Verbot von "Killerspielen"

  • Man sollte hier aber nicht nur Politikerschelte betreiben, sondern muß auch mal etwas differenziert denken. Natürlich ist es Quatsch eine Verknüpfung a la "Killerspiele züchten Amokläufer" zu ziehen.


    Andererseits stellt sich aber durchaus die Frage welchen "Sinn" solche Spiele verfolgen. Was ist der Hintersinn wenn man, bemüht um realistische Darstellung, das Töten als Spiel "kultiviert"? Nervenkitzel, Spannung, Strategie kann man auch in anderer Form umsetzen.


    Und ich denke schon daß eine Indizierung von brutalen Spielen dazu führt daß sich ihre Verbreitung vermindert. Nicht jeder kommt automatisch auf die Idee sich ein solches "Spiel" besorgen zu müssen nur weil es nicht mehr offiziell verkauft wird. Ein Verbot wird in der Masse schon dazu führen daß die Verbreitung der Software sinkt. Es ist mir ein bißchen zu simpel zu behaupten daß Verbote generell sinnlos wären weil das jeweils immer nur das Gegenteil des Gewünschten erziele. Dann bräuchten wir keinerlei Gesetze und Verbote.


    Völliger Humbug ist natürlich daß andauernd über die Lehrer diskutiert wird. Wir wissen doch alle daß Lehrer einfach nur ihren Lehrstoff vermitteln, und sonst nichts. In aller Regel übernehmen Lehrer nicht wirklich pädagogische Aufgaben. Oder war ich auf den falschen Schulen? Glaube ich eher nicht... Es ist doch tatsächlich so daß die mehr oder weniger lustlos ihren Stoff durchkauen, Noten verteilen - und fertig. Sicherlich haben sie eine gewisse Vorbildfunktion, aber so zu reden als seien Lehrer zuständig und fähig Außenseiter in die Klasse, überhaupt in die Gesellschaft, zu integrieren, ist doch fernab jeder Realität.
    Wobei ich das nicht mal nur negativ finden kann. "Das Leben" funktioniert schließlich auch nicht so, auch da wird man anhand von Faktoren, die mitunter nicht fair sind und dem Einzelnen nicht gerecht werden, beurteilt.


    Letztlich ist es immer die Persönlichkeit des Einzelnen, die das Problem macht - oder eben nicht macht wenn jemand in der Lage ist sich halbwegs zurechtzufinden in der Gesellschaft.


    "Killerspiele" machen sicher keinen zum Amokläufer, aber sie konfrontieren doch unnötigerweise damit daß Töten nicht als schlimmste, ultimativ denkbare Verhaltensweise, sondern als gewinnbringender Nervenkitzel dargestellt wird.


    Wenn man sich mal anschaut welches Gewalt- und Aggressionspotential in der Gesellschaft, gerade bei Jugendlichen, herrscht und sich zudem den Bildungsstand mancher Leute vor Augen führt - da bin ich mir nicht sicher ob nicht auch Computerspiele manchen Jugendlichen Gewalt und "Draufhauen" als eine Problemlösungsstrategie vorführen.


    Die drei Täter, die in der vorvergangenen Woche einen Mithäftling in der JVA Siegburg ermordet haben, haben ausgesagt daß sie "mal einen Menschen real sterben sehen wollten". Man kann vielleicht nicht sagen daß Medien und Computerspiele diese verabscheuungswürdige Denkweise ausgelöst haben - aber wer schließt andererseits aus daß sowas ihre Phantasie NICHT beflügelt hat?


    Einfach zu sagen "ich spiele auch damit und bin kein Amokläufer" ist schön und gut, TT ist allerdings auch ein Forum von vielen überdurchschnittlich intelligenten Menschen, wir sind sicher kein repräsentativer Querschnitt durch die Gesellschaft. Wir hier reflektieren Dinge sicher oft besser / anders als ein einfach strukturierter Manta-Mannie. Ob man unsere Sichtweisen auch in der Abschlußklasse irgendeiner Hauptschule finden würde? Ich denke eher nicht...


    Warum sind denn z. B. faschistische Neonazi-Propaganda-Bücher oder CD's verboten? Doch deswegen weil man verhindern möchte daß gewaltverherrlichende oder ausländerfeindliche Inhalte salonfähig gemacht werden. Wenn dieses Verbot auf bestimmte Computerspiele ausgeweitet würde kann ich das erstmal nicht schlecht finden.


