Wie verhandelt der deutsche Mobilfunkkunde ?

  • Hallo Handyvolk,


    in letzter Zeit mache ich immer öfter die Erfahrung, dass der durchschnittliche deutsche Mobilfunkkunde in Preisverhandlungen ein übles Verhalten an den Tag legt.
    Mir geht es nicht um die Frage, ob der Kunde König ist, weil sich diese Frage nicht stellt.
    Mir geht es vielmehr darum, dass ich mehr und mehr den Eindruck gewinne, dass viele Menschen einfach nicht verhandeln können.
    Da ist nichts Spielerisches dabei, da werden utopische Forderungen gestellt, da wird gebrüllt, da wird beleidigt und da wird gedroht.



    Folgender Gesprächseinstieg ist beispielhaft, aber systemimmanent:


    "Mein Vertrag läuft aus, ich will das 6310i für höchstens 10 Euro, weil D2 das 6310 für lau anbietet. Wenn sie das nicht machen, gehe ich halt zur Konkurrenz"


    Ist das ein Einstieg in eine Vertragsverhandlung ?


    Mit einem Bruchteil der Kundschaft macht es allerdings richtig Spass. Diese Kunden sind vorbereitet, sie haben sich vorher informiert, sie wissen, was realistisch ist. Das sind für mich die schönsten Gespräche, weil , wie soll ich es ausdrücken, eine Art Wettbewerb entsteht : Wie weit kommt er mir entgegen, der Hottie, wie weit kann ich mich, der Hottie, aus dem Fenster lehnen ?


    Wie verhandelt ihr ? Wie versucht ihr, das Beste herauszuholen ?


    Die Diskussion ist eröffnet !


    Lieben Gruß


    Faceman

    Zu welchen Anlässen man Whisk(e)y trinkt :
    Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabeihaben, für den Fall eines Schlangenbisses - und ausserdem sollte man immer eine kleine Schlange dabeihaben.
    (W.C.Fields)

  • Irgendwie ist der "Deutsche" wahrscheinlich nicht zum HANDELN geboren.
    Wir akzeptieren gewisse Sachen, und manche eben nicht.
    Jetzt (oder in letzter Zeit) wird uns per Gesetz offeriert, daß im Handel eine
    gewisse Spanne besteht.
    Diese versuchen manche Leute wahrscheinlich auf äußerst unglückliche Art und Weise zu nutzen.
    Imho macht Realitätssinn und Anstand dann doch das Rennen.
    Wenn man weiß, "...was geht" - sollte es eigentlich keine Probs geben.
    Allerdings sollten die Seller auch manchmal etwas Nachsicht walten lassen.
    Die deutsche Mentalität ist eben nicht mit der Basar-Atmosphäre zu vergleichen.


    Sollte natürlich nicht negativ rüber kommen - ist nur meine Meinung.


    Bis dann...

    "The Truth Hurts..."
    im-JM

  • Frabo hat recht, die Deutschen haben es einfach nie gelernt, richtig zu handeln, daher fallen auch im Urlaub so viele kräftig auf die Schnau*e, wenn sie einen Markt betreten - die lassen sich nahezu alle gnadenlos über den Tisch ziehen... ;)


    Den meisten Menschen (wie auch mir) fällt vermutlich einfach der Gedanke schwer, daß die Zahl auf dem Preisschild, das man sich gerade ansieht, nicht von Gott sondern von Menschen festgesetzt wurde, die gelegentlich einen gewissen Verhandlungsspielraum haben - aber der ist (bezogen auf das Beispiel Mobilfunk) normalerweise für den Wenig- bis Normalmobiltelefonierer schwer auszunutzen. Wenn man nicht regelmäßig eine Handy-Rechnung in dreistelliger Höhe hat, hat man in der Regel recht wenig Chancen.
    Daher halte ich auch lieber meine Klappe und versuche, eine Entscheidung anhand von Preisvergleichen im Vorfeld zu treffen, anstatt es auf die von Dir beschriebene (und vermutlich zíemlich typisch deutsche) Holzhammermethtode zu versuchen.

    Sic gorgiamus allos subjectatos nunc.

  • Hallo faceman!


    Soll ich wirklich hier meine Strategie verraten?


    Wenn ich Dich dann dran habe, habe ich ja keine Chance mehr :D


    Also das wichtigste ist für mich, daß zwischen dem Hotliner und mir eine lockere spaßige Atmosphäre entsteht.


    Dafür gibt es aber kein Geheimrezept, da muß man spontan im Gespräch für sorgen.


