Arbeitsrecht - Wer kennt sich aus?

  • Hatten heute in der Arbeit eine Diskussion, angefacht durch eine neue errungenschaft unseres mittleren managements, wenigstens ein teil dessen. zahlreiche mitarbeiter sind derzeit betroffen, es geht um folgendes:


    diese mitarbeiter müssen täglich per mail rechenschaft über jede ihrer tätigkeiten während des tages ablegen. dazugesagt werden muss, dass es um entwicklungstätigkeiten (software) geht, also programmierer und betriebswirte.


    ich hab kein problem wöchentlich mein geleistetes darzustellen (so hält es mein direkter vorgesetzter), aber täglich empfinde ich pers. als extremen eingriff.


    gut, da kann mein empfinden durchaus von der rechtslage abtrifften, deswegen die frage:


    ist eine derart permanente überwachung zulässig? wenn ja, worauf begründet sich das (rechtsgrundlage). wenn nein, wie weit darf sowas eigentlich noch gehen (abmelden zum klogang.... :flop: )

  • Kann dir zu der genannten Frage nicht wirklich helfen.


    Sehe, wie du auch eine regelmäßige Rechenschaft als Sinnvoller als eine tägliche an.


    Bei nem Unternehmen wo ich mal gearbeitet hab war, wie ich finde eine ganz gute Einrichtung:
    IT-Mitarbeiter haben immer wenn sie was abgeschlossen haben in ner Newsgroup nen ein- oder zweizeiler gepostet.


    Vermutlich hatten die in ihren wöchentlichen Meetings auch Prioritäten vergeben und durch die Newsgroup einträge konnte verfolgt werden was erledigt wurde. Kommt sicherlich auch vor das die an einem Tag auch mal mehrere Posts machen oder auch mal nur einen in der Woche - je nach aktueller Tätigkeit.

    Dieser Eintrag wurde 624 mal editiert, zum letzten mal um 11:24 Uhr

  • Im Grunde könnten die Kästchenzähler stündlich einen status report verlangen :D :rolleyes:


    Nach Jahren an Dilbert-Lektüre bedeutet das ungefähr dieses:
    * Dem Unternehmen geht es nicht (mehr) wirklich gut
    * Status reports schreiben ist wichtiger geworden als das richtige Arbeiten (z.B. programmieren) oder noch deutlicher: Dokumentationen über das Arbeiten ist wichtiger als arbeiten
    * Die reports / Dokumentationen dienen dem allseits bekannten Gerichtssaal-Spiel, das bald folgen wird
    * Das Gerichtssaal-Spiel ("Wer hat Schuld, dass es hier bergab geht?" - "Herr Richter, hier sind die Beweise meiner Abteilung, ich bin's nicht, das muss Herr XYZ sein!") ist auch ein wunderbares Mittel produktiv zu erscheinen statt nach anstrengenden Lösungswegen suchen zu müssen
    * Ggf. sollte man sich nach einem besseren Arbeitgeber umsehen, dem es noch auf echte Produktivität ankommt als auf Scheingefechte und Schickanierungen ;)
    * Übrigens: Studien zeigen, dass v.a. in Deutschland mit dem Gerichtssaal-Spiel in Unternehmen jährlich mehrere Millionen an Produktivität vernichtet wird. Es ist eines der beliebtesten Büro-Spiele überhaupt. Und da es Produktivität vorheuchelt fällt auch niemandem auf, dass es minütlich Geld vernichtet, wo und wenn es gespielt wird.


    Und das meine ich in der Tat bitterernst, für alle die glauben, ich würde mal wieder rumironisieren.

  • Ist doch quatsch! Was ist schlimm daran seine tägliche Arbeit grob abzubilden?
    Also in meinem Berufszweig (WP,StB) ist es zumindest bei allen etwas größeren Gesellschaften absolute Normalität, dass täglich die gearbeiteten Stunden erfasst werden müssen. Man braucht ja für jede Rechnung auch eine Abrechnungsgrundlage, mit der ich nachweisen kann was tatsächlich geleistet wurde. Wieso sollte das für Angestellte die nur im Innendienst tätig sind nicht gelten. Seine Pausen kann man sich auch so gönnen! Nur dass man in diesem Fall eben nicht direkt gegenüber dem Kunden Stellung nehmen muss, sondern gegenüber dem Unternehmen selbst...

  • Hi,


    naja, bei uns wird das ähnlich gemacht. Wir müssen auch aufschreiben was wir heute für welchen Kunden/welches Projekt gemacht haben. Dies wird dann dem Kunden auch in Rechnung gestellt. Das ist nicht weiter wild.


    bs

  • Re: Arbeitsrecht - Wer kennt sich aus?


    Zitat

    Original geschrieben von hasenhirn


    ... Rechenschaft über jede ihrer tätigkeiten während des tages ablegen....