    Und daß sich die Frage nach der Herkunft der Waffen des Amokläufers stellt heißt nicht daß Computerspiele kein Thema sind. Das eine schließt das andere nicht aus.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Ich habe den Tread jetzt nicht ganz gelesen (bitte entschuldigt), möchte allerdings meine Meinung zum Thema abgeben:


    Wenn man Gewalt- und Kriegsspiele verbieten will, nur dass Jugendlich damit nicht „in Berührung“ kommen, dann muß man auch allen TV-Senders und Zeitungen verbieten über Krieg zu berichten und derartige Bilder zeigen. Denn damit kommen Jugendliche nun auch mal in Berührung. Ich finde es sogar schlimmer dass im TV der reale Krieg gezeigt wird, und somit suggeriert wird das sei „normal“, da ist ein Computerspiel doch eher Fiktion und kann „abgeschaltet“ werden.


    Ebenso macht ein Verbot das ganze nur noch interessanter für die Jugendlichen. Der Fehler, warum solche Dinge geschehen, liegt ganz klar am Elternhaus und der Schule. Die Eltern müssen Kinder mit Werten und Respekt erziehen. Die Schule muß rechtzeitig reagieren wenn Sie feststellt dass Schüler ausgeschlossen und gehänselt werden. Denn meistens sind es jugendlich die aus reiner Frust heraus solche Taten begehen. Meistens wollen sie sich an denen rächen die ihnen „etwas angetan“ haben, z.B. Hänseleien weil man nicht die neuste und angesagteste Jeans anhat.

  • Zitat

    . Denn damit kommen Jugendliche nun auch mal in Berührung. Ich finde es sogar schlimmer dass im TV der reale Krieg gezeigt wird, und somit suggeriert wird das sei „normal“


    Das glaub ich nun überhaupt nicht. Ich kenne keinen der sagen würde, dass sei "normal". Krieg ist und bleibt unnormal, nur dass durch die ständige Berichterstattung man abstumpft, das geb ich zu. Aber eher im negativen Sinne, denn ich verabscheue Krieg nach wie vor und würde genau aus diesem Grund keine Spiele spielen.

  • Zitat

    Original geschrieben von VFBler
    Ich habe den Tread jetzt nicht ganz gelesen (bitte entschuldigt),

    Wäre schon nett, wenn Du ihn vorher gelesen hättest, denn dann würden sich die selben Argumente nicht ständig wiederholen. ;)


    Zitat

    Wenn man Gewalt- und Kriegsspiele verbieten will, nur dass Jugendlich damit nicht „in Berührung“ kommen, dann muß man auch allen TV-Senders und Zeitungen verbieten über Krieg zu berichten und derartige Bilder zeigen. Denn damit kommen Jugendliche nun auch mal in Berührung. Ich finde es sogar schlimmer dass im TV der reale Krieg gezeigt wird, und somit suggeriert wird das sei „normal“, da ist ein Computerspiel doch eher Fiktion und kann „abgeschaltet“ werden.


    Das würde ich dann doch etwas differenzierter sehen: Krieg ist real und sollte bitteschön auch in den Medien gezeigt werden. - Natürlich immer so, dass auch die Würde der Opfer nicht verletzt wird.
    Aber man sollte schon mitbekommen und nicht vergessen, dass es nicht überall so nett friedlich zugeht, wie im heimeligen Deutschland. ;)
    (Und eine Gefahr sehe ich da kaum, da Kinder ja wohl in der Regel keine Nachrichten sehen, sondern erst - wenn überhaupt - Jugendliche in einem Alter, in dem sie das schon halbwegs verdauen können und idealerweise von Erwachsenen dabei unterstützt werden.)


    Es geht ja nicht darum, dass sie überhaupt mit Gewalt in Berührung kommen, sondern darum, dass sie sie selber ausüben (wenn auch nur virtuell), sich daran erfreuen, sich einen Großteil ihres Tages damit beschäftigen, ...


    Um noch mal den Unterschied klar zu machen:
    Wenn ein Jugendlicher etwas schlimmes Reales mitbekommt, wird er möglicherweise mit Gleichaltrigen oder Erwachsenen darüber sprechen, dass das schrecklich ist und wie es zu verhindern sein könnte.
    Bei einem Computerspiel wird sich aber eher darüber unterhalten, wie man noch mehr Leute wegballern kann.
    - Eine völlig andere Herangehensweise also.

