Nun ist es soweit, Motorola gliedert nach der Ausgliederung der GSM (im Jahr 2004) auch die UMTS Produktion nach Asien aus. Zusätzlich wird die Logistik auch verkauft. Damit verabschiedet sich Motorola wohl endgültig von dem einstigen Vorzeigewerk (modernste in Europa) in Deutschland.
Meldung shz:
Der weltweit zweitgrößte Handyhersteller Motorola baut in Flensburg hunderte Arbeitsplätze ab. Die Fertigung der UMTS-Geräte werde nach Asien verlagert, sagte der Motorola- Deutschland-Chef Ralf Gerbershagen in Flensburg. Damit fallen im Laufe des Jahres im Flensburger Werk mindestens 230 Arbeitsplätze weg. Die vier deutschen Motorola-Standorte Flensburg, Berlin, München und Taunusstein werden jedoch weitergeführt. Von den derzeit mehr als 1000 Beschäftigen in Flensburg werden "mehrere hundert“ im Unternehmen bleiben, sagte Gerbershagen. Die entlassenen Mitarbeiter sollen zunächst in einer Transfergesellschaft aufgefangen werden.
Kostenüberprüfungen in "einer der am härtesten umkämpften Branchen der Welt“ hätten zu dem Schritt geführt, sagte Gerbershagen. Die Gewerkschaft IG Metall kündigte für Freitag eine Protestaktion in Flensburg an.
Zudem werde die Sparte Logistik und Transport mit rund 650 Flensburger Beschäftigten ausgelagert, erklärte Gerbershagen. Von 14 Logistikzentren in Westeuropa sollen 10 ganz wegfallen. "Vier bleiben bestehen, darunter Flensburg“, betonte der Deutschland-Chef. Motorola werde bei den Verhandlungen darauf achten, dass möglichst viele der Mitarbeiter vom neuen Logistik-Partner übernommen werden, betonte Gerbershagen. Zudem wolle er eine Standortgarantie für mehrere Jahre erreichen. Von ursprünglich 57 Bewerbern stünden zwei "in Deutschland ansässige“ Fremdunternehmen zur Auswahl.
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) bot an, eine "arbeitsplatzbezogene Hilfestellung“ zu geben - "bis zur Schmerzgrenze“, betonte er. Austermann knüpfte die Hilfe jedoch an Bedingungen: "Es ist ein bitterer Rückschlag für die Region und das Land. Wir werden unsere Hilfe davon abhängig machen, wie groß die Zahl der Mitarbeiter ist, die übernommen wird“, sagte der Minister.
Für die Motorola-Mitarbeiter im Norden gab es in den vergangenen Jahren Höhen und Tiefen. Gut lief es für die Beschäftigten im Jahr 2000, als die Sieben-Tage-Woche mit 24-Stunden-Schichten eingeführt wurde. Besonders bedrohlich sah die Lage im Herbst 2003 aus: 600 Entlassungen standen an, weil die Produktion weitgehend nach China verlagert wurde. Am Standort Flensburg blieben die Bereiche Verpackung und Distribution. Bis dahin hatte das Unternehmen 1800 Beschäftigte, in den besten Zeiten waren es rund 3000 Mitarbeiter. Heute zählt das Werk noch etwas mehr als 1000 Beschäftigte.
Und heute baute dann die Gewerkschaft nochmals den üblichen Druck nach solchen Entscheidungen auf...
Artikel shz:
Mehrere hundert Beschäftigte haben gegen die beschlossenen Entlassungen des Handyherstellers Motorola in Flensburg protestiert. "Wir wollen hier in Flensburg kein zweites BenQ“, erklärte der Geschäftsführer der Gewerkschaft IG Metall in Flensburg, Meinhard Geiken. "Wir bieten unsere Hilfe an“, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU). Nach Polizeiangaben nahmen bis zu 500 Menschen an der Kundgebung teil. Das Unternehmen hatte am Donnerstag bekannt gegeben, die Fertigung von UMTS-Geräten nach Asien zu verlagern. Damit fallen in Flensburg 230 Arbeitsplätze weg.
Geiken forderte eine "vernünftige Abfindungsregelung“ mit zwei Gehältern pro Beschäftigungsjahr sowie eine Auffanggesellschaft, in der die entlassenen Mitarbeiter weiterqualifiziert werden. "Wir haben Verantwortung für die, die arbeitslos werden“, betonte Geiken. Zudem werde sich die IG Metall für die Sicherung der Beschäftigung und Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter einsetzen, die bei Motorola bleiben. Er kündigte für die kommenden Monate mehrere Protestaktionen und Kundgebungen in Flensburg an. "Es werden weitere kommen“, betonte Geiken.
Ministerpräsident Carstensen kündigte finanzielle Hilfe für den Standort an. "Wir haben uns bereit erklärt, eine erhebliche Summe an Geld in die Hand zu nehmen, um Arbeitsplätze zu sichern“, sagte der Regierungschef. Zudem werde in den Ministerien zusammen mit der Agentur für Arbeit nach Lösungen für Qualifizierung und Vermittlung für die Entlassenen gesucht, "damit diese schnell wieder in Arbeit kommen“, betonte Carstensen.
Die SSW-Landtagsvorsitzende Anke Spoorendonk, die ebenfalls in Flensburg war, erklärte, der erneute Stellenabbau bei Motorola zeige, "dass man die Zukunft unserer Region nicht auf internationale Großkonzerne bauen kann“. Sie forderte die Landesregierung auf, sich verstärkt für die Schaffung und den Erhalt von mittelständischen Arbeitsplätzen in der Region Flensburg einzusetzen.
Ich wünsche allen Betroffenen viel Glück und Erfolg! Kopf hoch! Es wird weitergehen!