finanzierter ATPL einen entsprechenden Geldgeber erfordert, den viele nicht aus dem Hut zaubern können. Es scheitert dann aber schlicht am Geld, weniger an der Qualifikation.
Als ATPLer eine Stelle zu bekommen hängt dann stark von der Konjunktur ab. Vor 2, 3 Jahren kamen selbst Leute mit LH-Abschluß kaum unter, in diesem Sommer hatte sich das aber stark verändert. Da suchten alle Airlines händeringend nach Piloten und wer da nicht untergekommen ist muß sich im Vorstellungsgespräch und beim Vorfliegen schon ziemlich schlecht verkauft haben. Selbst wenn es nicht in der 1. Liga klappte, spätestens in der 2. Liga konnte jeder unterkommen. Wer das nicht geschafft hat, sollte sich überlegen ob er für einen Job im Cockpit geeignet ist...
ZitatOriginal geschrieben von ChickenHawk
Aber um das noch mal klarzustellen bevor ich hier wieder böse PN bekomme:
Es steht außer Frage das die GDL berechtigt ist höher Löhne für ihre Mitglieder zu fordern, imho stellen sie sich dabei aber taktisch äußerst unklug an. Otto-Normalpendler der jeden morgen um 6 in der Bahn sitzt um zu seinem 40 Std. 1.500 € brutto Job zu fahren kennt die Details nicht sondern der hat eben nur die plakativen 30 % die ihm die Bildzeitung präsentiert.
Mag sein, aber es geht hier ja letztlich nicht nur darum in der Öffentlichkeit Sympathiepunkte zu sammeln, sondern es sollen konkrete andere Forderungen durchgesetzt werden.
Dafür, dass einen die Fahrgäste lieben, treten die Lokführer nicht in den Streik.
ZitatOriginal geschrieben von ChickenHawk
Aber wenn man das Paket "30% mehr bei geringer Arbeitszeit und eigenem Tarifvertrag" und die vermeintlich fehlende Bereitschaft der GDL zu wirklichen Verhandlungen präsentiert bekommt beschleicht einen schon das Gefühl, dass die GDL ihre "Machtposition" viele Pendler und andere Kunden zu verprellen um die Bahn zu "erpressen" ausnutzt um sich mehr als eigentlich gerechtfertigt in die Tasche zu stecken.
Warum argumentierst du so arbeitgeberfreundlich? Die Angebote der Bahn (Bezahlung von Überstunden - wie gnädig!) sind doch noch viel unverschämter. Das dicke Geld machen, fürstliche Vorstandsbezüge, und dann aber die Mitarbeiter verarschen finde ich viel verwerflicher als die Forderung der Lokführer. Wenn es dem Unternehmen so gut geht soll es die Mitarbeiter doch bitte partizipieren lassen.
Ich kann hier nicht erkennen dass die Lokführer "die Bösen" sind. Die Bahn bewegt sich auch nicht und bringt unsägliche Angebote, da kann man nicht alleine der anderen Seite den schwarzen Peter hinschieben...