"Downshifting" - Was haltet ihr davon?

  • dito!


    Freizeit = was für sich selbst tun, ausschlafen, Bewegung, gesund kochen (=billiger als z.B. essen gehen) = Geld sparen.

    Dieser Eintrag wurde 624 mal editiert, zum letzten mal um 11:24 Uhr

  • Zitat

    Original geschrieben von ingo61
    Meine Frau hatte z.B. in leitender Position im Öff.Dienst eine 83%-Stelle, was defacto eine Vier-Tages-Arbeitswoche von Mo-Do war. Der Verdienst war durch das niedrigere Brutto fast so hoch, als ob sie 100% gearbeitet hätte.


    Zitat

    Original geschrieben von herold
    Finanziell lohnt sich die Reduzierung der Wochenarbeitszeit bei teilzeifähigen Stellen auf jeden Fall. Durch weniger Brutto bleibt mehr Netto übrig, weil man in einer niedrigen Progression landet.


    Sind das jetzt eigentlich nur saloppe Formulierung, oder glaubt ihr das tatsächlich so explizt wie ihr das schreibt? Ich meine, wenn man sich mal die expliziten Zahlen anschaut, dann ist der steuerliche Effekt sehr klein im Vergleich zum Lohnverzicht.


    Beispiel:

    Code
    Vollzeit 80%-Stelle
    Jahresgehalt 55.000 44.000 -20% Brutto
    Netto-Monat 2.478,91 2.058,32 -17% Netto
    (bei 12 Gehältern im Jahr)


    Sprich, statt auf monatlich ca. 495€ Nettogehaltsverzicht (wenn es keine Progression gäbe) im Monat kommt man "nur" auf 420€ Verzicht im Monat => Steuereffekt ~75€. Bei geringerem Gehalt ist der Brutto/Netto Unterschied sehr viel kleiner.


    Mit dem Steuereffekt kann man sich die Teilzeit sicherlich schön reden - aber das ganze ist schmückendes Beiwerk, entscheidend sind ganz andere, grundlegendere Faktoren.



    Ich würde das Thema Teilzeit aber insgesamt nicht als Typfrage abtun. Es dürfte auch sehr mit der Lebensphase zu tun haben und den Perspektiven.


    Bei einem Pärchen aus zwei jungen Akademikern welche die nächsten Jahre keine Kinder haben möchten und welche am Anfang ihres Arbeitsleben stehen, dürfte tendenziell Vollzeit attraktiver sein (Karrierechancen, kein "verpasstes" Familienleben, Konsumwünsche nachholen nach dem jahrelangem Leben am Existenzminimum als Student, der Wunsch nun endlich in dem Thema/Branche loszulegen und Verantwortung zu übernehmen, wofür man x Jahre studiert hat etc.).


    Wohingegen das Ehepaar Anfang 40 mit jungem Wunschkind tendenziell mehr zur Teilzeitstelle neigen würde (beide wollen weiter Berufstätig sein, Zeit mit der Familie verbringen, man hat vlt. schon eine berufliche Position erreicht die man nicht weiter steigern kann oder will, man hat finanziellen Spielraum hinsichtlich Familieneinkommen).


    Außerdem:
    Neben der Lebensphase, spielt es auch eine Rolle ob man im Rahmen der beruflichen Tätigkeit selbst wenn sie sehr einspannt auch Phasen zum Ausgleich hat ("zwischen Projekten" mal kürzer treten, Sabbatical, Elternzeit,...), und ob die konkrete Situation am Arbeitsplatz so ist, dass man bei sonst gleicher Job-Beschreiung und Wochenstunden am Ende des Tages körperlich oder geistig ausgelaugt daheim ankommt, oder ob man zufrieden ist und noch die Muße hat sich anderen Dingen zu widmen.


    Fazit:
    In manchen Lebenssituation mag es besser sein den Arbeitgeber zu wechseln, manchmal doch den Beruf oder die Branche zu wechseln, und manchmal ist die Situation eben so, dass es Sinn macht auf Teilzeit zu gehen. Ich finde es gut, dass es die Option (grundsätzlich) gibt und es wäre sicher wünschenswert, dass sie mehr Akzeptanz hat.


    Aber man darf den Effekt von Teilzeit/weniger Arbeiten nicht überschätzen. Es ist keine Lösung für eine Sinn- oder Lebenskrise. Und man wird nicht automatisch ein besser/glücklicher/erfüllterer Mensch, weil man seinen Arbeitsvertrag anpassen lässt - da verwechselt man Ursache/Wirkung bzw. Korrelation und Kausalität.

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

  • Zitat

    Original geschrieben von Sencer
    Sind das jetzt eigentlich nur saloppe Formulierung, oder glaubt ihr das tatsächlich so explizt wie ihr das schreibt? Ich meine, wenn man sich mal die expliziten Zahlen anschaut, dann ist der steuerliche Effekt sehr klein im Vergleich zum Lohnverzicht.


