Vergangenheit in Deutschland noch immer ein Tabuthema?

  • Ich denke einfach nur das die liebe Frau Herrmann einfach etwas blond ist und gar nicht so richtig begreift, was sie mit ihren platten Aussagen anrichtet.


    Fakt ist jedenfalls, daß das NS-Regime eine Führungsebene aus pervertierten und abartigen Gestalten hatte und die Ideologie vollkommen daneben war.


    Fakt ist aber auch, daß die Bevölkerung unabhängig von der Ideologie die Zeit vor dem Weltkrieg subjektiv positiv empfunden haben muß. Man fühlte sich wirtschaftlich und in der Gruppe irgendwann wieder abgesichert. Das hinter dem Wirtschaftsaufschwung und der vordergründig tollen Familienpolitik die Vorbereitung auf den Krieg und Aufrüstung bzw. verachtende Ideologie stand, konnten oder wollten die meisten Menschen nicht verstehen.


    Eva Herrmann holt also die "postiven" Gefühle der damaligen Mehrheitsmeinunng als Argumente für ihr Anliegen raus, ohne die wahren Motive der ideologischen NS-Führung zu berücksichtigen.


    Ähnliche Argumentationen kommen ja auch im Zusammenhang mit der DDR hoch: Tolle Gemeinschaft und keine westliche Ellenbogengesellschaft, super Angebot für die Kinder etc..

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    Ericsson T39m
    Legends never Die!
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  • [URL=http://www.sueddeutsche.de/,tt4m1/kultur/artikel/452/137177/]Hier[/URL] der Kommentar der SZ.


    Das eigentlich Traurige ist, daß Eva Herman Ideen auf den Tisch gebracht hat, die familienpolitisch zumindest diskussionswürdig wären, weil in ihnen viel Potential steckt.


    Sich dann allerdings von den Medien auf ein Niveau ziehen zu lassen, von wo aus es einfach irgendwann mal nicht mehr weiter geht, das ist geradezu fahrlässig.


    Frau Herman muß doch irgendwann mal gemerkt haben, in welche Ecke man sie da drücken möchte. Und spätestens da muß einem doch, als normal denkendem Menschen, klar werden, daß es Zeit wird, zurückzurudern und die Diskussion umzubiegen. Stattdessen reitet sie sich immer weiter da rein und wird inzwischen von den rechten Parteien im Land als Märtyrer verehrt.


    Dann auch noch die berühmten Hitler-Autobahnen aus dem Keller der politischen Witzelei zu holen, war vermutlich der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat. Auch wenn sie offenbar etwas ganz anderes ausdrücken wollte: Der Terminus "Hitler = Autobahnen = Verharmlosung des 3.Reiches" steckt in uns Deutschen viel zu sehr drin und wird noch in hundert Jahren zu einem Abwehrreflex führen.


    Das Thema Nationalsozialismus ist nun mal heikel - nicht, weil wir als Nachkriegsgeneration nicht damit umgehen könnten (auch ich empfinde persönlich keine Schuld für das, was mein Großvater getan haben mag), sondern weil die Medien auf das geringste Anzeichen und den kleinsten "Nazi-Terminus" sofort anspringen. Vor allem britische und französische Medienanstalten haben 24/7 die große deutsche Moralkeule neben ihren Schreibtischen stehen, mit der sie sofort ungebremst zuschlagen, wenn es mal wieder ein Deutscher wagt, sich, zum Beispiel, zum Thema Menschenrechte oder zur Palästinenserfrage zu äußern.


    Damit müssen wir wahrscheinlich auch noch eine ganze Zeit leben. Mir persönlich fällt das nicht so schwer. Ich kann mich noch an Zeiten in meiner Kindheit erinnern, als "die Amis" im Nachbarort Übungen mit riesigen Panzerverbänden und Fallschirmspringern abgehalten haben. Ich bin mit dem Gedanken aufgewachsen, daß "wir" etwas ganz Schlimmes getan haben müssen, sonst wäre unser Land nicht 30 Jahre später noch besetzt gewesen.


    Und die Wenigsten werden mir glauben, wenn ich - subjektiv - das Gefühl äußere, daß die ganze Adolf-Thematik während der letzten zwei Jahrzehnte um Vieles lockerer geworden ist. Moers' Adolf in der Badewanne zum Beispiel wäre vor zwanzig Jahren noch undenkbar gewesen.


    Was ich Frau Herman anlaste, ist nicht das Gedankengut, das sie transportiert (ich kann mir nicht vorstellen, daß sie so sehr neben der Spur ist), sondern die Unfähigkeit, die eigene Person rechtzeitig abzugrenzen und eine klare Ansage zu treffen gegenüber einer Medienlandschaft, die sich - zwangsläufig - reflexartig am Adolf-Thema festgebissen hat.


    cu


    NoTeen

  • :top:



    Darum sagen ja die Ossis: Im Westen .... und wollten trotzdem zur DM.