  • Das Problem liegt doch eigentlich an folgender Problematik:


    Viele Menschen benötigen Autorität um ihre Triebe und Handlungen unter Kontrolle zu haben.
    In den Unterschichten war und ist der Hang zur Gewalt schon immer stark ausgeprägt und man lebt ihn auch offener aus. Unter Führung von Autoritäten sind diese Triebe kanalisierbar oder kontrollierbar (schönes Beispiel in einem Roman: Lord of the Flies). Armeen funktionieren genauso: Oben Autorität und Kontrolle sowie klare Strukturen und hierachischer Aufbau, in dem man durch Gehorsam und Disziplin selbst zur Autorität werden kann oder abbekommt.



    In den letzten Jahrzehnten haben sich klassische autoritäre Kontrollfunktionen (Familie, Schule etc.) deutlich abgeschwächt und weniger Kontrolle erzeugt dann eben ein verstärktes Ausleben der Triebe und den Hang selbst Autorität auszuüben. Ein gutes Beispiel sind Kinder aus Problemfamilien (keine Autorität der Eltern) sihnd deutlich häufiger gewalttätig oder auffällig, die hier die Kontroll- und Selbstwertmechanismen außer Kraft gesetzt sind. Sind in einer Familie diese Mechanismen in Ordnung (unabhängig vom Einkommen) sind auch deutlich weniger Kids auffällig.


    Dazu sind eben neben den Familien auch viele andere Kontrollinstanzen weggebrochen.

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    Ericsson T39m
    Legends never Die!
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  • Printus:
    Ich kann deinem Beitrag in fast allen Punkten nur widersprechen.


    Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Andererseits stellt sich aber durchaus die Frage welchen "Sinn" solche Spiele verfolgen. Was ist der Hintersinn wenn man, bemüht um realistische Darstellung, das Töten als Spiel "kultiviert"? Nervenkitzel, Spannung, Strategie kann man auch in anderer Form umsetzen.


    Diese Frage stellt sich vielleicht dir, aber nicht mir und vielen anderen... wenn ich z.B. einen der verschiedenen Hitman-Spiele spiele, wo es tatsächlich um das Auftragsmorden geht, dann macht das Spiel durchaus Spaß in seiner Form. Das macht nicht jedem Spaß, aber das muß es ja nicht.



    Zitat

    Und ich denke schon daß eine Indizierung von brutalen Spielen dazu führt daß sich ihre Verbreitung vermindert. Nicht jeder kommt automatisch auf die Idee sich ein solches "Spiel" besorgen zu müssen nur weil es nicht mehr offiziell verkauft wird. Ein Verbot wird in der Masse schon dazu führen daß die Verbreitung der Software sinkt. Es ist mir ein bißchen zu simpel zu behaupten daß Verbote generell sinnlos wären weil das jeweils immer nur das Gegenteil des Gewünschten erziele. Dann bräuchten wir keinerlei Gesetze und Verbote.


    Ich bin mir nicht sicher, wie genau du dich in der Szene auskennst, aber vielleicht weißt du, daß man heute nicht mehr viel Ahnung braucht, um Spiele zu kopieren und/oder herunterzuladen. Es war schon zu meiner Jugendzeit so und wird es auch bleiben: Indizierung und Verbote stellen absolut kein Hindernis für den dar, der das alles spielen will. Und wenn man PRO Indizierung oder gar Verbote ist, sollte man sich fragen: Wen treffe ich damit? Der Spieler mit krimineller Energie, der sich Spiele problemlos auch illegal verschafft, wird sich davon nicht leiten lassen. Der stinknormale User, der keine Ahnung oder Lust zum Raubkopieren hat, wird sich darum nicht kümmern. Ich möchte nicht pauschalisieren, aber wer von diesen beiden entspricht eher dem Profil des gewaltbereiten Menschen, der Ziel dieser Aktion sein sollte?



    Zitat

    Völliger Humbug ist natürlich daß andauernd über die Lehrer diskutiert wird. Wir wissen doch alle daß Lehrer einfach nur ihren Lehrstoff vermitteln, und sonst nichts. In aller Regel übernehmen Lehrer nicht wirklich pädagogische Aufgaben. Oder war ich auf den falschen Schulen?


