Man sollte hier aber nicht nur Politikerschelte betreiben, sondern muß auch mal etwas differenziert denken. Natürlich ist es Quatsch eine Verknüpfung a la "Killerspiele züchten Amokläufer" zu ziehen.
Andererseits stellt sich aber durchaus die Frage welchen "Sinn" solche Spiele verfolgen. Was ist der Hintersinn wenn man, bemüht um realistische Darstellung, das Töten als Spiel "kultiviert"? Nervenkitzel, Spannung, Strategie kann man auch in anderer Form umsetzen.
Und ich denke schon daß eine Indizierung von brutalen Spielen dazu führt daß sich ihre Verbreitung vermindert. Nicht jeder kommt automatisch auf die Idee sich ein solches "Spiel" besorgen zu müssen nur weil es nicht mehr offiziell verkauft wird. Ein Verbot wird in der Masse schon dazu führen daß die Verbreitung der Software sinkt. Es ist mir ein bißchen zu simpel zu behaupten daß Verbote generell sinnlos wären weil das jeweils immer nur das Gegenteil des Gewünschten erziele. Dann bräuchten wir keinerlei Gesetze und Verbote.
Völliger Humbug ist natürlich daß andauernd über die Lehrer diskutiert wird. Wir wissen doch alle daß Lehrer einfach nur ihren Lehrstoff vermitteln, und sonst nichts. In aller Regel übernehmen Lehrer nicht wirklich pädagogische Aufgaben. Oder war ich auf den falschen Schulen? Glaube ich eher nicht... Es ist doch tatsächlich so daß die mehr oder weniger lustlos ihren Stoff durchkauen, Noten verteilen - und fertig. Sicherlich haben sie eine gewisse Vorbildfunktion, aber so zu reden als seien Lehrer zuständig und fähig Außenseiter in die Klasse, überhaupt in die Gesellschaft, zu integrieren, ist doch fernab jeder Realität.
Wobei ich das nicht mal nur negativ finden kann. "Das Leben" funktioniert schließlich auch nicht so, auch da wird man anhand von Faktoren, die mitunter nicht fair sind und dem Einzelnen nicht gerecht werden, beurteilt.
Letztlich ist es immer die Persönlichkeit des Einzelnen, die das Problem macht - oder eben nicht macht wenn jemand in der Lage ist sich halbwegs zurechtzufinden in der Gesellschaft.
"Killerspiele" machen sicher keinen zum Amokläufer, aber sie konfrontieren doch unnötigerweise damit daß Töten nicht als schlimmste, ultimativ denkbare Verhaltensweise, sondern als gewinnbringender Nervenkitzel dargestellt wird.
Wenn man sich mal anschaut welches Gewalt- und Aggressionspotential in der Gesellschaft, gerade bei Jugendlichen, herrscht und sich zudem den Bildungsstand mancher Leute vor Augen führt - da bin ich mir nicht sicher ob nicht auch Computerspiele manchen Jugendlichen Gewalt und "Draufhauen" als eine Problemlösungsstrategie vorführen.
Die drei Täter, die in der vorvergangenen Woche einen Mithäftling in der JVA Siegburg ermordet haben, haben ausgesagt daß sie "mal einen Menschen real sterben sehen wollten". Man kann vielleicht nicht sagen daß Medien und Computerspiele diese verabscheuungswürdige Denkweise ausgelöst haben - aber wer schließt andererseits aus daß sowas ihre Phantasie NICHT beflügelt hat?
Einfach zu sagen "ich spiele auch damit und bin kein Amokläufer" ist schön und gut, TT ist allerdings auch ein Forum von vielen überdurchschnittlich intelligenten Menschen, wir sind sicher kein repräsentativer Querschnitt durch die Gesellschaft. Wir hier reflektieren Dinge sicher oft besser / anders als ein einfach strukturierter Manta-Mannie. Ob man unsere Sichtweisen auch in der Abschlußklasse irgendeiner Hauptschule finden würde? Ich denke eher nicht...
Warum sind denn z. B. faschistische Neonazi-Propaganda-Bücher oder CD's verboten? Doch deswegen weil man verhindern möchte daß gewaltverherrlichende oder ausländerfeindliche Inhalte salonfähig gemacht werden. Wenn dieses Verbot auf bestimmte Computerspiele ausgeweitet würde kann ich das erstmal nicht schlecht finden.
Und daß sich die Frage nach der Herkunft der Waffen des Amokläufers stellt heißt nicht daß Computerspiele kein Thema sind. Das eine schließt das andere nicht aus.