    Leider habe ich in letzter Zeit aber viel öfter als früher Kollegen von Dir drangehabt, wo ich nach 2 Sätzen wußte, daß das mit der Atmosphäre nichts wird (zum Glück hatte ich nicht wegen Vertragsverlängerung angerufen!).


    Diese Kollegen blieben einfach stur sachlich, verzogen verbal sozusagen keine Miene, egal was ich sagte. :(


    Und während sie minutenlang im PC suchten/tippten, herrschte eisiges schweigen.


    Ich hoffe das waren trotzdem Außnahmen.


    Wenn die Atmosphäre aber stimmt, lasse ich mir erstmal ein Angebot machen.


    Dann gibt es bei mir 2 Methoden:


    Nummer 1 (die effektivere aber nicht so schöne): "Ein Bekannter von mir hat das gleiche Telefon bei ihnen aber zum Preis xx bekommen. Wie kommt das?" xx ist dabei natürlich ein realistischer Betrag!


    Nummer 2: Irgendein einfacher aber freundlicher Satz à la "Gibt es dazu auch noch einen Studentenpreis?" oder "Da kann man aber doch bestimmt noch etwas machen, oder?" oder "Wäre schön wenn es noch preiswerter ginge, schließlich mache ich mit dem Telefon ja mehr, woran sie auch wieder verdienen"


    Beim "realen" Einkauf höherwertiger Sachen mache ich es ähnlich.


    Im großen und ganzen habe ich auch immer Erfolg!

  • faceman:
    Beim Autokauf war es ja schon lange so: Es gab da immer wieder Kunden, die frech behaupteten: Das Model XY, das Sie mir eben für 32000 DM angeboten haben habe ich aber bei Auto Müller für 28.500.- angeboten bekommen.
    Aber wirklich verhandeln liegt eben nicht in der deutschen Mentalität.

    \/\/olfgangS

  • Ich empfinde es als sehr lästig wenn ich erst einen Psychokrieg führen muss um einen angemessenen Preis zu bekommen. Letztlich bleibt das schale Gefühl mit größerer Hartnäckigkeit hätte man das Produkt doch billiger bekommen und wenn man nicht nachgefragt hätte wäre man abgezockt worden. Außerdem wird man am Preisvergleich gehindert wenn der ausgewiesene Preis nicht dem "tatsächlichen" entspricht.

  • Als Einkäufer ist es ja mein Job, die Kosten zu drücken und Preisverhandlungen zu führen. Ich bevorzuge bei solchen Preisverhandlungen das Auge zu Auge Prinzig.


    Dem Verhandlungspartner (er ist Partner, nicht Gegner!) immer offen gegenübertreten und ein lächeln mit leichen Kopfschütteln bei zu hohen Preisen hift da sehr.


    Notfalls fragt man seinen Partner, wie wir gemeinsam noch was am Preis machen können.


    Natürlich fragt man nicht danach was das Produkt kostet, sondern welchen Preis einem sein gegenüber machen kann.


    Wenn der Preis dann doch zu hoch ist, dann "Ich fürchte bei diesem Preis kommen wir nicht zueinander, da müssen Sie noch was dran machen"

  • Hallo faceman :). Von Deiner Ausführung kann ich ein fröhliches Liedchen trällern.


    Folgend schilder ich meine sechsjährige Erfahrung aus dem Telekommunikationsbereich:


    Handwerker
    Die am einfachsten zu handhabenden Kunden sind Handwerker. Sie fragen nach einem bestimmten Produkt und in den seltensten Fällen feilschen sie lieb, nachdem sie zum Kauf eingewilligt haben. Die Beratung ist kurz. Der Kunde beschränkt sich bei seinen Fragen aufs Wesentliche.


    Akademiker, mittleres Alter
    Je höher nun der höchste akademische Abschluß, desto schwieriger gestaltet sich oftmals die Verhandlung. Sonderfälle bzgl. Schwierigkeit: Leute mit (BWL, oder VWL) Doktorgrad oder (!!) Lehrer.
    Die Beratung kann sich schon einmal zwei Stunden (!!) hinziehen; alles wird hinterfragt. Der Fachmann (ich) ist schlicht "Verkäufer", der bitteschön auf jede noch so abwägige Frage eine Antwort parat hat.
    Fragen (Anweisungen) wie:


    "wo steht dies schriftlich ? (Grundgebührbefreiung) oder "rufen sie bitte diesbzgl. JETZT noch einmal bei der Hotline an ?" sind durchaus nicht ungewöhnlich.
    Damit der Kunde sich wohlfühlt, sollte in diesen (bis zu 2 Stunden) bitteschön Ruhe herrschen (keine Telefonanrufe, keine Callnow-Kunden, etc.).