    Entweder warst du auf der falschen Schule, oder ich war auf der falschen Schule... oder ich bin zu alt, oder du zu jung. Sicherlich sind Lehrer kein Ersatz für die Erziehung in der Familie - und weiß Gott nicht jeder Lehrer sollte seine Gedanken an die Schüler weitergeben dürfen. Aber von Humbug zu reden, wenn man Lehrer in die Pflicht nimmt, ist nicht angebracht - denn sie haben eine Erziehungspflicht. Auch wenn dies an vielen Schulen heutzutage nicht umsetzbar sein sollte. Allerdings setzt da ja auch die Kritik ein - wenn es zu wenig Geld gibt für genügend Lehrkräfte, ist das durchaus ein Grund, warum Kinder und Jugendlich augenscheinlich immer schlechter ausgebildet und leider Gottes auch erzogen werden.



    Zitat

    Wobei ich das nicht mal nur negativ finden kann. "Das Leben" funktioniert schließlich auch nicht so, auch da wird man anhand von Faktoren, die mitunter nicht fair sind und dem Einzelnen nicht gerecht werden, beurteilt.


    Schlechtes Beispiel... "das Leben" hat noch so viele andere Unterschiede zur Schule, daß man nach deiner Lesart ja noch so einiges ändern am Schulsystem ändern müßte. Fakt ist, daß die Schule eine Erziehungsanstalt ist bzw. sein sollte. Schließlich schickt man nicht Erwachsene dorthin, sondern Kinder und Jugendliche - in dem Vertrauen, daß sie eine fundierte Ausbildung erhalten und die Erziehung nicht unter den Tisch fällt. Das ist auch der Anspruch einer jeden einigermaßen normalen Schule.



    Zitat

    Letztlich ist es immer die Persönlichkeit des Einzelnen, die das Problem macht - oder eben nicht macht wenn jemand in der Lage ist sich halbwegs zurechtzufinden in der Gesellschaft.


    Dem stimme ich zu, aber diese Persönlichkeit kommt nicht von Ungefähr, sondern bildet sich ja erst im Laufe der Zeit. Insofern ist es meiner Meinung nach falsch, die erzieherischen Pflichten der Schule deshalb anzuzweifeln, weil ja eben u.a. erst durch diese die Persönlichkeit eines heranwachsenden Menschen erst gebildet wird (was auch nach der Schule noch weitergeht, aber das ist ja nicht das Thema).



    Zitat

    "Killerspiele" machen sicher keinen zum Amokläufer, aber sie konfrontieren doch unnötigerweise damit daß Töten nicht als schlimmste, ultimativ denkbare Verhaltensweise, sondern als gewinnbringender Nervenkitzel dargestellt wird.


    Wenn man sich mal anschaut welches Gewalt- und Aggressionspotential in der Gesellschaft, gerade bei Jugendlichen, herrscht und sich zudem den Bildungsstand mancher Leute vor Augen führt - da bin ich mir nicht sicher ob nicht auch Computerspiele manchen Jugendlichen Gewalt und "Draufhauen" als eine Problemlösungsstrategie vorführen.


    Wie ich schon vorher versucht habe einzuwerfen: Warum wird bei einem hohen Gewaltpotential erst auf Computerspiele geschimpft (oder halt Splattervideos, Heavy Metal etc.)? Ich möchte der Theorie nicht widersprechen, daß brutale Spiele gewaltbereite Menschen negativ beeinflussen. Aber von wie vielen Menschen sprechen wir hier? Und wie viele Menschen sind nicht so gewaltbereit und stellen keine Gefahr für die Gesellschaft dar? Wie viele Menschen werden ohne Grund entmündigt, wenn ein Spiel indiziert oder verboten wird?
    Man sollte sich um die Gründe für das hohe Gewaltpotential kümmern und nicht versuchen, möglicherweise beeinflussende Faktoren auszuschließen. Das ist so, als ob man bei einem Großband in einem Haus erst Mal die Nachbarhäuser einreißt, damit der Brand sich nicht ausweitet - und nicht einfach mal versucht, das Feuer an seiner Quelle zu löschen. Wobei "einfach" nicht suggerieren soll, daß es sich dabei um eine einfache Aufgabe handelt. Allerdings ist so vieles im Leben nicht einfach... und für die Kinder und Jugendlichen der Gesellschaft sollte man sich auch mal an schwierige Themen heranwagen.