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    Was sagt uns das jetzt? Das auch schon damals darüber diskutiert wurde und kein eindeutiger Nenner gefunden wurde. Somit ist es doch wiederum jedem selbst überlassen, dass als Beispiel anzuführen.


    Naja, einem Historiker sagt es recht viel. ;)
    Es hilft halt, die aktuelle Debatte einzuordnen und sich ein bißchen zu ärgern, dass alle 20 Jahre neu diskutiert werden muss, weil sich keiner mehr erinnert. ;)
    Im Übrigen würde man die Geschichtswissenschaft mir einer Forderung nach 100%iger Einigkeit überfordern. Die Naturwissenschaftler finden auch oft keinen gemeinsamen Nenner.
    Leider wird im Wikipedia-Artikel nicht deutlich, dass zumindest ein Teilsieg über die Revisionisten errungen wurde. Die Verharmlosung durch Vergleiche wurde also offen gelegt und die Argumente der Apologeten erwiesen sich in weiten Teilen als nicht haltbar.


    Hier ist eine tiefgründigere Analyse:
    http://wwwstud.uni-leipzig.de/~soz96jtv/historikerstreit.htm



    Zitat


    Meiner Meinung nach relativiere ich das Dritte Reich nicht, wenn ich Beispiele aus dieser Zeit anführe.


    Es ging ja auch um relativierende Vergleiche mit anderen Verbrechen der Menschheitsgeschichte.


    Ich finde aber schon, dass man die Herrmann-Debatte sehr viel besser versteht, wenn man sich über den Historikerstreit informiert.


    Wie Eva Hermann das Nazi-Familienbild, ohne seinen ideologischen Kern denken zu wollen, herausgreift und es sogar als Vorbild präsentiert, ist ein Musterbeispiel für Verharmlosung.
    Hermann bläst damit ins selbe Horn wie die Revisionisten im Historikerstreit. Die Frage ist nur, ob sie intellektuell überhaupt fassen kann, was sie tut.
    Ihr letzter Auftritt spricht dagegen.

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • imho kann man und sollte man auch über die thematik Nationalsozialismus und alle dazugehörigen themen sprechen und dies sollte auch öffentlich möglich sein! allerdings die famieleinpolitik und das familiengefüge dieser zeit zu feiern ist schon krank! frei nach dem motto: ein klaps auf den hiterkopf hat noch keinm geschadet! :flop:
    ich bin froh, dass ich so nicht aufwachsen musste (vom krieg mal ganz abgesehen!) und meine kinder dies auch nicht müssen! nein ich verdiene nicht genug, dass meine frau zu hause am herd stehen kann (wie von frau herrmann verlangt), aber ich glauube nicht, dass es meinen kindern schlecht geht! im gegenteil sie haben den halben tag noch eine liebende oma bzw. den kindergarten!


    Herr Kerner, Sie haben alles richtig gemacht! :top:



    cu

  • Zitat

    Original geschrieben von pomfiedel
    Herr Kerner, Sie haben alles richtig gemacht! :top:

    Genau dieses Bübchen ist doch der große Verlierer des Abends. Eva Herman konnte gar nicht gewinnen, das war von vornerein klar. Sie konnte im besten Falle nur nicht verlieren.


    Aber Johannes Bübchen Kerner hat knallhart versagt. Ein Moderator, der Gästen nur ins Wort fällt, immer wieder eine einzige Frage/Anklage nach dem Motto "aber ich williwilliwill *aufstampf*" wiederholt, quasi den Richter eines Tribunals spielt (mit 3 lächerlichen Geschworenen am Rande, Steuerbetrügerin Schreinemakers, Nicht-Interessierte Berger und "Ik bin Berlina, waaa?" Barth, der völlig deplatziert war). Mit seriös hat das nichts mehr zu tun.


    Das war keine Diskussion, das war eine Hinrichtung. So etwas ist für die ÖR und das ZDF unwürdig. :flop:




    Ansonsten halte ich es mit

    Zitat

    Es gibt eine Regel bei Diskussionen über aktuelle Themen, die sich jeder Teilnehmer merken sollte: Wer zuerst Hitler, Nazis, Drittes Reich sagt, hat die Arschkarte gezogen. So einer ist entweder NS-Sympathisant oder - noch schlimmer - er missachtet das 11. Gebot: Du sollst nicht vergleichen! ...[url=http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,510511,00.html]Quelle[/url]

    . Schade.

    Sie nannten ihn Trollfütterer.

