Nokia 8600 Luna Testbericht

  • Inspiriert vom Mondlicht – so zumindest will es Nokia gerne vermarkten. Wunderschön, edel und exklusiv soll es sein, dementsprechend aber auch teuer. Dafür bekommt man hier von Nokia einen extravaganten Slider mit halbtransparenter Oberfläche und Lichtspielen. Qualitativ soll es aber auch sein. Dafür sogen neben dem hochwertigen Inneren auch edle Materialien. Exotisch ist für ein Handy vor Allem die Verwendung von echtem Glas.
    Wie gut ist es denn wirklich? Wie schlägt es sich im Alltag? Und: Was darf man von den Multimediaeigenschaften erwarten? Dieser Test klärt auf!

    Lieferumfang:
    Das Nokia 8600 Luna wird in einer schlichten schwarzen Kartonschachtel geliefert – passend zum Gerät. Sie vermittelt Luxus und hebt sich von der Masse ab.
    Neben dem Gerät selber werden folgende Dinge mitgeliefert: Der Akku BP-5M (900mAh), Das Ladegerät, das Headset HS-47, der USB-Audio-Adapter AD-55, das USB-Datenkabel CA-101, die CD-ROM mit der PC Suite, ein Poliertuch aus Wildleder, eine Ledertasche, ein Trageriemen aus Metall und der übliche Papierkram. Unverständlich bleibt hier, wozu Nokia einen Adapter auf 2,5 mm mitliefert. Wenn schon einen Adapter, dann bitte auf 3,5 mm. Was will man denn schon mit 2,5 mm? Das klanglich unausgewogene, viel zu leise und billig anmutende Headset anschliessen? Der Rest des Lieferumfangs verdient ein Lob.


    Qualität:
    Die Erwartungen an das 8600 Luna sind hier sehr hoch, werden aber alle erfüllt und einige sogar übertroffen.
    Die Materialien sind durchgehend sehr gut. Das Glas der Front ist sehr edel und gegen viele alltägliche Gefahren resistent. Es fühlt sich sehr wertig an und sieht auch dementsprechend aus. Wie es wirkt, lässt sich nur schwer beschreiben, auch nicht fotografieren. Man muss es erleben, denn es hat aus jedem Winkel eine andere Art von Schönheit. Etwas weniger rosig sieht es mit Fingerabdrücken aus (Das Wildleder-Poliertuch sei gegrüsst). Sie sind auf dem Luna gut erkennbar, aber nicht so sehr störend und sie fallen viel weniger auf, als zum Beispiel auf einem 8800 Sirocco. Die Rückseite ist beschichtet mir einem sich weich anfühlenden Material. Die hochwertigen Materialien dahinter – beim Akkudeckel ist dies Metall – machen sich beim Anfühlen trotzdem merkbar. Das beim aufschieben zum Vorschein kommende und verspiegelte Metall sieht sehr gut aus, ist aber für Fingerabdrücke genauso empfindlich wie das 8800 Sirocco. Die einzelnen Bauteile sind sehr genau aneinander angepasst, die Spalten sind minimal und das Eindringen von Staub so gut wie unmöglich. Geräusche wie Knarzen kann man dem Gerät nirgends entlocken. Der Akkudeckel sitzt bombenfest, was auch genauso für angeschlossenes Zubehör gilt. Die Tastatur ist sehr gut. Die einzelnen Tasten fühlen sich sehr wertig an und haben einen einheitlichen, gut merkbaren und sehr angenehmen Druckpunkt. Die Grösse ist ganz in Ordnung, lediglich sind die Tasten 7, *, 9 und # etwas schwerer zu erreichen, da sie an den unteren Teil des Covers ankommen, problematisch ist dies aber nicht. Auch die Steuertasten sind sehr gut und lassen sich selbst im geschlossenen Zustand zuverlässig verwenden. Die einzige Seitentaste des 8600 ist die Doppeltaste für die Lautstärkeregelung. Das spezielle bei den Tasten: Sie leuchten in geschlossenem Zustand durch das „smoked-Glass“. Dieses Blinken, welches man eher als langsames Aufleuchten und Verdunkeln bezeichnen kann, kommt unmittelbar nach dem Screenserver alle paar Sekunden. Wie oft, sprich lange das aufleuchten soll, lässt sich einstellen. Beim schliessen des Sliders merkt man die Tastatur auch ganz kurz durchschimmern. Und somit zum Slider selber: Mit dem 8600 beweist Nokia, dass sie es auch perfekt machen können. Es hat absolut kein merkbares Spie und ist in beiden Zuständen vollkommen stabil. Der Slider öffnet mit ein wenig Kraftaufwand halbautomatisch und gibt ein nicht störendes Klicken von sich. Die Grösse ist sehr angenehm und das 8600 stört selbst in der mitgelieferten Ledertasche nicht in den Hosentaschen. Die Proportionen sind sehr gelungen gewählt und das Design durchdacht und konsequent verwirklicht. Das hohe Gewicht ist hierbei nicht störend, sondern vermittelt die Qualität, welche dieses Gerät zu bieten hat. Allgemein läst das 8600 Luna beim Kapitel „Qualität“ keine Wünsche offen und ist diesbezüglich eines der besten Geräte überhaupt.