    Preisverhandlungen werden meist sachlich geführt. Es wird kritisch nachgehakt und die eine oder andere Sache nachverhandelt, aber meist in einem sehr fairen Rahmen. ABER: der Verkäufer weis, dass er auch zukünftlich für Rückfragen zur Verfügung steht, d.h. auch zukünftig die Zeit ("sie helfen ja gerne") großzügig ("bin ja Kunde bei Ihnen") in Anspruch genommen wird.


    Ausländer
    Hier besonders Türke oder Rumäne.


    Verhandlungen gleichen einen Kampf. Der Kunde ist immer (nach eigener Aussage) ein sehr guter Kunde. Immer haben Freunde, Verwandte, Schwippschwager nach seiner Vermittlung gekauft.


    Es wird mit psychologischen Tricks gearbeitet. Sehr beliebt ist die Variante des "aushorchens" plus "behauptens". Funktioniert so:


    Kunde A kommt am Montag zum Angestellten X und fängt mit der Preisverhandlung an nach altem Muster (siehe oben), zusätzliche Varianten: Gerät gibts woanders für Y, damals bei Dir für Sonderpreis Z gekauft.....


    Er verläßt den Laden und betritt ihm am Dienstag in der weisen Vorraussicht, dass jetzt Angestellter Y den Laden führt.


    Preisverhandlungen setzen wieder ein. Jetzt kommt die Variante der Behauptung: gestern hätte Angestellter X das Telefon (meist Nokia) für den (ruinös niedrigen) Sonderpreis c angeboten. Der Abschluß war sozusagen beschlossene Sache.


    Typische Frage: Was ist Dein letzter Preis.


    Diese Verhandlungen sind langwierig, aber durchaus spannend. Sind unsere ausländischen Mitbürger mit der Leistung zufrieden, dann kommt tatsächlich die gesamte Familie. ABER: es wird immer wieder gefeilscht.


    Das muß man verstehen und natürlich auch mit umgehen können.


    Statements zur Preisverhandlung im allgemeinen
    Die wenigsten Leute feilschen. Ich tippe bei mir die Quote auf vielleicht 5 %.


    Meist wird auch sehr dümmlich verhandelt.
    Soll heißen: der Kunde nimmt eine schlechte Verhandlungsposition ein; entweder er hat schon den Kauf eingewilligt (Spannung für den Verkäufer ist draußen, jetzt gibt er nur noch Rabatt, weil Kunde "so nett" ist), oder er zeitliche Reglementarien nicht eingehalten hat (hier sehr oft: die rechtzeitige Kündigung des Vertrages. Kunde kann jetzt nur noch verlängern).


    Tipps für die Rabattjagd
    Der Kunde sollte versuchen, auf eine "Wellenlinie" zum Verkäufer zu gelangen.
    Gibt es Gemeinsamkeiten, so sollten diese eventuell in einem Gespräch ermittelt und genutzt werden.
    Es sollte ebenfalls genügend Zeit vorhanden sein. Kein Verkäufer fühlt sich sonderlich motiviert, wenn der Feierabend naht.
    Der Kunde sollte sich vorher seinen Preis überlegen und im Gespräch deutlich hervorheben, dass potentiell Folgeaufträge möglich sind:


    Zitat

    "meine Freundin hat noch kein Telefon, die sollte demnächst auch.." eine Freisprecheinrichtung fürs Auto wäre das nächste Projekt..."


    Locker, witzig (flapsig) sollte dann imho die Preisverhandlung geführt werden, ohne besonders "nur" auf den Preis als Verhandlungsgrundlage zu beharren. Manchmal ist der Verkäufer zwar nicht beim Preis verhandlungsfähig, wohl aber bei anderen Dingen (Zubehör, anderes Telefon, Serviceleistung, Tipps und Tricks).
    Der Verkäufer sollte durch den Kunden so motiviert werden (wenn er es nicht bereits ist), für den Kunden sich besonders anzustrengen.


    Ist der Kunde patzig und/oder fordernd, dann führt dies mindestens zu einem schlechteren Verhandlungsergebnis.


    Wieso sollte ich beispielsweise bei der Vertragsverlängerung die Hotline bekiehen, dem Kunden (ein potentiell mögliches) Startguthaben zu geben, wenn ich die Preisanfrage auch mit einem "sorry, bei Vertragsverlängerung gibt es leider von Seiten der Netzbetreiber keine Möglichkeiten" abwiegeln kann ? :)


    Fazit Preisverhandlungen bedarf Einfühlungsvermögen auf beiden Seiten. Der bestmögliche Abschluß ist derjenige, mit dem alle Vertragspartner zufrieden sind.


