"Downshifting" - Was haltet ihr davon?

  • Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    Häufig ist es eben nicht nur die "Zeit" die einem fehlt, sondern die Art und Weise wie die vorhandenen Möglichkeiten genutzt werden. Wer mit einer 40 Std. Woche und seinem Privatleben parallel heute schon nicht klarkommt, dem ist nicht zwangsläufig damit geholfen ihm einfach 10 Std. mehr zur freien Verfügung zu geben, die lassen sich auch genauso schnell vertrödeln und nach 1-2 Jahren ist man an demselben Punkt und meint man hätte zu wenig Zeit für alles mögliche.


    Das ist halt -wie überall im Leben- eine Typfrage. Ich kenne auch genug Leute, die in ihrer Arbeit voll aufgehen und a) nebenbei keine Freizeit haben und es ihnen auch nichts ausmacht oder b) nebenbei ein sehr ausgefülltes Freizeitleben haben und auch damit glücklich sind. Jeder Jeck ist halt anders. Wer sein Leben in Nutzen pro Stunde einteilt, wird sicherlich mit einem optimiertem Zeitmanagement besser klarkommen, als jemand, der einfach nur noch abschalten will. Für mich wäre es zumindest die psychologische Komponente, die mich reizt - zu wissen, dass ein großer Teil meines Lebens Freizeit ist und ich halt zwischendurch (!) arbeiten gehe, um mein Leben zu finanzieren! Der eine oder andere mag zwar meinen, dass man das auch ändern kann, indem man seine Einstellung ändert - ich kann es jedenfalls nicht!

    In Search of Sunrise

  • Zu einem gewissen Teil kann ich dieses "Downshiftung" verstehen, nur übertrieben werden sollte es eben nicht.


    Maximal würde ich da auf eine 35 Stunde Wochen gehen, um..


    1) die Kollegen nicht zu vergraulen. Ist doch frustrierend wenn ein Kollege jeden Tag mittags um zwei abhaut. Hilft dem Betriebsklima und der Produktivität nicht weiter. Ich denke sowas wird man früher oder später zu spühren bekommen und dann ist einem auch nicht geholfen.


    2) nicht zu "versüffen", ich behaupte mal, mehr Freizeit braucht man einfach nicht.


    3) eine gesunde Balance zwischen wohlhabend sein und Freizeit haben zu schaffen. Bis zu einem gewissen Grad gehört die finanzielle Unbesorgtheit zu einem guten Leben dazu.

  • "In unserer Jugend schuften wir wie Sklaven, um etwas zu erreichen, wovon wir im Alter sorgenlos leben könnten; und wenn wir alt sind, sehen wir, dass es zu spät ist, so zu leben."
    Alexander Pope



    Vielerorts ist inzwischen von "Work-Life-Balance" zu lesen und so manche Firma bietet ihren Mitarbeitern dazu Seminare an. Das Wort ist schon der größte Quatsch - suggeriert es doch ganz explizit, dass es auf der einen Seite Work, also Arbeit gibt, auf der anderen Seite Life, also Leben.
    Andererseits... wenn ich in viele Firmen im Kapitalismus 2009 reingucke, sind die dortigen Arbeitsverhältnisse in der Tat das Gegenteil von Leben :rolleyes: Passend dazu findet Gallup alle paar Jahre neu heraus, dass ca. 2/3 aller Beschäftigten irgendwo zwischen demotiviert und aktiv demotiviert sind. Für wen die Arbeit nichts mehr mit dem Leben zu tun hat, auch weil die Strukturen vom obersten Management absurd gestaltet werden, der wartet eben 5 Tage die Woche, auf dass sein Leben nach Feierabend und am Wochenende endlich stattfindet...