    Multimedia:
    Dies ist klar nicht der Bereich, in dem das 8600 Luna herausstechen soll. Der mager bemessene und vor allem nicht erweiterbare Speicher von nur 120 MB stellt hier das grösste Hindernis dar. Sehr schade, denn viele Voraussetzungen für den Gebrauch des Lunas als Multimediagerät wären gegeben. Doch mit so wenig Speicher können diese nicht wirklich ausgenutzt werden.
    Da wäre zum Beispiel das gute Display mit der QVGA Auflösung (240x320 Pixel). Es ist wie fast alle anderen QVGA Displays sehr gut, scharf und kontrastreich. Bei Sonneneinstrahlung macht es eine weniger gute Figur.
    Die Kamera löst mit zwei Megapixeln auf, hat keinen Autofokus und ist somit mehr oder weniger vergleichbar mit den üblichen zwei Megapixelkameras von Nokia. Das gilt auch für die damit geschossenen Bilder. Die Farbechtheit sowie der Kontrast sind relativ gut. Aussenaufnahmen sind wie gewohnt besser als Innenaufnahmen. Der Nachtmodus kann natürlich keine Leuchte ersetzen. Die Bilder sind genügend scharf, sofern es keine Nahaufnahmen sind. Für Schnappschüsse somit vollkommen ausreichend. Für wirklich gute Fotos sollte man sich nach alternativen umsehen. Einstellungsmöglichkeiten bietet das 8600 relativ viele. Selbstauslöser, Bildfolge, Effekte (Falschfarben, Graustufen, Sepia, Negativ,Solarise) und individueller Weissabgleich. Dies ist für ein nicht auf die Kamera fokussiertes Gerät völlig ausreichend. Die maximale Auflösung der Videos von 176x144 scheint hingegen doch etwas veraltet und die Videos verschwommen und kaum brauchbar.
    Auf dem Display kommen Bilder und Videos scharf rüber. Als Videoplayer ist das 8600 Luna mangels Speicher und wegen des doch etwas kleinen Displays nicht geeignet. Die gängigen Formate wie MPEG-4 oder 3GPP werden unterstützt. Bei Musik zeigt sich das Luna grosszügiger und unterstützt beinahe alle heutzutage verwendeten Musikformate.
    Und somit zur Musik: Das 8600 hat natürlich auch einen mp3 Player, dessen Bedienung und Möglichkeiten zwar in Ordnung sind, aber nicht wirklich einem mp3-Handy konkurrieren können. Viele Möglichkeiten zur Individualisierung sind nicht gegeben. Es ist für meinen Geschmack viel zu leise, was für den integrierten Lautsprecher, als auch für das Headset gilt. Der Lautsprecher war bei meinem Gerät äusserst problematisch. Teilweise brachte er keinen wirklichen Ton heraus, es glich eher einem Gekrächze und irgendwelchen Lauten, wie wir sie von Orks aus „Herr der Ringe“ kennen. Nichts mit schönem Sound passend zum schönen Luna. Teilweise war der Lautsprecher wieder normal und gab qualitativen, aber zu leisen Sound heraus. Die zwei grossen Lautsprecherspalten täuschen hier etwas nicht Vorhandenes vor. So darf das nicht sein! Das Headset kann man auch nicht loben, es wirkt billig und fühlt und hört sich auch so an. Besser ist es mit eigenen, guten Kopfhörern, womit das 8600 Luna doch wirklich brauchbare Musik bringen kann. Etwas mehr Lautstärke würde aber auch hier nicht schaden. Und einen etwas leichteren Weg, eigene 3,5 mm Kopfhörer zu nutzen, als über 2 Adapter würde ich mir auch wünschen.

