Ein Leben ohne abgeschlossene Berufsausbildung?


  • Na dann erstmal Glückwunsch, dass du deine Prüfung doch noch gemacht hast, hoffentlich nicht mit ganz schlechtem Ergebnis.


    Du dürftest auf dem Arbeitsmarkt für festangestellte Mitarbeiter momentan mangels Berufserfahrung keine Chance haben, daher empfehle ich dir dringend, erstmal über Zeitarbeit einen Fuß in die Tür zu bekommen. Klar, kann man schlechte Erfahrungen machen und gut bezahlt ist es auch nicht, aber alles ist besser als ALGII, sowohl für Deine berufliche Zukunft als auch für Dich als Person.


    Allerdings ob Zeitarbeit oder sonstige Tätigkeit, ich hoffe, die Zeit der Arbeitslosigkeit hilft dir, deine generelle Einstellung zu überdenken. Ich würde behaupten, das Glück seinen Traumjob auszuüben, ist heute bei jungen Menschen nicht mehr so verbreitet. Du hast eine solide Ausbildung, mit der du im kaufmännischen Bereich dich weiterentwickeln kannst und irgendwann auf ein einigermaßen ordentliches Gehalt kommen kannst. Sich dann auch noch mal in eine andere Richtung weiterzuentwickeln, bleibt dir natürlich offen, aber in den nächsten Jahren muss für dich Priorität sein, einfach zu arbeiten und Geld zu verdienen, egal ob es dir Spaß macht oder nicht.


    Aber mal am Rande: Wo wohnst du? Was sind das für Methoden? Hast du das rechtlich mal überprüft bzw. überprüfen lassen? Wirst du für diesen Aufräumdienst arbeitsgerecht bezahlt? Wäre mir neu, dass jemand, der noch nicht mal eine Leistung bezieht, verpflichtet wäre, umsonst eine Arbeit zu verrichten :eek:

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Du dürftest auf dem Arbeitsmarkt für festangestellte Mitarbeiter momentan mangels Berufserfahrung keine Chance haben, daher empfehle ich dir dringend, erstmal über Zeitarbeit einen Fuß in die Tür zu bekommen. Klar, kann man schlechte Erfahrungen machen und gut bezahlt ist es auch nicht, aber alles ist besser als ALGII, sowohl für Deine berufliche Zukunft als auch für Dich als Person.


    Wobei in vielen Unternehmen man als jemand der direkt die Ausbildung abgeschlossen hat besser angesehen ist als jemand der von Zeitarbeitsfirmen kommt.


    Aber das allerwichtigste ist jetzt erstmal das du die Prüfung gemacht hast und bestanden hast.


    Ansonsten musst du eigentlich Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben, den Voraussetzung dafür ist das du mindestens 24 Monate erwerbstätig bist und Beiträge in die Arbeitslosenversicherung abgeführt worden sind.


    Aber da jede Ausbildung mindestens 24 Monate dauert, und bei Ausbildungsverhältnissen auch Beiträge für die Arbeitslosenversicherung abgeführt werden, musst du eigentlich Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben.


    Informiere dich da nochmal, ich kann mir nicht vorstellen das du keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben könntest.


    Das einzige was ich mir vorstellen könnte, ist da du als Arbeitslosengeld I nur 42% - 46,2% des Tariflohns bekommen würdest (60% - 66% von 70% des Tariflohns) zusätzliche Ansprüche nach SGB II hast.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn


    Ansonsten musst du eigentlich Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben, den Voraussetzung dafür ist das du mindestens 24 Monate erwerbstätig bist und Beiträge in die Arbeitslosenversicherung abgeführt worden sind.


    Aber da jede Ausbildung mindestens 24 Monate dauert, und bei Ausbildungsverhältnissen auch Beiträge für die Arbeitslosenversicherung abgeführt werden, musst du eigentlich Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben.


    Sorry aber das ist Quatsch.


    Anspruchsvoraussetzungen


    Vielfach wird angenommen, dass schon dann ein Anspruch auf Arbeitslosengeld besteht, wenn für 360 Kalendertage Beiträge zur Bundesagentur für Arbeit entrichtet wurden - dies ist nicht der Fall.
    Um Arbeitslosengeld beziehen zu können, müssen folgende Voraussetzungen gemeinsam erfüllt sein:


    1. Sie müssen arbeitslos sein.
    2. Sie müssen die Anwartschaftszeit erfüllt haben.
    3. Sie müssen sich persönlich arbeitslos gemeldet haben.