    Dann kann ich einerseits zwar die Schwierigkeiten mit Teilzeitkräften verstehen - es ist mehr Koordination nötig und als Ansprechpartner stehen sie nicht zu "normalen" Arbeitszeiten zur Verfügung. Nur wenn ich hier dann das Beispiel lese, dass keine "Vertretung" da ist, ist es ja wohl eher so, dass da eine halbe Stelle eingespart wird, oder wo ist die andere Halbzeitkraft, die in enger Absprache die anderen 50% auffüllt?
    Und wenn Teilzeitkräfte in der Firma zu schlechtem Betriebsklima führen, wäre eh über ein Stellenwechsel zu einem attraktiveren Arbeitgeber nachzudenken. Die Firmen, wo die Leistungsbeurteilung nach den Stunden auf der Stechuhr gehen werden zwar nicht aussterben, aber im "war for talents" in den nächsten Jahren eben nicht mehr die besten Mitarbeiter abbekommen, sondern nur noch die, die sich diesen Quatsch gefallen lassen.



    Überhaupt werden sich viele Firmen in Zukunft einiges einfallen lassen dürfen, wie sie für Arbeitnehmer attraktiv werden. Insbesondere, wenn die geburtsstarken Jahre in die Rente gehen und der Nachwuchs nicht mehr in Massen nachkommt. Schon heute gibt es ja die ersten Engpässe. Entsprechend werden sie sich auch von alten Vorstellungen verabschieden dürfen, zumal die jüngeren Leute andere Wertvorstellungen mitbringen, die jeden Personalchef "der alten Schule" zur Weisglut treiben :p Da wird eine andere Organisation von Arbeit nötig sein, wo auch Männer in der Kinderpause verschwinden oder allgemein viele erstmal einsteigen, dann reduzieren, dann wieder Stunden aufstocken, ggf. nochmal reduzieren oder mal 6-12 Monate komplett aussteigen und wieder aufstocken bzw. einsteigen. Die alten Karrierepfade haben damit entsprechend auch ausgedient.


    Die ersten Firmen haben das auch schon kapiert und sind gerade dabei, ihren Laden umzustellen, weil sie verstanden haben, dass sie nur so die qualifizierten Leute bekommen, die sie haben wollen. Leider sind es noch zu wenige, denn in Deutschland wird auch in Vorstandsetagen noch zu viel so gedacht wie hier von wenigen im Thread zu lesen. Auf lange Sicht werden sie die Mitarbeiter bekommen, die sie verdienen. Zumal heute von der 40-Stundenwoche eh ein großer Prozentsatz in sinnfreien Meetings oder aufwändigen Reportings (um zu beweisen, wer "Schuld" ist, dass was nicht "on time" fertig wurde) draufgeht, die Null Komma Null zur Produktivität beitragen. Die Firmen die es schaffen, zumindest ein wenig lösungsorientierter zu denken und zu arbeiten statt wie in Deutschland vielerorts üblich problemorientiert, können ihre Mitarbeiter auch paar Stunden früher nach Hause schicken.





    Glücklich, wer mit den Verhältnissen zu brechen versteht, ehe sie ihn gebrochen haben.
    Franz Liszt


  • Aha, selten so einen Müll gelesen!


    Bitte nicht von dir auf andere schließen!

    Ich habe dem Teufel meine Seele verkauft und jetzt sind wir beide ein wenig aufgeregt...!

  • Ich glaub das mit Downshifting ist ein Dilemma


    Wer einen normalen Job hat und bei 38h so 1200 Euro verdient, koennte meist von der Firma aus schon downshiften, aber bei so 25h Teilzeit wuerden dan noch so vielleicht 800 Euro bleiben, und davon koennte man dan nur noch ein armseeliges Leben fueheren bei dem man jeden Cent umdrehen muss - das ist dan auch nichts.


    Wer einen Job hat bei dem er in Vollzeit so 2500 Euro oder mehr verdient, der haette theoretisch schon wegen weniger Steuern noch mindestens 1800 Euro und koennte davon immer noch sorglos leben. Aber das sind dan meist Jobs bei denen die Arbeitgeber Vollzeit und Ueberstunden voraussetzen und auch nicht bereit sind die Jobs in zwei Teilzeitstellen zu teilen.


