Um das Problem nochmal anzusprechen, daß viele meinen, man hätte die Züge ja mit 30 40 oder 50 km/h fahren lassen können:
Hätte man nicht! Der Grund ist ganz Einfach: Um 21.00 Uhr im Winter ist es Dunkel. Das gilt auch für Schienen. Die "Beleuchtung" an der Spitze von Zügen ist eine rine Positionsbeleuchtung, und hat nahezu keine Leuchtwirkung auf die Strecke. Der Lokführer sieht Nachts maximal 5 Meter weit. Und selbst bei 30 km/h reichen 5 Meter Wegstrecke nichtmal um mit der Hand den Bremsgriff zu erreichen. Ich weiß daß es einzelne Moderne Fahrzeuge mit Fernlicht gibt, aber die sind noch nicht weit genug verbreitet, um das als Option anzusehen, und Bäume haben nunmal nicht die Angewohnheit, durch übermäßige Beleuchtung auf sich aufmerksam zu machen. Selbst dann nicht wenn sie eine Gefahr für den Verkehr darstellen.
Nun könnte man einwenden, daß bei 30 km/h das Risiko bei einem Unfall für die Fahrgäste nicht so groß ist. Möglich, aber was nützt das, wenn am nächsten Morgen der Bahnbetrieb eingestellt werden muß, weil sämtliche Züge verbeult in der Werkstatt stehen? Und das dauert dann nicht nur ein paar Stunden.
Und warum man den Zug nicht die letzten 25 km bis zu Dir nach hause fahren lässt? Weißt Du wie weit 25km sind? Kannst Du garantieren daß da nix ist? Der nächste Baum kann 100 Meter weiter liegen.
Und warum wurden die Wartenden in den Bahnhöfen von THW und Rotkreuz versorgt? Und nicht vom Bahnpersonal? Gibt es wirklich Personal für sowas? Gibt es in jedem Bahnhof eine unterirdische Kammer wo 200 Mitarbeiter Tag für Tag darauf warten, daß Deutschlandweit der Bahnbetrieb eingestellt werden kann, um dann die Wartenden mit Suppe zu versorgen? Also ehrlich: Wer von der Bahn hätte das übernehmen sollen? Und wenn Du sagst, daß man ja Leute für sowas einstellen könnte, dann viel Spaß bei den nächsten Preiserhöhungen. Ständig wird gerufen, daß die Preise zu hoch sind, und man wirtschaftlich werden sollte, aber für Fälle die in über 100 Jahren nur einmal eintreten, soll genug Personal da sein.
Womit wir bei der Wirtschaftlichkeit wären:
Natürlich gibt es daß, daß Bahnstrecken von örtlichen THW oder Feuerwehrkräften von Bäumen befreit werden, wenn das nötig ist. Und natürlich wird das dann von der Bahn bezahlt. Aber daraus kann man nicht schlussfolgern, daß man denen einfach hätte sagen müssen, die sollen die Strecken freihalten, und schon wäre der Zugbetrieb weitergegangen. So läuft das nämlich nicht. Sondern die kommen nur dann, wenn schon ein Baum drinliegt, und der Zug davorsteht (oder sich drumrumgewickelt hat). Aber eben das sollte ja vermieden werden. Und das geht nur so. Und Du kannst Dir sicher sein, daß die Bahn, mit dieser Aktion einige Milliarden Euro verlohren hat. Von den Folgeschäden und Imageschäden ganz zu schweigen. Aber es ist schon richtig: Trotzdem war das billiger, als Milliarden zu investieren, um alle Züge zu reparieren, oder den kompletten Zugbestand auf einen Schlag neu zu kaufen (ein Zug kostet übrigens etwas mehr als ein Golf). Von den ganzen Geldern, die nötig wären um Hinterbliebene zu entschädigen will ich gar nicht reden.
Manchmal ist es eben einfacher zu meckern, als sich über die Hintergründe zu informieren.