    Connectivity:
    Das 8600 Luna bietet neben Infrarot, Bluetooth (inklusive A2DP) auch EDGE. Kritik muss es sich in diesem Bereich aber gefallen lassen. So verfügt es über nur eine einzige Schnittstelle, die neue, sogenannte microUSB Schnittstelle. Somit wird alles alte Nokia Zubehör unbrauchbar und man muss alles neu kaufen. Nicht gerade nett von Nokia, ich nenne es eher Geldmacherei. Platz für einen alten Ladekabelanschluss wäre zum Beispiel sicher gewesen. Das Versenden und Empfangen von Dateien klappte über Bluetooth, MMS, Email und Infrarot mit allen getesteten Geräten problemlos. Synchronisiert wird das das Luna wie alle anderen Nokias mit der PC Suite, die dem Nokia-User wahrscheinlich bekannt ist. Verbindungsaufbau und Abgleich klappte auf Anhieb. Einen Wechseldatenträgermodus, wie man es von den Symbianmodellen kennt, sucht man vergebens, wobei das nicht schlimm ist, da es sowieso nur den internen Speicher hat.
    Der Internetbrowser ist nichts spezielles und ist im Grunde der selbe wie bei den anderen Series40 Modellen von Nokia.


    Ausdauer:
    Das Nokia 8600 bringt einen guten Akku mit sich. Auf der deutschen Nokia Homepage wird dessen Leistung mit 950mAh angegeben, real steht auf dem Akku aber nur 900mAh! Nicht weiter schlimm, da sich das Nokia als langlebiger Begleiter beweist. Bei durchschnittlichem Gebrauch hielt es immer länger als 2 Tage und bei wenig Gebrauch kommt es sogar locker auf 5-7 Tage! Das ist eine andere Welt, wenn man es mit dem 8800 vergleicht.


    Bedienung:
    Das Menu ist Series40-typisch und somit sehr leicht bedienbar. Es ist auch für Neueinsteiger leicht verständlich und bietet ausreichend viele Individualisierungsmöglichkeiten. Beim Luna wurde das Menu noch etwas optisch aufgewertet und passend zum Motiv „Mondschein“ sind auch das Theme und die Icons angepasst. Hier hätte aber Nokia noch etwas nachlegen sollen. Lediglich ein einziges (das schwarz-lila) Theme mit dem Mondschein-Motiv ist dabei. Alle anderen sind übliche von Nokia verwendete und somit nicht wirkliche edle und zum Luna passende Themes.


    Empfang und Sprachqualität:
    Der Empfang ist leider nur Durchschnittlich, aber immerhin in keinem Bereich problematisch. Verglichen mit einem N95, welches in diesem Bereich eine der Referenzen ist, hat es stets schwächeres Netz. Die Sprachqualität ist in Ordnung. Man versteht den Gesprächspartner gut und ohne spezielle „Verzerrungen“. So kommt es auch beim Gesprächpartner rüber.


    Organizer und Business Anwendungen:
    Der Organizer ist für den durchschnittlichen User völlig ausreichend. Vom Wecker, bis zu einem guten Kalender ist fast alles dabei, so auch eine Aufgabenliste, Notizen, Rechner, Countdown und eine Stoppuhr. Dinge wie Office Anwendungen (Word, Excel), wie wir sie bei Smartphones kennen, finden auf dem Luna keinen Platz. Somit ist es auch für anspruchsvolle User und Geschäftsbedürfnisse ungeeignet. Die Kontaktverwaltung ist gut, es bieten sich ausreichend viele Möglichkeiten, einem Kontakt Details hinzuzufügen und das Synchronisieren dieser mir den üblichen Programmen wie Outlook ist möglich.


    Fazit:
    Das 8600 Luna ist ein ausnahmslos perfekt verarbeitetes Handy, welches Schönheit und Extravaganz ausstrahlt, wie kaum ein anderes. Man erhält ein ganz exklusives Handy.
    Empfehlen kann ich es ausschliesslich Leuten, die viel Geld für wenig Technik haben, dafür aber zahlen, um etwas zu haben, dass sich wenige andere leisten können. Das Preis-Leistungsverhältnis werde ich nicht weiter berücksichtigen, denn es ist schlichtweg nicht gegeben. Als Multimediagerät taugt es leider nicht. Und zwar einzig aus dem Grund, weil der Speicher beschränkt ist. Eine Speicherkarte hätte auch dem Luxushandy nicht geschadet, da es technisch dem teureren Schwestermodell 8800 Sirocco sowieso überlegen ist. Schade, dass man so nicht das volle Potential des Handys nutzen kann. Inakzeptabel ist bei meinem Gerät auch der teilweise krächzende Lautsprecher. So etwas darf einfach nicht vorkommen, wenn man sich Qualität erkauft!
    Die Erwartungen hat das 8600 Luna ansonsten alle erfüllt und ist doch etwas neues in der Handywelt. Eine Empfehlung gibt es wie gesagt nur, wenn man die klaren Defizite des Gerätes in Kauf nehmen kann. Ansonsten ist man mit einem Handy, welches man zu einem Bruchteil des Preises kriegt, dafür aber mehr Technik hat, besser bedient. Die Extravaganz des Lunas bleibt aber unerreicht.


    Bilder folgen in Kürze!

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