"Downshifting" - Was haltet ihr davon?

  • Nach dem Motto: Tausche Karriere gegen erfülltes Leben!


    Viele machen es. Ich denke auch darüber nach. Einfach weniger der Workaholic sein, sondern mehr Zeit mit der Familie verbringen - mehr Zeit für Dinge die wirklich wichtig sind!
    Klar, man muss auf sehr viel Geld verzichten, dafür hat man aber letzlich mehr Zeit für sich selber und für andere Sachen.


    Was meint ihr dazu?


    mfg
    sushi-master

  • Hmm... das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.


    Der Eine würde es bereuen, wenn er sich denkt: Boah~ diese S-Klasse könnte ich mir leisten, wenn ich meinen tollen Job behalten hätte. Nun muss ich einen Golf fahren.


    Der Andere widerum bereut es, zwar eine S-Klasse zu haben, aber nur sehr wenig Zeit mit der Familie verbracht zu haben.


    Wenn DU mit weniger vorlieb nehmen kannst, dann könntest du ein "Downshifting" wagen. Ich persönlich könnte es nicht. ...jedenfalls jetzt nicht. Was widerum mit dem Alter und den persönlichen Umständen zu tun haben mag.

    "Also machen wir es kurz." - "Den Zeitpunkt haben wir längst verpasst."

  • Für mich sollte es ein Ziel sein möglichst wenig zu arbeiten, denn Arbeit ist ein notwendiges Übel zum Lebensunterhalt. Ich meine damit: Was nutzt mir ein gut bezahlter Job wenn ich 12-14 Stunden am Tag auf Achse bin und vielleicht mal einen Sonntag frei habe zum ausspannen ? Da gibt es natürlich noch die ganzen Work-a-holics die garnichts anderes kennen als den ganzen Tag zu arbeiten und sich garnicht vorstellen können kürzer zu treten. Ist ja auch ok, jedem so wie er gerne möchte.


    Aber in Zeiten wo es schon längst keine Vollbeschäftigung gibt muss man sich darüber gedanken machen ob hier in Deutschland nicht zwanghaft versucht wird die Menschen in Arbeit zu vermitteln die es eigentlich garnicht gibt... denn wenn wir die ganzen Umschüler und Euro Jobber + dazu den Niedriglohnsektor in die Statistik mit aufnehmen müssen wir feststellen das viel zu wenig Bedarf an Arbeitskraft für viel zu viele Menschen besteht. Dahingehend brauchen wir aber ein Umdenken in Deutschland, denn für viele bedeutet Arbeitslosigkeit=Wertlos bzw. es wird von vielen die Arbeit haben noch so angesehen. Wohlstand ist ganz klar vorhanden, oder denkt ihr wirklich das es euch schlechter geht als sagen wir mal vor 30 Jahren wo noch die meisten von uns in Arbeit waren ? Heute haben wir mehr Autos/Computer/TV/Handy/DSL ect..... viele Arten der Freizeitgestaltung sind heute möglich, was früher entweder nicht finanzierbar war oder schlichtweg nicht erfunden. Aber das begreifen viele nicht... die meisten schauen in die Vergangenheit und reden sich ein "wie schön es doch damals alles war", zählen aber nicht auf was sie heute haben aber früher niemals leisten konnten.


    Ich schweife ein bischen ab...


    sushi-master: Wenn du dir schon die Überlegungen machst würde ich tauschen. Ist aber keine Entscheidung von heute auf morgen ;)

  • In Deutschland ist es aber nunmal so, dass man sich über die Arbeit definiert. Alleine anhand der Tatsache, dass man wenn man sich vorstellt, wie selbstverständlich seinen Beruf nennt, sollte es jedem klar werden. Wie sollte man da eine Änderung herbeiführen?


    Ein kleines Beispiel:


    Ein Bekannter war für einen hochspezialisierten Softwarekonzern in der ganzen Welt unterwegs, hatte kaum einen Tag mit weniger als 12 Stunden Arbeit, also das komplette Programm eines Workaholics. Er hatte keine Familie, aber dafür eine Freundin, die eben genau so unterwegs war. Wenn auch örtlich gebunden, jeodch von der Arbeitsauslastung ähnlich stark eingespannt. Auch wenn das Geld gestimmt hat, kam irgendwann auch diese Überlegung bei ihm downzushiften (gibt es das Wort ünberhaupt? :confused: ).


    Gesagt getan, mit dem Geld was er über die Jahre nicht ausgeben konnte, hat er sich selbstständig gemacht und hat jetzt ein Veranstaltungszentrum mit anspruchsvollem und welchselndem Programm für unterschiedliche Zielgruppen.


    Klingt einfach nur cool, wenn man das liest, aber, frei nach dem zweiten Axiom von Watzlawick, war da ja auch noch seine Beziehung. War es vorher die Arbeit die die Beziehung zusammengehalten hat, und die rare gemeinsame Zeit die Besonderheit der Beziehung unterstrichen hat, so war auf einmal das "Sorgenkind" Stress nicht mehr der Mittelpunkt der Beziehung, sondern die Beziehung ansich. Das konnte nicht gut gehen. Inzwischen leben die beiden getrennt voneinander und reden nicht einmal mehr miteinander, was wirklich schade ist.