  • Zitat

    ich bin froh, dass ich so nicht aufwachsen musste (vom krieg mal ganz abgesehen!) und meine kinder dies auch nicht müssen! nein ich verdiene nicht genug, dass meine frau zu hause am herd stehen kann (wie von frau herrmann verlangt), aber ich glauube nicht, dass es meinen kindern schlecht geht! im gegenteil sie haben den halben tag noch eine liebende oma bzw. den kindergarten!


    Das ist ziemlich undifferenziert. Eva Hermann hat letztlich nur das gesagt, was viele festgestellt haben. Es findet ein Wertewandel statt, der eben nicht immer zum guten geht. Und das kritisiert sie, wie ich finde zurecht. Welche Wahlfreiheit hast du denn, wenn der Staat dir einen Krippenplatz gibt - und so dein Kind von anderen "geformt" und "erzogen" wird aber dir nicht die Wahl gibt ob deine Frau oder du lieber zuhause bleiben und dafür das Geld für den Krippenplatz bekommen. Garkeine! Dir bleibt nichts anderes übrig als das Kind in einen Krippe zu geben. Oder wie bei dir halt die Großmutter, die viele nicht haben.
    Die CSU nannte es Herdprämie. Die Idee hört sich hart nach "Frau hinterm Herd" an, aber wenn ich als Mann das machen könnte - why not? Ich würde es mir ernsthaft durch den Kopf gehen lassen. Denn ICH möchte Einfluss auf mein Kind haben und nicht die 20-30 ungezogenen Bengel von Eltern, denen ihre Kinder am Arsch vorbei geht. Glaub mir, ich habe berufsbedingt mit Schulen zu tun. Angefangen mit Grund- Sonder- Real- Hauptschulen und Gymnasien. Was da ein Volk rumrennt und vor allem wie die sich gegenüber anderen benehmen ist jenseits von gut und böse. Es findet praktisch keine Erziehung statt, denn das kann der Staat nicht übernehmen, dass müssen Eltern machen.


    Sag mir doch mal ehrlich, wieso muss ein Kind im Alter von 3-6 Jahren mit den Eltern anfangen zu diskutieren? Früher wurde das "abgewatscht" und Autorität als solches einfach mal akzeptiert. Sowas ist heute ja verpöhnt. Ich erinnere mich noch an eine Klassenkameradin die Eltern hatten, die alles sehr lax handhabten. Die war mit 14 Schwanger und gehört heute zur sozialen Unterschicht, den Absprung nie geschafft. Was meinst du was mit den Kindern passiert? Also müssen Regeln da sein und Kinder haben sich an solche zu halten. So hart es sich anhört aber anders funktioniert das nicht. Und das hat mit "Klapps auf den Hintern" überhaupt nichts zu tun.

  • AdministratorDr
    Deinen ersten Abschnitt kann ich unterschreiben (das ist meine heimliche konservative Seite).


    Aber der zweite Abschnitt...
    Meinst nicht, dass du da der Verlockung der einfachen Rezepte erlegen bist?

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • "Es findet praktisch keine Erziehung statt, denn das kann der Staat nicht übernehmen, dass müssen Eltern machen."


    Ich glaube, gerade darin liegt das Problem. Schau mal diese Kinder an, da sind oft 1-2 Elternteile zuhause oder die Frau ist "SoccerMom".
    Hör mal Frauen zu, die über Supernanny reden - der Grundtenor ist doch:" Gottseidank, es gibt noch Familien, bei denen es noch schlimmer zugeht.." als die Überlegung, was daraus zu lernen wäre.


    Ich wäre für Kindergartenpflicht ab 3, damit die Kinder bis zur Einschulung wenigstens Deutsch sprechen.
    Ich finde es erschreckend wenn....


    http://hauptschule.bildung.hes…ews/archiv2004/1092385449


    Jeder 15. Jugendliche hat keinen Schulabschluss und die Zahl der Schulabbrecher steigt weiter. Das hat die Bertelsmann Stiftung in elf Kommunen erforscht. Danach ist der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss von durchschnittlich 6,7 Prozent im Jahr 2002 auf 7,6 Prozent im Jahr 2003 gestiegen. Noch gravierender sind die Zahlen bei den ausländischen Jugendlichen. Hier ist die Quote von durchschnittlich 17,1 Prozent auf 22,6 Prozent geklettert.(Zahlen von 2004)


    http://www.bpb.de/publikatione…zierten_Jugendlichen.html


    "Sag mir doch mal ehrlich, wieso muss ein Kind im Alter von 3-6 Jahren mit den Eltern anfangen zu diskutieren? Früher wurde das "abgewatscht" und Autorität als solches einfach mal akzeptiert. "


    Weil die Eltern (besonders einzelne Elternteile nach der Scheidung) das Kind nicht mehr als Kind, sondern als PARTNER sehen und es, allein dadurch, überfordern.

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