    Wirklich jede Tätigkeit ? Das klingt ja danach als müßtest ihr jetzt euren Tagesablauf protokollieren ? Ich hoffe das ist nicht der Fall.


    Wenn man am Ende eines Arbeitstages mal ne Mail schickt mit "Habe an Modul XY gearbeitet und erfolgreich vorhandene Fehler beseitigt" , dann finde ich ist das durchaus legitim. So hat der Abteilungs/Projektleiter jeden Tag einen Stand der Dinge und kann besser einschätzen, wie gut man im Zeitplan liegt. Evtl. werden gleich Engpäße erkannt.


    Einzigen Nachteil den ich sehe ist, dass es immer wieder Tage gibt an denen man einfach nicht so produktiv ist - dabei meine ich jetzt nicht nur Freitag. Geht ja auch nach Tagesform. Finde danach sollte man niemanden beurteilen.
    Vielleicht will deine Firma aber auch einfach ne Statistik anfertigen, wie sich die Produktivität über eine Woche entwickelt.

  • Re: Arbeitsrecht - Wer kennt sich aus?


    Zitat

    Original geschrieben von hasenhirn
    ist eine derart permanente überwachung zulässig? wenn ja, worauf begründet sich das (rechtsgrundlage). wenn nein, wie weit darf sowas eigentlich noch gehen (abmelden zum klogang.... :flop: )


    1.) Ja
    2.) Arbeitsvertrag und Weisungsrecht des AG
    3.) Theoretisch ja, man muss aber nicht ausstempeln bzw. es darf nicht von der Arbeitszeit abgezogen werden (anders als Raucherpausen).
    In der Autoindustrie ist das durchaus üblich. Das Fließband läuft und dem ist es egal ob der AN auf die Toilette muss oder nicht. Wer also außerhalb der offiziellen Pause pinkeln gehen will muss dem Vorarbeiter anklingeln, abmelden und sich dafür nen Springer schicken lassen.

  • Re: Arbeitsrecht - Wer kennt sich aus?


    Zitat

    Original geschrieben von hasenhirn
    ... diese mitarbeiter müssen täglich per mail rechenschaft über jede ihrer tätigkeiten während des tages ablegen ...


    Der Arbeitgeber hat im Rahmen seiner Weisungsbefugnis das Recht, dies einzufordern.
    Über Vernunft lässt sich immer streiten :D


    Sowas gab es bei uns in der Firma auch mal, als ein neuer Controller meinte, das einführen zu müssen.
    Wir haben ihm das ganz schnell abgewöhnt.
    Verfahren wie folgt:
    Die Rapporte müssen nicht als Tabelle oder Excel-Sheet, sondern als unstrukturierter Freitext äusserst detailliert abgeliefert werden und in den Rapporten muss vermerkt werden, daß das Erstellen desselben jeweils eine Stunde Arbeitszeit in Anspruch genommen hat.


    Nach 2 - 3 Tagen geht man dann zum Betriebsrat und dieser fordert dann Einsicht in die ausführliche Statistik, die es ja nun aufgrund der abgelieferten Daten geben muss.


    Das geht dann ca. 2 Wochen so, dann ist das dem Controller zu viel Arbeit und das Datenerfassungs- und Auswerte-Projekt wird wieder eingestellt
    und alle sind glücklich.


    Solche Leute muss man immer mit Ihren eigenen Waffen schlagen :top:

  • Wir haben einfach ein elektornisches Abrechnungssystem, wo man dann auf die einzelnen Projekte, in denen man tätig ist, die Zeit buchen muss..
    Also eigentlich auch ein täglicher Rapport.

    Some experiences only impress you once.
    The special ones do it again and again.

  • Wir müssen auch so einen Lügenzettel ausfüllen, allerdings monatlich, was es nicht einfacher macht.
    Theoretisch sollen alle Tätigkeiten mit genauen Stundenangaben den Aufträgen zugeordnet werden, dummerweise müssen auch Mitarbeiter die keine Auftragsbearbeitung machen diesen Zettel ausfüllen, was praktisch unmöglich ist.


    Lustigerweise wird es bei uns so gehandhabt, dass diese Stundenzettel nicht für eine Leistungsbewertung herangezogen werden dürfen, d.h. sie werden anonym ausgefüllt und eingesammelt. Man kann aber natürlich trotzdem sehen wer welchen Zettel ausgefüllt hat, weil Urlaub, Überstunden, Aufträge, usw. natürlich Rückschlüsse zulassen. Vorausgesetzt der jeweilige Mitarbeiter füllt das gewissenhaft aus und trägt nicht einfach nur jeden Tag die Nettoarbeitszeit auf das "allgemeine" Konto ein. Ganz großer Unsinn, aber die Buchhaltung steht drauf...

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