ZitatOriginal geschrieben von Kamerakind_Udo
Im Augenblick tendiere ich dazu die Ausbildung zu beginnen weil ich nichts verliere. Die Alternative wäre ja nicht dass ich stattdessen einen besseren Plan B umsetzen könnte, sondern es würde erstmal so weitergehen wie bisher. Das bringt mich auch nicht vorwärts, also verliere ich im Grunde nichts dabei wenn ich die Ausbildung beginne.
"Hinschmeissen" kann ich es ja immer noch wenn ich "die" Zukunftsidee schlechthin habe.
Sorry aber das ist meiner Meinung nach die falsche Herangehensweise. Ich wil Dich jetzt nicht mit Gewalt von dieser Idee abbringen, es ist schließlich Dein Leben und Du bist für Deine Entscheidungen selbst verantwortlich.
Aber:
Nur die Ausbildung anzufangen, weil "gerade kein besserer Plan da ist" macht nicht wirklich Sinn. Diese Ausbildung wird Dir keinen Spaß bringen und ob sie Dich fachlich irgendwie weiterbringt halte ich auch mal für fragwürdig. Du musst Dich 2-3 Jahren mit Dingen und Leuten beschäftigen auf die Du wenig bis gar keinen Bock haben wirst. Ist das wirklich erstrebenswert? Ich selbst habe nach meinem Abi auch eine kaufmännische Ausbildung gemacht und mir waren mit meinen damals knapp 20 Jahren die Mitschüler/innen die mit 16 gerade von der Realschule kamen sehr weit von mir und meiner Auffassung vom Leben entfernt. Bei Bürokaufleuten wir der Anteil von Nichtabiturienten und insgesamt der Altersdurchschnitt tendeziell noch geringer sein. (Und bevor jemand schreit: Das soll keine Abwertung gegenüber diesen Leuten sein!)
Willst Du Dir das wirklich noch mal antun? Du kommst morgens in die Berufsschule in dem Wissen, dass der Stoff langweilig bis zäh ist und musst Dir dann auch noch die Stories Deiner Mitschüler/innen anhören in welcher Disse sie am Wochenende waren und wer da wen aufgerissen hat? (Wenn sie überhaupt mit Dir "altem Sack" sprechen). Deren Welt ist halt eine andere als Deine, Du wirst Dich wie ein Alien fühlen, dass auf dem falschen Planeten gelandet ist.
Weiterhin besteht die Gefahr, dass Du vom Unterichtsstoff gelangweilt Dich nicht wirklich in die Sache reinhängst, in der Berufsschule mag das noch klappen, die Prüfungen werden aber von der IHK abgehalten. Auch das sind sicher keine unlösbaren Hürden, aber ich habe auch schon fähige Leute gesehen die die Sache aufgrund der BBS sehr locker angegangen sind und dann in der Abschlussprüfung ne Bruchlandung hingelegt haben. Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass man durchfällt, aber eine abgeschlossenen Ausbildung mit nem 3er oder 4er Schnitt kannst Du Dir gerahmt übers Klo hängen mehr aber auch nicht.
Meiner Meinung nach macht es daher wesentlich mehr Sinn sich vor dem nächsten Schritt schon einmal die Frage zu stellen: Was will ich eigentlich bzw. wo will ich hin. Das muss jetzt nicht zwangsläufig bedeuten, dass man sich für ein konkretes Ziel entscheidet, oder wie Du so schön schreibst den typisch deutschen Weg geht und nur auf Karriere oder Geld aus ist.
Um Dir da detaillierte Tips zu geben hast Du zu wenig Infos über Deinen bisherigen Lebenslauf und Tätigkeiten gepostet (musst Du ja auch nicht zwangsläufig hier im Forum breitreten), aber ggf. solltest Du Dich doch mal mit anderen darüber unterhalten welche Möglichkeiten es sonst noch gibt. Aufgrund Deiner "Lebenserfahrung" und den verschiedenen Berufen die Du bisher ausgeübt hast solltest Du doch zumindest eine vage Vorstellung haben, was Dir auch längerfristig Spaß macht bzw. wo Du hinwillst auch wenn das Geld dabei nicht die Hauptrolle spielt. Dabei hast Du gegenüber Schulabgängern schon einen Vorteil, die kommen oft mit dem "XY ist mein Traumberuf" in eine Ausbildung und merken dann erst im Laufe der 3 Jahre, dass das evtl. doch nicht so das gelbe vom Ei ist.
Neben "Ausbildung zum Bürokaufmann" und "Mach ein Studium" gibt es bei uns genügend andere Möglichkeiten sich fort- und weiterzubilden. Dazu muss man aber erstmal wissen was man eigentlich will.
Nehmen wir mal an Du machst jetzt diese Ausbildung und kommst auch irgendwie durch und hast einen Job: Willst du die nächsten 20-30 Jahre dann immer der Sachbearbeiter sein, der irgendwelche Papiere hin und herschiebt? (Auch wieder nicht(!) abwertend gemeint.) Kannst Du Dir das wirklich vorstellen und entspricht das Deinen Vorstellungen von Spaß an der Arbeit zum erhaltenen Lohn?
Wenn ja, ok dann versuche es auf diese Art, sei Dir aber darüber bewusst das wird ein harter und stressiger Weg mit ungewissem Ausgang, wenn das aber auch nicht so 100%tig das ist was Du Dir auch längerfristig vorstellen kannst: Lass es.
Wenn das in die Hose geht bist Du fast 40 (klar kann man auch dann noch mal neu starten) aber es wird immer schwieriger bis Unmöglich dann noch mal das Ruder herumzureißen.
Daher noch mal abschließend der Tip:
Geh in Dich und frag Dich was Du willst, besprich Dich mit Freunden und Bekannten (oder halt auch mal nem "Coach") und entscheide dann wie Du Deinen weiteren Lebensweg gestalten willst.
CH