    Zitat

    Die drei Täter, die in der vorvergangenen Woche einen Mithäftling in der JVA Siegburg ermordet haben, haben ausgesagt daß sie "mal einen Menschen real sterben sehen wollten". Man kann vielleicht nicht sagen daß Medien und Computerspiele diese verabscheuungswürdige Denkweise ausgelöst haben - aber wer schließt andererseits aus daß sowas ihre Phantasie NICHT beflügelt hat?


    Gegenfrage: Wie kann es sein, daß die Täter überhaupt die Möglichkeit hatten, in einer Justizvollzugsanstalt solch eine Tat zu begehen, ohne daß jemand intervenierte?
    Oder: Wer kann ausschließen, daß die Täter NICHT von Computerspielen in ihrer Phantasie beflügelt wurden?



    Zitat

    Einfach zu sagen "ich spiele auch damit und bin kein Amokläufer" ist schön und gut, TT ist allerdings auch ein Forum von vielen überdurchschnittlich intelligenten Menschen, wir sind sicher kein repräsentativer Querschnitt durch die Gesellschaft. Wir hier reflektieren Dinge sicher oft besser / anders als ein einfach strukturierter Manta-Mannie. Ob man unsere Sichtweisen auch in der Abschlußklasse irgendeiner Hauptschule finden würde? Ich denke eher nicht...


    Das Argument "Ich spiele auch damit und bin kein Amokläufer" soll in erster Linie die Tragweite von Indizierungen und Verboten signalisieren - auch ganz friedliche Menschen, die Spaß an der Sache haben, werden davon betroffen. Das mag kein juristisch stichhaltiges Argument sein, aber es dürfte diejenigen zum Nachdenken anregen, die mancher Panikmache folgend meinen, daß brutalte Spiele fast schon unweigerlich zum Massenmord führen. Davon abgesehen: Doch, ich denke durchaus, daß auch die Schüler an den meisten Hauptschulen mit vielen von uns in vielen Punkten einer Meinung sind - ganz besonders in der Frage der brutalen Computerspiele.
    Auch sollte man nicht vergessen, daß hier nicht Akademiker unterwegs sind, sondern es wohl auch genügend Mitglieder gibt, die selbst einen Hauptschulabschluß haben.



    Zitat

    Warum sind denn z. B. faschistische Neonazi-Propaganda-Bücher oder CD's verboten? Doch deswegen weil man verhindern möchte daß gewaltverherrlichende oder ausländerfeindliche Inhalte salonfähig gemacht werden. Wenn dieses Verbot auf bestimmte Computerspiele ausgeweitet würde kann ich das erstmal nicht schlecht finden.


    Neonazi-Propaganda wird nicht verboten, weil sie gewaltverherrlichend ist, sondern weil sie verfassungswidrige Inhalte suggeriert und weiterverbreitet. Wir wollen z.B. die Auschwitz-Lüge oder Aufforderung zum Rassenhass wohl nicht mit virtuellen Morden an virtuellen Gegnern in einem virtuellen Raum mit virtuellen Waffen und virtuellen Blut in einen Topf werden oder? (das ist eine rhetorische Frage, faktisch wird das schon getan)



    Zitat

    Und daß sich die Frage nach der Herkunft der Waffen des Amokläufers stellt heißt nicht daß Computerspiele kein Thema sind. Das eine schließt das andere nicht aus.


    In meinen Augen schon... zumindest, was die öffentliche Betrachtungsweise angeht. Der Täter - und noch viele andere - kommt ohne größere Probleme an Waffen, aber als ausschlaggebender Faktor werden brutale Computerspiele genannt. Das ist nachgerade absurd. U.a. auch deswegen, weil hier wieder die angesprochene kriminelle Energie ins Spiel kommt: Wenn ich illegal Waffen beschaffen kann, dann kann ich mir auch verbotene Spiele illegal besorgen. Kein Verbot der Welt hilft dagegen. Und genau das ist der Punkt.

  • Es wurden ja schon 2 Zeitartikel zum Thema Spiele gepostet aber hier ist nochmal einer der sich speziell mit dem aktuellen Thema und der Diskussion darum auseinandersetzt. Ich persönlich finde ihn sehr zutreffend.


    Sehr passend ist der Teil
    "Die wesentliche Frage lautet also nicht, wie man die vermeintlich schuldigen Spiele möglichst rasch los wird - sondern aus welchen Quellen das Fass so weit gefüllt wird, dass ein Tropfen Counterstrike oder Doom es zum Überlaufen bringen kann."


    hier mal der gesamte Artikel


    Klick


    Interessant an dem Artikel ist auch die Äußerung, dass der Versuch unternommen wurde Soldaten an Computerspielen auszubilden. Und das der Versuch erfolglos eingestellt wurde.