    Viel Erfolg

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  • Re: Upgrade in Aussicht -----wie verhandelt der deutsche Mobilfunkkunde ?


    Moin,
    lustige Diskussion hier. Machen wir wieder Kundenbeschimpfung ;).

    Zitat

    Original geschrieben von faceman
    Hallo Handyvolk,


    in letzter Zeit mache ich immer öfter die Erfahrung, dass der durchschnittliche deutsche Mobilfunkkunde in Preisverhandlungen ein übles Verhalten an den Tag legt.


    Kundenbeschimpfung erster Teil, oder hast Du einfach nur einen schlechten Tag? Warum ein übles Verhalten? Wie man in den Wald hineinruft so schallt es heraus. Ein Sprichwort das sich bisher immer bewahrheitet hat.

    Zitat

    Original geschrieben von faceman
    Mir geht es nicht um die Frage, ob der Kunde König ist, weil sich diese Frage nicht stellt.


    Inwiefern stellt sich die Frag für dich nicht? Ein Satz weiter vorne sprichst Du von üblen Verhalten und jetzt das, so ganz kann ich Dir nicht folgen ;).

    Zitat

    Original geschrieben von faceman
    Mir geht es vielmehr darum, dass ich mehr und mehr den Eindruck gewinne, dass viele Menschen einfach nicht verhandeln können.


    Aha, nicht verhandeln können, soso ;)! Ist es nicht vielmehr so, das Du enttäuschst bist, das Du keine Abschlüsse machst, weil der Kunde auf einen günstigeren Preis beharrt?

    Zitat

    Original geschrieben von faceman
    Da ist nichts Spielerisches dabei, da werden utopische Forderungen gestellt,...


    Woher kommen diese Forderungen, doch vom Handel. Der Kunde wird gefüttert mit Lockangeboten. Also wird versucht diese, zugegebenermaßen, tatsächlich utopischen Angebote, auch im Tagesgeschäft zu erhalten. Und was soll daran spielerisch sein, hier geht es um Geld und zwar richtiges und kein Monopolygeld. Soll ich da mit dem Verkäufer rumspielen, no chance.

    Zitat

    Original geschrieben von faceman
    da wird gebrüllt, da wird beleidigt und da wird gedroht.


    Ich glaube Du übertreibst maßlos. Aber dein erster Satz und dieser Satz sprechen Bände. Du willst gar nicht verhandeln, sondern einfach nur deine Preisvorstellung durchdrücken. Das kennen wir als Kunde nun schon seit Jahrzehnten. Und viele sind einfach nicht mehr gewillt bei dem Spielchen mitzumachen. Oder sind dir die aktuellen rückläufigen Marktdaten in allen Bereichen nicht geläufig?


    Zitat

    Original geschrieben von faceman
    Folgender Gesprächseinstieg ist beispielhaft, aber systemimmanent:


    "Mein Vertrag läuft aus, ich will das 6310i für höchstens 10 Euro, weil D2 das 6310 für lau anbietet. Wenn sie das nicht machen, gehe ich halt zur Konkurrenz"
    Ist das ein Einstieg in eine Vertragsverhandlung ?


    Ja und? Das ist ein ganz normaler Einstieg in Verhandlungen. Ich als Kunde sage dem Verkäufer ganz klar was ich haben will ;).

    Zitat

    Original geschrieben von faceman
    Mit einem Bruchteil der Kundschaft macht es allerdings richtig Spass. Diese Kunden sind vorbereitet, sie haben sich vorher informiert, sie wissen, was realistisch ist. Das sind für mich die schönsten Gespräche, weil , wie soll ich es ausdrücken, eine Art Wettbewerb entsteht : Wie weit kommt er mir entgegen, der Hottie, wie weit kann ich mich, der Hottie, aus dem Fenster lehnen


    Das sind wohl genau die Kunden, denen Du nicht entgegen zu kommen brauchst, sondern denen Dur ein durchkalkulertes Angebot anbietest, das Du im Schreibtisch liegen hast und für genau solche Momente bereithältst. Der Kunde ist zufrieden, Du machst deinen Schnitt. Aber Handeln ist das auch nicht, eigentlich auch nur Augenwischerei ;).


    cu

  • Antwort eines Mercedesmanagers auf die Frage warum ihre Fahrzeuge in Deutschland teurer sind wie im Ausland und warum es keine oder nur geringe Rabatte gibt: "Der deutsche Markt gibt es her"
    quelle ist mir leider nicht mehr bekannt.

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