    Anwartschaftszeit


    Die Anwartschaftszeit haben Sie erfüllt, wenn Sie in den letzten zwei Jahren vor der Arbeitslosmeldung und der eingetretenen Arbeitslosigkeit, der so genannten Rahmenfrist, mindestens zwölf Monate (das sind 360 Kalendertage, weil der Monat zu 30 Tagen gerechnet wird) in einem Versicherungspflichtverhältnis (z.B. Beschäftigung, ggf. Krankengeldbezug u.a.) gestanden haben.


    Nachzulesen hier:
    http://www.arbeitsagentur.de/n…zungen-Nav.html__nnn=true


    Eine Ausbildung sollte aber eigentlich ausreichen um die Anforderungen zu erfüllen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Das einzige was ich mir vorstellen könnte, ist da du als Arbeitslosengeld I nur 42% - 46,2% des Tariflohns bekommen würdest (60% - 66% von 70% des Tariflohns) zusätzliche Ansprüche nach SGB II hast.


    Wieso würde er denn nur 42%-46,2% des Tariflohnes bekommen?


    Die Anwartschaftszeit müßte er locker erfüllt haben, da seine Ausbildung ja sogar verlängert wurde, wie er im Eröffnungs-Thread schreibt.

    Ich habe dem Teufel meine Seele verkauft und jetzt sind wir beide ein wenig aufgeregt...!

  • Normalerweise gibt es 60% bzw. 66% des vorherigen Gehalts bzw. bei Selbstständigen die freiwillige arbeitslosenversichert sind 60% bzw. 66% nach GuV Rechnung.


    Da Auszubildende aber das nicht haben ist die Bemessungsgrundlage 70% des Tariflohns im jeweiligen Ausbildungsberuf. Das gibt dann 42% bzw. 46,2% des Tariflohns.


    Zu den Voraussetzungen:
    1. arbeitslos ist er ja
    2. Anwartschaft hat er durch die Ausbildung auch erfüllt
    3. sich persönlich arbeitslos zu melden sollte nicht das Problem sein


    Nachtrag: Stimmt, man hat bereits nach 12 Monaten Anspruch auf 6 Monate Arbeitslosengeld I, nach 24 Monaten hat man Anspruch auf die vollen 12 Monate Arbeitslosengeld I.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Wobei in vielen Unternehmen man als jemand der direkt die Ausbildung abgeschlossen hat besser angesehen ist als jemand der von Zeitarbeitsfirmen kommt.


    Beruht diese Annahme auf fundiertes Wissen oder ist das nur mal wieder ein "Martyn"? Ich kann diese Aussage nämlich überhaupt nicht nachvollziehen. Als ausgelernter Azubi hast du null Berufserfahrung, denn in der Ausbildung arbeitet mal in der Regel zwar ab einem gewissen Zeitpunkt selbstständig, aber nicht selbstverantwortlich. Ohne 2-3 Jahre Erfahrung in deinem Beruf hast du auf dem Arbeitsmarkt heutzutage kaum eine Chance. Deswegen dann lieber die erste Erfahrung über Zeitarbeit sammeln und oft ergibt sich dann sogar bei einem Ausleiher die Möglichkeit übernommen zu werden.


    Selbst Studenten, die fachlich besser ausgebildet sind und oft auch Erfahrungen als Werkstudenten, Praktika etc. gemacht haben, haben es heutzutage direkt nach dem Studium in vielen Berufen schwer unterzukommen.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Und deswegen sollte man auf dem TE auch nicht gleich rumhacken. Ich finde es erstmal klasse daß er die Ausbildung durchgezogen und auch bestanden hat. Es wäre doch viel schlechter wenn er jetzt arbeitslos und ohne Ausbildung wäre.


    Das zeigt aber auch ein Dilemma, das es hierzulande wirklich gibt: nämlich daß seine Fähigkeiten de facto kaum unterschiedlich gewesen wären mit Abschlußprüfung oder ohne. Hätte er die Prüfung nicht bestanden könnte er rein faktisch genauso viel oder wenig wie jetzt auch. Aber die Tatsache daß er die Prüfung noch gemacht hat setzt ihn auf dem deutschen Arbeitsmarkt gleich in viel besseres Licht. Aber ohne daß das nun einen tatsächliche Entsprechung in seinem Wissen hätte.


    Ich hörte letztens daß Wissenschaftler, die das Thema erforschen, mal fiktive Bewerbungen mit Ideal-Lebensläufen verschickt hatten und als Ergebnis kam heraus daß von 100 Bewerbungen gerade mal 4 erfolgreich gewesen wären - und das mit einem idealisierten Bewerbungsschreiben!