    Studien und Statistiken sagen doch immer nur das aus, was der Ersteller aussagen wollte. Man kann in die Ergebnisse von selbigen Studien alles hinein interpretieren.


    Ich habe in den letzten Tagen allerlei Artikel über diese ganze Debatte gelesen und eine Frage wird konsequent außen vor gelassen. Was sind Killerspiele? Kein Mensch kann das beantworten. Politiker sehen darin wohl alle Shooter. Andere fassen damit Gotcha und Paintball etc zusammen.
    Aber eine genaue Antwort hat keiner.


    Es wird der Verbot von menschenverachtetenden Spiele gefordert. Solche Spiele landen doch schon immer direkt auf dem Index (z.B. Manhunt, Postal). Und jemand der sich ernsthaft mit Spielen auseinander setzt faßt solche Spiele gar nicht erst an, weil sie von der Qualität so unglaublich schlecht sind, dass man sie vielleicht mal 10min testet aber danach wieder vom Rechner entfernt.
    Und soweit ich den aktuellen Spielemarkt im Kopf habe ist bei den "Most Wanted" Spielen der nächsten Zeit keines dabei dass den Titel verdienen würde.


    Und es wird mal wieder von allerlei Seiten behauptet, dass die USK versagt hat. Das interessante an dieser Behauptung ist doch die Tatsache, dass vor einiger Zeit die Arbeit selbiger hoch gelobt wurde.
    Einige schreien nach einem Gremium unter staatlicher Kontrolle. Worin soll diese Kontrolle bestehen? Das Gremium begutachtet Spiele und erstellt Altersfreigaben und dann kommen allerlei Politiker ohne Hintergrundwissen und schreiben denen vor, dass diese und jene Einschätzung falsch ist und verlangen eine Indizierung.
    Ist das mit staatlicher Kontrolle gemeint?
    Altersfreigaben der USK versagen, wenn Mütter in entsprechenden Läden mit den Kindern rumlaufen, der Kleine auf Spiele wie Silent Hill, Resident Evil und GTA zeigt, "WILL ICH HABEN" brüllt und Mutti es ohne nachzudenken kauft.
    Seltsam mutete die ganze Szene an als die beiden an der Kasse ankamen und die Verkäuferin so mutig war zu sagen, dass das Spiel nicht für Kinder geeignet wäre.


    Eltern die ihrem Kind eine Konsole oder einen Rechner hinstellen damit sie ihre Ruhe haben sind doch selbst schuld wenn sie die Kontrolle über die Situation und den Zugang zu ihrem Kind verlieren.


    Ich persönlich habe keine Kinder aber ich würde meinem Kind das Spielen nicht verbieten. Aber ich würde aufpassen was das Kind spielt (Mittel und Wege gibt es genug) und mich mit selbigen darüber unterhalten. Genügend Kinder und Jugendliche rollen mit den Augen wenn die Eltern mal versuchen sich solche Spiele erklären zulassen. Eltern vergessen aber auch dass man einen besseren Zugang zu seinem Kind findet wenn man grundlegende Kenntnisse über aktuelle Dinge (auch Spiele) hat.


    Wobei ich, des Versuches wegen, durchaus mal geneigt wäre dem Verbot von Shootern zuzustimmen. Allein um zu sehen was als Sündenbock herangezogen wird wenn der nächste Schüler Amok läuft.


    Chevygnon
    Tja, wenn du entsprechend der Statisik der ideale Kandidat für den nächsten Amoklauf bist, weißt du ja was dir blüht...
    Aber das kommt langsam und schleichend. Ganz plötzlichen hörst du Stimmen die dir sagen, dass die Welt schlecht ist. Dann beginnst du Omen zu sehen. Und am Ende des Prozesses mußt du nur noch ins Licht treten.


    Ich hoffe nur, du zielst dann besser...

    Als ein Wesen des Lichts habe ich Mitleid mit allen Kreaturen - aber ich fass nicht alle an.


    Remember:
    If you are not part of the SOLUTION,
    you are part of the PROBLEM!