    Was ich damit verdeutlichen will:
    Was genau planst du in deiner Freizeit zu ändern? Was gibt dir die Garantie, dass du dann glücklicher bist? Bist du im Moment nicht glücklich?


    Mein Vorschlag: Versuchs doch erstmal mit einem Sabbatical, z.B. in der Form, dass du für ein Jahr dreiveirtel deines Gehalts bekommst und dafür drei Monate aussetzt, sofern dein Arbeitgeber das zulässt..

    Cuando la vida te traiga limones, pide tequila y sal o aprende a hacer limonada.


    Aber große Hunde können auch gefährlich sein. Man muss immer eine zweite Person da haben, die einen Vorderfuß hochhebt von dem Hund, dann kann er nicht nach hinten austreten. by Udo Lindenberg feat. Helge Schneider: Chubby Checker

  • Ganz passend dazu ist der Film "Ein gutes Jahr", der grad im Kino läuft.
    Zitat daraus: "Was ist passiert als dein Boss zum ersten Mal seit 15 Jahren Urlaub genommen hat: Du hast ihm den Job weggenommen!"

    "Linienflüge sind was für Loser und Terroristen!"
    H.S.

  • Ich kenne einige, die diesen Schritt gewagt haben. Viele verstehen es einfach nicht, wieso man freiwillig eine Teilzeitstelle annimmt um sich anderen Dingen zu widmen. Die Frage ist aber, was einen wirklich glücklich macht. Mir macht meine Arbeit Spass, aber sie macht mich nicht dauerhaft glücklich, sie dient nur dem Mittel zum Zweck. Das Leben ist einfach zu kurz um es lediglich für Arbeit zu verschwenden.


    Auf Arté lief neulich eine Reportage von einem Sotherbys-Auktionator, der vor London auf einem Baum lebt und morgens zur Arbeit fährt, sich duscht, den Anzug anzieht, verkauft und Abends wieder auf seinen Baum klettert und dort lebt. Beeindruckend!

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    Mir macht meine Arbeit Spass, aber sie macht mich nicht dauerhaft glücklich, sie dient nur dem Mittel zum Zweck. Das Leben ist einfach zu kurz um es lediglich für Arbeit zu verschwenden.


    Die tiefer gehende Frage ist doch, was den Menschen wirklich glücklich macht. Durch die Adaptionsfähigkeit passt man sich an alles (!) an, negatives wie positives. Also sowohl an monetär erworbene Dinge (was jeder TTler anhand von Handys nachvollziehen können dürfte ;)) als auch an die Lebensumstände an sich. Das heißt, dass der Wunschtraum viel Freizeit vielleicht bald keiner mehr ist.


    Was einen Menschen wirklich glücklich macht, ist bspw. der Flow, den man beim Arbeiten (kann ja jede Art von Arbeit sein, auch freiwillige bzw. Hobby) verspürt. Die Leute, die den bei der Arbeit regelmäßig verspüren, dürften über eine Aufgabe derselben nicht mal nachdenken. Diejenigen, die Arbeit gegen Freizeit tauschen, sollten diese dann auch möglichst effektiv füllen - den ganzen Tag auf der Couch rumgammeln macht nicht auf längere Sicht glücklich, da müssen dann andere Aktivitäten her.

    Walking on water and developing software from a specification are easy if both are frozen.
    – Edward V Berard

  • Zitat


    Die tiefer gehende Frage ist doch, was den Menschen wirklich glücklich macht


    In der "Psychologie Heute" gab es dazu mal einen Artikel. Erinnere mich nur noch sehr schwach, müsste zuhause nochmal nachschauen.


    U.a. wurde dort genannt, dass sinnerfüllende Arbeit eine Säule des Glücks darstellt. Imho gab es noch zwei weitere.
    Vielleicht kann DUSA da aushelfen ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    In der "Psychologie Heute" gab es dazu mal einen Artikel. Erinnere mich nur noch sehr schwach, müsste zuhause nochmal nachschauen.


    U. a. gab es auch im letzten SZ-Wissen einen größeren Artikel zur Zufriedenheitspsychologie. Sitze dieses Semsster in einem Seminar zur Zufriedenheitspsychologie, der Thread hier zählt als praktische Anwendung.;)


    Ein relativer großer Teil des subjektiven Wohlbefindens (SWB, lang für "Glück") ist genetisch veranlagt (~50%). Jeder Mensch hat seinen Setpoint, also einen Glücklichkeitszustand, zu dem er auf lang oder kurz immer wieder zurückkehrt. Lediglich extrem einschneidende Erfahrungen wie bspw. Verlust eines Gliedmaßes führen dazu, dass dieser Punkt nicht mehr erreicht wird - bis das Ende einer Partnerschaft (Ehe) verschmerzt wird dauert es allerdings auch eine Weile.
    Der Rest des SWB wird durch die Lebensumstände (10%) und Bewusstes Verhalten (40%) beeinflusst. Da man demographische Faktoren, also bspw. das Land in dem man lebt, aber auch die persönlichen Lebensfaktoren (Geld, Heirat, Job, ...) zu den Lebensumständen zählt, wird einem klar, wie wenig das dann tatsächlich zum Lebensglück beiträgt.


    Bitte korrigieren und ergänzen. :)

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    – Edward V Berard

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