    Wenn ich sehe, dass Teilzeitkräfte bei halber Wochenstundenzahl deutlich mehr als nur die Hälfte netto von dem herausbekommen, was die Vollzeitkräfte netto verdienen, dann zeigt mir dass, dass es sich lohnen könnte kürzer zu treten. Das Mehr an Arbeit, dass man leistet, erhöht doch auch die Steuer-Last. Unter'm Strich hat man dann eben bei doppelter Arbeitsbelastung nicht das Doppelte netto. Im Gegenteil erhöht man sich durch seinen Fleiß die Abgaben-Last. Ich kenne Kollegen, die sich immer überlegen müssen, wie sie am geschicktesten ihre Überstunden abbauen können, durch Freizeit versteht sich, da man festgestellt hat, dass sich über das Auszahlen von fast nicht abbaubaren Überstunden nur das Finanzministerium freut. Ich könnte mir mittlerweile von meinen angesammelten Überstunden auch 3 Monate Auszeit gönnen. Ausgezahlt wird hier mal gar nichts. Das wird bei Gelegenheit mal schön durch Freizeit ausgeglichen.


    Gruß herold

    Neulich im Baumarkt: "Guten Tag, ich brauche eine Laubsäge." "In der Gartenabteilung..."

  • Zitat

    Original geschrieben von xoduz
    U. a. gab es auch im letzten SZ-Wissen einen größeren Artikel zur Zufriedenheitspsychologie. Sitze dieses Semsster in einem Seminar zur Zufriedenheitspsychologie, der Thread hier zählt als praktische Anwendung.;)


    Ein relativer großer Teil des subjektiven Wohlbefindens (SWB, lang für "Glück") ist genetisch veranlagt (~50%). Jeder Mensch hat seinen Setpoint, also einen Glücklichkeitszustand, zu dem er auf lang oder kurz immer wieder zurückkehrt. Lediglich extrem einschneidende Erfahrungen wie bspw. Verlust eines Gliedmaßes führen dazu, dass dieser Punkt nicht mehr erreicht wird - bis das Ende einer Partnerschaft (Ehe) verschmerzt wird dauert es allerdings auch eine Weile.
    Der Rest des SWB wird durch die Lebensumstände (10%) und Bewusstes Verhalten (40%) beeinflusst. Da man demographische Faktoren, also bspw. das Land in dem man lebt, aber auch die persönlichen Lebensfaktoren (Geld, Heirat, Job, ...) zu den Lebensumständen zählt, wird einem klar, wie wenig das dann tatsächlich zum Lebensglück beiträgt.


    Bitte korrigieren und ergänzen. :)


    Wenn also genetische Veranlagung nicht abänderbar ist und Lebensumstände, zu denen persönliche Labensfaktoren wie Geld und Job zählen, in ihrem Einfluss auf das subjektive Wohlbefinden vergleichsweise limitiert sind, stelle ich mir die Frage, was denn die Wissenschaft zum "Bewussten Verhalten" weiter sagt und vor allem mit welchen Schritten sich dieses denn wohl ändern und verbessern lässt?

  • Zitat

    Original geschrieben von laudanum Hinzu kam dieses "sich etwas leisten wollen", weil man so hart arbeitet.


    Das trifft es bei mir auf den Punkt! Zu dieser "aktiven Entspannungssuche" kam dann auch noch dieses "aktive sich was leisten wollen". Mein Gott, was für einen sinnlosen Quatsch ich mir gekauft habe...

    In Search of Sunrise

  • Zitat

    Original geschrieben von Melone Mein Gott, was für einen sinnlosen Quatsch ich mir gekauft habe...


    Wo zieht Ihr denn beim Runterschalten die Grenze? Wenn man es konsequent durchzieht, landet man wahrscheinlich als Eremit in einem Bauwagen oder man wird Mönch und geht ins Kloster.

  • Ideal wuerde ich so 30 Wochenstunden finden, also so Montag bis Freitag von 8:00 - 15:30, mit 1 Stunde Mittag und 2x 15 Minuten Pause gerechnet waeren das dan so 30 Wochenstunden


    Dazu dan noch so 40 Tage Urlaub, von denen man 10 Tage hat die man nicht plant sondern kurzfristig, wen man entweder kurzfristig was anderes machen will oder wen man keine Lust hat


    Und dazu noch ein Einkommen das passt, fuer Deutschland 1500 Euro netto


    Aber leider kan man es sich nicht so aussuchen :(


  • Man könnte ja einen Volksentscheid einführen... und darüber abstimmen. Ich glaube die Mehrheit wäre dafür. Die Arbeitszeiten können natürlich nicht so starr ausgelegt werden. Im Krankenhaus müssten dann natürlich genügend Pfleger zur Verfügung stehen, damit sich diese absprechen könnten wegen den Diensten. Außerdem wäre ich dafür, dass man generell die Möglichkeit bekommt, auch in andere Berufe reinzuschnuppern (Talent und Willen natürlich vorausgesetzt).


  • Öffentlicher Dienst, ab Gruppe E9.
    Bis auf die Urlaubstage passt das doch alles. Und arbeiten muss man auch nicht, nur anwesend sein.

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

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