    Eigentlich kan man fast nie ein wirklich schoenes leben fuehren


    in Studium oder Ausbildung und die ersten Jahre danach ist das Geld knapp


    hat man dann kleine Kinder hat man nicht mehr viel eigene Freizeit


    ist man am Hoehepunkt der Karriere und muss ständig Überstunden hat man auch nicht viel Freizeit


    ist man gerade aus dem Ruhestand gekommen muessen viele dann erst Haus renovieren, auf Enkel aufpassen und haben auch nicht viel Freizeit


    ist man dan 70 hat man zwar Geld und Freizeit, aber oft kan man dann froh sein wenn man von der Gesundheit her noch im Alltag zurecht kommt

  • Ciao,


    Zitat

    Original geschrieben von Anja Terchova
    Wer einen Job hat bei dem er in Vollzeit so 2500 Euro oder mehr verdient, .... Aber das sind dan meist Jobs bei denen die Arbeitgeber Vollzeit und Ueberstunden voraussetzen


    generell hast du natürlich völlig recht mit deiner Aussage (auch mit dem nicht zitierten). Aber es gibt auch Halbtagsstellen bei dem das obige nicht zutrifft (klar du hast gesagt "meist", wollte nur noch mal die Ausnahme bestätigen).


    Ähnlich wie DUSA es gesagt hat, liegt das auch mit an den Firmen selbst, wenn Halbtagsstellen einen Vollzeitstelle ausfüllen sollen, und deshalb keine Vertetung da ist. Wenn man sieht wieviele leitende Angestellte, Teamleiter, Firmeninhaber, ... auch nur "halbtags" da sind (was die Zeiten angeht), und die Firmen laufen auch ;-)


    Ciao Vito

    Der Mann mit den Hochzeiten


  • werde keine gebärmutter,
    dann haste keine kinder und enkel die geld und zeit kosten !

  • Zitat

    Original geschrieben von ThaFUBU

    werde keine gebärmutter,
    dann haste keine kinder und enkel die geld und zeit kosten !

    Eine kleine Bitte: wenn Du merkst, dass Dich ein Thema intellektuell hoffnungslos überfordert, dann poste dort kein undifferenziertes Zeug, das selbst an einem Stammtisch nach fünf Bier noch platt erscheinen würde.
    Mir ist zwar klar, dass Du das a) noch nie gemerkt und b) noch nie beherzigt hast, aber die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt. :rolleyes:

    Sic gorgiamus allos subjectatos nunc.

  • vorweg, ich hab hier nicht alles gelesen, aber werde ich bei gelegenheit nachholen...


    bin azubi im oeffentl. dienst und werde schief angeguckt, wenn ich sage, ich wuerde nach der ausbildung am liebsten nur 80% arbeiten. vom geld her reicht das fuer mich alleine in ner mietwohnung. ich mag es einfach nicht 8 stunden zu arbeiten, nach hause zu kommen und mich zu aergern, wie spaet es schon wieder ist. so habe ich nicht viel vom leben.


    bei 6 stunden arbeit komm ich nach hause, kann schoen kaffee trinken (sonst klappt es nicht, weil ich ja ein paar std spaeter einschlafen will aber da das koffein noch wirkt), kann interessante dinge lesen, und und und...


    also auch ohne familie habe ich das beduerfnis weniger zu arbeiten.


    aber weil eine 80%-stelle aufstiegschancen vermutlich entgegenstehen, wird es wohl erstmal eine 100%-stelle. dennoch ist das alltagsleben dann gar nicht richtig lebenswert.
    bei vielen scheint die arbeit der lebensinhalt zu sein. wenn ich im zug ungewollt gespraeche mithoere, die sich staendig nur um die arbeit drehen :rolleyes:

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