    Ich verstehe sehr gut daß der TE unentspannt ist und dfas auch nicht zu unrecht. Der möchte nichts weiter als in einem Bereich, der ihn persönlich interessiert und halbwegs anspricht tätig sein. Ist das zuviel verlangt?
    Ich finde: ganz klar nein! Es ist sein gutes Recht zu finden daß man es hierzulande nicht einfach hat, weil es ja auch stimmt.


    Eine Freundin, die vor ein paar Monaten ihr Studium als Wirtschaftsinformatikerin abgeschlossen hat ist auf dem Markt sehr begehrt und bekommt natürlich ihren Wunschjob ganz schnell, aber wenn man nicht zufällig Interessen und eine Ausbildung in der "richtigen" Branche hat ist es sehr schwer - bis hin zu unmöglich - in diesem Land glücklich zu werden.


    Es ist Realität daß ein enorm großer Anteil der Bevölkerung arbeitslos ist und ein noch größerer Anteil zwar einen Job hat, aber nur gerade so leben kann (sowohl finanziell gesehen wie auch von Arbeitsklima her). Wieviel % der Bevölkerung können denn sagen daß sie gut verdienen, keine Sorgen um Geld und Zukunft haben, und das auch noch in einem Job, den sie fast wie ein Hobby betrachten?
    Sowas gibt es, aber das dürfte trotzdem ganz selten sein.


    Ich verstehe sehr gut daß es nicht gerade toll ist wenn man zum Straßenkehren abkommandiert wird anstatt eine positive Zukunft aufbauen zu können. Der TE hat sicher zu Recht das Gefühl daß gerade alles Scheiße ist und keine besonders tollen Aussichten für die Zukunft zu haben.


    Wärt ihr nicht allesamt genauso enttäuscht wenn ihr an seiner Stelle wärt? Es redet sich immer leicht wenn man erstmal weiter oben ist und halbwegs klar kommt...

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus


    Ich verstehe sehr gut daß es nicht gerade toll ist wenn man zum Straßenkehren abkommandiert wird anstatt eine positive Zukunft aufbauen zu können. Der TE hat sicher zu Recht das Gefühl daß gerade alles Scheiße ist und keine besonders tollen Aussichten für die Zukunft zu haben.


    Wärt ihr nicht allesamt genauso enttäuscht wenn ihr an seiner Stelle wärt? Es redet sich immer leicht wenn man erstmal weiter oben ist und halbwegs klar kommt...


    Das mag ja alles schön und gut sein, hat aber mit der hier vorliegenden Situation nur bedingt was zu tun.


    Der TE hat es sich schlicht und ergreifend selbst versaut. Allein die Bereitschaft seines AG`s mit ihm während der Ausbildung mehrere Gespräche zu führen zeigt ja wohl, dass er mit etwas Anstregung durchaus auch bei nicht so tollen Noten in der Abschlussprüfung zumindest erstmal ne Chance gehabt hätte nen Anschlussjob bzw. ne Übernahme zu bekommen.


    Das das dann nun nicht sein Traumjob gewesen wäre steht dabei auf einem völlig anderen Blatt, wie Du selber ja auch schreibst ist es nun mal so das es genügend Leute gibt die einen Job machen der ihnen nicht 100% gefällt, allein irgendwo muss die Kohle herkommen.


    Ebenso hätte der TE im ersten Ausbildungsjahr die Situation erkennen können (wenn nicht sogar müssen), hätte die Ausbildung schmeißen und etwas anfangen können was ihm liegt. Hat er aber nicht, sondern hat alles erstmal schleifen lassen. Allein die Tatsache dass er erst (oder mit) massiven Anschubsern hier im Forum auf die Idee gekommen ist seine Ausbildung abzuschließen spricht da ja ebenso für sich. Ich meine man sitzt da 3 Jahre rum, und ohne das jetzt abwertend zu meinen, aber um eine Ausbildung zum Bürokaufmann erfolgreich abzuschließen muss man nun wirklich kein Genie sein, dann sagt man aber auf der Zielgraden: "Och nö das ist mir alles zu doof, ich lasse es lieber gleich sein.."???


    Sich dann aber im Gegenzug darüber zu wundern, dass die AG nicht nur auf einen wie ihn gewartet haben und ohne auch die eigene momentane Situation in Abhängigkeit zum eigenen Verhalten zu sehen pauschal über das ach so beschissene Deutschland schimpfen? Also bei allem Verständnis für den eigenen Frust, dass kann man so einfach nicht stehen lassen. Sicher ist die Arbeitsmarktsituation in DE aktuell nicht die Beste, in diesem konkreten Fall kann aber weder DE, noch die Politiker oder die ARGE was dafür. Und wenn man sich schon selbst ins Knie schießt sollte man dann doch wenigstens draus lernen und nicht die Schuld einfach anderen zuschieben.


    CH

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