Vodafone D2 wirbt derzeit massiv für sein neues Live Portal mit ganz heißen Top-Multimedia-Handys. Renner in diesem Weihnachtsgeschäft ist das Panasonic GD 87. Ein absoluter Alleskönner, wenn auch für einen stolzen Preis. Ohne Vertragsbindung kostet das Mobiltelefon über 600 Euro, mit Vertrag immer noch knapp 300 Euro. Mehr als 150.000 Geräte wollen die Düsseldorfer bis Weihnachten verkaufen.
Doch das unter dem Markennamen Vodafone Live vermarktete Panasonic-Gerät GD 87 kann noch mehr, als Kunden wünschen: Durch einen Softwarefehler können Dritte kostenpflichtige Datenverbindungen zu dem Handy aufbauen, ohne Kenntnis des Kunden.
Fehler im System
Möglich ist das durch die bei dem Handy eingesetzte neue Technologie, den so genannten WAP-Push-Dienst. Die Recherchen von Plusminus ergaben, dass sich jedermann über im Internet frei verfügbare Seiten in das Handy hacken kann. Durch Eingabe der Mobiltelefonnummer kann eine Aufforderung an das Panasonic-Gerät geschickt werden, eine Datenverbindung aufzubauen. Das Problem dabei: Das funktioniert auch ohne Zustimmung des Nutzers. Plusminus ließ das Gerät von einem Experten prüfen: Timo Ludwig von der Firma 2way interactive GmbH. Bereits vor einigen Monaten hat der Softwarespezialist Risiken von SMS-Viren aufgedeckt. Ludwig zum Panasonic Problem:
"Für uns stellt sich das so dar, dass es sich dabei um einen Software-Konstruktionsfehler handelt. Es ist also nicht üblich, dass so etwas funktionieren kann mit Handymodellen. Es kann also ohne Zutun des Nutzers eine Verbindung hergestellt werden, die für den Nutzer Geld kostet."
Der Kunde merkt nichts, aber muss zahlen
Solange man die Verbindung nicht trennt, rattern die Gebühren: bis zu 25 Cent pro Minute. Die Manipulation klappt immer, wenn das Handy eingeschaltet ist. Im Gerät gibt es keine Möglichkeit, die automatische Annahme zu deaktivieren. Bislang ist das Problem lediglich beim neuesten Panasonic-Gerät aufgetaucht. Andere handelsübliche Mobiltelefone mit WAP-Push-Technik bauen Datenverbindungen erst nach Autorisierung durch den Nutzer auf.
Vodafone bestreitet Probleme
Der größte deutsche Mobilfunkanbieter und Vodafone-Konkurrent T-Mobile hat eigenen Angaben zufolge das Panasonic-Gerät kurzfristig wegen Mängeln aus dem Verkaufsprogramm genommen.
Forderungen nach einem Verkaufsstopp für das fehlerhafte Handy hält Vodafone für unbegründet. Amelie Döbele von der Vodafone D2 GmbH: "Auf Basis des jetzigen Sachstandes haben wir überhaupt keinen Grund den Verkauf in irgendeiner Form einzuschränken"
Tipp
Christoph Kremer, renommierter Anwalt für Produkthaftung, meint zu dem Fall:
"Ich kann nicht in die Herzen und Seelen der Vodafone Manager schauen, ich halte es aber für rechtlich gänzlich unvertretbar zu behaupten, dass dieses Handy im Rechtssinne frei von Mängeln sei."
Das bedeutet Gewährleistungsansprüche. Vodafone müsste auf Verlangen betroffener Kunden zumindest nachbessern. Wenn Sie bereits ein solches Gerät besitzen, sollten Sie außerdem ihre nächste Telefonrechnung genau kontrollieren und im Zweifelsfall reklamieren.
Dieser Text gibt den Fernseh-Beitrag vom 10.12.02 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.
Quelle: Plusminus.de