  • Ich ziehe mal vor, mich im Hinblick auf meinen Standpunkt so zu äußern, dass ich nicht weiß, ob wir ein Verbot brauchen (aus Gründen von Gewaltabstumpfung und Verharmlosung) oder nicht (weil - bildlich gesprochen - sich manche Platten erst dann gut verkaufen, wenn sie auf dem Index sind), aber wo ich mir sicher bin ist, dass wir die gesellschaftliche Diskussion brauchen über ein mögliches Verbot. Denn in diesem Bereich sind lange keine Argumente ausgetauscht worden. Vielleicht tut es not, sich überhaupt nochmal vor Augen zu führen, welche schockierende Erfahrung Gewaltspiele für Kinder sein können, und welche Folgen davon ausgehen. Der vernünftige und erwachsene Gamer, der seinen Spielspaß und die Herausforderung darin findet, wird pauschal abwinken, aber es gibt definitiv auch die Leute, deren Privatleben und Freizeit ein dumpfes Vakuum darstellt, die ihren Frust in Gewaltspielen abreagieren und sich an der Darstellung von Mord und Verstümmelung aus der Ich-Perspektive berauschen.


    Als Gedankenanstoß werfe ich hier statt weiterer Plädoyers und Brandreden einfachmal den Text eines Stückes von Jan Delay in den Raum, das sich mit der Thematik beschäftigt.



    "Sie halten sie gefangen und schlagen sie tot,
    in digitalen Szenarien,
    böse Zungen behaupten sie täten dies
    aufgrund minimaler Genitalien,
    für das Volk wird neues Opium gebraucht,
    der alte Ruhigsteller Religion ist out,
    so können alle ihre Zweifel und Ängste begeistert im erreichen der Highscore ertränken.


    Sie daddeln und daddeln, komm`Level für Level
    gefesselt im Sessel, dabei Kumpels im tekken zu battlen,
    woll`n unter die Besten der Besten, vergessen zu essen,
    hab`n keine Interessen außer die Competition zu testen,
    das sind die:


    (chorus)Bürger von Konsolien,
    lasst die Zeit frei, lasst sie laufen.
    denn wir Zwei aus Mongolien
    könnten die ganz gut gebrauchen.
    Die Zeit ist derbe in Not,
    bereits vom Aussterben bedroht
    ihre Mörder sind seelenlose Körper, hängen an den Kabeln wie an der Nadel
    und daddeln.


    Ich kenn`n Typen in der Nachbarschaft den jeder für`n looser hält,
    doch daheim in seiner Computerwelt ist er`n Superheld.
    Macht locker jeden platt und toppt jeden Punktestand
    aber im Alltag bleibt er unbekannt, sein Name ungenannt.
    Depressiv, trinkt gleich morgens schon`nen Wodka Gorbatschow,
    schmeisst dann die Konsole an und wichst sich einen auf Lara Croft.
    Einer, der weder Frau, Freunde noch Family hat
    und alle Erfolge im Leben gesafed auf Memorycard.
    Verschwendet jeden Tag weil er ganz allein zuhause hockt,
    denn in der Welt da draussen gibt es bei Gefahr kein Pausenknopf.
    Und wenn ihr selbst jemanden kennt, der änliche Probleme hat
    dann schenkt ihm diese Pladde und nehmt ihm seine Geräte ab!"


    (Copyright Jan Delay / Indigo Records)

  • Zitat

    Original geschrieben von BenediktW
    aber wo ich mir sicher bin ist, dass wir die gesellschaftliche Diskussion brauchen über ein mögliches Verbot. Denn in diesem Bereich sind lange keine Argumente ausgetauscht worden.


    Nach jeder vergleichbaren Gewalttat geht diese gesellschaftliche Diskussion los, die du forderst... erst letztes Jahr war es ein Thema, da sich die große Koalition laut Regierungsplan um eine rasche Lösung des Problems kümmern wollte (durch Verbote, aber da ist ja nix passiert bisher).


    Zitat

    Als Gedankenanstoß werfe ich hier statt weiterer Plädoyers und Brandreden einfachmal den Text eines Stückes von Jan Delay in den Raum, das sich mit der Thematik beschäftigt.


    Na super... gut, daß dieser Text keine Brandrede ist. :rolleyes:

  • a)
    Die Diskussion ja, der Austausch fundierter Argumente nein. Es heißt immer nur ganz laut JA! oder NEIN!.



    b)


    I
    Das ist nicht meine Brandrede.


    II
    Das ist überhaupt keine Brandrede sondern eine Polekmik, die für beide Seiten als Gedankenanstoß geeignet ist, jedenfalls IMHO.

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